Bedürfnis nach geiſtlichen Arbeitskräften im Laufe weniger Jahre genügt werden dürfte. Karlsruhe, 30. Mai. Geſtern nachmittag haben S. K. H. der Großherzog den Vertreter der Ott'ſchen Erben, den Gerichtsadvokaten Dr. Arnold Pann aus Wien, in Audienz empfangen. Berlin, 29. Mai. Das Manifeſt des Kaiſers von Rußland, das lang erwartete, iſt für das Ausland ſo befriedigend wie möglich ausge⸗ fallen, denn in dieſem Manifeſte und in dem Schreiben an Herrn v. Giers ſpricht der Kaiſer ſeine Friedensliebe in der denkbar entſchiedenſten Weiſe aus, ſo daß man an ihrer Aufrichtigkeit nicht zweifeln kann. Die Gnadenbezeugungen ſind reich⸗ lich erfloſſen und was die Amneſtie betrifft, ſo iſt ſie ziemlich ausgedehnt. Eigentümlich iſt die Be⸗ ſtimmung, daß die politiſchen Vergehungen der Ver⸗ gangenheit, die noch ans Licht kommen mögen, im Voraus für ſtraffrei erklärt ſind. In dieſer Hin⸗ ſicht mag das Manifeſt in Rußland einen guten Eindruck machen; aber politiſche Zugeſtändniſſe, wie Alexander II. ſie kurz vor ſeinem Tode beſchloſſen hatte, werden in dem Maniſeſte nicht gemacht und unter den gebildeten Ständen Rußlands kann eine gewiſſe Enftäuſchung nicht ausbleiben. Es muß ſich jetzt zeigen. ob die Nihiliſten ihre Drohungen jetzt wahr machen und ihr Unweſen von Neuem be⸗ ginnen, oder ob die Times recht hat, daß die Ni⸗ hiliſten vollkommen nichtig und nicht mehr zu fürchten ſeien. Berlin, 28. Mai. Die Enthüllung der Denkmäler Wilhelm's und Alexander's v Humboldt im Univerſitätsgarten hat heute mittag 12 Uhr ſtattge⸗ funden. Der Kaiſer ſah mit dem kronprinzlichen Paar, dem Kronprinzen Wilhelm, dem Prinzen und der Prinzeſſin Friedrich Karl, dem Prinzen Ale⸗ rander Auguſt von Württemberg, dem Prinzen und der Prinzeſſin Friedrich von Hohenzollern und dem Erbgroßherzog von Baden von dem großen Balkon ſeines Palais aus der Feier zu. Nachdem die Muſik beendet war, fielen die Hüllen. Der Kultus⸗ miniſter hielt eine Rede auf Wilhelm v. Humboldt und übergab das aus Staatsmitteln errichtete Denkmal der Univerſität, worauf der Rektor Dubois Reymond in längerer Rede dankte. Mit einem dreimaligen Hoch auf den Kaiſer und dem Geſang der Nationalhymme ſchloß die Feier. Breslau, 30. Mai. Einer Meldung der Schleſiſchen Volkszeitung zufolge erlitt der Fürſt⸗ Erzbiſchof von Olmütz, Kardinal Fürſt von Fürſten⸗ berg, in Hotzenplotz einen Schlaganfall. Der Kar⸗ dinal wurde mit den Sterbeſakramenten verſehen. Zürich, 28. Maj. Auf ſeiner Durchreiſe beſuchte geſtern der Feldmarſchall Graf Molkte die Schweizeriſche Landesausſtellung in Zürich. Er ſptach ſich über die treffliche Anordnung derſelben in anerkennender Weiſe aus und verweilte mehrere Stunden auf dem Ausſtellungsplatz. Heute früh brachte ihm die von der Ausſtellung angagjerte Muſik des ſächſiſchen Regiments Nr. 105 ein Ständchen. Paris, 28. Mai. Neueſten Depeſchen aus Saigon zufolge iſt der Commandant der Tongking⸗ Expedition, Riviere, auf einem Recognoscirungs⸗ Streifzug von überlegenen Streitkräften angegriffen und zum Rückzug genötigt worden. Riviere ſelbſt fiel; Villers, Bataillonscommandeur, iſt tötlich ver⸗ wundet. Die