8 Bahn dieſer Tage in Breslau vorgelegte Plan be⸗ hufs Verſtaatlichung iſt genehmigt worden und weitere Realiſirungen dürften in diefer Hinſicht bald nachfolgen. Aus Rußland kommt die bemerkenswerte Nachricht, daß der kühne und eiſerne Reitergeneral Gurko als Generalgouverneur von Warſchau und Nachfolger des milden Albedinsky ernannt worden iſt. Ueber dieſe Ernennung werden die Polen nicht ſonderlich erfreut ſein, denn ein ſtrenger Stockruſſe als Gouverneur iſt ihnen ihm Tode verhaßt. Auch für uns Deutſche iſt dieſe Ernennung nicht ohne Intereſſe, denn ſie zeigt, daß Rußland ſeinen be⸗ fähigſten und tollkühnſten Reitergeneral an unſere Oſtgrenzen ſtationirt hat. Die Türkei ſcheint nach mehreren blutigen Kämpfen mit den wegen einer neuen Grenzreguli⸗ rung erboſten Albaneſen in Albanien den Frieden wieder herſtellen zu können, denn Nachrichten aus Skutari zufolge, ſind mehrere albaneſiſche Häupt⸗ linge zur Unterwerfung bereit. Hafiz Paſcha leitet die betreffenden Unterhandlungen und kann vielleicht ſchon jetzt der Aufſtand als beendigt bezeichnet werden. Paris, den 20. Juni. Der Antrag Nadaud, betreffend die partielle Demantelirung der Forti⸗ fikationsmauer, wurde zurückgezogen, nachdem der Kriegsminiſter Thibaudin in der Commiſſion ſein Verbleiben im Amte von dieſer Maßregel abhängig machte. Paris, 20. Juni. Die chineſiſche Regie⸗ rung fordert ſämmtliche unter der chineſiſchen Flagge fahrenden Handelsſchiffe zur ſchleunigen Heimkehr auf. Rußland. iſt ein Bauernaufſtand ausgebrochen. Es ſollen ſich 25,000 Muſchiks gegen ihren Grundherrn, den Grafen Buturlin, empört haben, weil dieſer ſich weigerte, ſeine Liegenſchaften unter ſie zu verteilen. Der Graf mußte fliehen, nachdem ein Verſuch, ſich mit Hilfe des Dienſtperſonals gegen die Muſchiks zu wehren, mißglückt war. Verſchiedenes. — Karlsruhe, 22. Juni. Vor einiger Zeit iſt eine vorzügliche Photographie des Groß⸗ herzogs, wie er ſeinen kleinen Enkel, den Herzog von Schoonen, auf den Knien hält, in Karlsruhe gefertigt worden. Das Bild des Großherzogs gilt denn der dem Verwaltungsrate der betreffenden J für eine der beſten, vielleicht für die beſte der exi⸗ Im Gouvernement Woroneſch ſtirenden Photographien und die Frau Großherzogin hat angeordnet, daß der Verkauf lediglich von dem badiſchen Frauenverein auszugehen hat, ſowie daß der erzielte Gewinn den in der Kinder⸗Soolbad⸗ ſtation zu Dürkheim untergebrachten Pfleglingen zu gute kommen ſoll. — Mannheim, 24. Juni. Geſtern abend um 11 Uhr ſprang vom diesſeitigen Kettenbrücken⸗ pfeiler ein unbekannter Mann in den Neckar und verſchwand in den Wellen. Ueber die Perſönlichkeit des Verunglückten konnten wir nichts erfahren. — Ein am Dienstag abend in Baden-Ba⸗ den vorgekommener Selbſtmord erregt großes Auf⸗ ſehen. Der Uuglückliche, der ſeinem Leben ein Ende machte, hat ſich ſeit etwa 10— 12 Tagen dort aufgehalten; er ſoll ein Weinreiſender aus Bordeaux ſein. Er trug das Band der Ehrenlegion