findet man die ſyſtematiſche Ordnung in den Speiſe⸗ und Wohnräumichkeiten. Und erblickt man erſt die Kinder der Anſtalt ſelbſt, wie fröhlich und ſorg⸗ los die Kleinen ſich auf dem Spielplatze tummeln, wie wohlgenährt und vor Geſundheit trotzend die⸗ ſelben ſich befinden, ſo werden auch dem weniger idealiſirten Kinderfreund Sympathien für eine ſolche wohlthätige Anſtalt wachgerufen. Wirklich, in dieſer Anſtalt hat der Kreis Mannheim ein Werk der Humanität in des Wortes edelſter Bedeutung ge⸗ ſchaffen. Mit den beſten Eindrücken und nachdem die Beſucher der Vorſteherin Fräulein Klein für alles Wahrgenommene das gerechteſte Lob ausge⸗ ſprochen, verließen dieſelben wieder die Anſtalt. Möge Niemand verſäumen, wer Intereſſe am ſocialen Wohl und Weh nimmt, bei einem etwaigen Beſuche in Ladenburg dieſe Anſtalt in Augenſchein zu nehmen. — Karlsruhe, 7. Aug. Der proteſtan⸗ tiſche Pfarrer Rettig hat ſich in ſeiner Wohnung erſchoſſen. — Stuttgart, 8. Aug. Beleidigungen durch Correſpondenzkarten werden als öffentliche an⸗ geſehen, nachdem bekanntlich ſchon Mahnungen durch ſolche Karten als Beleidigungen aufgefaßt werden. Ein ſolcher Fall wurde vor der Strafkammer ver⸗ handelt. Der Studirende M. R., der in Tübingen von der Schule gewieſen worden war, weil er ſich zu viele Carcerſtrafen zugezogen hatte, ſchrieb an Profeſſor Treiber daſelbſt eine Correſpondenzkarte mit beleidigenden Worten. Das Schöffengericht hier hatte ihn zu 4 Tage Gefängniß verurtheilt. Das Landgericht erkannt auf die Berufung des Staatsanwalts und Angeklagten gegen letzteren auf 14 Tage Gefängniß. — Ans Hemau, 2. Aug, wird ein ſcheuß⸗ liches Verbrechen, ein Doppelmord, gemeldet: Der 62 Jahre alte Maler Zankl von Hemau ſaß am 30. Juli, Abends, im Wirthshauſe zum Langen⸗ kreuth mit den Dienſtknechten Wein von Deuerling und Geuth von Endorf beim Kartenſpiel. Nach kurzer Zeit geriethen ſie in Streit, Zankl zog ſofort das Meſſer, verwundtte beide Dienſtknechte. verließ das Wirthszimmer um den Heimweg anzu⸗ treten, Zankl eilte ihm nach, erreichte ihn an der Hausthür und ſtach ihm das Meſſer durch's Herz, daß er zu Tode getroffen niederfank. Hierauf ging Zankl ins Wirthshaus zurück und bedrohte den noch am Tiſche ſitzenden Wein mit dem Meſſer; derſelbe ſuchte ſich zwar zu vertheidigen, erhielt jedoch einen tödtlichen Stich in den Rücken. Er verließ das Geuth⸗ Gaſtzimmer, ſank aber in kurzer Entfernung von demſelben zuſammen und ſtarb auf der Straße. Eine Stunde nach der That wurde der Doppel⸗ mörder feſtgenommen. (D. R. P.) — Einen wirklich komiſchen Eindruck, ſchreibt der „Pforzh. Beob.