Als Feſtplatz wurde der Marktplatz beſtimmt, welches gewiß der ſchönſten und größte Platz ſein dürfte. Allem Vernehmen nach ſoll es eine der größten Feſt⸗ lichkeiten geben, die je in unſerem Städtchen abge⸗ halten wurde. — Ladenburg, 14. Juni. In den Blät⸗ tern wird auf folgendes aufmerkſam gemacht: „Es iſt eine bei den Amtsgerichten vielfach gemachte Er⸗ fahrung, daß wegen Nichterſcheinens der Verklagten viele Verſäumnisurteile gefällt werden. Die Be⸗ klagten ſcheuen ſich, häufig ohne allen Grund, vor dem Richter zu erſcheinen, ſie erkennen die Forde⸗ rungen zwar an, aber Nichterſcheinen macht das Urteil teurer. — Kommt der Beklagte nicht zum Termin, dann begibt er ſich der Gelegenheit, mit Unterſtützung des Richters mit dem Kläger über Friſten u. Theilzahlungen zu verhandeln. Er ver⸗ anlaßt den Richter auch durch die anſcheinende Re⸗ nitenz ſehr häufig zu größerer Strenge beim ſpä⸗ teren Pfändungsverfahren. Erſcheint dagegen der Beklagte, ſo kann der Richter ein Anerkennungs⸗ urteil erlaſſen, und gelangen dann uur ½¼0 der Gebühren zur Anrechnung, während bei Verſäumnis⸗ Urteil der volle Betrag erhoben wird. — Sandhauſen, 12. Juni. Die Freunde des Kirchengeſangs machen wir aufmerkſam auf das Bezirkskirchengeſangfeſt, welches am nächſten Sonntag den 17. Juni, nachmittags 2 Uhr, in der hieſigen großen Kirche ſtattfindet, bei welchem Herr Muſik⸗ direktor Hänlein von Mannheim die Orgel ſpielen und Herr Hofprediger Helbing von Karls⸗ ruhe die Feſtrede halten wird. Die mitwirkenden Kirchengeſangvereine ſind die gemiſchten Kirchenchöre von Heidelberg, Nußloch, Rohrbach, Sandhauſen und Wiesloch. Das Programm iſt ein reichhal⸗ tiges: 5 Geſamtchöre, 5 Specialchöre und 2 Kin⸗ derchöre. (Der hieſige Ort liegt 10 Minuten von der Eiſenbahnſtation St. Ilgen). e Vom Schwarzwald, 10. Juni. Der 23. Juli 1783 war für die Bevölkerung der da⸗ maligen Markgrafſchaft Baden wohl der wichtigſte, weittragenſte Tag in der Geſchichte des Ländchens. An dieſem Tage wurde durch den hochedeln, volks⸗ thümlichen Markgrafen Karl Friedrich, Groß⸗ vater unſeres jetzt regierenden allgeliebten Großher⸗ zogs, die Leibeigenſchaft aufgehoben. In den eigenen Worten dieſes Fürſten: „Das Wohl des Regenten iſt mit dem Wohle des Landes innigſt vereinigt, beider Wohle oder Uebelſtand fließen in Eins zuſammen“ liegt eine Wahrheit, die ihn ihrer Verwirklichung nur eine glückliche ſein kann. Badens Volk hat daher alle Urſache, den 23. Juli 1883 als den des einhundertjährigen Beſtehens der von einem väterlichen Fürſten dargebotenen hoͤchſten Güter, der freiheitlichen Entwickelung der bürger⸗ lichen Rechte und des Genuſſes freien Eigentums, hoch zu feiern. Wir erlauben uns daher von un⸗ ſeren Höhen, dieſe wenigen Erinnerungsworte an einen für die geſegneten Gauen Badens glückbring⸗ enden Tag niederzuſchreiben. (Brsg. Ztg.) — München, 10. Juni. Im Falle die Geſchworenen in den betreffenden in dieſer Schwur ⸗ gerichts⸗Seſſion dahier zur Verhandlung kommenden