8 105 meinden 8925 M. Beſondere Zuwendungen er⸗ hielten Neuſtadt und Zell im Wirſenthal. Auch der aus den Württembergern und Badenern beſte⸗ henden Jekaterinodar im noͤrdlichen Kaukaſien, welche den Mittelpunkt einer über 81 Städte, Dorfer und Gehöfte ausgebreiteten Diaſpora bildet, und welche bereits einen Bauplatz für eine Kirche beſitzt, wurde eine Unterſtützung zugeſagt. Bei der Wahl wurde der bisherige Vorſtand wiedergewählt. Als nächſter Feſtort iſt Müllheim beſtimmt worden. — Ueberlingen, 23. Juli. Soeben er⸗ eignete ſich hier eine ſcheußliche That, die viel Auf⸗ ſehen unter der Bevölkerung hervorruft. Ein junger Mann, Sohn des Wirthes St. in Rotzel, machte aus Rache über zurückgewieſene Heirathtsanträge einen Mordverſuch auf ein Mädchen, die Tochter eines Wirthes in Hänner. Das Mädchen war für einige Zeit, um ſeinen Anträgen in der Heimath auszuweichen, hier in Dienſt getreten und im Be⸗ griff, den andern Tag wieder nach Hauſe zurück⸗ zulehren. Der Mörder feuerte in Gegenwart an⸗ derer Perſonen aus einem kleinen ſechsläufigen Re⸗ volver vier Schüſſe aus unmittelbare Nähe (er hielt das Mädchen mit der einen Hand feſt) auf die Unglückliche ab, die am Kopfe und durch die zum Schutze vorgehaltene Hand verletzt wurde, doch glücklicherweiſe nicht lebensgefährlich. Nach poll⸗ brachter That entſprang der Burſche und ſtürzte ſich in die See, aus dem er als Leiche herausge⸗ zogen wurde. Sein Hut, eine goldene Uhr, Schmuck- käſichen mit goldenen Ketten ꝛc. und der noch mit zwei Schüſſen geladene Revolver wurden neben einer Bank gefänden, auf der ihn in der Nähe ſpielende Knaben kurze Zeit hatten ſitzen ſehen, ehe er un⸗ vermuthet und unbeachtet den Händen der irdiſchen Gerechtigkeit ſich entzog — Aus Mosbach wird der „N. B. Odztg.“ geſchrieben: Großes Aufſehen erregte die dieſer Tage erfolgte Verhaftung des prakt. Arztes Bl, wegen Vergehens gegen §8 176 des R.⸗St.⸗G.⸗B, began⸗ gen gegen eine junge verheirathete Frau, die den⸗ ſelben wegen ihres Töchterchens konſultiren wollte. — Vor einigen Tagen ſchnitt eine Wöchnerin in Weier bei Offenburg in einem Anfall von Milchfieber ſich und ihrem Kinde den Hals durch — Eiſe nach, 25. Juli Die auf dem deutſchen Turntag verſammelten Vertreter der deutſchen Turnerſchaft haben Dres den als Feſt⸗ ſtadt für das 6. deutſche Turnfeſt gewählt. Aus Berlin kommt unter geſtrigem folgende Nachricht: Profeſſor Ganz Edler Herr zu Putlitz, Sohn des Generalintendanten des Karlsruher Hoftheaters und Schwiegerſohn des preuſiſchen Geſandten am Karlsruher Hof, Grafen v. Flemming, hat ſich heute ſelbſt entleibt. — Ueber den bereits mitgetheilten Selbſtmord des Herrn v. Putlitz in Berlin ſchreiben dortige Blätter: Der Verſtorbene lebte anſcheinend in den glücklichſten Verhältniſſen. Erſt ſeit kurzem an der Verliner Univerſität für Staatswiſſenſchaften als Privatdozent habilitirt, wurde er bereits in dieſem Sommer, kaum 28 Jahre alt, als außerordentlicher Profeſſor nach Halle berufen und war im Begriff, dahin überzuſiedeln. Er