Allache; Oberſt⸗Lieutenant d. Lignitz, Militäragent. Der deutſche Militärbevollmächtigte, Generaladjutant v. Werder, iſt Gaſt des Kaiſers. Den Correſpon⸗ denten der auswärtigen Blatter ſoll die weitgehendſte Gaſtfreundſchaft erwieſen werden; ſo ſoll u. A. der Aufenthalt in Moskau, wie auch die Hin⸗ und Rückreiſe dahin für dieſelben mit keinen Koſten ver⸗ bunden ſein. — Der Kaiſer und die Kaiſerin wer⸗ den mit Gefolge, wie den Daily News geſchrieben wird, per Eſſenbahn nach Moskau reiſen. Der Kaiſer ſetze unbedingtes Vertrauen in die Beamten des Sicherheitsdienſtes. Verſchiedenes. — Schriesheim, 24. April. Es war uns wie aus der Seele geſprochen, als wir heute in ei⸗ nem anderen Blatte eine zeitgemäße Auslaſſung eines vernünftig denkenden Bauers vorfanden. Derſelbe ſagt: „So kann's nicht fortgehen, wir Bauern werden immer ärmer, die Zeiten müſſen ſich ändern oder — wir müſſen uns ändern. Der Bauer hat ſeine ſchwere Not, ſein fettes Stück Vieh oder ſeinen Stier zu verkaufen, die Metzger machen im Schandgebote, denn ſie ſind im Komplotte, ſie ſind einig miteinander und er darf zufrieden ſein, wenn er 35—40 Pfg. aus dem Schlächtergewichte löst, während doch das Fleſch im Städtchen 66 Pfg. gilt, alſo der Mitzger 30 —40 Prozent ver⸗ dient. Dasſelbe Fleiſch, wovon ſich der Bauer Sonntags ſeine Suppe kocht, muß derſelbe alſo wieder um 30 — 40 Prozent teurer bezahlen, ſobald es nur die Hand des Metzgers paſſiert hat. Der Metzger verdient aus dem Fleiſche das Geld und der Bauer — hat's Nachſehen. Die Gew rbefrei⸗ heit iſt ein großes Unglück. Brod⸗ und Fleiſchver⸗ kauf muß wieder unter polizeiliche Kontrolle, ſonſt gehen wir noch traurigeren Zeiten entgegen. Jetzt iſt die Maul⸗ und Klauenſeuche verſchwunden, der Viehhandel hat wieder ſreien Spielraum und doch ſchlagen die Metzger mit ihren hohen Preiſen ſo lange nicht ab, als ſich's die Leute gefallen laſſen.“ Er jammert darüber und dabei bleibt's, wäh⸗ rend es eine große Wohlthat für Bauern und an⸗ dere Fleichberbraucher wäre, wenn die Metzger der umliegenden Orte im Städtchen Fleiſch feilbieten würden. Sie finden ſicherlich Abnehmer. Oder wie wäre es, wenn ſich die Bauern daran machen würden, bisweilen ſelbſt zu ſchlachten und von dem Profit des Metzgers ſelbſt etwas in ihre Taſchen fließen laſſen würden. Die größeren Städte Mün⸗ chen, Paris, Dresden u. a. haben ſich fen, daß ſie Fleiſchbänke errichteten, da ſchlug das Fleiſch bei den Metzgern raſch bedeutend ab. Wenn man ſeitens der Bauern und anderer Fleiſchver⸗ braucher zu ſolchen Mitteln greifen würde, würden wir bald wieder zu geſunderen Verhältniſſen zurück⸗ kehren und das arme Volk würde nicht mehr zu Gunſten Einzelner ausgebeutet. Aehnlich wie mit dem Fleiſche iſt es noch mit vielen anderen Dingen und dabei nimmt der geſamte Wohlſtand und na⸗ mentlich der bäuerliche immer mehr ab. Unſer Bauernſtand wird ſich aber daraus die Lehre ziehen müſſen, daß er nur dann lebensfähig bleibt, wenn alle Bauern einig ſind und ſich ſelbſt helfen lernen, dann käme aber auch die Gewerbefreiheit zur Gel— tung. — Ladenburg, 23. April. Dem Verneh⸗ men nach wird für den Pfalzgau im Anfang Ok⸗ tober d. Js. zu Sinsheim ein landwirtſchaftliches Gaufeſt, verbunden mit einer Ausſtellung von Tie⸗ ren und Bodenerzeugniſſen, landwirtſchaftlichen Ma⸗ ſchinen und Geräten, Geflügel und Bienen, ſowie einer Verlooſung dieſer Gegenſtände abgehalten. Dabei ſind Preiſe für Rindvieh, Schweine, Geflügel, landwirtſchaftliche Produkte, Geräte und zur Beloh⸗ nung landwirtſchaftlicher Dienſtboten, welche mindeſ⸗ tens 15 Jahre bei dem gleichen Mitglied eines landwirtſchaftlichen Vereins im Dienſte ſtehen, in Ausſicht genommen. Ebenſo ſind für zur Ausſtel⸗ lung zugelaſſenes aber nicht mit Preiſen bedachtes Vieh Weggelder zu erwarten. Wir möchten hiermit