längſtens binnen zwei Jahren erfolgen. Die Con⸗ ceſſion wird auf die Dauer von vierzig Jahren ver⸗ liehen. Dem Staate bleibt vorbehalten, das Eigen⸗ thum der Bahn mit allem Zubehör unter Einhal⸗ tung der beſtimmten Geundſätze anzukaufen. — Heidelberg, 17 Juli. Am 31. d. findet eine Beleuchtung des Heidelberges Schloſſes ſtatt. — Der Schaden, den das Hagelwetter am 4. d. M. im Bruch ſaler Amtsbezirk verurſacht, be⸗ läuft ſich laut „Kraich. Ztg.“ nach den nunmehr beendigten amtlichen Abſchätzungen in Bruchſal bei 2300 Morgen auf Mk. 150,000, in Stettfeld bei 90 Hektar auf 20,000 M., in Übſtadt bei 560 Hektar auf 11.000 M., in Unteröwisheim bei 166 Hektar auf 60,000 M., in Zeuthern bei 218 Hektar auf Mk. 60,000. — Zum Beſuche der Amſterdamer Ausſtellung wird von Mannheim eine Geſellſchaftsreiſe ver⸗ anſtaltet. Die Abfahrt erfolgt am 28. d., die Rückfahrt am 1. Auguſt. — In der Strafkammerſitzung vom 13. d. zu Offen burg wurde gegen einen dortigen Mann ein Fall verhandelt, der zur allgemeinen Lehre dienen möge. Derſelbe hatte in einer Angelegenheit ein Telegramm mit dem Namen eines andern Bethei⸗ ligten ohne deſſen Auftrag unterzeichnet, was neuer⸗ licher Entſcheidung des Reichsgerichts als Fälſchung einer Privaturkunde (Vergehen gegen § 267 des St. G. B.) betrachtet wird. In Anbetracht, daß keine böſe Abſicht unterlag, wurde der betreffende zu der noch immerhin empfindlichen Strafe von 8 Tagen Gefängniß und den Koſten verurteilt. — In Bruchſal wurde am Büchener Ueber⸗ gang das Hinterrad eines mit 9 Perſonen beſetzten Wagens von einer Manöbrirmaſchine erfaßt und zertrümmert. Die Inſaſſen des dabei zur Seite geſchleuderten Wagens kamen dabei mit bloßem Schrecken davon. — Als Beweis des Kirſchenſegens in dieſem Jahre mag dienen, daß eine Brennerei in Wolfach, allerdings die größte dort, bereits gegen 6000 Seſter Kirſchen eingemacht hat. Aus Weſtfalen, 18. Juli. Man ſchreibt aus Dortmund: „Auf der Zeche ver. Germania im benachbarten Marten brach heute ein Strike unter der Belegſchaft aus. Die Urſache deſſelben ſoll ein Anſchlag auf dem Zechenbrett geweſen ſein, wonach anſtatt der bisherigen achtſtündigen die zehn⸗ ſtündige Schicht eingeführt werden ſolle. In Ab⸗ weſenheit des Gruben⸗Direktors zog ein Theil der Strickenden zur Wohnung des Oberſteigers hin, de⸗ molirte mit Steinwürfen die Fenſterſcheiben und verwundete hierbei ein Kind ſchwer. Ein gerade ankommender Gendarm wurde vom Pferde geriſſen. Aus Dortmund und den umliegenden Ortſchaften wurde die Polizei und Gendarmerie requirirt. — Aus dem Braunſchweigiſchen. In einem Hauſe des Dorfes Sotmar im Braunſchwei— giſchen kauerten ſich während eines Gewitters fünf Kinder im Alter von zwei bis zwölf Jahren um ihr Mütterlein, welches ihnen einen Vers aus dem Geſangbuche vorlas. Da fährt plotzlich ein Blitz— ſtrahl in die Gruppe und — Mutter und 4 Kin⸗ der ſind Leichen. — Das fünfte Kind wurde nur leicht verletzt, und ein Säugling, der wenige Schritte abſeits in der Wiege lag, blieb unverſehrt. Der unglückliche Vater, dem in einer Sekunde das Weib und vier Kinder entriſſen wurden, arbeitete zu der Zeit auf einem benachbarten Dorfe. St. Petersburg, 11. Juli. Ein großer Theil der 44,000 Einwohner zählenden Stadt Ro⸗ ſtow in Südrußland iſt durch eine Feuersbrunſt zerſtöͤrt worden. Man ſpricht von zahlreichen Ver⸗ wundeten. — In unterſeeiſchen Kabeln ſind jetzt nahe⸗ zu 750 Millionen Francs angelegt. Die Länge dieſer Kabel beträgt über 20,000 Meilen. Durch den atlantiſchen Ocean allein gehen neun Kabel; das letzte wurde in zwölf Tagen gelegt. Dreißig Schiffe ſind beſtändig behufs Reparatureu, Legen und Umlegen von Kabeln unterwegs. — (Kampf im Tunnel.) Zwiſchen den beim Bau der aſturiſchen Eiſenbahn beſchäftigten italie⸗ niſchen Arbeiter brach am 