im Knopfloch und ſcheint ehemals franzöſiſcher Militär geweſen zu ſein. Er war von kräftiger Geſtalt, trug einen vollen Bart und ſchien etwa 40 Jahre alt. Am Dienstag abend kehrte derſelbe in ſeine Privatwohnung zurück, nachdem er geſpeiſt hatte. Als ihm ſpäter das Dienſtmädchen einen Brief über⸗ bringen wollte, fand es den Herrn tot im Zimmer liegen. In ſeinem Beſitze ſoll ein Pfennig gefunden worden ſein. — Bruchſal, den 20. Juni. Den Bienen⸗ züchtern hat der Hagelſchlag ebenfalls Nachtheil ge⸗ bracht, den ſeit dem unheilvollen Tage wagen ſich die Bienen nicht mehr hinaus, obgleich es noch Blüten genug gibt. Selbſt die Lindenblüte, ihr Lieblingsgericht, bleibt von denſelben unbeachtet. — Der letzte Wolkenbruch hat beſonders in den Fahr⸗ wegen fürchterlich gewütet. In der Holzmann⸗ höhle riß er 5 Schuh tiefe Spalten in den Boden, ſo daß ſie ſ. Z. nicht mehr fahrbar iſt. An an⸗ deren Stellen ſind ungeheure Felsſtücke zum Vor⸗ ſchein gekommen. Rieſige Nußbäume ſind unter⸗ höhlt und gefährden den Weg. — Zweibrücken, 20. Juni. (Schwur⸗ gericht.) Verhandlung gegen Martin Cornitzius, 24 Jahre alt, Tagner von Speier wegen Erpreſ⸗ ſung von Notzuchtverſuchs. Am 6. April d. J. begegnete der Angeklagte auf der Straße von Otter⸗ ſtadt nach Speier der penſionirten Lehrerin Barbara Ackermann von Otterſtadt, die nach Speier gehen wollte und hielt ſie mit den Worten an: „Sie haben Geld, das Geld her oder ich ſteche Sie todt.“ Er packte ſie hierauf an den Händen und durch⸗ ſuchte trotz ihrer Bitten, ſie gehen zu laſſen, die Taſchen ihres Regenmantels, ohne Geld darin . finden. Dann entriß er ihr ein Körbchen, in weh chem ebenfalls kein Geld war und endlich durch, ſuchte er ihre Kleider, wobei er die Taſche, die dh Geld enthielt, entdeckte und loßzureißen ſuchte. A ſeine wiederholte Drohung: „Das Geld her, fon ſteche ich Sie todt“, bat ſie ihn, ihr Leben zu laſſen, ſie wolle ihm das Geld geben und gab ihm auch ihre Geldbörſe mit mindeſtens 29 Mark. Hierauf f entfernte ſich genannte Ackermann, wurde jedoch raſch wieder von dem Angeklagten eingeholt, welcher ſie in den Wald zu ziehen ſuchte, um ſie geſchlecht⸗ lich zu mißbrauchen. Sie leiſtete Widerſtand ung ſchrie laut um Hilfe, weshalb der Angeklagte die Flucht ergriff unter der Drohung: „wenn Du mit verrätſt, dann ſteche ich Dich todt.“ Der k. Staatz; anwalt führte aus, daß nach dem Ergebniß dez heutigen Verhandlung im Hinblick auf beide Rech der Beweis der Thäterſchaft vollkommen erbracht se; und es könne von mildernden Umſtänden keine Rehe ſein. Die Verteidigung ſtellte auf, daß mit Ruch ſicht auf das offene Geſtändnis des Angeklagten be⸗ züglich des erſten Reates mildernde Umſtände ge⸗ geben ſein dürften, während hinſichtlich des zweiten Anklagepunktes kein Verſuch angenommen werden könne, da die Handlungen des Angeklagten nur alz vorbereitende zu betrachten ſeien und noch keineg Anfang enthielten. Die Geſchworenen sprachen den Angeklagten im