Fällen der Anklage gemäß ein „Schuldig“ ſprechen, wird der Gerichtshof in die Lage kommen über nicht weniger als 5 Perſonen das Todesurteil auszu⸗ ſprechen, ein gewiß ebenſo auffallendes, wie be⸗ dauerliches Vorkommnis. — Berlin, 13. Juni. Der Mörder des Briefträgers Coſſäth, Ernſt Soppe, wurde heute früh 6 Uhr hingerichtet. — Neu⸗Ulm, 11. Juni. Durch die Un⸗ vorſichtigkeit eines Dienſtmädchens wurde eine hie⸗ ſige Familie in großes Leid verſetzt. Am Freitag Nachmittag ſtellte das Dienſtmädchen des Bäckers Junginger in der Backſtube einen Zuber mit ſieden⸗ dem Waſſer zu Boden, ohne auf das etwas über 2 Jahre alte Mädchen zu achten, welches in der Küche umherlief. Ploͤtzlich ſiel das Kind rückwärts in den Zuber und verbrühte ſich derart, daß es nach zwoͤlfſtündigen qualvollen Leiden ſtarb. Der ſchwer betroffenen Familie wendet ſich die allgemeine Teil⸗ nahme zu. — Ulm, 12. Juni. Geſtern Mittag wurde eine hieſige 2 jährige Bürgerstochter auf dem Gal⸗ genberg von einem Stromer angefallen, bei der Gurgel gepackt, ins Gebüſch gedrückt und unter Todesandrohung ihr das Geld abverlangt. Da ſie kleines bei ſich hatte, auch Leute um den Weg waren, mußte der Stromer, ohne ſeinen Zweck zu erreichen, die Flucht ergreifen — Schweiz. Ein furchtbarer Wolkenbruch hat in der Nacht vom 8. zum 9. Juni die Ge⸗ lände des Bielerſees heimgeſucht. In Tüſcherz eine Stunde von Biel, wurden buchſtäblich ganze Reb⸗ gelände auf die Seeſtraße und die Eiſenbahnlinie (Biel⸗Neuenburg) heruntergeſchwemmt. Vielenorts mußten ſich die Bewohner der unteren Stockwerke flüchten. In der Stadt Biel ging es verhältniß⸗ mäßig noch gnädig ab — immerhin gab es viel auch das Ceremoniell und die Lebensweiſe des n Hofe Waſſer in die Keller. Von Blel wurden Ig 1 2 60 requirirt, um wenigſtens die Eiſendahn ig 11 bar zu erhalten, was auch gelang. f 1 verlor — Man ſchreibt uns aus Elbing, 11.90 10 auch de Ein schönes, für die Entwiälung der indufzzehe J n den Verhältniſſe unſerer Stadt bedeutungsvolles 4 whaller wurde gefeiert. Die Firma Löſer und Wolff 4 er ein Berlin hat hier vor einigen Jahren den Verſuch . gut ge macht, die Cigarrenfabrikation einzuführen und d 155 die der Umſicht und Energie der Herren iſt dieſer t ſnd. ſuch nicht allein als gelungen zu betrachten, ſonz 4 noch e es ſind geradezu überraschende Reſultate zu da un im de zeichnen. Mit 20 Arbeitern wurde vor 9 Jahre une begonnen in einem kleinen Häuschen, heute abe . Ein bereits 800 Perſonen in einem ſtaatlichen Faß 06 wurd gebäude und auch dieſes erwies ſich als zu 1110 10 denn die Arbeiterzahl muß auf 1000 erhöht wer 1 anker! Es wurde darum ein neues Gebäude aufgeſ an S und der Einweihung desſelben galt das geſtrige Herzliche Anſprachen richtete Herr Loͤſer an Arbeitsperſonal und in ſchwungvoller Rede d der Oberbürgermeiſter Hr. Thomale von Eiß welcher mit zahlreichen anderen hervorragenden ſönlichkeiten der Stadt am Feſte teilnahm. 