drei Mitverhafteten Kraszewski, die in Dresden eine Cigarrettenfabrik leiteten, und ein ehemaliger Major von Bogdanowitſch, der Kraszewskis Romane teil⸗ weiſe ins Deutſche überſetzt hat. Der verhaftete Dichter iſt 1812 in Warſchäu geboren und lebte in Dresden ſeit dem Jahre 1868. Eſchweiler, 15. Juni. Erzbiſchof Pau⸗ lus, welcher in Holland im Exil lebte, iſt heute geſtorben. . Paris, 16. Juni. Der chineſiſche Botſchafter Tiſeng erklärte dem Petersburger Correspondenten des „New Pork Herald“: China halte mit Hoheits. recht auf An am nebſt Tongking feſt und an⸗ erkenne nichts, was Frankreich ſeit 1874 gethan. Wenn Frankreich nicht nachgebe, ſei der Bruch un⸗ vermeidlich. China werde nicht ſofort unmittelbar Krieg führen, aber Anam unmittelbar unterſtützen. England und Amerika würden eine franzöſiſche Blokade der chineſiſchen Häfen nicht anerkennen. 5 — St. Petersburg, 16. Juni. Einer Meldung aus Aſtrachan zufolge iſt geſtern abends der Paſſagierdampfer Ka ſan auf der Wolga in der Nähe des Dorfes Petropawlowskoje in Brand geraten und auf den Strand aufgelaufen. Die Paſſagiere retteten ſich. Der Dampfer iſt mit den Schiffsgütern und der Poſt vollſtändig niederge⸗ brannt. Verſchiedenes. — Mannheim, 18. Juni. (Schwurgericht). Heute Vormittag 9 Uhr nahmen die Verhandlungen des 2. Quartals ihren Anfang. Der Vorſitzende, Herr Landgerichtsrat v. Boul, machte die erfreuliche Mittheilung, daß ſich der Schwurgerichtshof in dieſer Seſſion mit nur wenigen Fällen zu befaſſen habe. Der erſte Fall bildet die Anklage gegen den ver⸗ heiratheten, 59jährigen Schuhmacher George Martin Rabe von Schönau wegen Todtſchlags. Das Urteil lautete auf eine Zuchthausſtrafe von 5 Jahren, Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte auf ebenfalls 5 Jahre und die Koſten. Ludwig Ihrig, 34jähriger, verheirateter Tag⸗ löhner von Unterſensbach, wohnhaft in Eberbach, wegens Verbrechens gegen § 176 Ziff. 2 R. St. G B. Der ebenfalls ſchon mehrfach vorbeſtrafte Angeklagte wird deshalb unter Ausſchluß mildernder Umſtände zu einer Zuchthausſtrafe von 2 Jahren 6 Monaten, jährigem Ehrverluſt und den Koſten verurteilt. — In Bretten wurden am Freitag vor⸗ mittag zwei Burſchen verhaftet, welche dem Vieh⸗ händler Koppel einen Ochſen zum Verkaufe anboten;; da der hiefür verlangte Preis von 200 Mark ein auffallend billiger war, ſchöpfte Herr Koppel ver⸗ dacht, zeigte ſich aber zum Kaufe bereit und hieß die Burſchen ins Zimmer treten, um auszubezahlen. Mittlerweile ließ Herr Koppel den Gendarmerie⸗ Wachtmeiſter holen, welcher die beiden Burſche ſo⸗ gleich verhaftete. Es ſtellte ſich heraus, daß die— ſelben, wovon der eine ein Schuhmacher von Neibs⸗ heim, der andere von Joͤhlingen iſt, den Ochſen einem Landwirt von Jöhlingen die letzte Nacht aus dem Stall geſtohlen haben und nach Bretten zum Verkauf getrieben. Mittlerweile kam auch der Eigenthümer des Ochſen, welcher die Spur ver⸗ folgte in Bretten an und hatte die Freude, ſein Eigenthum ſofort wieder in Empfang nehmen zu⸗ können. Die beiden Diebe ſind bereits ins Amts⸗ gefängnis nach Karlsruhe abgeliefert worden, wo ſie ihrer Verurteilung entgegenſehen. — Konſtanz, 16. Juni. Ein Unteroffizier des hieſigen Regiments, der in ſtark angeheiterter Stimmung mit Verſpätung nach Hauſe kam, nahm ſeinen Eintritt in die Kaſerne, ſtatt an der Haupt⸗ wache vorbei, über die Kaſernenmauer und durch eine Kellerfalle, welche ſoweit geöffnet werden kann, daß ein Mann knapp durchkommt. Hat man dieſe Kellerfalle geöffnet, ſo ſſt man in einem Sprunge im Keller und alſo im Innern der Kaſerne. Der Unteroffizier wollte ſich nun mit einer Hand an dem Kellergitter halten, glitt aber aus, und ſtürzte in den Keller hinunter, während ihm ein Fingerglied in der Gitterverzierung hängen blieb; dasſelbe war vollſtändig von der Hand abgeriſſen worden. Der Unteroffizier muß davon