mer ten uſi⸗ Kllgemeiner Aenzeiger für Ladenburg und Schriesheim. riger. oſtproviſton. Juſerate, welche am Tage vor dem Erſ ſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local-Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirt Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ nehmen Inſerate für uns an. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 M. 20 Pf. mit illuſtrirtem Auterhaltungsblatt 1 Mk. 70 Vf. excl cheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ Pf. berechnet. Bei großeren Aufträgen entſprechende jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Wittwoch, den 16. Dai 1883. omen Berlin, 12. Mai. Da mit dem Ende dieſer Woche die hohen Feſttage Pfingſtens begonnen haben, ſo iſt auch gleichzeitig damit eine gewiſſe Ruhe auf dem politiſchen Gebiete eingetreten. Ziemlich leb⸗ haft ging es indeſſen noch in der erſten Hälfte der Woche im deutſchen Reichstage zu, denn derſelbe elt bis zum 9. Mai Beratungen ab und verwarf am 7. Mai den Antrag der Regierung auf ſofortige Mlenarberatung des Etats 1884/85 und lehnte am Mai die Novelle zum Zollgeſetz, betreffend die Erhohung der Holzzölle, ab. Da die Regierung guf beide Vorlagen einen großen Wert gelegt hatte und die Verwerfung derſelben mit zum Teil ſchwan⸗ kenden Mehrheiten erfolgte, ſchwirrte es zwei Tage lung in der parlamentariſchen Atmosphäre von Auf⸗ fungs⸗ und Konfliktsgerichten, doch hat der Reichs⸗ dag am 10. Mai ſeine bis zum 22. Mai dauern⸗ den Pfingſtferſen angetreten, ohne daß jene Gerüchte an Wahrſcheinlichkeit gewonnen haben, woraus her⸗ vorgeht, daß die Regierung bis auf Weiteres dem ferneren Laufe unſerer parlamentariſchen Dinge noch abwartend gegenüßer zu ſtehen gedenkt. Als ein recht erfreuliches Produkt der deutſch⸗ Afkeichiſch-italieniſchen Allianz darf der raſche und befriedigende Abſchluß des deutſch⸗italieniſchen Han⸗ delsvertrages angeſehen werden, der nicht nur in Adeihlicher Weiſe die Handelsbeziehungen zwiſchen Deulſchland und Italien geregelt hat, ſondern vor⸗ dußſichtlich auch dazu dienen wird, der politiſchen Eintracht beider Staaten auch eine wirtſchaftliche Slütze zu gewähren. Wenig erfreulich klingt es dagegen, daß der neue Handelsvertrag Deutſchands mit Spanien noch immer nicht zu Stande gekommen iſt, weil die ſpaniſche Regierung hartnäckig auf eine Verminde⸗ rung des deutſchen Einfuhrzolles auf ſpaniſche Weine beſteht. Die deutſche Regierung hat daher an die ſpaniſche eine Art Ultimatum gerichtet, worin ſie nochmals die Unmöglichkeit betonnt, den Weinzoll zu ermäßigen, da die Verminderung desſelben den beſtehenden Vereinbarungen gemäß auch eine gleiche Verminderung der Zölle für franzöſiſche Weine zur Folge hoben müſſe, was der Tendenz der deutſchen Wirtſchaftspolitik widerſpreche. — In Rußland wird das Volk anläßlich der Krönungsfeier mit einigen Gnadenſpenden und Wohlthaten bedacht werden. Die „Moskauer Ztg.