erſten Ratgeber des Kaiſers von China iſt, hat gar rund weg von einer Kriegserklärung Chinas an Frankreich geſprochen, wenn dieſes die chineſiſchen Anſprüche auf Tongking nicht anerkenne. Es bleibt daher abzuwarten, ob Frankreich an China einige Conceſſionen machen oder ob ſich ein franzöſiſch⸗ chineſiſcher Conflikt ausbilden wird. Rußland. Mitten in die glänzenden ruſ⸗ ſiſchen Krönungsfeſtlichkeiten, die mit dieſer Woche in Moskau ihr Ende erreichten, ſind doch einige ſchrille Mißklänge gefallen. Das Woskauer Stadt⸗ oberhaupt, Profeſſor Tſchitſcherin, hat in einer Bankettrede und der Panflaviſt Akſakoff in einem Zeitungsartikel direkt und indirekt auf die Not⸗ wendigkeit weitgehender Reformen und eine gewiſſe Teilnahme des Volkes an der Regierung hinge⸗ wieſen, um den Schurkereien im ruſſiſchen Beamten⸗ tum ein Ende zu bereiten und das ruſſiſche Volk dem ehrlichen und wahrhaftigen Ruſſentum zurück⸗ zugeben. Der neugekrönte Czar ſei offenbar von der Vorſehung mit dieſer Miſſion betraut und müſſe bald Hand dazu anlegen. Bis jetzt weiß man aber noch nichts davon, daß der Czar in dieſer Richtung Reformen herbeiführen und ſeinem Volke eine Art Verfaſſung oder wenigſtens den Uebergang zu einer ſolchen verleihen will. Sehr unangenehm haben auch auf den Czaren und ſeine Umgebung die Kra⸗ valle gewirkt, welche anläßlich der Krönungsillu⸗ minationen in St. Petersburg mehrere Volkshaufen mit der Polizei hatten. Die Türkei hat in ihrem Gebiete wieder einmal einen Raufhandel zu ſchlichten. Albaneſiſche Bergſtämme haben die türkiſche Garniſon in Tuſi überfallen, entwaffnet und deren Gewehre, Kanonen und Munition fortgeführt. Der türkiſche Comman⸗ dant von Skutari iſt daher mit 6 Bataillonen und 2 Batterien aufgebrochen, um die Bergſtämme zu züchtigen, was ihm bei der bekannten Tapferkeit der Türken wahrſcheinlich auch gelingen wird. Moskau, 7. Juni. Geſtern abends brachte die 52 Sänger ſtarke deutſche Liedertafel Moskau dem Kaiſerpaare im Kreml ein Ständchen. Der Kaiſer und die Kaiſerin waren im engſten Familien⸗ kreiſe und hörten den eine Stunde währenden Ge⸗ ſangvorträgen aufmerkſam zu. Im Ganzen wurden 9 Nummern vorgetragen, darunter das namentlich von der Kaiſerin gewünſchte Lied: „Wer hat Dich Du ſchöner Wald“. Das Ständchen wurde mit der däniſchen Volkshymne eröffnet und mit der ruſſiſchen geſchloſſen. Das Kaiferpaar dankte dem Dirigenten Prof. Malm auf das Verbindlichſte. Die Mitglieder der Liedertafel wurden ſodann im anſtoßenden Saale bewirtet. f Peters burg, 10. Juni. Der Kaſſer und die Kaiſerin ſind ſoeben wohlbehalten hier ange⸗ kommen und von der dicht gedrängten Volksmenge mit enthuſiaſtiſchen Kundgebungen empfangen worden. Ihre Majeſtäten fuhren ſofort nach der Ankunft im offenen Wagen nach der Kaſanſchen Ka⸗ thedrale. Die Truppen bildeten längs dem Newski⸗ Proſpecte Spaliet. Die Stadt iſt auf das Feſtlichſte geſchmückt. Das Wetter iſt ſchön. Verſchiedenes. — Wiesloch, 9. Juni. Geſtern nachmit⸗ tag zwiſchen 1 und 2 Uhr zog, ein ſchweres Un⸗ wetter mit ſtarkem Hagelſchlag, von Weſten kommend überein Teilder Gemarkung Wieslochs und richtete gro⸗ ßen Schaden an Weinbergen, Hopfen⸗ und Kartoffel⸗ äckern. Das Gewitter mit furchtbarem Platzregen und Hagel ſcheint eine weitere Ausdehnung gehabt zu haben, da außer Walldorf und Wiesloch auch Kronau, Kislau, Mingolsheim und Langenbrücken durch Hagelſchlag ſchwer betroffen wurden. — Bruchſal, 9. Juni. So viel heute bekannt geworden, hat das geſtrige Hagelwetter namentlich das Augſteiner Feld beſchädigt, welches wie ein See ausſah; durch den Hohlweg ſtürzte mit Toſen ein Gießbach. In den Weinbergen, beſonders in der Steig, iſt viel abgeſchlagen. Die Kirſchen liegen an manchen Stellen 3 Ctm. hoch auf der Erde. Empfindlich litten die Gärten; Apri⸗ koſen in der Nähe des Schloßgartens, für welche 300 M. geboten waren, ſind vernichtet. Was von