Hopfengewöchſe ſtehen ſehr ſchöͤn und vielversprechend. Die Produzenten haben in den letzten Jahren die Erfahrung gemacht, daß der Hopfenbau rentirt und das hieſige Gewächs ſehr beliebt iſt; in Folge deſſen ſind viele Neuanlagen entſtanden und es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß binnen weniger Jahre unſer Ort eine beliebte Hopfenbezugsgquelle gibt, die ſich mindeſtens mit den renommirteſten Produktionsplätzen des Brurheins meſſen kann. — Mannheim, 30. Juni. Im H upt⸗ bahnhof hier wurde dem ledigen Rangirer Seitz von Plankſtadt beim Rangiren ein Fuß abgefahren. — Konſtanz, 30. Juni. Die Einweihung des Kreutzer⸗Denkmals in Meßkirch ging geſtern pro⸗ grammmäßig unter großer Betheiligung Seitens des Publikums von ſtatten. Die Stadt prangte, von ſchönſtem Wetter begünſtigt, in herrlichem Feſt⸗ ſchmucke; alle Arrangements waren mit Geſchick ge⸗ troffen und zeugten davon, daß das Feſtcomite reſp. die Untercomites ſich ihrer Aufgabe mit regem Eifer erfolgreich gewidmet hatten. — Ueber das geſtern in Hamburg ſtattge⸗ chabte deutſche Kriegerfeſt wird don dort berichtet: Der zweiſtündige Feſtzug erregte durch ſeine Cha⸗ raktergruppen von 1813, ſowie durch die Dar⸗ ſtellungen der ehemaligen Hamburger Bürgergarde von 1848 und von 1870 großen Beifall. Es nahmen an 30,000 Perſonen an dem Feſte theil, die Auswärtigen werden auf 15,000 Perſonen ge⸗ ſchäzt. Abends fand ein Commers in der Feſt⸗ halle ſtatt. 5 — Baden⸗Baden, 29. Juni. Vor meh⸗ reren Wochen ſah man in einer hieſigen Buchhand⸗ lung den Plan zu einer ſtattlichen Villa ausgeſtellt, die an einem der ſchönſten Punkte unſerer Stadt er⸗ baut werden ſollte. Ein reicher in Paris lebender Ruſſe hatte ſich in der Nähe des Promenadenplatzes einen Bauplatz für den anſehnlichen Preis von 110,000 Mark von einer älteren Dame erworben und im Nu waren auch die Arbeiten zu dem Bau an hieſige und in der Nähe wohnende Geſchäfts⸗ leute vergeben, und jeder freute ſich im Stillen auf das gute Geſchäft; denn der neue Bauherr war in jeder Beziehung nobel, von einem Handeln und Feilſchen war diesmal keine Rede. Das Befrem⸗ dende bei der Sache war jedoch eine Kautionsleiſtung von 5 Prozent der Accordsſumme in klingender Münze, beim Bauherrn hinterlegbar, um für die rechtzeitige Fertigſtellung und prompte Lieferung ge⸗ deckt zu ſein. Doch was thut man nicht? Die aution de ausbezahlt, nur ein einzig gert ſich, ſie dem Bauherrn abzuliefern, und hinterlegte ſie bei der hieſigen Vorſchußbank. Die Vorarbeiten waren in vollem Gange, die Fundamente wurden gegraben, die Steinzufuhren betrieben; Jeder befliß ſich, ſeinen übernommenen Verpflichtungen pünktlich nachzukommen, um der Kaution nicht verluſtig zu gehen. Merkwürdigerweiſe läßt ſich weder der Ar⸗ chitekt, noch Herr Derſchau, der reiche Bauherr, ſehen. Den Leuten wird unheimlich zu Muthe, ſie wenden ſich nach Paris, wo man einen derartigen Namen nicht kenut; nach St. Petersburg, von wo die er⸗ ſchreckende Nachricht eintrifft, Derſchau ſei ein her⸗ untergekommenes Subjekt ohne jegliche Mittel. Der ſchlaue Gauner hat bereits das Weite geſucht, ca. 30,000 Mark den Geſchäftsleuten aus der Taſche geſchwindelt, die als Gimpel auf den Leim gingen und ſich gegenſeitig fragen: „Haſt Du den Der⸗ ſchau nicht geſehen?