jetzt ſchon zur regen Beteiligung aufgemuntert haben. — Mannheim, 21. April. (Schöffenge⸗ richt.) Die Anklage des Großh. Güterverwalters Johann Baptiſt Götz von Mannheim gegen Adolf Zahn von Kaſſel, Redakteur der „Neuen badiſchen Landeszeitung“ hier, wegen Beleidigung. Der An⸗ geklagte wurde für ſchuldig erklärt und zu einer Geldſtrafe von 300 Mk., eventuell 21 Tage Haft, verurteilt. — Aus Baden, 19. April. Ueber das Schickſal der beiden in Freiburg zum Tode verur⸗ teilten Mörder Lindemer war bis heute die Ent⸗ ſcheidung des Großherzogs, ob Begnadigung einträte oder nicht, noch nicht erfolgt. Es darf als bekannt vorausgeſetzt werden, daß nach einer Pauſe von etwa 15— 18 Jahren zum erſtenmal wieder vor etwa 2 Jahren ein Todesurteil vollſtreckt wurde. Seither jedoch iſt in der Leitung der beiden Mini⸗ ſterien der Juſtiz und des Innern eine Aenderung geh 91 3 . — ingetreten, indem die beiden Miniſter Grimm Stöſſer durch die Herren Nokk und Turban erf worden ſind. g — Aus der Pfalz, 12. April. In großen Stadt der Pfalz war kürzlich Muſteru Der Stabsarzt war ſoeben damit beſchäftigt, die perconſtitution eines jungen Burſchen zu prüfen, er plötzlich den Oberarm desſelben aufmerksam trachtete. Ein eingebranntes Mal ließ in zien großen Buchſtaben deutlich die Worte erfen „Tod den Reichen.“ Auf Befragen, was dies bedeuten habe, erklärte der Jüngling mit Pat „er ſei Socialdemokrat und das ſei ſeine Debſſe,“ — Vom Kocher, den 19. April. Fo der Raubanfall macht heute ſich viel don reden. Dieſen Morgen gegen 9 Uhr wurde Frau eines früheren Wirts in Hall in ihrer J wohnung von einem Unbekannten überfallen, täubt, gebunden und wurde ein Geldbetrag von 1 Herführer dr über eine ght, wurd 0 geichleud ür tußten gan hängen ien der Pfe lczleren dur u Ackerwalze aum Stehen ſtömt, aus 200 M. geraubt. Die überfallene Frau em ihm längere Zeit bewußtlos, auch war ihr das Sy 1 er in eit vermögen bis heute mittag genommen. Vom Zur chen Thäter hat man keine Spur. — Sulz, 20. April. Der Bauer Ehr Mutſchler von Marſchalkenzimmern kam heute gen, in der Abſicht. die hieſige Beſchälſtatio beſuchen, mit ſeinem Fuhrwerk hierher. Kurz dem Bahnübergang wurde das Pferd des 9 brauſenden Zuges wegen ſcheu, ging durch, ſprang die geſchloſſene Barriere, indem dieſe aun b. Sche Fborſtände u alezell bers desſelbe ar herr J iirektor S le für Ge — Mar durch den heftigen Anprall des Wagens brach. Nahe dog in Fuhrwerk, welches mit dem Zuge zugleich auf Nun Uebergang ankam, wurde von der Maſchine erh ve Erpof und auf die Seite geſchleudert. Der Wage a Nebeng vollſtändig zertrümmert, das Pferd trug eine wr Anſt fende Wunde davon und Mutſchler ſelbſt, de Wmagazins unmöglich war, vor dem Unfall den Wager V u berhüt verlaſſen, erlitt einige ſchwere Kopfverletzunge runter eine nicht unbedenkliche Schädelfraktion; iſt Hoffnung für ſeine Wiederherſtellung vorhan Die Schuld an dem Unfall kann Niemand d meſſen werden. tend wi — Würzburg, 18. April. Im badiſhaeed der 2 Taubergrunde gibt es jetzt, ſeit Einkehr der Oe und zun ſchen Millionen, eine ewige Kirchweihſtimmuſg mme Die glücklichen Erben finden ſich ſchwer in nan 2 Rolle. Da gibt es z. B. in Kleinrinderfeld ein un 1888 alten Mann, den Philipp Henneberger, der i Jrralrabe Leben lang ein armer Taglöhner war und fg u d. Je kümmerlich durchſchlug. Er hat drei Kinder, Naht dener Bekan . 1588. „und ich bin gekommen, um Dich um Verzeihung zu bitten und zu fragen, ob Du mir noch immer zürneſt?“ Anna fiel dem Grafen in die Arme und weinte an ſeiner Bruſt, denn die wahre Liebe erträgt Alles und verzeiht Alles. Noch einige Monate verfloſſen und die Fa⸗ mielie des Grafen Königshoſ ſah eine doppelte Hoch⸗ zeit: Gabriele und Oskar, Anna und Graf Brode⸗ rode wurden glücklich. 70 12 Ende. Der treue Diener. Humoriſtiſche Novelle von Hermann Langer. 