lebte in einer glücklichen Ehe mit einer Tochter des preußiſchen Geſandten in Karlsruhe, Grafen Fleming, welche in dieſem Augen⸗ blicke mit ihrem Töchterchen auf dem ſchönen Land⸗ ſitze ihres Vaters, Bukow, weilte. Des Verſtorbenen ganzes Weſen bot das Bild körperlicher und geiſt'ger Geſundheit; voller Lebhaftigkeit betheiligte er ſich an dem wiſſenſchaftlichen, wie an dem offentlichen Leben. Seine Vermögensverhältniſſe waren höchſt günſtige. Er war mit den mit der Verpackung ſeines Mobi⸗ liars beſchäftigten Arbeitern allein in der Wohnung, als, ſo wird berichtet, einer der Letzteren aus dem ſtebenzimmer einen Knall börte und daſelbſt den Dr. zu Putlitz mit einem Schuß in die Schläfe auf dem Sopha fand. Die herbeigeholten Aerzte vermochten nur die Unmöͤglichkeitn jeder Hilfe zu con⸗ ſtatiren; nach kurzer Zeit verſchied der Verwundete, ohne zum Bewußtſein zurückgekehrt zu ſein. Die Polizei hat bis zum Eintreffen der Familie die Wohnung verſchloſſen. — Wie ein Berichterſtatter meldet, hätte Herr zu Putlitz ſich auch die Puls⸗ adern durchſchnitten, ſo daß an der Thatſache eines Selbſtmordes nicht zu zweifeln wäre. Der Ver⸗ ſtorbene, welcher Lieutenant in der Reſerve des 1. Hannoverſchen Ulanen⸗Regiments Nr. 13 und ein Sohn des allbekannten und beliebten Dichters Guſtav zu Putlitz in Karlsruhe war, gab bis vor Kurzem im Verein mit Dr. Hans Delbrück die „Politiſche Wochenſchrift“ heraus. — Dem berühmten Gelehrten L. Oken, wel⸗ cher am 1. Auguſt 1779 in dem freundlichen Or⸗ tenauer Dorfe Bohlsbach das Licht der Welt er⸗ blickte, wurde in Offenburg ein Denkmal geſetzt, welches am nächſten Sonntag feierlich enthüllt wer⸗ den wird. — Dresden, 24. Juli. In der verfloſſenen Nacht iſt das Gebäude der vormaligen Militärkammer mit den darin befindlichen Vorräthen und Equſpagt „ gut Bei den Rettungsarbeiten ſi 11 9 Männer und ſpäter durch den Nachſturz 10 0 niedergebrannt. ſimſes eine Frau und ein Kind verletzt worde — Vom Niederwald, 16. Juli. iſt heute auf das Poſtament gehoben worden. Der Probeaufzug geſtern Morgen mit 220 Etr. Eiſen⸗“ bahnſchienen hatte vollſtändig die Tragfähigkeit des 1 ſieben Etagen hohen Gerüſtes und der beiden Flaſchenzüge beſtätigt. Nachdem heute das 8500 Kilogr. wiegende Gußſtück der Statue mittelt der Flaſchenzüge und des Hebewerks von dem Wagen Das größte und ſchwerſte Gußſtück der Germanig⸗Skafue 9 I woh die Eltet gehoben und in die richtige Stellung gebracht war, begann unter der perſönlichen Leitung des Herrn Holzmann und des Seilfabrikanten Reutlinger gus Frankſurt der eigentliche Aufzug um 10 Uhr. Leſder war das Wetter ſehr ungünſtig; es regnete fon während und ein ſtarker Wind ſauste durch de Wald; dennoch ſtiag der Fuß der Germagigſſal langſam, aber ſicher, und ohne den gerinſten A fall zu der ſchwindelerregenden Höhe empor, Schon um 2 Uhr Nachmittags ſtand er feſt auf der Plalk⸗ form des Poſtaments. Die Arbeiter haben mit der größten Gewandtheit, Sicherheit und Pünktlichkeit die vorſichtigen und praktiſchen Anordnungen