Verluſtliſte führt 26 Tote und 51 Verwundete auf. Der Rückzug erfolgte auf die Stadt. Die franzöſiſche Conzeſſion und die Pagots in Hanoi werden unter dem jetzigen Befehlshaber, Fregattencapitain Morel⸗Beaulieu, beſetzt gehalten. Berſtärkungen gehen auf den in Saigon verfügbaren Kriegs⸗ und Handelsſchiffen ab. Den Oberbefehl über das Occupationscorps übernimmt General Bouet. — Eine Depeſche aus Damaskus meldet den Tod Abd⸗el⸗Kaders, des „wilden und ſanften“ Emirs, deſſen Name eng mit der Eroberung Nord⸗ Afrikas durch die Franzoſen verknüpft iſt. Die Regierung übernimmt die Begräbniskoſten für den⸗ ſelben. Damaskus, 27. Maj. Das Begräbnis Abd⸗el⸗Kaders war großartig. Der franzzſiſche Konſul eröffnet das Leid. Es wohnten der Feier ſämtliche Konſuln, 5 Generäle und 60,000 Mann bei. Der Leichnam wurde in der Moſchee beerdigt. Rom, 30. Mai. Das Journal de Rome räth, die Verhandlungen mit Preußen abzubrechen. Preußens Ziel ſei ſtets die Löſung des Kirchen⸗ confliets auf dem Wege der Geſetzgebung geweſen. Dieſer macchiavelliſtiſche Plan ſei aber eitel. Jede auf geſetzgeberiſchem Wege gewährte Erleichterung ſei nichts weiter, als eine Negation des Rechtes der Kirche. Auch viel mildere Maigeſetze wären immer noch ein gottloſer Uebergriff des Staates. Eine ſolche unwürdige Behandlung der Kirche werde bei den deutſchen Katholiken niemals Sympathie finden. Petersburg, 28. Mai. Neuerdings haben in Charkow und Kiew Judenexeſſe ſtattgefunden, bet fteiwil t folgende borobend : wie jüngſt in Roſtow. Die Judenbevblkerung wurd arg mißhandelt. i Peters burg, 29. Mai. Heute morge wurde plötzlich der Befehl erteilt, alle Flagger 5 gesellige U. Häußeraufputze, Beleuchtungsvorrichtungen, kur Uhr: Tag allen Schmuck zur Krönungsfeier zu entferne t Hockenhe In der Nacht von Sonntag auf Montag brache nämlich unter den frühzeitig der Beleuchtung b raubten und deßhalb erboßten Menge, von der ff ein großer Teil im Zuſtand völliger Trunkenhe um 15 . Mitkag⸗ 0 Abondousſchuſſes der auf befand, Unruhen ernſterer Art aus. Einzeln dh, Anwohnt Leuten wurden Hüte abgeſchlagen man prügelte 1 ei einem Stöcken und alle Weibsleute wurden unter groß den Hartme Geſchrei angefallen. Dies geſchah alles nach det e chung der Ar officiellen Beendigung der Abendfeier, etwa geg 15 bei einer Lan Mitternacht. Gendarmen, welche Ruhe ſchaff age f 5 an der Anträge ei wollten, wurden von der über hunterttauſend zählenden l 2 5 gorbsd' Menge zurückgedrängt, geprügelt verhönt; ein itſch b. Priſtaw⸗Polizeimeiſter riß man aus einer Kutſe b . 5 100 heraus und prügelten ihn durch. Als der Lär 15 i Ammandant immer zunahm und der Ober-Polizeimeiſter Gref erſchien, wurde anch er mit Prügeln bedroht u konnte nichts ausrichten. Endlich gegen morg verlief ſich der Pöpel, der noch weiteren Unfug d übte, von ſelbſt. Geſtern nun wurden zeitig Stelle der Gendarmen berittene, mit Carabine bewaffnete Tſcherkeſſen und Infanterie zur Abſp rung und Aufrechthaltung der Ordnung aufgebot Trotzdem wiederholten ſich am abend ähnliche A tritte. Gejohle empfing die Sicherheitsmannſchaft mehrere Paſſanten wurden gröblich