Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 M. 20 Pf. mit illuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 Mk. 70 Pf. excl Poſtpropiſton. g i Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ ſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local-Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei großeren Aufträgen entſprechende Nabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirt Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen ehmen Inſerate für uns an. Samstag, öden 5. Mai 1 1 ie Politiſches. Berlin, 1. Mai. Der „Reichsanz.“ ſchreibt: Von Seiten mehrerer Handelskammern iſt bei dem eichskanzler darüber Klage geführt worden, daß das ahrungsmittelgeſetz der gewerblichen und Handels⸗ eiſen erhebliche Nachteile zufüge. Die Beſchwerden chten ſich haubtſächlich gegen diejenigen Beſtim⸗ lungen in § 10 des Geſetzes, durch welche die Ver⸗ chung von Nahrungs⸗ oder Genußmitteln zum wecke der Täuſchung im Handel und Verkehr, ſo⸗ e das Verkaufen verfälſchter Nahrungs⸗ oder Ge⸗ j f ſe bedroht wird. Man klagt küber, daß der Begriff der Verfälſchung bon deu richten ſehr verſchieden und teilpeiſe ſo rigorös gefaßt werde, daß ſelbſt ganz unbedenkliche nnd gemein übliche Manipulationen zu Beſtrafungen hren könnten. Der Reichskanzler hat die Beſchwer⸗ einer eingehenden Prüfung unterzogen und auf und derſelben die Ueberzeugung gewonnen, daß es ich nicht empfiehlt, jetzt bereits das Geſetz ſelbſt ab⸗ ndern. Dagegen erſcheinen nicht alle über die wendung und Ausführung des letzteren erhobenen agen unbegründet. Dasſelbe wendet in der That ſeine volle Schärfe entlich gegen die heimiſchen Produzenten und den del in deutſchen Erzeugniſſen, und zwar zu uſten des Auslandes. Der ausländiſche Produ⸗ k und ausländiſche Händler ſind unferer gericht⸗ en Verfolgung völlig entzogen. Aber auch die Inländern bertriebenen ausländiſchen Erzeug⸗ e ſind beſſer geſtellt, indem ein Strafverfahren gen Verfälſchung in der Regel nur dann einge⸗ et werden kann, wenn die Verfälſchung ſich an fertigen Produkte nachweiſen läßt, während die fülſchung inländiſcher Produkte ſchon im Stadium der Herſtellung kontroliert werden kann. Der Reichs⸗ kanzler hat im Hinblick auf die Wichtigkeit des Ge⸗ genſtandes für unſere gewerblichen und induſtriellen Kreiſe Anlaß genommen, mittelſt Schreiben von 21. April. d. J. die Aufmerkſamkeit der einzelnen Landesregierungen hierauf zu lenken, und hat die⸗ ſelben gebeten, dahin zu wirken, daß die Polizeibe⸗ hörden und Staatsa nwaltſchaften bei der Handha⸗ bung des Nahrungsmittels⸗ Geſetzes die vorſtehend entwikelten Geſichtspunkte im Auge be halten. Es ſei Wert darauf zu legen, daß auf dieſe Weiſe zu⸗ nächſt wenigſtens der Verſuch gemacht wird, den erhobenen Beſchwerden, ſoweit ſie ergründet ſind, ohne Abänderung des Geſetzes abzuhelfen. Gleichzeitig hat der Reichskanzler die Landesregie⸗ rungen um Mitteilung derjenſgen Erfahrungen er⸗ fucht, welche innerhalb der einzelnen Bundesſtaaten mit dem Nahrungsmittel⸗Geſetze während feiner vierjährigen