für 100 Pferde. Die central⸗aſiatiſchen Beys und Sardars werden in ihren maleriſchen Trachten nicht wenig zum Glanze des Krönungszuges beitragen. In den 43 Sälen des neuen hiſtoriſchen Muſeums wird ebenfalls eifrig an der Vollendung der innern Ausſchmückung gearbeitet; die äußern Gerüſte dieſes großartigen Gebäudes, in ſeiner originellen altruſſi⸗ ſchen Architektur ein Seitenſtück zu der am andern Ende des weiten Platzes ſtehenden Kathedrale „Waſſilgi Blaſchenni“ werden ſchon in den nächſten ⸗Tagen entfernt. In dieſen Tagen iſt für das Muſeum eine Sendung altertümliche Sarkophage aus Italien angekommen. Dem Maler Semiradsky ſind für 30,000 Rubel zwei Gemälde beſtellt; die Cartons derſelben werden in dem für die Denkmä⸗ ler aus der heidniſchen Zeit Rußlands beſtimmten Sale während der Krönungszeit ausgeſtellt. Eins dieſer Gemälde wird ein Begräbnis aus der Heiden ⸗ zeit nach der Beſchreibung des arabiſchen Schrift- ſtellees Iben⸗Jadlan, das andere Swatoslaw in Siliſtria darſtellen. Petersburg, 17. April. Die Adelsmar⸗ ſchälle und der hohe Adel haben Einladungen er⸗ halten, ſich ſpäteſtens bis zum 18. Mai in Moskau einzufinden. Konſtantinopel, 17. April. Das Ge⸗ rücht von dem Ausbruch einer epidemiſchen Peſt in Oſchoanera an der perſiſch⸗türkiſchen Grenze beſtätigt ſich; alle Vorſichtsmaßregeln ſind ergriffen. Verſchiedenes. — Schwetzingen, 18. April. Die Unter⸗ ſuchung gegen den oder die Mörder des Metzger Heppel führt nun Herr Landgerichtsrat Zehnter von Mannheim. Geſtern wurde der ſchon einmal verhaftete König von Ketſch wieder in das hieſige Amtsgefängnis abgeliefert. — Heute mittag wurde derſelbe nach Mannheim in Unterſuchungshaft ver⸗ bracht. — Heidelberg, 16. April. Geſtern mor⸗ gen ſtarb hiet Herr Kunſthändler Georg Meder im Alter von 71 Jahren. — Das Bezirksamt Offenburg errinnert daran, daß Diejenigen, welche Fröſchen die Hinterbeine ab⸗ ſchneiden, ohne die Tiere vorher zu töten wegen Tierquälerei zu beſtrafen ſind. 5 — Aus Emmendingen ſchreibt man un⸗ term 15. ds.: Heute abend wurde unſere Stadt in nicht geringe Aufregung verſetzt. Ein aus der Kutschen und offenen Phaethons mit dem Geſchirr! 15 einer eben daher kommenden Cigarrenarbeiterin ein Verhältnis hatte, das von Letzterer vor Kurzem aufgelöſt wurde, ſuchte dieſelbe aus Rache zu er⸗ morden. Er ging gegen 7 Uhr in die Wohnung ſeiner früheren Geliebten, da er wußte, daß ſie zu Hauſe war und ſchoß mit einem Revolver auf die⸗ ſelbe, wodurch ſie an einem Arm verletzt wurde. Die Getroffene ſprang darauf zum Fenſter hinaus, um ſich zu retten. Der Attentäter eilte ihr aber nach und feuerte einen zweiten Schuß auf ſie, deſſen Ladung ihr in den Rücken ging, worauf ſie zuſam⸗ men ſtürzte. Die Mordluſt des verſchmähten Lieb⸗ habers war aber noch nicht gekühlt, er trat an ſein Opfer heran und gab ihr noch einen dritten Schuß in den Rücken und alsdann ſuchte er zu entfliehen, wurde aber durch die auf das Schießen herbeige⸗ eilten Leute feſtgenommen und dann durch die Po⸗ lizei in's Amtsgefängnis gebracht. Die Schußwun⸗ den im Rücken des Mädchens ſollen gefährlich ſein und wird dasſelbe vorausſichtlich nicht mit dem Leben davonkommen. — Mannheim, 17. April. In heutiger Strafkammer⸗Sitzung kam folgender Fall zur Ver⸗ handlung: Julius Buchheimer, Handelsmann von Groß⸗ ſachſen, wegen Betrugs. Die Anklage behauptet, daß der ſonſt gut beleumun dete Angeklagte, in der Abſicht ſich einen rechtswidrigen Vermoͤgensvorteil zu verſchaffen, das Vermögen des Landwirts Fried⸗ rich Michael Orth von Neckarhauſen dadurch be⸗ ſchädigte, daß er demſelben unter der falſchen Vor⸗ ſpiegelung das umgetauſchte Pferd, welches er ihm gegen ein anderes gebe, ſei erſt 12 Jahre alt, während es mindeſtens 15— 18 Jahre alt iſt, zu einem Tauſchhandel veranlaßte, durch welchen Orth be⸗ trächtlichen