11. d. M. ein Streit aus, der im Tunnel von Port⸗Pajares ausgefochten wurde. Man zählte 3 Tode und 32 ſchwer Ver⸗ letzte. — [Die Leiden, welche die zur Verbannung nach Sibirien Verurtheilten auf dem Transporte dorthin zu ertragen haben,] ſpotten jeder Beſchreibung. Die Verbannten werden in gewiſſen Sammelpunkte zuſammengebracht, von wo aus ſie in Trupps von vielen Hunderten den Weg antreten. Die Reiſe der bunt zuſammengewürfelten Menſchenſchaar iſt mit den größten Beſchwerden verbunden, die Ver⸗ pflegung iſt ſehr ſchlecht, die Behandlung der es⸗ kortirenden Soldaten roh und grauſam. Zwar fahren die Unglückkichen eine kurze Strecke auf der Bahn und dem Dampfer, (wo ſie unbarmherzig zuſammengepferſcht werden), aber den größten Thel en f des Weges müſſen ſie ſich zu Fuß weiterſchleppen 0 In den Gefangenhäuſern, wo übernachtet wid . es gibt es nicht die geringſte Bequemlichkeit. J n in de ſieht zu, wo er bleibt, in dem von Inſekten wie en ind Au melten Raume. Um dieſen Nöthen und Dr bc d ſalen ans dem Wege zu gehen, war ein zur Ber, d Lebe bannung nach Tomsk Verurtheilter geflohen und e echrder alle Nachforſchungen blieben vergeblich, bis eines ee noa Tages aus Tomsk die Meldung einlief, daß der de left Verurtheilte ſich dort geſtellt habe; er war auf eigene ich der Koſten per Extrapoſt nach Tomsk gereiſt. Natleſſch n auh erregte dieſer Fall das größte Aufſehen bei n ruſſiſchen Behörde; ein Fall von ſolcher Ehrlichkeit abu, e war ihr unerhört, fabelhaft und faſt verſpürt ein menſchliches Rühren, die Sache gutzuhe Aber der Staatsanwalt faßte die Sache anders er beſtand auf den Wortlaut des Geſetzes, wo die Verbannten zu eskordiren ſind, und ſo wi denn der Aermſte aus dem Regen in die Trg und aus Rußland nach Sibirien. Hopfenbericht n bite ous dem „Schwetzinger Wochenblatt.“ n: 9 Die Hofenpflanze hat in Folge der kropiſchen . vr de Hitze der vergangenen Wochen, beſonders ſolche au, leichtem Boden gelitten, allein im Durchſchnitt zin die Ausſichten an den badiſchen Productionspläzeg immer noch befriedigende zu nennen, und haben bes ſonders die während letzter Tage gefallenen Rege wohlthätig gewirkt. Letzteres gilt vornehmlich dog den Hauptbezirken Bruchſal und Schwetzingen. Bes . Pforzheim ſind die Gärten faſt ausnahmslos bon) ‚ Läuſen und Rußthau ſtark befallen. In der Ge, gend von Offenburg iſt der Stand theils ein ge Di Er geringer, und wird günſtigen Falls auf eine ſchwach Mittelernte gerechnet. Auch in den Gärten des badiſchen Seekreiſes greift die Schwärze immer mehr um ſich. Der Pflanzenſtand in Wüttemberg ſteht im Ganzen ſchlimmer als bei uns, beſonders ii oberen Neckarthäl bei Horb, Rottenburg und Ti Nil — bingen hat die allzutrockene Witterung einen gün⸗ ſtigen Einfluß auf den Hopfenſtock ausgeübt. „Allg. Hpfztg.“ ſchreibt ein Correſpondent ß Abtsgmünd, daß ſich der Pflanzenbeſtand in Fol“ — der maſſenhaft vorhandenen Läͤuſe und des Honig eſehende thaues täglich verſchlechtert; die Ausſichten ſejen nin Narng auf eine ſchwache Ernte gerichtet, da ſich die Pflanze 9 5 mußte Alwine ſofort wieder erkannt haben, denn der vertrauensſelige Blick und das kindlich⸗ſüße Lächeln, mit welchem es ſeinen anmuthigen Knix vor begleitete, zeugte eher von einer alten, wie von einer Bekanntſchaft. Liebkoſend legte Alwine die Hand auf das dunkle Hanpt des Kindes, das ſich ſchmeichelnd an ſie ſchmiegte, als daſſelbe plötzlich wieder von ſeiner Begleiterin gerufen wurde. Alwine glaubte ſich bereits zu dem Vorwurf verleitet, dies als eine nene Ungezogenheit auf Rechnung des franzöſiſchen Charakters ſetzen zu müſſen, der ihr die Freude an dem Kinde nicht W als ſie ſich diesmal doch getäuſcht ſehen ollte. Die Begleiterin hob das Kind, als es ihrem Rufe Folge geleiſtet, in die Höhe und deutete auf die Straße hinaus. Eine beſondere Freude mußte der Kleinen wiederfahren ſein, denn es tanzte, hüpfte und jauchzte vor Freuden bis es mit Gewalt wieder zur Erde ſtrebte und hierauf auf die Straße eilte. „Das iſt wahrſcheinlich der Vater des Kindes,“ ſagte die Wirthin halblaut, welche den Verdruß Alwinens bemerkt hatte „Er kommt faſt jeden Sonntag von Berlin, wo er ein Geſchäft zu haben ſcheint, hierher, um ſein Kind zu beſuchen. Da iſt er ſchon.