ihres Meiſters zur Ausführung gebracht. Das mit Kamm⸗ rädern verſehene Hebewerk, die beiden Flaſchenzüge, die auf der Höhe des Gerüſtes auf Eiſenſchienen laufenden Rollwagen zum Schieben und die von Herrn Reutlinger gelieferten Seile haben ſich vor trefflich bewährt. Herr v. Millet aus München, aus deſſen Gießerei die prachtvolle Statue hervor gegangen, verfolgte den Aufzug mit geſpannteſtes Aufmerkſamkeit. Zugegen waren ferner die Herten Profeſſor Weißbach und Gießereibeſitzer Vierling auß Dresden. Letzterer lieferte bekanntlich zu dem Dei mal die Rhein⸗ und Moſelgruppe und den mittleren Theil des Hauptreliefs. — Unglück auf dem Luganer See. Leß leg Sonntag Abend wollte eine Geſellſchaft von Männern, Frauen und Kindern über den Luganer See ſetzen, Da erhob ſich plötzlich ein Sturm und warf die beiden Nachen um. Von den 16 Perſonen ertranken 7 meiſtens Kinder und Frauen. — Aus Altenbach in Lothringen ſchreih man: Von Wölfen zerriſſen. Dieſer Tag machte das Verſchwinden eines 14jährigen Knabeg von den Teufelsgrößen drüben in Frankreich Ui von ſich zu reden. Derſelbe führte Dienſtags Abends die glühenden Wangen der Braut und das glück⸗ ſtrahlende Antlitz des Bräutigams, was vorgefallen war, ſo daß ihnen von Herrn Hübner und deſſen Gattin ſchon Gratulationen vorgebracht wurden, ehe dieſe etwas von der geſchrhenen Verlobung verlauten ließen. Demoiſelle Blanque, welche erſt am andern Morgen von dieſer Verlobung Kenntniß erhielt, fühlte ſich bewogen, an dem gleichem Tage zu kün⸗ digen; das Warum? laſſen wir dahingeſtellt. Die kleine Florentine ließ ſich übrigens den Abzug ihrer Erzieherin wenig zu Herzen gehen und ſie hatte ſich ſehr bald on ihre neue Mama gewöhnt; auch das Deutſche ſcheint die Kleine bald erlernt zu haben, denn als ſie mit Ihrer Mama im Jahre 1877 in Freienwalde wieder anweſend wor, da verſuchte ſie es ſich ihrem kleinen, noch im Korbwagen ruhenden Schweſterchen Alwine auf Deutſch verſtändlich zu machen, was dieſe natürlich noch nicht verſtand. Nur wenn ſich die glückliche Mutter über die kleine Alwine beugt und von dem Papa ſpricht, dann lächelde ſie ſo verſtändnißvoll, als wenn ſie bereits wüßte, daß er ſie am Sonntag f wieder beſuchen werde. 10 Vom Sparen und Wohlthun, vom Fleiße, Erwerben und anderen ſchönen Dingen im Eheleben. Heitete und ernſte Silhouetten des häuslichen Lebens von Helene Stökl. Was zunächſt die Sparſamkeit anbelangt, ſo iſt es, der Wahrheit die Ehre zu geben, nur recht ſtatiren, daß dieſe ſchöne Eigenſchaft ſich wei 4 verdächtige Sitzliſſe häufiger bei Ihr als bei Ihm vorfindet. Daß es auch verſchwenderiſche Frauen gibt, darf uns, da Ausnahmen die Regel beweiſen, in dieſer Behaup⸗ tung nicht irre machen. Das Sparen im Kleinen insbeſondere pflegt Ihr angeboren zu ſein. Das zehnmalige Umdrehen des Pfennigs, ehe er ausgegeben wird, die Pietät für alte Sachen, die zuweilen ſo weit geht, daß es nöthig erſcheine, eine zweite Wohnung zur Aufbewahrung all' des angeſammelten unbrauchbar gewordenen Hausrathes zu