5 Löſer für den Aufſchwung, welchen die induff Thätigkeit Elbings durch ihn genommen, für Sorgfalt, mit welcher der Fabrikherr human Einrichtungen zu Gunſten der Arbeiter und Arb rinnen getroffen, ſowie für die unter Aufwendan bedeutender Mittel geſchoffenen lichten und kuf Fabrikräume, welche auch hygieniſcher Beziehn allen Anforderungen entſprechen. Die Bevölke Elbings nahm regen Anteil an der Feier. Von Leiſtungsfähigkeit der Elbinger Cigarrenfabrik man ſich ein Bild machen, wenn man erwägt, dieſelbe im letzten Jahre 20 Millionen Cigg fabricirt hat. (Chineſiſche Militärſtrafen.) Ge Hong Fu⸗Kong hat an die ihm unterſtehenden neſiſchen Truppen einen Tagesbefehl gerichtet, rin es u. a. heißt: „Alle Deſerteure, Räuber ſolche, welche das Lager verlaſſen, werden geha Opiumraucher und ſolche, welche ſich dem Ge berauſchender Getränke hingeben werden mit Oh n Mitter! ien Schmer 0 schnell e ibchen me Ak guter Wa aufſchlitzen und Aushpeitſchung beſtraft.“ Adenbi — Es dürfte jetzt nicht ungelegen ſein, el re von der Lebensweiſe und der Tafel des Kaiſers Anam. Tüdüc, zu erfahren. Als Vaſall Kaiſers von China hat dieſer Fürſt an ſeinem wieder in dieſe eingelebt, und er fand hier ein Feld, auf welchem ſeine Unterhaltungsgabe und ſein mu⸗ ſikaliſches Talent dankbare Anerkennung fand, ſo daß er ſtets überall und gern geſehen wurde. ö Die Freundſchaft Hellmuths und Eduards hatte ſich heute, als ſie gerade zu den Beſuchern eines Balles der faſhionablen Welt zählten, auf Antrag Hellmuths bis zu dem vertraulichen „Du“ geſteigert, und dieſe Freundſchaft hatte, äußerlich be⸗ trachtet, den Schein eines feſten und innigen Cha⸗ rakters. In Wirklichkeit aber hatte ſie dieſe Eigen⸗ ſchaft nur bei Eduard; ſeine Freundſchaft zu Hell. muth war eine ehrliche und aufrichtige, während 1 ſich in der Rolle des Mephiſto gefiel. Hellmuth tanzte an dieſem Abend viel und faſt unausgeſetzt mit Alwine, die ſich mit ihrem Vater ebenfalls bei der Feſtlichkeit eingefunden hatte. Das junge Mädchen hatte ſchon lange erwartet, daß Eduard ſie einmal zum Tanz führen werde, aber zu ihrem Erſtaunen und Mißbehagen geſchah das nicht. Eduard hatte ſich überhaupt in der letzten Zeit ſo außerordentlich zurückhaltend gezeigt, ja ſelbſt den Famiſſenkreis gemieden, daß es ſie be⸗ fremdete. Sie hatte wiederholt nach dem Grund dieſes Benehmens geforſcht, wußte ſich aber darüber nicht klar zu werden. Heute vollends hatte ſich Eduard ganz in den äußerſten Winkel des Saales zurückgezogen. Sein Blick haftete träumeriſ an den bemalten Wänden des Saales, und nur dann belebte ſich ſein Auge, wenn unter den vorüberfliegenden Paaren Hellmuth und Alwine ſichtbar wurden. Es lag nicht etwa Neid und Mißgunſt in dieſem Blick, denn er gönnte ſie ſeinem Freunde, obwohl ſein Herz darüber blutete. Aber man konnte doch von ihm nicht der⸗ langen, daß er dazu noch lächeln ſollte 2 Alwine war der Gegenſtand ſeiner erſten heißen Liebe und er war außer Stande, ſeine Gefühle für ſie durch Verſtellungskünſte zu bemänteln, wenn er die ſelben