Geltungsdauer gemacht worden ſind. Berlin, 30. April. (Reichstag.) Der Prä⸗ fident widmet dem geſtern früh verſchiedenen Mit⸗ gliede des Reichstags Schutze Delitzſch einen ehrenden Nachruf und hebt hervor, daß die ſocialpolitiſchen Verdienſte des Verſtorbenen eine weit über Deutſch⸗ lands Grenzen hiuausreichende Bedeutung hätten. Zu dem erſten allgemeinen deutſchen Krieger⸗ feſte in Hamburg am 1., 2. und 3. Juli, find an 10,000 Vereine geladen und haben bis jetzt ca. 30,000 Krieger aus allen deutſchen Gauen ihr Er⸗ ſcheinen in Ausſicht geſtellt. Den Feſtteilnehmern wird auf allen Staats- und unter Staatsverwaltung ſtehenden Bahnen ſowie auch auf dem Tarifberbande angehörigen Eiſenbahnen, ſob eld ſich eine Gefellſchaft von 30 Perſonen zuſammenfindet, eine Fahrpreis⸗ ermäßigung von 50 pCt., bei Reiſen einzelner Per⸗ ſonen eine Verlängerung der Giltigkeitsdauer des Amſterdam, 1. Mai. Heute fand die Eröffnung der Internationalen 9 ſtatt. Die Stadt trug ein feſtliches Anſehen. Der König und die Königin trafen um 1 Uhr auf dem Ausſtellungsplatze ein, wo bereits die Mitglieder des diplomatiſchen Korps, die Civil und Militä behörden, die Mitglieder der fremden Ausſte 0 kommiſſionen anweſend waren. Der Präſident de Executivkomites der Handelskammer, Cordes, hiel die Eröffnungsrede, wonach der König die Eröffnung der Ausſtellung proklamierte. Abends gibt die Stadt dem Diplomatenkorps und den Ausſtellungs⸗ kommiſſionen ſowie den Militär⸗ und Civilbehörden ein großes Feſt im Parktheater, dem der Konig und die Königin beiwohnen. Petersburg, 30. April. Der Czar be gnadigte den Großfürſten Conſtantin, indem er ſeinem verbannten Onkel eine Einladung zur Krö nung nach Paris ſandte. Die Zurückberufung de Verbannten erfolgte infolge der Intervention der 5 Witwe des verſtorbenen Kaiſers, Jurjowskaja. Verſchiedenes. — Die „Karlsruher Zeitung“ ö offiziöſe Mitteilung: Die von dem Schwurgericht in Freiburg am 13. März d. J. wegen Raub⸗ mords zum Tode verurteilten J. G. Lindemer und L. Lindemer von Marzell haben um gnadenweiſe Umwandlung der Todesſtrafe in Zuchthausſtrafe ge⸗ Zur Vorbereitung der allerhöchſten Ent⸗ ſchließung S. K. H. des Großherzogs darüber, ob in dieſem Falle von dem landesherrlichen Begna⸗ digungsrechte Gebrauch gemacht werden wolle, find zunächſt der Schwurgerichtshof und der Staatsan⸗ 5 nachmitta Ausſtellung bringt folgende Der treue Diener. moriſtiſche Novelle von Hermann Lange r. (FJortſetzung.) Ich bin ſchneller auf den Beinen als Latten; im enblick überſpringe ich die Mauer, mein Burſche nach, und da indeß von mehreren Seiten die eußen eingedrungen ſind werden die Franzoſen Rworſen. Es war 10 Uhr abends. — Ich erhielt eiſerne Kreuz; Graf Latten verdachte es mir, hatte mich in Verdacht, daß ich ihn mit Willen ckgedrängt. Das war der Dorn der ung. Doch er hat ja ſeinen Sohn zu mir ge⸗ o hickt, er ſieht ſein Unrecht ein, noch einmal ſo lieb ir mein eiſener Schmuck. Angeſtoßen Kamerad, ie ruhmreichen Ritter des eiſernen Kreuzes, zu ruhmlich gehören der alte und der junge Latten!