nichts gemerkt haben, denn er legte ſich zu Bette und ſchlief faſt die ganze Nacht durch. Am andern Morgen war der Brand am Finger aber ſoweit vorgeſchritten, daß ihm dieſer ganz abgenommen werden mußte. Das abgeriſſene Fingerglied wurde noch im Gitter ſteckend vorge⸗ funden. — In den Rebanlagen des Markgräfler Landes zeigt ſich eine Verderben bringende Krank⸗ heit, „Blank“ genannt. Von Kennern wird dieſe Krankheit als die verderblichſte und nächſt der Reb⸗ laus gefährlichſte der Reben angeſehen. — Leipzig, 12. Juni. Heute früh iſt im Hofe des hieſigen Landgerichts die Hinrichtung des vom Schwurgericht zu Leipzig zum Tode ver⸗ urteilten, vom Könige nicht begnadigten Raubmörders Rabe aus Wurzeln vollzogen worden. Rabe hatte im vergangenen Winter in einer Fabrik in Wang während der Mittagspauſe den Werkflhrer ine Fabrik erſchlagen und der zum Auszahlen der beitslöhne beſtimmten, in ſeiner Vewahrung bet lichen Gelder beraubt. — Sunderland, 16. Juni. Nach Sa einer heute ſtattgefundenen Kindervorſtellung Vectoriahall entſtand beim Ausgang aus dem Theg ein ſchreckliches Gedränge, wobei mehrere Peri niederfielen, während die nachfolgenden über die fallenen hinwegſchritten. Circa 50 — 70 Perſo ſollen umgekommen, 300 verletzt worden ſein. — Eine Wahnſinnsthat, wie ſie gz licher die erregte Phantaſie nicht ausdenken g wird im „Wiener Extrablatt“ erzählt. Zugg ein kleines Dorf bei? Gmünd in Niederöſtereſch, der Schauplatz eines grauenhaften Exeigei welches die Bewohner dieſes ruhigen Oertchenz namenloſe Angſt verſetzte. Nur der Beſonnen eines Mannes, der mitten in den Schreckniſſeg Faſſung nicht verlor, es iſt zu danken, daß groß Unheil vermieden wurde. Im ganzen Ort und g in deſſen ganzer Umgebung gab es keinen Burſch der ſich mit dem Bauernſohne Franz Macho he meſſen können. Eine herkuliſche Erſcheinung der 25jährige Burſche, der Liebling von Jung Alt. Vor zwei Jahren zog er des Kaiſers als belobter Unteroffizier aus und half die belrz liche Wirtſchaft ſeiner Eltern bebauen. Seine Elte denen ihr „Franzi“ Alles war, ſuchten weit breit eine paſſende Partie für ihr „Herzbinkerl wie ſie ihn nannten, und fanden ſchließlich, daß Hofbauerstochter Anna Schmied wie geſchaffen ihren Sohn wäre. Franz fand an Anna Geſch und bald war man einig geworden. Es kam Tag der Hochzeit, die auf dem Gute des Hofbe mit großer Pompe gefeiert wurde. Des morg bewegte ſich ein langer Zug unter Vorantritt Eltern des jungen Ehepaares in die Woh Franzens, um ein ſolennes Ständchen zu bring Die Fenſterläden waren feſt verſchloſſen und ſe der lauteſte Geſang war nicht imſtande, die, man glaubte, Schlafenden zu wecken. Alles bai; 2 ruhig Endlich war es den Eltern etwas unheimſ zu Mute. Sie erbrachen das Thor und drang in das Schlafgemach. Wer malt das Entſetz das ſich Aller beim Eintritte bemächtigte! Das Bel, zeug lag zerſtreut im Zimmer herum, Tiſch Stühle waren umgeworfen, da lag eine abgebi Hand, dort der Kopf, der zerbiſſene Rumpf harr krabe b. — ( Wunſch geäußert, den Weg nach Hauſe bei der mondhellen Nacht lieber zu Fuß machen zu wollen und ihre Verwandten hatten, trotzdem deren Wagen bereit ſtand, hiergegen nichts einzuwenden, nachdem Eduard ſich erboten hatte, ihr das Geleit geben zu wollen. So durchwandelte Eduard mit der ſchönen Franzöſin die einſamen Straßen der Stadt. Auch eine kleine Parkanlage lag auf dem Weg, den ſie zu durchgehen hatten und als ſie unter dem Dach der hohen Bäume angelangt waren, da waren nur mehrere einzelne lichte Punkte der Mondſcheibe er⸗ kennbar, deren Schimmer das dichte Laub der Bäume geſtattete. 