auch eben ſo wenig, um nicht in der Geſellſchaft ein Gegenſtand des Mitleids zu werden, offen zur Schau tragen durfte. Und obwohl er ſeinem Freude faſt jede Falte ſeines Herzens geöffnet, ſeine Liebe für Alwine hatte er dieſem noch nicht geſtanden, um dem Freunde keine Veranlaſſung zum Argwohn, und Herrn Wohlmann keinen Grund zu Klagen über ihn zu geben. Hellmuth aber wußte ſehr wohl, wie es im Herzen Eduards ausſah und um dieſen gewiſſer⸗ maßen zur Zurückhaltung zu zwingen und die Glut in ſeinem Herzen nicht zur Flamme anwachſen zu laſſen, hatte er ihm heute erzählt, daß er mit Al⸗ wine ſo ziemlich einig ſei. Er habe ihr heute ſeine Liebe erklärt und ſie habe ſeiner Bitte, ihm die Hand zu reichen, keine Weigerung entgegengeſetzt, ſondern ihn nur gebeten, ſich noch einige Zeit ge⸗ dulden zu wollen, da man den Vater erſt darauf vorbereiten müſſe, weil dieſer es nicht gern ſähe, wenn ſie jetzt ſchon ſein Haus verlaſſe. Und Eduard glaubte ſeinem Freund auf's Wort, denn das, was dieſer ihm erzählte, hatte er ſchon längſt vorausgeſehen. Und dennoch war alles nur erdichtet, denn Alwine, die Hellmuth zwar für einen ehrlichen Charakter hielt, fühlte ſich dennoch nicht zu dieſem hingezogen und mit echt weiblichem Stolz hatte ſie jede allzu vertrauliche Annährung Hellmuths zu verhindern gewußt, wenn ihr Vater auch nicht gerade übel auf eine Verbindung zwiſchen ihr und Hellmuth geblickt hätte. Soeben war wieder ein Tanz beendet 9 N Hellmuth näherte ſich lächelnd und ſich den Sch, Mehrer von der Stirn wichend, ſeinem Freunde, inde Mang in ſagte: „Dir ſcheint der heutige Ball nur w Freude zu bereiten, lieber Eduard! während 1 —— hier die Zeit verträumſt, ſind die Anderen 9 und guter Dinge. Die Damen, zum minde diejenigen, denen es an Tänzern fehlt, werden für ungalant halten, daß Du nicht kanzſt 0 Fräulein Florentine, deren Bekanntſchaft Du ne 41 bei Doktors machteſt. wird dir ernſtlich zürnen, Du ſie nicht einmal eines Blickes wiülrdigſt. . ſie nicht reich und ſchön und um dieſer Eigenſchg 1 8925 willen nicht ſchon der Beachtung wert?“ „Wenn auch Fräulein Florentine Debot vorzüglichen Eigenſchaften beſitzt, welche Du hergerzählt haſt,“ war Eduards Einrede“, ſo h ich mich gerade deshalb reſignieren. Meine a Stellung und meine Armut legen mir Schra it Louis Agentin we j 90 Ait zu verd. auf, innerhalb deren ich mich zu bewegen gezwungen anlation, bin.“ Und mit faſt grollender Bitterkeſt fügte g enn naturgem hinzu: „Ich mochte mein Herz nicht zum zwei Trotz mal verlieren!“ du nicht e. Hellmuth that, als wenn er die letzten W 0 2 und Eduards ganz überhört hätte. Er faßte viel Reichha den Freund beim Arm und zog dieſen wille zum Büffet. „Du biſt ein rätſelhafter Schwär Eduard, und Du haſt kein Verſtändnis ail — Mädchenherz. Wenn ich nicht bereits in and 8 Feſſeln geſchmiedet wäre, ſo könnte ich gegen ſolcher Schönheit nicht herzlos bleiben. 1 (Jortſetzung folgt.) 1 Redaktien, Druck und Verlag von Kart Masten, Ladenburg.