beleidigt, ein wie es heißt, ſogar totgeſchlagen, einige erheb verletzt; einige Fahnen wurden heruntergeriſſ Greſſer telegraphierte infolge deſſen nach Mosk an den Miniſter des Innern und fragte an, w zu thun ſei. Die Antwort lautete, man ſolle Petersburg die ganze Feier abbrechen, was a ſofort geſchah. Muſikcorps, die auf öffentlic Plätzen ſpielen ſollten, wurden abbeſtellt, Aufp entfernt. Auf dem Marsfelde ſtehen dagegen Bud u. ſ. w. noch und viel Volk bewegt ſich dort. Der Stadthauptmann Greſſer bat indeſſen befohlen, daß um 3 Uhr ſich ſtarke Schutzmannſchaften auf dem b. Mapfarth 8 Marsſelde einzufinden baben. Jedenfalls wird das!, laben letztjäh: auf 4 Uhr angeſagte Volksfeſt daſelbſt nicht mehr Damp ſtattfinden. welche an n angebracht we g Hachinen von .o. in Dincol mdfealitik des ſunindant Sch wab Tanlng des Vorortes u Fl der Verbin de Vollmacht niht) f. Neuwah 5 durch die Vertr. unden Feuerwehren. herdenng des § 5 u bad. Feuertwehrer g nndesaus ſchuſſes be. luguet, Hauptman Mam. . De Feuerſpriße ung bon demſelben drlng ſümtlicher F u Kteuzſtraße in i buch die Straße Verſchiedenes. — Hockenheim, 28. Mai. Zu dem ni ſten Sonntag, den 3. Juni dahier ſtatthabenden Niemand befindet, der etwas fpielen könne.“ Eduard befand ſich Wohlmann gegennüber in ihm ſelbſt unerklärlichen Feſſeln; noch ſtets hatte den eigenen Willen dem Wohlmanns unterordnen müſſen, ſo bei der Bekanntſchaft in der Eiſenbahn, zum zweiten, als er auf dem Krankenlager ſeinem Wohlthäter das Verſprechen gab, in deſſen Geſchäft eintreten zu wollen, und jetzt — auch jetzt befand er ſich in der gleichen Lage. Dem höflichen, aber doch zwingenden Ton, der in Wohlmans Bitte lig, vermochte er keinen Wiederſtaud entgegenzuſetzen und wenn auch zögernd, ſo doch ohne Widerwillen erhob er ſich von ſeinem Platze, um dem Wunſche ſeines Wohlthäters Folge zu geben. Alwine hatte ihr Lied zu Ende geſpielt und Wohlmann ſagte ihr, daß Sie für den Augenblick vom Spiele dispenſiert ſei. „Ich werde jetzt einen Geübteren an Deine Stelle ſetzen, mein Kind,“ be⸗ merkte er lächelnd, „hier, unſer Freund, der Herr Frey, wird Dich ablöſen.“ Alwine erhob ſich mit einem anmutigen Lächeln von dem Seſſel, der von Eduard ſtillſchweigend eingenommen wurde. Nicht ein Wort wußte er auf die letzten ſcherzhaften Bemerkungen Wohlmanns zu erwiedern, und er ſelbſt ärgerte ſich darüber. Er, der früher ſo redegewandte Student, kam ſich vor wie ein junges Mädchen, das noch die Schüch⸗ ternheit eines erſten Geſellſchaftsobends zu überwinden hatte. Noch peinlicher war es ihm, daß Alwine gerade neben ihm ſtehen geglieben war und ohne es zu ſehen, fühlte er deren Augen auf ſeine Hände gerichtet. Eduard geriet darüber in ſolche Verlegen⸗ heit, daß ihm in dieſem Augenblick nicht einmal etwas paſſendes in den Sinn kommen wollte. Alwine mußte ſein Zögern bemerkt haben, und ſie fragte ihn, ob ſie ihm einige Notenblätter vor⸗ legen ſolle; „vor einigen Tagen ſandte mir mein Muſikalienhändler wieder mehrere Neuheiten, ich ſelbſt habe noch nicht Zeit gefunden, dieſelben nach⸗ zuſpielen, vielleicht haben Sie die Güte mir einiges davon vorzuſpielen, damit ich den Wert der Stücke kennen lerne. „Sie überſchätzen mein Talent, wertes Frän⸗ lein, „ſagte er endlich nach langem Schweigen, „ich glaube kaum, daß ich fehlerfrei vom Blatt ſpielen kann, und wer dieſe Fertigkeit nicht beſitzt, kann unmöglich eine gute Compoſition gebührend zum Vortrag bringen. Jedoch, Ihr Wunſch iſt mir Befehl, und wenn Sie es darauf hin mit mir wagen wollen, fo ſtehe ich gern zu Dienſten.