“, machte es, als dieſer Tage mehrere Perſonen aus Birkenfeld im Traueranzuge und mit Kränzen verſehen einem jungen Manne in Büchenbronn die letzte Ehre erweiſen wollten. Sie waren nicht wenig erſtaunt, als ſie denſelben ganz munter vor ſeinem Hauſe antrafen, im Begriffe, die Kühe einzuſpannen, um auf das Feld zu fahren. Ohne ein Wort zu ſprechen, gingen die „theilneh— menden Verwandten“ ſchnelleren Schrittes ihrer Heimath wieder zu. Eine Namensverwechslung hatte zu dieſem Irrthume geführt. — Libau. Ueber die Ermordung des kur⸗ ländiſchen Majoratsherrn von Wirzen, Barons Nolde, weiß die „Poſt“ folgendes zu melden: Ba⸗ ron Nolde hatte ſeinen Schwager auf dem Gute Popenſee (wo ſich der frühere Curator des Dorpater Lehrbezirks, Baron Stackelberg, eben aufhält) be⸗ ſucht und paſſirte auf dem Rückwege nach Wirzen den Kruthen'ſchen Wald und zwar in Begleitung eines Förſters und des Kutſchers. Als ſie an einer Stelle des Waldes anlangten, wo der Weg zu beiden Seiten dicht mit Bäumen und hohem Geſtrüpp be⸗ wachſen iſt, wurden auf den Baron in nächſter Nähe zwei Schüſſe abgefeuert, von denen der eine Nolde in die Bruſt traf, während der andere durch den Schenkel in den Magen ging. Der tödtlich Getroffene wurde ſchleunigſt in die nahe gelegene Kruthen'ſche Förſterei gebracht und daſelbſt ſo gut wie möglich gebettet. Der Kutſcher aber machte ſich ſofort auf den Rückw'g nach Popenſee, um Baron Stackelberg von dem Vorgefallenen in Kenntniß zu ſetzen. Letzterer begab ſich ſelbſt gleich nach der Unglücksſtätte, nachdem er noch vorher einen Eil⸗ boten nach Libau entſandt hatte, um ärztliche Hilfe zu holen. Leider aber war es weder Baron Stackel⸗ berg, noch den bald darauf aus Libau anlangenden Hein und Groſſen vergönnt, den Schwerverwundeten noch am Leben anzutreffen. Am 11 Uhr Abends war Nolde bereits unter unſäglichen Schmerzen ver⸗ ſchieden. Die Ladung des einen Schuſſes beſtand aus grobem zerhacktem Blei, welches ihm direkt in den Unterleib gegangen iſt. — Ein entſetzenvolles Ende fand dieſer Tage eine etwa achtjährige überaus glückliche Ehe in Hamburg. Die 30jährige Frau eines Schneider⸗ meiſters, eines ordentlichen arbeitſamen und spar Mannes, hat in der Abweſenheit ihres Mam von dem ſie bei deſſen Weggange noch herz Hert Abſchied genommen, ihre beiden Kinder im (det st von 5 und 6 Jahren und ſich ſelbſt durch] on Tag hängen getödtet. In einem von ihr zurückgelaßz hatte, 0 Zettel fordert ſie auch ihren Mann auf, ſich ul zes Willen Gottes zu ergeben; ſie habe eine gute ſingerich vollbracht und den Wunſch der Kinder, mit ih uf jede ſterben, erfüllt. Die unglückliche Frau wor J einiger Zeit oft tiefſinnig geweſen, in letzter heſe An aber plotzlich wieder heiterer geworden und namen ſilen. am Tage der unglückſeligen That ſehr glücklich Fei heiter erſchienen und gegen ihren Mann ſehr zii Zunder geweſen. Der beklagenswerthe Gatte ſoll dem Wg es Tut ſinn nahe ſein. hrt — Chriſtiania, 7. Aug. Eine fig gabe W liche Feuersbrunſt äſcherte in der Nacht vom 3, lechen, . 