“ ſchreibt darüber, daß die Verringerung der Kopf⸗ ſteuer um 16 Millionen Rubel geplant wird, daß die rückſtändigen Strafen für Stempel⸗ und Preß⸗ vergehen erlaſſen werden und alle wegen geringer Verbrechen angeklagten und verurteilten Perſonen begnadigt, ſchwere Verbrecher Erleichterungen erhalten ſollen. ö — Im Orient bereitet ſich wieder einmal eine Gährung vor. Glücklicher Weiſe iſt es indeſſen nicht im europäiſchen, ſondern im aſiatiſchen Orient, in Kleinaſien der Fall, wo in Syrien und Arme⸗ nien die Türkei keine rechte Ruhe und Ordnung ſchaffen kann und eine miſerable Paſchawirtſchaft Unheil aller Art anrichtet. Dieſen Umſtand be⸗ nützen natürlich Rußland und England, die liſtigen Erbſchleicher des Orients, um ein wenig im Trüben zu fiſchen und iſt auch bereits der engliſche Diplo⸗ mat Lord Dufferin aus Egypten wieder in Kon⸗ ſtantinopel eingetroffen, um dem Sultan eine neue Pfefferſuppe einzubrocken, während Rußland an der armeniſchen Grenze große Truppenmaſſen verſammelt, um ſich für alle Fälle bereit zu halten. — Stockholm, 12. Mai. Die Kronprin⸗ ſegeſſn tritt mit ihrem Sohne am 17. d. M. die Reſſe nach Deutſchland an, begibt ſich auf dem kön. Dampfer Droll nach Stettin, von dort nach Berlin und trifft am 21. Mai in Karlsruhe ein. Ende des Monats beabſichtigt die Kronpr enzeſſin, eine fünfwöchige Badekur in Rippoldsau zu machen. Der Kronprinz von Schweden folgt der Kronprin⸗ zeſſin Ende Juni nach Deutſchland nach. Verſchiedenes. * Ladenburg, 13. Mai, Am 11. d. M. berſchied nach langen, ſchweren Leiden zu Käferthal unſer Mitbürger, der Großh. Steuererheber Peter Reffert und wurde derſelbe ſeinem letzten Wunſche gemäß heute in heimatlicher Erde beſtattet. Der Hingeſchiedene diente früher bei dem 2. Bad. Gre⸗ nadier⸗Regiment bis zur Charge, eines Feldwebels und hat bei dieſem Truppenteil die Feldzüge von 1866 und 1870/71 mitgemacht. In dem letzten Feldzuge hat Reffert ſich ſo gut ausgezeichnet, daß ihm von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog der Zähringer Löwenorden verliehen wurde, welche Auszeichnung ſonſt Unteroffizieren nicht zu Teil wird. Außerdem war Reffert Ritter des eiſernen Kreuzes und Inhaber der Karl-Friedrich Militär⸗ verdienſtmedaille, fowie der deutſchen und bad. Feld⸗ dienſtauszeichnung. Im Jahre 1874 nahm Reffert ſeinen Abſchied und trat in den Dienſt der Großh. Steuerverwaltung ein. In dieſem Berufe war der⸗ ſelbe in verſchiedenen Orten angeſtellt und zuletzt in Käferthal, wo er einem im letzten Feldzug er⸗ haltenem Leiden im Alter von 40 Jahren erlag. Herr Kaplan Werr widmete am Grabe dem Verſtorbenen einen warmen tiefergreifenden Nachruf. Der Kriegerverein, obſchon Reffert durch Weg⸗ zug nicht mehr Mitglied desſelben war, begleitete Der kreue Diener. Humoriſtiſche Novelle von Hermann Lange r. 6. (Fortſetzung.) Den braven Michel ließ die Sorge um ſeinen Herrn nicht ruhen, vergebens zermarterte er ſein Gehirn, einen Weg zur Rettung zu finden. In ſeinem Nachdenken ſtörte ihn ein Kellner, der ihm meldete, daß trotz der ſpäten Stunde ein Herr noch den jungen Grafen ſprechen wolle. Freilich hatte dieſer Herr nicht die geringſte Hoffnug, ſeinen Wunſch erfüllt zu ſehen, aber Michel wollte ihn doch noch anſehen; er folgte dem Kellner und fand — 9 Freude, o Glück! — den „Herrn Franz.