Obſt noch hängen blieb, iſt derart beſchädigt, daß es raſch in Fäulnis übergeht. Heute früh nach 9 Uhr lagen noch harte Hagelkörner in den Höfen. Der Hagelſchlag war ſo gewaltig, daß er Vertie⸗ fungen in die Erde ſchlug und die Leute auf dem Felde genötigt wären, ſich mit dem Geſicht auf den Bo⸗ den zu legen, um keine Verletzungen davonzutragen. Die Gärten einer an der Seilersbahn wohnenden Handelsgärtnerin wurden gänzlich verwüſtet. Auch die Scheiben vieler Gebäude wurden zerbrochen. Im Weierberg und in der Silberhölle ſieht es ſchlimmer aus, als man ſich dachte. Die durch den Hagel durchlöcherten Blätter und Stengel verbreiteten einen ungewöhnlichen Geruch. Am ſchrecklichſten hauste das Wetter in der Rohrbach, wo es die Aecker aufriß. Gleiches Unglück verkündende Berichte liegen aus Heidelsheim, Unteröwishein und Ubſtag vor. Forſt wurde nur teilweiſe berührt; Daz Wetter zog ſich zwiſchen Forſt und Ubſtadt hindurch, Mingolsheim brachte es ſtarken Schaden an Hopfen, 1 11 Korn, Kartoffeln und Reben. — Oppau, 9. Juni. Nach der hier am 7. d. Mä ſtattgehabten. Aufnahme ſind gegenwärtig im Orte von den durch das Hochwaſſer zerſtörten Wohnhäuſern ſchon 21 wieder bewohnt, 4 zum r Einziehen fertig, bei 22 der innere Verput herge⸗ ſtellt, 25 unter Dach 13 aufgeſchlagen, 28 bis zur Stockhöhe, 24 bis zur Sockelhöhe und bei 11 daz Fundament und Kellergewölbe hergeſtellt. 24 ſolche Gebäude incl. Nebengebäude ſind bis jetzt noch nicht angefangen. Letztere ſind meiſt Gebäude von Mauterg, Zimmerleuten ꝛc., die zuerſt des Verdienſtes wegz andere herzuſtellen mithelfen. Es iſt ſonach auß Zweifel, daß bis zum 25. Auguſt d. J. ſämtlliche Wohnungen dahier, wie es der Wunſch hoher Regierung iſt, bezogen werden können, was unſere Ortsbehörde betr. der an den Tag gelegten Rührſg keit zur Ehre gereicht. Frankfurt, 10. Juni. ſtattgehabten vertraulichen Stadtverordnetenſſtzung wurden 15,000 M. bewilligt als Koſten verſchiedene Feſtlichkeiten, welche gelegentlich der Anweſenhef des Kaiſers bei dem Herbſtmanöver in Frankfur am Main veranſtaltet werden ſollen. Die Stad wird u. A. dem Kaiſer ein Banket in dem hiſtoriſch ehrwürdigen Kaiſerſaale anbieten. — Geislingen, 8. Juni. um 9 Uhr kam die Nachricht hierher, Webereigebäube der Südd. Vaumwollinduſtrie Kuche in Flammen ſtehe. Das großartige Gebäude en hielt 400 —500 mech. Webſtühle und ſoll größten teils niedergebrannt ſein. Die angebaute Spinnt rei wurde erhalten. — Baiern. König Ludwig von Baer könnte auch ſagen: Vom Fels zum Meer. Welch Prochtbauten aus 1001 Nacht hat er ſich auf ſeine Bergen erichtet und alle wird übertreffen ein Schlo das er auf der Herreninſel im Chiemſee ba welcher See auch das baieriſche Meer genannt wird weil er ſich 12 Stunden weit erſtreckt. An dieſer Wunderſchloß, das alle Schlöſſer der Welt an Größ und Pracht übertreffen ſoll, wird ſeit 6 Jahren g baut, 500 Arbeiter ſind täglich beſchäftigt. Es hoch aus der Erde entſtiegen und gibt eine Ahnun von ſeiner gewaltigen Größe, das Innere aber, ſe Müller, nahm ſofort das Lagerbuch zur Hand und verglich die Eintragungen mit den Vorräten; nach einer kurzen Calcül hatte er herausgefunden, daß die fehlenden Waren einen Wert von über 10,000 Thalern repräſentierten. Sein ſaures Geſicht welches er hiezu machte, als er aus den Lagerräumen zu⸗ rückkam, war deshalb wohl erklärlich, und als der Alte bei dieſer Gelegenheit ſeinen durchdringenden Blick über das Perſonal ſchweifen ließ und nun gar bemerkte, daß ſich auf Eduards Antlitz ein feines Lächeln ſpiegelte, da geriet er förmlich in Zorn und er meinte, daß die Situation doch wahrlich zu ernſt ſei, um jetzt lachen zu können. Eduard that ſo, als habe ihm dieſe Zurecht⸗ weiſung gar nicht gegolten, worüber der Alte na⸗ türlich noch mehr aufgebracht wurde. Er verhehlte ſeinen Mißmut auch Herrn Wohlmann gegennüber nicht und beklagte ſich über den