miethen, die Geſchicklichkeit, alte Sachen in neue zu verwandeln, (die Behauptung eines unſerer Be⸗ kannten, daß es ſeine Mutter verſtanden habe aus einem alten Hut einen neuen Rock zu machen, be⸗ dürfte allergings einer vollig glaubwürdigen Beſtä⸗ tigung.) die von der Statiſtik längſt anerkannte Be⸗ dürfnißloſigkeit einzelnſtehender Frauen, das alles geht Hand in Hand und bildet einen hervorſtechen⸗ den Zug des weiblichen Charakters, der durch eine geringe Beimiſchung von Geiz und der Neigung, gele⸗ gentlich einen kleinen, nicht ganz erlaubten Vortheil auszubeuten, nur noch ſchärfer ausgeprägt wird. Oder wäre es, was dieſen letzten Punkt an⸗ belangt, vielleicht nicht richtig, daß es der ſchönſten Reiſe in Ihren Augen den pikanten Schluß nähme, gelänge es Ihr nicht, denn Stoff zu einem Seiden⸗ oder zum mindeſten doch ein paar ſeidener Taſchen⸗ tücher für Ihn über die Grenze zu ſchmuggeln? Stimmen nicht alle Frauen darin überein, daß der heimlich im Sitzkaſten eingeſchmuggelte Schinken viel wohlſchmeckender iſt, als ein gehörig gezollter? Er ringt die Hände über ihre Kühnheit. „Aber ich bitte Dich, Du wirſt uns Beide unglücklich machen!“ Sie ſetzt ſich nur um ſo feſter in das und berſucht es. f 194 es — — b * A unter rung de u bier, 1 58. di Aigen, d . findet u. Kun das Aendern A wie e zu e der Auf Ant umenbe r Gem Ihr, ſo triumphirt ſie, mißlingt es, ei nun, Abastag * trägt er die Schuld, warum hat er ſie nicht abge⸗ halten! Er wußte ja darum. Nun, hoffen wir, daß der Staat nicht Grunde gehen werde durch dieſe bedenkliche Nüanez der Frauenſparſamkeit und betrachten wir letzlen noch in einigen und anderen ihrer Lebensäußerungeg, Jede Frau ſetzt ihren Ruhm darin, eine be ſondere Virtuoſität im Handeln zu beſitzen. Iſt eh Ihr gelungen, Ihre Einkäufe nach ſtundenlangem unermüdlichen Feiſchen und Dingen um eine Klei nigkeit billiger als eine Andere zu machen, ſo ge⸗ reicht Ihr dies zur angenehmſten Befriedigung, während Sie geneigt iſt, das Beſtehen eines Kauf manns auf feſten Preiſen beinahe als eine Ihr pen ſönlich zugefügte Beleidigung aufzufaſſen. Der Mann dagegen verſteht nicht zu handel und liebt es auch nicht. Wie Sie kaltblütig de Hälfte des Geforderten bieten, Entrüſtung heucheln bei innerlichem Frohlocken, davongehen, nur u ſich zurückrufen zu laſſen, und nachdem jeder einzeln Poſten der Rechnung umſtändlich behandelt worden iſt, noch Etwas von der ganzen Summe abzuſtreichel das kann Er nicht, und daß er es nicht kann, weiß Niemand beſſer als Sie. Bei jedem Geburtsags geſchenke, das Er Ihr macht, miſcht ſich in Jh Freude die Befürchtung, daß er wieder zuviel daft ausgegeben habe. Wenn er mir doch lieber das Geld ſchenlie ſeufzt Sie erſt leiſe, mit jedem Jahr aber laue und wie ſich's nicht leugnen läßt, nicht ganz ah pft Berechtigung. 8 (Fortſetzung folgt.) 2 — Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor, ab. 1 ö h Vor en Ra den hö dehreib . Abc 98 R Bure anden tag. 2. M, Ader einſ. Chri Johe lap. 9, Nr. Ackel 75 ral Wdenbu — ehr. 1