5 Wortlos durchſtreiften ſie die einſamen Wege und Florentine hatte ſich wie im Gefühl der Furcht feſt an ihren Begleiter“ geſchmiegt. Eduard hörte das laute, ſtürmiſche Pochen ihres Herzens, ſein Arm lag ſeſt umſchloſſen an ihrem Buſen und ver⸗ geblich ſuchte Eduord ihre Augen, die ſie beſtändig nach den Fußſpitzen unter dem Saum ihres Kleides gerichtet hielt. War es Furcht oder verſteckte Lei⸗ denſchaft? Eduards Geiſt blieb trotzdem der intereſ⸗ ſanten ja faſt verführeriſchen Wanderung klar und unberührt. Schon zeigte ſich die Lichtung des kleinen Parkes und wenige Schritte hinter demſelben befand ſich das Wohnhaus der Franzöſin. 5 „Wir werden jetzt bald bei ihrem Hauſe ſein, Florentine, und die beängſtigte Stille unſerer nächt⸗ lichen Wanderung wird Sie nicht mehr beläſtigen,“ ſagte Eduard lächelnd und ahnungslos deſſen, welche Stürme in der Bruſt der Franzöſin wühlten. Sie blieb bei dieſer Anrede betroffen ſtehen und ſchlug ihre dunkeln Augen zu Eduard auf. Sie ſah ihn lächeln — war es denn wirklich Liebe, die aus ſeinen Augen ſprach? — Er fühlte plötzlich zwei runde Arme ſich um ſeinen Nacken legen, er fühlte die ſtürmiſchen Wallungen ihres Buſens an ſeiner Bruſt und gleich darauf — zwei ſchwellende Lippen auf den ſeinen. — Dann aber fühlte er ſich plotzlich von ihrer beſtrickenden Umarmung befreit, er ſah ihre Geſtalt der Lichtung entgegenfliehen, und hörte wie im Traum ihr klingelndes „Gute Nacht!“ Er erwachte erſt aus ſeiner betäubenden Ueberraſchung, als er das Knarren eines geöffneten Schloſſes und gleich darauf das Zuſchlagen einer Thür vernahm, und nun erſt trat Eduard ſinnend den Rückweg an. . 1 * Der Zeiger der Uhr zeigte bereits die zehnte Stunde, als Eduard am andern Morgen erwachte. Er hatte faſt den ganzen Reſt der Nacht ſchlaflos verbracht, in welcher Zeit ihm die manigfaltigſten Gedanken durch den Kopf gingen. Abwechſelnd zeigten ſich vor ſeinem geiſtigen Auge die Geſtalten Alwinens und Fflorentinens, bald die eine, bald die andere in vorteilhafterem Lichte. Zwar fühlte er ſich beglückt durch den Gedanken, trotz ſeiner Armut und geſchäftlich abhängigen Stelle von einer geſell⸗ ſchaftlich hochſtehenden, allgemein verehrten und be⸗ güterten Dame geliebt zu ſein; aber der Dämon der Leidenſchaft, der in der Bruſt Florentinens wohnte und den Eduard kennen zu lernen Gelegenheit ge⸗ habt, machten ihn mißtrauiſch gegen die wahre Liebe der Franzöfin. Eine ſo ſchnell erwachende Liebe iſt gewöhnlich nur von kurzer Dauer, ſie brennt hell auf wie eine neuentzündete Kerze, die nach einiger Zeit wieder erliſcht. Und deshalb vermochte flüchtiger Blick auf die Uhr belehrte ihn, daß er dieſer Liebe kein Vertrauen zu ſchenken. Zwar fühlte er ſich durch dieſe Liebe angenehm berührt geſchmeichelt, aber er vermochte ihr nicht die gle Liebe entgegenzubringen; — zwar erfreuten ihn Strahlen der Sonne, aber er fand auch Wohl fallen an dem klaren Bach, der nie zu fließen . deſſen melodiſches Rauſchen nicht aufhört, wenn Sonnenſtrahlen ſich nicht in ſeinem Spiegel brech Aber konnte er die ſich ihm bietende 5 nicht ergreifen, um ſeine Zukunft ſicher zu ſſell hatte er nicht die beſte Gelegenheit, den drücken Alp der Unſelbſtſtändigkeit und Armut abzuwaſzen „Nein auch das geht nicht,“ hatte ſein Seile geſpräch gelautet, „ich müßte ihre Liebe heuchen, und das vermag ich nicht. — Wenn Alwine wäre, die mich liebt, ich könnte mich ihr weihen ohne ihre verlockenden Reichtümer. Aber der genſtand ihrer Liebe iſt Hellmuth, und ich we mich daran gewöhnen, ſie als die Braut e Andern zu betrachten. —“ Nach einem kurzdauernden, erſt gegen Mog erlangten Schlaf erwachte Eduard, als ihm Sonnenſtrahlen auf die Stirn brannten. 8 Wende ſich heute zum erſtenmal, ſeit er ſich im Geſch Wohlmanns befand, verſpätet hatte. In aller kleidete er ſich nun an, um ſich in das Comp zu begeben. Auf den Straßen herrſchte eine ungewöhnlich! ſeltene Erregung. Das Volk umſtand mit geſpann Mienen die Straßenecken, an denen große, i un Plakat angeſchlagen waren. (Fortſetzung folgt.) Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molltor, Ladenburg. Naß fehlt