Gleichmut des jungen Frey. Aber Wohlmann hatte für dieſe Bemerkung nur ein lächelndes Achſelzucken und meinte, er könne von ſeinem Perſonal nicht verlangen, daß dasſelbe wegen ſeines Verluſtes nun ebenfalls die Trauer⸗ fahne aufziehen ſolle. Was den Alten wieder einigermaßen verſöhnte, war, daß Wohlmann den jungen Frey morgens zehn Uhr zu ſich in's Wohnzimmer rufen ließ, denn er war der Meinung, daß der Chef nunmehr den jungen Mann für ſein Verhalten ordentlich den Text leſen werde. Wenn er allerdings geſehen hätte, wie Eduard gleich darauf ſich das ſehr einladende Früh⸗ ſtück in Geſellſchaft ſeines Prinzipals und deſſen Tochter munden ließ, ſo hätte ſich ſein Geſicht je⸗ denfalls vor Enttäuſchung weſentlich verlängert. Auch die Tochter wußte ſich die gute Laune ihres Vaters nicht zu erkären, doch ahnte ſie bereits, daß der geſtrige ſpäte Beſuch Eduards und der darauf erfolgte Aus⸗ gang des Vaters mit der heutigen Affaire in Zu⸗ ſammenhang ſtehen müſſe. Endlich war auch dieſer Tag zu Ende gegangen und gegen zehn Uhr abends ſtellten ſich mehrere Poliziſten in Zivil und Uniform in der Nähe des Hauſes auf, in welchem der Packmeiſter wohnte. Es währte nicht lange, ſo fuhr ein ziemlich großer Handwagen vor dem Hauſe auf, deſſen Be⸗ ſtimmung ſehr leicht zu erraten war. Der Wagen wurde von zwei Männern gezogen, während ein Dritter nebenher ging. Auch der Packmeiſter befand ſich unter den Männern und dieſe begaben ſich gleich bei ihrer Ankunft durch den Hausgang in den Hof und in die Remiſe, zu welcher der Packmeiſter einen Schlüſſel beſaß Bei dem Schein einer Laterne muſterte der Schärfer einige Stücke Zeug und ein befriedigtes Lächeln glitt bei dieſer Durchſicht über ſein Geſicht. Nachdem die Prüfung beendigt, begann er dem Packmeiſter und ſeinen Spießgeſellen die Summe von 2000 Thalern in die Hand zu zählen, wovon der erſtere zwei Drittel, der andere jedoch nur ein Drittel empfing. Das Auszahlgeſchäft war beinahe beendet, als ſich eine ſchwere Hand auf die Achſel des Pack⸗ meiſters legte, ſo daß dieſem vor Schreck die Goldſtücke auf die Erde rollten. Auch den übrigen mußte der Schreck in die Beine gefahren ſein, als man ſie alle drei für verhaftet erklärte. Die Diebe ſtanden unter dieſer unvermuteten Ueberraſchung wie vom Schlage gerührt und es wußte Keiner von ihnen ein Wort hervorzuſtammeln. Der Packmeiſter vollends war bis zum Tode erbleicht, als er unter den Ankömmlingen auch Herrn Wohl mann bemerkte, der ihn mit etnem düſter forſchende Blick muſterte. „Hätte in Ihnen nicht denjenigen geſucht, den ich Sie jetzt kennen gelernt,“ ſagte Wohlmaßß ſtreng. Wollen Sie mir nicht ſagen. Was Ihn zu dieſem Diebſtahl Veranlaſſung gab?“ Der Packmeiſter ſenkte niedergeſchlagen de Blick zur Erde. Er wußte auf dieſe Frage kes Antwort. „Nun denn, wer keinen Unterſchied zwiſche Mein und Dein zu machen weiß, der braucht fie nicht zu wundern, wenn ihn die Strafe des Geſeßz trifft,“ ſagte Woblmann, ſich verächtlich abwenden Die drei Gefangenen wurden hierauf gefeſf in das Gefängnis geführt, aber wurden Herrn Wohlmann, da ſie alle ah ſeinem Hauſe entſtammten und die Diebe des ihne zur Laſt gelegten Vergehens geſtändig waren, ſche nach einigen Tagen wieder auserfolgt. 1 * R 71 19 95 Durch den drohenden ſchweren Verlust, de Eduard, durch äußere Glüksumſtände begünſtigk, bo ſeinem Hauſe abgewendet hatte, war ex in d Gunſt ſeines Prinzipals noch mehr geſtiegen im Geſchäft ſelbſt wurde er häufig mit Aufträg und Arbeiten vertraut, die nur den Aelteſten de Geſchäfts zugewieſen wurden. Seine Loyalität ha ihn mit dem Hanſe ſeines Wohlthäters faſt de wandt gemacht und er wurde in demſelben ein Glied der Familie betrachtet. (Fortſetzung folgt.) Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. ö 10 Redaktior Geſtern abend daß das In einer kürzlich r Suben url d. Vafügu al, die geſtohlenen Sache de Gn Jupelliot