15 In zehn Minuten geht der Zug nach der Re⸗ ſidenz ab. In den Wartezimmern des Bahnhofes herrſcht das ermüdende Toben der Reiſenden, das ängſtliche Beſorgen der letzten Aufträge, das bald chmerzliche, bald fröhliche Abſchiednehmen. 5 Unbekümmert um all' dies Gewirr, abſeits von dem größten Gedränge mit entſetzlich gelangweiltem Geſicht ſitzt mißmutig ein junger, ſchöner Offizier, zu deſſen ingendlich friſchem Geſicht der Mißmut gar nicht paßt; ſolche Geſichter ſieht man lieber in tollſter Jugendluſt und verwegenem Trotze, als ſo leichgiltig gegen die ganze Wlt. Hinter dem Stuhle des Offiziers ſteht deſſen Diener, der — das Ideal eines Dieners — die efühle ſeines Herrn teilt wenigſtens bemüht er ſich auf das eifrigſte genau ſo trüb drein zu ſehen, wie in Herr; daß ſein gutes, dummes Geſicht ſich hiebei zu dem lächerlichſten aller menſchlichen Geſichter verzerrt weiß natürlich der Brave nicht und iſt ſicht⸗ lich entrüſtet, als jetzt ein zweiter Offizier ihn auf die Schulter ſchlägt und mit herzlichem Lachen frägt: „Gott ſoll mich bewahren! Michel, Du philo⸗ ſophierſt doch nicht etwa?“ Und zu ſeinem Kameraden gewandt, fuhr er fort: „Guten Morgen, Latten, wäre ſchon längſt an Dich herangetreten, aber das tief philoſophiſche Geſicht Deines Schutzengels mußte ich längere Zeit von fern betrachten, es war zu wunderbar.“ „Oh Du!“ rief der erſte Offizier, Graf Kurt Latten. „Nenne dieſen Tölpel nicht mit ſo zärtlichen 1 denn ihm verdanke ich dieſe jammervolle eiſe.“ „Zu Befehl, Herr Leutenant, Reiſe,“ bekräftigte Michel. „Michel, thu' mir den Gefallen und halt's Maul!“ befahl Graf Latten ſo zärtlich komich bit⸗ tend, daß der andere Offizier, Arold von Köpper, laut auflachte; dann aber ſagte er: „Ich bitte Dich, Latten, warum ſo verzweif⸗ lungsvoll? — Menſch, ſechs Wochen Urlaub! In Worten geſchrieben: ſechs Wochen Urlaub, ſechs Wochen befreit von dem Anblick unſeres Wallonen, befreit, um in der luſtigen Reſidenz ein gottvolles Daſein zu leben, ſchlafen zu können, ſo lange Du willſt, — doch ich rede mich in Wut; das aber ſei Dir nur geſagt, Du verdieneſt ſechs Wochen lang Stubenarreſt;“ a „Bah! lieber Köpper, Du ſprichſt genau ſo, wie unſer Wallone vom Sekt, den er nicht leiden kann, denn er trinkt ihn nicht, weil er ihm bekannt⸗ lich zu teuer iſt. — Ich reiſe dienſtl ich.“ 5 1 1 jammervolle Sgulgeld⸗ „Zu Befehl, wir reiſen dienſtlich!“ befehle wrd z Michel, wurde aber nicht beachtet, denn voll Stau ſagglöpflichti, nen wiederholte Köpper: Anburg, 8 „Dienſtlich? — Ich denke, Du haſt Ur Ge „Zu Befehl, wir haben Urlaub!“ ant A. Michel für ſeinen Herru, der ihn aber unz N zur Ruhe verwies. bchuhm. „Halte gütigſt Dein Maul, lieber M i Schub ſagte er und erklärte dann dem Kameraden; Mftgung i „Mein beſorgter Vater hat mir gegen 0 Willen dieſen Urlaub ausgewirkt, damit ich nach f Reſidens fahre. Schon dieſe Thatſache müßte Mein 100 8 beweiſen daß meine Reiſe keine angenehme iſt. : aber iſt die Reife auch das Werk meines Schi Nima e tes, genannt Michel, — das heißt alſo, ſie lauſen hei koloſſale Dummheit, ein Hohn auf die menf Frie Vernunft.“ f — „Ueber den erſten Grund erlaube ſch mit er türlich kein Urteil; was aber den zweiten anbe Richtige ſo bin ich vollkommen geneigt, Dir beizupflichten gegen 1 entgegnete Köpper. „Doch Du haſt mich ne ſogegun be genacht, darf man den Zweck Deiner Reiſe erfal 9 f „O ja, o! Ich werde mich verheiraten, H. wortete Graf Kurt Latten mit einer Stimme, rede er über ſeinen Selbſtmord. N Arnold von Köpper glaubte nicht recht * — zu haben; lauter faßt, als es der Anſtand erf Lin ür fragte er: 9 „Heiraten? Du? — Latten heiraten iber beſd Wetter, wollte ſagen, alle Achtung! Wen ? Warum haſt Du dies keinem Kameraden, nicht einmal mir geſagt?“ b (Fortſetzung folgt.) — — 0