3. Aug. Frederickvarn ein. Der Wei ſchtt zus abgebrannten Gebäude beträgt eine halbe Mi am Das Hauptgebäude des Marinewerfts, die Schmitt und das Jullgebäude ſind gerettet. r Gen — Ga ſte in. Unterm 5. d. wird mitgeihg „ren h. In der vergangenen Nacht 2 Uhr zeigte ſſch tchobt eine 10 Sekunden andauernde Lichterſcheinung, ſhwarz⸗ welche der ganze Ort tageshell beleuchtet wurde chen. — Man ſchreibt aus der badiſchen Gee Außer Wenn auch vor einiger Zeit von der Oe gmerku Erbſchaft große Summen Geldes in die hieſige Rig n Turn kamen, ſo iſt die Vertheilung dennoch nicht 9c fe ſchloſſen denn jene Auszahlung betraf nur dig , hein nannte Henneberg'ſche Linie, d. h. diejenigen 15 der ſonen, die mit der Mutter Ott's, eine gebe lite, ar Henneberg, verwandt ſind. Die eigentlichen d ag nan ſchen Erben haben noch nichts erhalten, und 99 ud noch der Verthe lung der übrigen Erbſchaft (/ Die Ganzen). An dieſen Theil der Erbſchaft merle Badenſer, Baiern und Württemberger Anſpruch, af ind — Sicherer Wanzen vertilget nitlih Hotelbeſitzer (zum abreiſenden Gaſt): „Waren whttim zufrieden, mein Herr? — Gaſt: Mit Tisch en Keller allerdings, Sie ſollten aber doch ſuchen, men Betten von den ſo läſtigen Inſekten zu beſteſe zu unt — Hotelbeſitzer: „Oh, ich hab ſchon alles mög 97 2 probirt, aber ohne Erfolg.“ Gaſt: „Da w K. 5 ich Ihnen ein ſehr ſicheres Mittel: Machen 1 jeder Wanze eine Rechnung wie mir, dann ko def zer ganz gewiß keine mehr wieder!“ ſerurg 5 Nedafkton, Druck und Verlag von Kark Molto, Mihre Ladenburg. men Hand und fragte nach Mamſell Sabine, der Wirth⸗ ſchafterin. „Die Mamſell ſitzt oben im großen Wohn⸗ zimmer!“ berichtete gleichmüthig der Cerberus und zog ſich in ſeine Höhle zurück. Es war ſchauerlich ſtill und öde in den ſonſt ſo behaglichen Räumen des alten Hauſes, jeder Schritt auf der maſſiwen Steiutreppe hallte dumpf und lange nach — auch die Küche, wo ſonſt um dieſe Stunde noch die Mägde rumorten, war finſter und leer. Geräuſchlos öffnete endlich der Ankömm⸗ ling die Thüre des Wohnzimmers: — da drinnen wars heimlich wie immer, warm und freundlich. Auf dem runden Tiſch mit der geblümten Decke brannte die Schirmlampe, und im Lehnſeſſel des ausherrn ſaß Mamſel Sabine, den unvermeidlichen langen Wollſtrumpf in der Hand, aber ſichtlich all⸗ zuſehr in die Lektüre eines alten Romans aus der Liebenſtädter Bibliothek vertieft, um an andere Thätigkeit zu denken. In dem anſehnlichen Glaſe vor ihr dampfte ein heißes Getränk, zu ihren Füßen ſchnurrte die Hauskatze — es war das entſprechendſte Bild winterlicher Behaglichkeit. Der Contraſt dieſes Bildes zu Holms Stimmung nd der Veranlaſſung, die ihn hierher geführt, war aber doch gar zu ſchlagend, un) völlig conſternirt, ſtand er ſchweigend ein paar Augenblicke auf der Schwelle. Da ſchaute die alte Dame plötzlich über die Brillengläſer zu ihm herüber — ein Luftzug von der offenen Thür her mochte ſie getroffen haben — ſie erhob ſich langſam in ihrer bollen, ſteifen Länge. „Herr Holm — der Herr Neffe — heute!!“ ſagte ſie tiefentſetzt und feierlich, während ihre Hand verſtohlen den langen Strickſtrumpf über das dampf⸗ ende Glas deckte. „Ja, heute!“ wiederholte der junge Mann, frappirt von dieſem „heute“, das ihm nun zum zweitenmale hier entgegenklang. „Früher hier zu ſein, war eben unmöglich; daß es leider zu ſpät, weiß ich bereits — durch Matthes!