“ Aachen, 30, Juni. Geſtern iſt hier ein be⸗ deutendes Feuer ausgebrochen, das zwanzig Ge⸗ bäude, darunter das Rathhaus, ergriff, deſſen Dach⸗ ſtuhl und Thürme ausbrannten. Akten und Pa⸗ piere wurden gerettet. Die Feuerwehren der be⸗ nachbarten Städte waren zur Hilfe herbeigeeilt. — Bellano (Schweiz), 26. Juni. Geſtern Abend ſind die 46 Opfer des Brandes von Dervio beerdigt wurden. Fünf Wagen brachten die Leichen zur Kirche und von da zum Friedhofe. Es ſind immer noch einige Todesfälle zu erwarten. Einige Familien ſind vollſtändig ausgeſtorben. Der Ma⸗ rionettenſpieler Sartirana von Mailand liegt eben⸗ falls im Sterben und ſeine Frau iſt todt. Das Maxionettengerüſt war über einen Heuſchober er⸗ richtet. Es wurde ſofort eine Subskription für die Huterlaſſenen eröffnet. — Entſetzen erregender Mord. Ein Mord, wie er gräßlicher nicht gedacht werden kann, wurde am 17. in einem Walde im Innviertel voll⸗ bracht. Man berichtet darüber der „Linz. Tgsp.“ Ein Wirtsſohn aus Bayern fond am 18. d. als er zeitlich früh den Lengauer Wald paſſierte, im Walde den Leichnam der Thereſia Klinger, der Ir⸗ ringbäuerin aus Intenham bei Lochen, Bezirk Mat⸗ tighofen. Entſetzt machte der Burſche Kehrt und erſtattete ſofort die Anzeige bei der Gendarmerie, welche die Abſendung einer Gerichtskommiſſion zum Lokalaugenſcheine veranlaßte. Die Kommiſſion fand, daß die Leiche nicht mehr als zehn Schritte von der Straße zwiſchen Lochen und Lengau entfernt liege, friedigen ? 5 5 15 6 5 85 15 hundert Schritte von dem Ausgange des W 295 Die Leiche ſelbſt war entſetzlich zerſtümmelt. ſade Abe Stirne wies eine ſchwere, von einem ſtumpfen kcht! ſtrument herrührende Veklizung auf, die Aigen ehr ang waren blutunterlaufen. Die Kehle des Leichnam unge re war durchſchnitten der Nabel abwärts aufgeſchlizſ gef wiede In dem aufgeſchnittenen Bauche befand ſich eh n zem Stück Brod und ein der Ermordeten gehörige i Thatbeſ Schlüſſel. Die Leiche lag auf dem Rücken. Ei , hefs Kampf zwiſchen der Bäuerin und dem Mördel zen Ma ſcheint nicht ſtattgefunden zu haben, da in dem kaun z dahin eine Viertelſtunde entfernten Intenham nichts gehörſ en ihn wurde. Des Mordes dringend verdächtig erſchein en wolle der Stiefſohn der Ermordeten, ein übelbeläumdetes un. Man Individuum, welcher in heftiger Feindſchaft mit cs Gel ſeinen Eltern lebte. Nach demſelben wird eſfeig zz das G geforſcht. ande der — Ein Fund. Ein Warſchauer Sporlse en. 6s mann iſt in dem Beſitz eines ſehr alten, hochfeig bahrende gearbeiteten Sattels, der nur ſehr wenig ben in mitge wurde. Unlängſt war nun eine Reparatur an dieſeng enafe nur Sattel nothwendig und der Reitknecht, der früher zn Comm das Sattlergeſchäft betrieben hatte, machte ſich an aburtau die Arbeit. Als er den Lederüberzug öffnete, fand zunde, d er 200 Stück ungariſche Dukaten, ſogenannte Ring⸗ zen und dukaten (Obraczkowe ducaty) vom Jahre 1746/ u, und d eingenäht, welche allem Anſcheine nach, von einem ndert, ſ muß nicht vielmehr ihre Geſinnung jeden Mann, ſei es Freund oder Feind, mit Achtung für Sie erfüllen?