Sinne der Anklage ſchuldig, worauf der Gerichtshof wegen beider Reate auf eine Ges ſamtzuchthausſtrafe von 9 Jahren, ſowie auf Ver⸗ luſt der bürgerlichen Ehrenrechte in der Dauer doß T, lech 5 Jahren erkannte. b Hal! — Würzburg. Eine Senſationsgeſchichſe z Fe wird in den nächſten Tagen hier offenkundig werden, nachdem einzelne Lokalblätter ſchon bezügliche Af deutungen fallen laſſen. Es iſt nämlich von P. ladelphia eine junge Amerikanerin hier angekomme welche drüben in der Heimat einen deutſchen Zah arzt kennen lernte und mit dieſem, der ſich auf eine Reiſe befand, die Ueberfahrt nach Europa bewerk ſtelligte. Der Zahnkünſtler ſoll ihr die Ehe ver ſprochen haben, ſo daß er nicht nur freie Ueberfah auf Koſten ſeiner Holden, ſondern auch die So um deren Vermögen h tte, welches ſich in Geſtalf von amerikaniſchen Staatspapieren in einem Koffer befand. Das Pärchen kam wohlbehalten bis nach Frankfurt a. M., dort aber erklärte der galante Bräutigam, eine kleine Tour in der Umgegend 1 auf dercheden Kurt, Fe iht ſgn K Aich wint 1 des b I en he Vin fe a Greuel des verheerenden Krieges, den der übermüthige Korſe ſo leichtſinnig aufbeſchworen, ſich nicht auf Deutſchland, ſondern auf das blühende Frankreich übertrugen. Zwei der mächtigſten Völker ſtanden ſich in heißem Kampfe gegenüber; der eine Teil für die Erhaltung ſeiner Landesgrenze und für die Ehre des Vaterlandes, der andere für die übermüthige Laune und Annektionsgelüſte ſeines Herrſchers. Wie unter ſolchen Umſtänden die Entſcheidung ausfallen würde, war vorauszuſehen. In mehreren gewaltigen Schlachten, in denen ſo manches hoffnungsvolle Leben von der Sichel des Todes hinweggerafft wurde, waren dem Heraus⸗ forderer unheilbare Wunden geſchlagen. Aber noch war er nicht überwunden, denn der Süden ſeines Landes beſaß noch kampfesfähige Männer genug, um dieſe dem Beſieger entgegenzuſenden. Aber die wackeren Sieger hielten treue Wacht; ſie wollten ſich die einmal errungenen Vorteile nicht wieder entreißen laſſen und klaglos, opferwillig er⸗ litten ſie alle Strapazen und Entbehrungen, die ihnen der Krieg auferlegte. Eine ſolche Heldenſchaar war es auch, die nach anhaltendem, ermüdendem Marſche unter freiem Himmel nächtigen mußte. Ein Doppelpoſten war zur Sicherung des Lagers aufgeſtellt und inmitten der lagernden Krieger ſtanden rathſchlagend eine Anzahl Offiziere. Düſterer Ernſt malte ſich auf ihren Zügen und ernſt und beſtimmt ließ ſich die Stimme des Oberſt vernehmen: „Wir müſſen uns morgen mit dem Corps zu vereinigen ſuchen, wir können nicht länger iſolirt marſchiren. Jedoch will es mir ſcheinen, als wenn die Vereinigung auf dem wendig, daß man dem Corps⸗Comandeur von un⸗ ſerer Nähe Nachricht gebe. Ein einſeitiges An⸗ greifen gegen den vor uns ſtehenden überlegenen Feind hieße die Menſchen nutzlos opfern, die Ueber⸗ macht würde uns erdrücken. Um zu dem Corps zu gelangen, gibt es nur einen, den hier auf der Karte bezeichneten Weg, und dieſer