“ Die Wirthin hatte kaum geendet, als ein hoher, ſtattlicher Mann, tiefſchwarz gekleidet, mit dem Kinde in die Wirthsſtube trat und ſich grüßend vor der Franzöſin, welche bei ſeinem Kinde als Er⸗ zieherin zu fungiren ſchien, verneigte. In einem leicht verzeihlichen Anflug von Neu⸗ gierde hatte ſich Alwine nach dem Eintretenden um⸗ gewandt, aber als ob ſie von dem Schlage eines elektriſchen Stromes berührt wäre, hatte ſie das mamorn⸗erbleichte Geſicht zurückgedreht. Dabei ſchien ihr das Blut faſt erſtarrt zu ſein, Herz und Pulſe ſtockten, als ob die Hand des Todes ſie berührt hätte. Leonore bemerkte zuerſt die erſchreckende Ver⸗ änderung, welche mit ihrer Couſine vorgegangen war. „Um Gotteswillen, was iſt Dir Alwine ?“ fragte ſie beſorgnißvoll, während nun auch die Wirthin ſich theilnahmsvoll nach der Urſache ihres plötzlichen Unwohlſeins erkundigte. „O, es iſt nichts,“ ſagte dieſe, immer noch nach Athem ringend. „Es wird bald vorüber ſein.“ „So laß uns wieder hinausgehen in die friſche Luft,“ meinte Leonore: „vielleicht daß es dort beſſer wird.“ Alwine wehrte heftig ab. „Du ſiehſt es geht ſchon wieder beſſer, Leonore, aber ich fühle mich noch etwas ſchwach, laß uns noch ein wenig hier ver⸗ weilen. a Alwine wäre jetzt um alles in der Welt nicht hinausgegangen, weil ſie fürchtete, dem Blick des eben eingetretenen Gaſtes begegnen zu müſſen. Dieſer hatte auch von der ganzen Scene nicht be⸗ merkt, denn er war viel zu ſehr mit ſeinem Kinde beſchäftigt als daß er auf ſeine Umgebung hätte achten ſollen. Aber es wurde immer ſpäter und ſpäter und Laonorens Mahnung, jetzt aufbrechen zu mülſen, fand bei Alwine kein Gehör Sie ſchien abwarten zu wollen, daß ſich zuerſt der Gaſt entfernen ſollte. Leonore ahnte natürlich nicht, was die eigentliche Urſache von Alwinens Weigerung ſei, jedoch ſollte der Zufall ſie darüber belehren. Der Fremde hatte endlich ſein Glas geleert und rüſtete ſich mit ſeinem Kinde und der Er, iamen, zieherin zum Aufbruch. Schon ſtand er unter der Thüre des Ga⸗—— zimmers und hatte ſich von ſeinen freundlichen 4 Wirthsleuten verabſchiedet, als es dem Kinde einfiel, daß es vergeſſen habe, noch Jemand Adieu zu ſagen. 9 An der Hand des Vaters ſtrebte die Kleige 1 6 mit Gewalt zu Alwine hin, und dieſer hatte keine . andere Wahl, als ſeinem Töchterchen lächelnd zu folgen. Th. Jetzt ſtanden ſie vor Alwine, welche das mar — morbleiche Geſicht abgewendet hielt, während daß a.. K. Kind ihr ſüßlächelnd zum Abſchied die kleine Hand 3 ff entgegenſtreckte. 0 5 „Siehſt Du nicht Alwine, daß ſich das Kind bei Dir verabſchieden will?“ fragte Leonore in halb vorwurfsvollem Tone. in f Wohl oder übel war Alwine jetzt gendligt, d e ſich umzuwenden, und ſie fühlte abermals das Blut in ihren Adern gerinnen. Mit zur Erde geſenktem Antlitz reichte ſie dem Kinde die Hand, „Adieu — mein liebes, — gutes Kind!“ rang es ſich faſt un hörbar über ihren Lippen. Und jetzt daſſelbe tiefe Erbleichen auf dem Antlitz des Mannes, welches ſelbſt das leichte Braun ſeiner Häut verdrängte. Wor es ein Traum oder Wirklichkeit: „Entſchuldigen Sie,“ kam es ſtockend von ſeinen Lippen, „es iſt möglich, daß ich mich täuſche; habe ich nicht die Ehre mit — 5 Hier ſtockte er abermals, ihm fiel es ſchwer, den Namen auszusprechen. (Fortſetzung folgt!) Redaktion, Druck und Verlag von Karl 2 1 17 ee, 5