“ s „Ich danke Ihnen für die gute Meinung, die Sie von mir hegen, und ſo hoffe ich, werden Sie mich nicht abſchläglich beſcheiden, wenn ich Sie bitte, bis zu ihrer Geneſung mein Haus als das Ihrige zu betrachten. Ich möchte ſo gern nachholen, was ich verſäumt habe.“ a „Und ich mochte ſo gern Ihrem Wunſche will⸗ fahren, Florentine, wenn ich nur könnte; aber der Soldat darf nichts Höheres kennen, als den Befehl ſeines Vorgeſetzten, und dieſer Befehl zwingt mich, Ihr Haus zu verlaſſen. Und zudem, fürchten Sie nicht das Urtheil der öffentlichen Meinung, wenn Sie einen Feind pflegen und beherbergen? „O Eduard, wie klein denken Sie von mir. Glauben Sie, daß ein ſolches Urtheil mich beein⸗ fluſſen kann, wenn ich dem Zuge meines Herzens folge? Ich bin allein Herrin meines Hauſes und nur Gott für mein Thun und Laſſen verantwortlich.“ Und halb im Flüſterton, ihre dunklen Augen zu Boden heftend, fuhr ſie fort: „Es thut mir weh, Sie ſcheiden zu ſehen, ich hätte Sie ſo gern für immer an — — mein Vaterland, — — an — — dieſes Haus gefeſſelt —!“ Die letzten Worte kamen ſtockend, faſt unhör⸗ bar von ihren Lippen, aber Eduard waren Sie nicht entgangen. Zum zweiten Mal ein Geſtändnis von dieſen Lippen, in welchem ſich ihre Liebe zu ihm documentirte. Und gerade jetzt kam ihm dieſes Ge⸗ ſtändniß ſo unerwartet, daß er darüber faſt ſprachlos war. Nach einer langen Pauſe, in der ihre Augen in verzehrender Erwartung an ſeinen Lippen hiengen, entgegnete Eduard: „Aber Florentine, ich . 14 e bitte Sie 125 2 zu bedenken, daß ich jetzt als Feind hier verweile.“ „Doch nicht als mein Feind, nicht als Feind meines Vaterlandes?“ „Nein“, ſagte Eduard, der von Frankreich ausgeſprochenen Abſichten, die Grenzen meines Vaterlandes zu verkürzen. Aber mag der Urſprung dieſer Feindſchaft ſein wo er will, angeſichts dieſes blutigen Krieges, der den Sieger wie den Beſiegten aus tauſend Wunden bluten läßt, ſoll und darf das Herz nur für das Vaterland fühlen. Verſtehen Sie mich recht Flo⸗ „nur als ein Feind rentine“, fuhr Eduard, ihr tief in die Augen bli⸗ ckend, fort: „ich bin bis nach Beendigung dieſes Kampfes dem Vaterland verlobt!“ „Und nach dem Frieden?“ fragte Florentine, ihre Augen faſt ängſtlich an ſeine Lippen heftend. „Nach geſchloſſenem Frieden wolle Gott auch in unſern Herzen den Frieden einziehen laſſen, bis dahin leben Sie wohl, Florentine, ich werde Ihrer ſtets gedenken. — Mit ſeiner Linken erwiederte er ihren Hände⸗ druck, dann ließ er ſie Ralernd zurück. *. 