“ „Zu früh oder zu ſpüät — zum Schlagrühren iſt's jedenfalls!“ fiel die fatale Perſon mit ſo tro⸗ ckener Malice ihm ins Wort, daß er mehr zornig als verwundert entgegnete: „Ihren Thon, Mamſell Sabine, finde ich eben „heute“ ſo wenig paſſend, daß ich Sie um eine Erkläruug Ihres ſeltſamen Benehmens erſuchen muß. Mein Eintreffen hier erklärt ſich einfach durch dieſen Brief, von dem Sie ohne Zoeifel wiſſen!“ Er warf das das corpus delicti auf den Tiſch, ſie nahm es kopfſchüttelnd auf und las, erſt die Adreſſe, dann den Inhalt; das Kopf⸗ ſchütteln wurde immer ſtärker: „Den Brief haben Sie erhalten — und für baare Münze genommen?“ fragte ſie endlich, ſchwankend zwiſchen Lachen und Aerger. „Wie konnt' ich anders ?“ lautete die verblüffte Gegenfrage Holms, „die Unterſchriſt des Juſtitiars“ „Haben Sie denn wirklich aus dieſen Krakel⸗ füßen einen Namen herausgeleſen?“ ſpattete die Mamſell. „Sie haben ſich glänzend in den April ſchicken laſſen, wertheſter Herr Holm, und der Herr Senator —“ „Iſt alſo nicht todt — nicht krank?“ fiel ihr erleichterten Herzens der junge Kaufmann ins Wort. „Aber Matthes, der Norr, ſagte doch, der Onkel ſei dieſen Nachmittag — er brauchte ei abſcheulich gemeines Wort — abgefahren!ln 5 5 8 Nallehre „Na, ja, freilich 55 verſetzte die alte Daf Lzlere, während die Heiterkeit vollſtändig ihren Grimm Darinsſt ſiegte: „um drei Uhr mit der Poſt nach Welli vn big um in B. den Herrn Neffen zu überraſchen, Waichſt Caſinojubiläum mitzufeiern!“ wein d Das Casino — das Jubildum! Jetzt fi Lungerh dem Getauſchten wie Schuppen von den Augen, dle de wußte, daß der Vorſtand an alle früheren ung wir glieder, die irgend erreichbar, Einladungen geſah niht ich er wußte auch, daß Onkel Horſt, der früher in eangbe anſäſſig geweſen, zu den erſten Begründern degenthei geſelligen Vereinigung gehort hatte, und meh hie jede ſeiner älteſten Freunde noch jetzt zu den A u der B, nehmern zählten — auch Onkel Horſt's Naſe ſigte Liebenſtädter Poftwagen verlor ihren geſpenſſiſ liber; Nimbus und trat in die Grenzen Niger Wirklichen und natürlichen zurück. laren Was aber die tolle Myſtifikation betraf, J Ahundelt Opfer Holm geworden, ſo fand auch dieſe nd lezte Löfung in dem Augenblick, der ihm die Erinne 5 an den Caſinoball zurückrief: der leichtfüßige pedient war wohl eines ſo ſchlechten Streiches fahl deſſen Ausführung ihm überdies durch die Beka . J. ſchaft mit dem Liebenſtädter Collegen leicht genmm wurde, und das Motiv dafür — nun, das war 6 a dem neulichen Abendgeſpräch, der Ehampagnerweſ e mitt, in des Doktors Neckereien und Menzels unperke⸗ barer Eiferſucht, bezüglich der ſchönen Eva, unſch aufzufinden. Zum Glück war es noch Zest, nd eine die Freude zu verſalzen; der Brief war für g 7 eigentlichen Zweck um vierundzwanzig Stunden 0 früh in die Hände des Adreſſaten gelangt — freilſch würde das Eintreffen des Onkels ihn gan N. lich unwirkſam gemacht haben. 1 . 8 Gaze fe