Schaden erlitt. Das Ergebnis der ziem⸗ lich umfangreichen Beweisaufnahme war aber ein derartiges, daß ſich der Gerichtshof von der Schuld des Angeklagten nicht zu überzeugen vermochte und denſelben koſtenlos freiſprach, die Koſten der Großh. Staatskaſſe überbürdend. Als Sachverſtändiget war Herr Bezirksarzt Fuchs und als Verteidiger Herr Dr. Roſenfeld hier erſchienen. f — Der Mannheimer Stadtrat hat be⸗ ſchloſſen, nunmehr einen eiſernen Vorhang im Thea⸗ ter mit feuerſicherem Abſchluſſe herzuſtellen und den Großh. Hoftheaterkommiſſär zur Aeußerung hierüber veranlaßt. — Der „Bad. Beob.“ ſchreibt: „Eine neue iz gebürtigter Zigarrenarbeiter, welcher mit 1 Ankla ö et . 0 ö Zahn und Gerber vor dem hieſiegen Schöffenger Namens Mild, der dort zackerte, ſamt ſeinem P das er wahrſcheinlich vom Sturze zurücht wollte, in den Steinbruch hinabſtürzte. Das blieb auf der Stelle tot, während der Verung abend brachten die Arbeiter der Kayſer'ſchen maſchinenfabrik ihrem Principale Herrn Kayſer gelungenen Fackelzug und zwar zur Feier der tigſtellung der 100,00 Oſten Nähmaſchine. wurde auf eine in ihrer Behauſung, Haupiſt ſtraße Nr. 66, im Bette liegende Metzgersfra Mann ſaß noch bei'm Schoppen im Wirts ein Mordverſuch gemacht. in das Schlafzimmer und verſetzte der Fra die Frage, wer da ſei, mit einem eiſernen ment, das zum Reinigen der Trottoirs dient, rere Schläge aus dem Bett, mehrere Zimmer hindurch verfolgt, konnte durch ein Fenſter in den Hof und von da wit in das Haus gelangen, wo ſie Lärm ſchlug. aber die Hausgenoſſen zu Hilfe eilten, war Schandbube bereits entkommen. . e vereinigt wiederum die beiden Redal hielt einet Es iſt Güterbeſtätter Söhnlin hier, welcher e veranlaßt ſieht, wegen des Artikels in Nr. 42 15 ſeres Blattes, aus der „N. B. Landeszeitung“ 300 5 gedruckt, worin von der Kündigung des Dienſſe — 555 desſelben berichtet wurde, Klage zu erheben. ek Klageſchrift iſt geſtern nachmittag eingelaufen.“ 60 m — Heidelberg, 18. April. Die G Ihen Expedition der Main⸗Neckar⸗Eiſenbahn läßt kommen 19 ſe den Samstag den 21. ds., vormittags 9 Uhr 55 de Kisten Zündhölzer im Gewicht von 2246 f r halt gegen Barzahlung verſteigern. die 15 — Am Dienstag morgen ereignete ſit e Ei dem Steinbruch im Pfeilerthälchen bei Ralf 10 11 lautern ein Unglücksfall, indem ein Fuhr Shelde 5 gen 3 l dtauerei e gende Heiz ſonsrolle datan, de Abeiter let Heger plöt dadurch in ſtſchnell wängt wu Nümen ge dabei dem chwer verletzt nach ſeiner Wohnung verbracht 1 — Kaiſerslautern, 15. April. G — Stuttgart, 16. April. Gerſtern Ein Unbekannter über den Kopf. Die Frau wurde von dem Attentäter Offenbar war auf einen Raubmord abgeſehen, denn eine Kommi bine ſchublade war geöffnet und durchgewühlt. Ob 1 was geſtohlen wurde, weiß man noch nicht, da Frau, deren Zuſtand ein bedenklicher iſt, noch eie vernommen werden konnte. Einer der Hiebe ſprech den Kopf zerfetzte ihre ganze linke Wange, die 9 genäht werden mußte. Vom Thäter hat man ßer dem am Thatort zurückgelaſſenen Mordinſh ment noch keine Spur. benzimmer und Oskar, welcher den Charakter ſeiner Schweſter ſcharf zu beurteilen wußte, unterließ es, it neuen Bitten in ſie zu dringen. Er verließ welcher in ſein Zimmer zurckgekehrt war. 5 „Sprechen Sie, beſter Baron!“ rief ihm der Graf Broderode entgegen, „darf ich Baroneß Anna um Verzeihung bitten!“ 5 „Nein, niemals!“ hat ſie geſagt, entgegnete Oskar ruhig, abet den Kopf ſchüttelnd. „Wir verlangen zu viel auf einmal von meiner Schweſter, einem Mädchen, einem Weibe iſt ihre Liebe Alles, wer ihr dieſe nahm, kann nicht auf raſche Verzeihung hoffen, ein vertrauensſeliges, edles, glückliches Herz empfindet die Täuſchung doppelt furchtbar.