wird aller Wahr⸗ ſcheinlichkeit nach, da der Feind nicht wiſſen kann, daß wir ihn kennen, unbeſetzt ſein. Wer von den Herren würde ſich nun freiwillig dazu ver⸗ ſtehen, den Weg zu unternehmen? Ich mache Sie darauf aufmerkſam, daß der Weg keineswegs ge⸗ fahrlos iſt, denn wenn der Feind von unſerer Nähe unterrichtet iſt, wofür die von ihm ausgeſandten Patrouillen ſprechen, ſo dürfte er, wenn er auch den Weg nicht geradezu beſetzt hält, doch in der Nähe desſelben weilen. Deshalb iſt doppelte Vorſicht dringend geboten, und nun frage ich nochmals: wer iſt freiwillig geneigt, dieſen Gang zu unternehmen?“ Nach einer nur wenige Sekunden währenden Pauſe meldete ſich ein junger Lieutenant zu dem Unternehmen, der ſich ſchon wiederholt durch muth⸗ volle Tapferkeit ausgezeichnet hatte. „Ich nehme ihren Antrag an, Herr Frey,“ ſagte der Oberſt, dieſem die Hand reichend, „er⸗ mahne Sie aber nochmals, auf Ihrer Hut zu ſein, denn ich würde einen ſo braven Offizier, wie Sie es ſind, nur ungern verlieren.“ Von dem eine halbe Stunde vom Lagerplatz gelegenen Dorfe ertönte ſoeben die Mitternachts⸗ ſtunde, als ſich der Lieutenant Frey mit fünf Ge⸗ meinen ſeiner Weiſung zufolge auf den Weg machte. Sein Weg führte ihn zuerſt durch eine von hohen Hügeln gebildete Schlucht, dann aber über ein Plateau, das ſich etwa eine Viertelſtunde weit ausdehnte. Hierauf ſenkte ſich der Weg, dez nun durch eine dichte Waldung zu führen ſchien, 0 nochmals, und ſchon glaubten die Tapferen die Ni größte Gefahr überſtanden zu haben, als ſie von nordöſtlicher Richtung her mit Gewehrkugeln form; e lich überſchüttet wurden. * Es war eine mondhelle Nacht und Eduard üng bemerkte jetzt recht gut die Zahl der Feinde, gleich wie dieſe ihn und ſeine Truppe bemerkt und an N der Uniform erkannt hatten. 1 Wohl einſehend, daß er der Ueberzahl gegen⸗ pin über machtlos ſei, gab Eduard ſeinen Leuten den Befehl, im Eilſchritt die eingeſchlagene Richtung n und weiter zu verfolgen, denn zurück konnte er nicht mehr, weil er auf dem Plateau noch viel mehr deß Gewehrläufen der Feinde ausgeſetzt war. Kaum hatte er jedoch den Befehl erteilt, als 10 er und ſeine Truppe abermals von einer Gewehr ſalbe überſchüttet wurde. 0 hebe Unwillkürlich faßte ſich Eduard mit der linleg n Hand nach der rechten Achſel. Er fühlte ſich ge⸗ 0 n der troffen. Dem in Mitleidenſchaft gezogenen Arm 1 Ae entſank der Degen, und es blieb ihm nichts übrig, 1 find als dem ihn begleidenden Gefreiten ſſeine Inſtrul⸗ W tionen zu übertragen und ihn, wie auch die übrigen b de n zur größten Eile anzuſpornen. Bald waren ſeine Nele 9 Begleſter in dem Diclicht des Waldes enflohen, und . c ge er ſelbſt ſetzte ſich auf einen Baumſtumpf, hie“ ruhig die Ankunft des Feindes erwartend, da dig durch jede ſchnelle Bewegung ſich geltend machende — Schmerzen ihm die weitere Flucht verhinderten, — (Fortſetzung folgt.) 1 N Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor, ire, 1 Nadenbürg. 5 10