“ den Privatſekretär des alten Grafen. Wie wenig Michel ſonſt dieſen Herrn Franz wegen ſeiner Achſelträgerei leiden mochte, damals wäre er ihm am liebſten um den Hals gefallen, er hatte das unbeſtimmte Gefühl, daß von daher irgend welche Rettung kommen werde. 0 24 Herr Franz!“ rief er aus. „Was bringen ie?“ „Unſer alter Graf iſt heute trotz Podagra hier angekommen, beſuchte ſofort den Mafor von Halden und —“ „Na und?“ fragte a Michel, als der Sprecher geheimnisvoll inne hielt. „Und? — Ganz einfach, kam verteufelt wild zurück! Nach dem Briefe des jungen Herrn mußte er glauben, daß dieſer bei ſeiner Liebſten ſein werde, indeſſen fand er, daß der Herr Sohn Lügen ge⸗ ſchrieben und wohl deshalb nicht im gewöhnlichen Hotel eingekehrt iſt.“ „Herr Franz!“ brauſte Michel auf. Ich rate Ihm, halte Er ſein Maul, wenn Er ſich noch einmal unterſteht, meinen Herrn zu beſchimpfen, dann ſoll Ihm!“ Michel machte dabei ein ſo grimmiges Geſicht und ſo unzweideutige Handbewegungen, daß Franz es für geraten fand, ſchleunigſt einige Schritte zu retirieren. Erſt dann ſagte er hochmütig: „Ich habe mich mit Ihm nicht zu unterhalten, ſondern richte nur die Befehle meines gnädigſten Herrn Grafen aus. Der junge Herr ſoll morgen um acht Uhr im Hotel erſcheinen, heute verbietet ihm dies mein Graf, weil er zn erbittert auf den jungen Herrn iſt.“ So ſehr dem braven, biederen Michel das hochmütige Benehmen des Herrn Franz verhaßt ſein mochte, ſo ſehr betrübt ihn das Wort, morgen, morgen um 8 Uhr! Wer weiß, ob dann noch ſein Herr imſtande ſein wird, ſeinen Vater zu beſuchen; er ſeufzte tief auf: Weiß nicht, ob's möglich ſein wird!“ „Der junge Herr wird dach wohl die Beſehle ſeines Vaters reſpektieren!“ entgegnete Franz mit Unverſchämtheit. Aber auch dies brachte unſeren Michel nicht mehr in Zorn, tranrig ſprach er: „Gewiß, Herr Franz! aber — aber! Nun Ihnen kann ich es ja ſagen, morgen um 6 Uhr wird ſich mein Graf duellieren.“ Dieſe Worte verfehlten auch auf Franz ihre Wirkung nicht, er dachte nicht mehr, daß er der Bote des väterlichen Zornes ſei, er dachte nur an das bevorſtehende Duell; beſtürzt fragte er: „Mein Gott weshalb?“ „Ja, ſo genau kann ich Ihnen das nicht ſagen; ich weiß aber, daß es wegen der Brant des jungen Herrn ſei, wegen Fräulein von der Halden.“ „Aber um Gotteswillen, Mehel, Graf Kurt war ja auch noch nicht lein einzigesmal beim Herrn Major 2“ „Na, Herr Franz. das muß ich ſchon beſſer wiſſen, er ſitzt ja den ganzen Tag dort und über⸗ morgen ſollte die Verlobung ſein““ „Ja, da ſteht mir der Verſtand ſtill! heute mein Graf bei Majors vor, fragt nach ſeine Sohne und hört, daß er noch nie dort geweſen Michel, Sie kennen unſeren Grafen, und wiſſen daß er viel ſchreit, aber ich ſage Ihnen, einen ſolchen Hefdenlaͤrm haben Sie noch nicht erlebt!“ „Reden Sie mir nicht, Herr Franz. Ich weiß daß mein Graf tagtäglich bei Majors iſt.“ e