“ i „Sie haben Recht, mein teurer Freund,“ ant⸗ wortete der Graf Broderode wehmütig und indem ihm eine dicke Thräne über die Wange rollte, „ich verlange zu viel von Ihrer Schweſter, ein Herz erſt glücklich machen und in Seligkeit wiegen und dann der Verzweiflung preisgeben, das habe ich entſetzlicher, wahnſinniger Menſch zuſtande gebracht und nun, wo ich zur Vernunft zurückgekehrt bin, einmal um Verzeihung bitten.“ i Der Herbſt war gekommen und nun auf diefen ein ſtrenger Winter gefolgt, der aber in der franzö⸗ ſichen Hauptſtadt ſehr frühzeitig einem milden Früh⸗ linge wich. In dem Palais des Grafen W., der Geſandter eines großen deutſchen Staates in Paris war, wurde ein glänzendes Ballfeſt gegeben, zu m das Zimmer und ſuchte den Grafen Broderode auf, darf ich Diejenige, die ich ſo ſchwer kränkte, nicht und die fremden Geſandten mit ihren erſten Beamten geladen waren. „Aber beſter Baron,“ redete der Graf W. einen jungen, ſchönen Mann an, der etwas im Hintergrunde des Saales im Schatten einer Säule ſtand, warnm tanzen Sie denn nicht? Ich ſah Sie bisher nur in der Polonaiſe und jetzt eben erklingen die verlockenden Töne eines Walzers, eines echt deutſchen Walzers, den müſſen fie hier in Paris tanzen, ſchon aus Vaterlandsliebe. Die Franzosen können nämlich gar keinen Walzer tanzen, ſie hüpfen ihn nur und Sie müſſen dieſen Leuten zeigen, was eiu deutſcher Walzer iſt. Sehen Sie dieſen reizen⸗ den Damenflor, Ruſſinnen, Oeſterreicherinnen, Eng⸗ länderinnen, Franzöſinnen und auch deutſche Damen, doch ich will Ihren Neigungen nicht vorgreiſen, aber tanzen müſſen Sie, tanzen müſſen Sie!“ „Nun, dann werde ich mit Ihrer Fräulein Tochter tanzen, Excellenz.“ entgegnete der junge Mann, deſſen feiner Kopf den Diplomaten verriet. „Aber ſo habe ich es nicht gemeiut, lieber Baron,“ ſagte Graf W. und drohte mit dem Finger, aber abhalten will ich Sie von Ihrem Vorhaben auch nicht, wenn Sie die ſchönen Franzöſinnen Ihren Landsleuten nicht vorziehen. Da ſehen Sie dort die junoniſche Schönheit, das Fräulein de Du⸗ randot! Sie weilt zum erſten Mal auf meinen Feſten und iſt hauptſächlich deshalb geladen, weil ihre Schönheit ſprichwörtlich iſt, kein Ariſtokrat in Paris will dieſe Dame auf ſeinen Bällen vermiſſen. Baron Oskar von Königshof, den wir als jungen Diplomaten erkennen, welcher ſich als erſter Attache der vom Grafen W. vertretenen Geſandt⸗ ſchaft ſeit einigen Wochen in Paris befand, blickte mit ſichtbarer Verwunderung nach der ſchönen Fran⸗ Unterredung unter vier Augen.“ zoͤfin, die keine andere als Gabriele war. D W. bemerkte die Veränderung auf dem Auli kars und wollte eben eine ſatyriſche Be machen, als ihm der junge Baron das Wort ab „Dieſe Dame kenne ich, Excellenz,“ ant Oskar. „Sie iſt ja im vorigen Jahre bei Eltern zum Beſuche geweſen, Sie geſtatten daß ich mich ihr ſogleich vorſtelle, ich hab verſäumt, im Hauſe ihres Vaters meinen zu machen,“ Graf W. nickte beifällig und Baron ſtand eine halbe Minute ſpäter vor Gabriele tiefe Verbeugung machend. 6 Gabriele, welche bei der großen Menge er ed den Baron Oskar noch nicht geſehen halte, WM durch das plötzliche Auftauchen Oskars in eine f ſelige Verwirrung gebracht. Sie reichte ihm zitternd die Hand und die übliche Begrüßung ſchen Gabriele und Oskar fand ſtatt, worauf Gabrielen die Urſache ſeiner Anweſenheit a 2 ä N 0 9 Gabriele war ſehr ſchweigſam und ſchien ſich A erden gegennüber in fortwährender Verlegenheit zu deff ve aus Urſachen, die leicht zu erraten waren, den rsd fenbar wollte Gabriele gern etwas über die K 8 ſale der Perſonen wiſſen, denen ſie einſt in Ausr land nahe ſtand, aber ſie wagte, aus Furcht, liches zu erfahren, nicht zu fragen. Oskar dieſer Situation ein Ende, indem er Gabe Arm zum Tanz bot und bald drehte ſich Klängen des Walzers ein Paar, welches d meine Aufmerkſamkeit anf ſich zog. No Walzer flüſterte Oskar Gabrielen ins Ohr „Ich habe mit ihnen ein Hühnchen 3 Mademoiſelle de Durandot, geſtatten Sie