“ Hell klangen die Gläſer, ſtolz blickte der junge haf auf fein eiſernes Kreuz, dem zu Ehren der fende Wein floß. — Dann aber fragte er: und ſollte wirklich mein Vater Ihnen gezürnt en?“ i „Ich dachte es, doch ich ſehe zu meiner Freude, ch mich getäuſcht.“ „Aber kamen ſie denn nach dieſer Schlacht Auszeich⸗ mit meinem Vater nicht mehr zuſammen ? Sie müſſen doch damals noch ſehr jung geweſen ſein ?“ „Blutjung berichteten wir Heldenthaten, welche denen des letzten Krieges, bei Gott; nicht nachſtehen. Mit ihrem Herrn Papa kam ich nach der Schlacht bei La Rothiere nicht mehr zuſammen; er wurde oder er ließ ſich vielmehr bald nachher zu einem anderen Regimente verſetzen,“ Von nun an war der junge Graf Latten nicht mehr ſo lebendig und aufmerkſam bei der Uuterhaltung; es war mit einem male ſo manches rätſelhaft geworden, was er ſich einzig und allein durch das etwas ſchwache Gegächtnis der alten Herren erklären konnte. Beide Herren waren da⸗ mals ungefähr 20 Jahre alt und unverheiratet, weshalb er alſo noch nicht exiſtieren konnte; ſein Vater heiratete erſt mit vierzig Jahreu, obendrein war er der jüngſte Sohn, ſeine älteren Brüder waren geſtorben. Wahrſcheinlich hatte auch Ritter von der Halden ſehr ſpät geheiratet; nun wollen dieſe Beiden ſeit Jahren nicht mehr zuſammen ge⸗ kommen ſein und doch ihre Kinder mit einander verlobt haben? Es iſt doch wirklich fatal mit einem ſo ſchwachen Gedächtnis. Kurt nahm ſich vor, ſich ein ſolches nicht anzuſchaffen. In ſeinem Grübeln hatte Graf Kurt Latten eben wieder eine Frage des alten Major überhört, da flog die Thür auf und ein Mädchen eilte in's Zimmer mit den Worten: „Papachen, ich hab's nicht mußte noch bei Tage Dein liebes Geſicht ſehen, noch bei Tage wollte ich Deine lieben Augen ſchauen.“ Ohne ſich umzuſehen, eilte ſie auf den Major zu, fiel ihm um den Hals und herzte und küßte ihn; zufällig blickte ſie ſeitwärts ſah den jungen Grafen, der ſie wie ein neues Weltwunder anſtaunte. Graf Latten hatte ſo Unrecht nicht, wenn er ſo ſtaunte und ſie bewunderte, denn iſt ſchon jede Jungfrau in aufblühender Schönheit und unent⸗ weihter Jugendpracht wohl dazu geeignet, die Herzen der jungen ſentimentalen Männerwelt für ſich zu gewinnen, ſo galt dies im Betreff Alma's von der Halden ganz beſouders. Wie er ſich Gretchen in Goethe's „Fauſt“ immer gedacht, ſo ſah hier Kurt eine Jungfrau in blonden Locken und berauſchender Schönheit, nur lebendiger war Alma als ſein Phan⸗ taſiebild, nur mutiger und doch ſo anmutend, um ſo reizender noch, weil ſie in lieblicher Verwirrung vor ihm ſtand. Was aber ſein Inuerſtes erfüllte bei dieſem Anblick, das konnte Kurt noch nach vielen Jahren nicht genauer beſtimmen; er meinte nur immer, es ſei ihm geweſen, als riſſe ihm Jemand ſein eigenes, nichtsnutziges Herz aus der Bruſt und gebe ihm dafür ein anderes, beſſeres; zugleich aber ſei es ihm geweſen, als habe ſeine letzte Stunde geſchlagen und aus Erbarmen habe ihm Gott auf dem letzten Weg einen Engel geſandt; das aber ſei gewiß, ausgehalten, ich