21 In allen Städten und Dörfern, im ganzen deutſchen Reich traf man die umfaſſendſten Vorbe⸗ reitungen zum würdigen Empfang der heimkehren⸗ den Sieger. Auch in der Stadt M. war man vor⸗ hergehenden Tages vom Morgen bis zum Abend thätig, um Kränze und Guirlanden zum Schmuck der Häuſer zu winden und Ehrenpforten zu er⸗ bauen. Hauptſächlich aber hatten die zu der Feſt⸗ lichkeit auserwählten Ehrendamen noch allerlei an ihrem Feſtkleide zu ordnen, hier war noch ein Band, dort noch eine Schleife zu befeſtigen. „Aber wird man es mir nicht übel nehmen, polniſchen Krieger des vorigen Jahrhunderts in dem ummen. Sattel verborgen wurden. Außer dem archäologs „an bezi. ſchen Wert, gelten dieſe Dukaten 10 Rubel per vogt und Stück. Der Beſitzer hat dieſelben ſofort alle ber⸗ 7 rüttel äußert. Fholtserhe — Glückmuß ein junger Mann 93. ben. Eine harmloſe kleine Geſchichte erregte ſeil einiger Zeit in Börſenkreiſen viel Heiterkeit. Die jungen Inhaber eines Berliner Bankhauſes haben] treffliche Reitpferde in ihrem Stall. Ein junges l Mann des Bureaus nun, der mit ziemlich ſchmalem Gehalt noble Paſſionen verknüpft, wünſchte nichts ſo ſehr, als täglich im Thiergarten hoch zu Roß er 1. ſcheinen zu können. Doch wie diefe Neigung zu be⸗ Aber er fand ein ſehr einfaches Aus kunftsmittel. Er ging zum Reitknecht ſeiner Chefs —— und ſagte, dieſe hätten ihn beauftragt, jeden Tag zwiſchen ein und zwei Uhr — in dieſer Zeit ind die Chefs an der Borſe — eines der Pferde ſpa⸗ zieren zu reiten. So ging's denn auch einige Zeſt hindurch, und Niemand fühlte ſich wohler, als der N. Commis⸗Cavalier auf dem geborgten Pferde. Eines N Tages aber, als einer der legitimen Beſitzer der 5 lieber Vater, daß ich ungeachtet Deiner Krankhein mich in die Reihen der Feſtdamen ſtelle? Wird man mich nicht der Unſchicklichkeit und Liebloſigkeit gegen dit Lor Dich zeihen?“ Es war Alwine Wohlmann, welche, ebenfalls amen an ihrem Feſtkleide ordnend, ſich in dieſer Weiſe ber⸗ iht zu v nehmen ließ. Aantilatiot „Du haſt während der ganzen Zeit meiner nalur Krankheit nicht eine fröhliche Stunde gehabt, und Tra es wäre hart von mir, Dir auch die Freude des e nic heutigen Tages zu entziehen. Unter ſolchen Me h, 23 a ſtänden würdeſt Du Dir das Leben ohne Grund Rei verbittern, denn das Ende meiner Krankheit iſt noch lange nicht abzuſehen,“ „Das wolle Gott verhüten, lieber Vater, ha“ —. nicht der Arzt auch geſagt, daß er die beſte Hoff, Ein nung habe, Deine Krankheit bald gehoben zu ſehen d! „Jawohl mein Kind,.“ ſagte Wohlmann, ie p dem ſein Blick auf ſeine abgezehrten, unbeweglichen Gliedmaßen haftete; dieſe Hoffnung hat der Az wpetoff ſchon lange, und ich lebe der Ueberzeugung, daß ſich dieſelbe bald erfüllen wird, wenn auch in anderer — Weiſe, als Du es Dir ausmalſt.“ . „Du ſprichſt ſchon wieder vom Tod, Vater“, ſagte Alwine, indem ihr die Thränen in die Augen traten. * „Und das mit Recht, mein Kind,“ entgegnete Wohlmann, ſeitdem der Schlag mich zum zweſten Mal getroffen, habe ich nur noch wenig Hoffnung auf Wiederherſtellung, denn alles Elektriſiren und Experimentiren mit den verſchiedenſten Heilmiſelg hat bis jetzt nichts gefruchtet. F. igll. pech Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor, ſeubgeſt Ladenburg. cafe —