“ „Ich glaube, daß aus Ihnen allzugroße Be⸗ ſcheidenheit ſpricht,“ entgegnete Alwine lächelnd, in⸗ dem ſie noch ein uneröffnetes Packet vor Eduard hinlegte. „Sehen Sie, ich fand noch nicht einmal Zeit, die Sachen zu beſichtigen,“ fügte Sie freund⸗ lich hinzu, und löste mit dieſen Worten gleich die Hülle des Packets, in welchem ſich viele moderne Compoſitionen von Wagner, Strauß, Kücken u. ſ. w. befanden. Um dem Charakter des Weihnachtsabend zu entſprechen, wählte Eduard eine paſſende Küchen'ſche Compoſition, die unter ſeinen Händen zur vollen Geltung gelangte. Er ſpielte mit wirklicher Meiſter⸗ ſchaft und ſämmtliche Anweſenden verſtummten vor Entzücken und lauſchten atemlos den ſüßmelodiſchen Klängen, die gleichſam wie Engelsſtimmen dem Aber das Lied, welches war längſt beendet und Hände, wie von Geiſter⸗ Taſten. Ein tiefes, un⸗ Inſtrument entſtrömten. Eduard anfangs geſpielt, het ich verwette, daß'r's geahntes Gefühl des Schmerzes lag in den Ton . diese) die jetzt den Raum durchſchwebten. unschinen fur Die Compoſition, die er jetzt zum Vorſchein brachſe, Alallungserleich lag in ſeiner eigenen Phanthaſie und alle Bitterkeſk ich oder münd ſeines empörten Gemüts, alle Klagen über ſein dez] N. Mayfarth lorenes Glück, die bisher hinter den feſtgeſchloſſe f Lippen verborgen geweſen, kamen in dieſen To zum Ausdruck. In ſeinem noch immer blei U Anlitz hatte ſich die Röte der Aufwallung gelag f Sontag den 3. un dihten erfolgt dando verfiel er plötzlich wie zum Spott über ee bach eigene Lage in ein poco alleero, bis ſchließ ſeine Töne gleich dem Schwanengeſang am Gr der Unvergeßlichen wehmütig klagend vom piano z den verglimmenden Docht zur Seite, um bald rauf ganz zu erlöchen. Die Stimme des alten mürriſchen Geſchäfſse leiters, der vieleicht der Einzige unter den Ane haben den Angeklagten in jener Nacht geſehen fe 1 nen Sie das beſchören?“ — Zeuge: „Ja wiſſe e beſchwöre möcht ich's grad nit — awwer e Mooß B war!“. Tüc Nernde Beſchaf und wie ein von Zeit zu Zeit immer heft werdendes Gewitter, ſo ſchwollen die Töne u ſeinen Händen vom erescendo bis zum fortissz Auf dem Gipfel der Anwallung angelangt brac ſich ſeine Toͤne und über ein charakteriſtiſches ri pianissimo dem Finale zuneigten. ö Ein faſt unheimliches Halbdunkel herrſchte I s auf Weiteres Salon, als Eduard ſein Spiel beendet hatte. i er Wohnung di Kerzen des Weihnachtsbaumes waren beinahe runtergebrannt und eine nach der andern ne a ohn. ſenden war, der dem Zauber dieſer Töne wied b ſtand, ließ ſich plötzlich vernehmen und mache ber Dtzd. dieſe Thatſache aufmerkſam. (Fortſ. folgt.) 14 0 + [Gemütlich.] Unterſuchungsrichter: „Alſo e „ 2225 2 2 — * 4 ** . Ft alle übrige 0