und Haltbormachung der Hopfenſtangen war die Tagesordnung alsdann erſchöpft. Dieſer Punkt der Tagesordnung wäre übrigens in einem Orte des obern Bezirks von weſentlich größerer Bedeu⸗ tung geweſen, weil in Seckenheim vorzugsweiſe nur Tabatsproduzenten anweſend waren. Gewiß wer⸗ den viele der Zuhörer nicht ſäumen, die ihnen von Herrn Dr. Neßler erteilten praltiſchen Winke zu beherzigen und dieſes Jahr beim Tabaks⸗ und Hopfenbau anzuwenden. 5 — Schwetzingen, 8. April. Soeben er⸗ halten wir Nachricht von einem in der Nähe von Speyer verübten Straßenraube. Es wird uns hierüber von Speyer folgendes Nähere mitgeteilt: Am Freitag nachmittag zwiſchen 1 u. 2 Uhr wurde die 45 Jahre alte frühere Lehrerin Ackermann von Otterſtadt auf dem Wege nach Speyer an dem ckwäldchen in der Nähe des Spitzrheinhofes von einem Manne angepackt, der ihr den Mund zuhielt und mit Erſtechen drohte, wenn ſie nicht ſofort ihr eld hergebe. Frl. Ackermann riß ſich von dem Räuber los und lief eine Strecke weit davon. Er holte ſie jedoch ein, und um weiterer Gefahr zu entgehen, händigte ſie ihre Barſchaft aus, welche in 29 Mk. beſtand. Der Speyerer Gendarmerie iſt es gelungen, den Thäter in der Perſon des ſchon oft beſtraften Martin Cornitzius von Speyer ding⸗ feſt zu machen. — Ferner fand in der Nacht vom onnerstag auf Freitag in Mannheim an einem jungen Kaufmann von dort ein Raubverſuch ſtatt. Mannheimer Blätter ſchreiben hierüber: In der Nacht vom 4. auf 5. d. wurde ein junger Mann auf dem Platz vor dem Gymnaſiumsgebäude von einem Menſchen mit der Aufforderung, das Geld herzugeben, angefallen. Der Angegriffene wehrte ſich mit ſeinem Stock, der infolge des wuchtigen Schlags auf den Kopf des Räubers zerbrach. Durch einen Pfiff des Letztern erſchien ein zweites Indi⸗ duum, worauf der Angefallene ſich losriß und in die nüchſtliegende Straße entfloh, während die Räu⸗ ber wieder verſchwanden. 5 — Mannheim, 4. April. (Schwurgericht.) Es kam u. A. zur Verhandlung: 1 Johann Löſchmann, 34 Jahr alt, verheiratet, Valentin Ofenloch, 34 Jahr olt, ledig. Adam Mil⸗ bert, 43 Jahr alt, verheiratet, Kath. Milbert geb. Gumb, deſſen Ehefrau, 50 Jahr alt, Martin Schorn, 46 Jahr alt, verheiratet, Kath. Schorn geb. Eiſen⸗ lohr, deſſen Ehefrau, 39 Jahr alt, Julius Mühl, 36 Jahr alt, Suſanna Langenberger, ledig, 47 Jahr alt, Kath. Bär, 34 Jahr alt, Marie Weber, geb. Langenberger, 24 Jahr alt und Jakob Maier, 35 Jahr alt, sämtlich von Weinheim wegen Mein⸗ eids. Die Geſchworenen bejahten die Schuldfrage bezüglich der Angeklagten Löſchmann, Martin Schorn, Katharina Schorn, Julius Mühl, Suſanna Langen⸗ berger und Katharina Bär, bezüglich des Meineids und bejahten die Frage bezüglich der Verleitung zum Meineid ſeitens eines der Angeklagten Ofenloch und Maier. Die Fragen, ſoweit ſie ſich auf den Meineid der Angeklagten Ofenloch, Adam Milbert, Katharina Milbert und Katharina Schorn 2. Teil beziehen, worin die erwähnten Formfehler zu Tage treten, werden verneint. Auf Grund des Wahr⸗ ſpruchs der Geſchwprenen erhalten wegen Meineids Johann Löſchmann 2 Jahre Zuchthaus, Martin Schorn 2 Jahre Zuchthaus, Katharina Schorn 1 Jahr 6 Monate Zuchthaus, Julius Mühl 1 Jahr 6 Monate Zuchthaus, Suſanna Langenberger 1 Jahr 6 Monate Zuchthaus, Katharina Bär 1 Jahr 6 Monate Zuchthaus, Katharina Bär 1 Jahr 6 Mo⸗ nate Zuchthaus, Adam Weber Ehefrau 1 Jahr 6 Monate Zuchthaus; ferner Valentin Ofenloch und Jakob Maier je 2 Jahre Zuchthans wegen Verlei⸗ tung hierzu. Jeder der Angeklagten wird ferner zu je 5 Jahren Ehrenverluſt und Aberkennung der Fähigkeit Eide abzugeben und je ½ der Koſten verfällt. Die Eheleute Milbert und Valentin Ofen⸗ loch werden von der erhobenen Anklage des Mein⸗ eids freigeſprochen. Mit dieſem Senſationsprozeß fand die dies⸗ malige Schwurgerichtsperiode ihren Abſchluß. — Am 6. ds. mittags ſcheute in Mann⸗ heim das Pferd des Dragonerlieutenants Gelpke. Der Reiter wurde vom Pferde abgemorſen und mit dem Kopfe an einen Bandſtein geſchleudert. Stark blu⸗ tend wurde der Verunglückte, deſſen Verwundung eine ſehr ſchwere iſt, in das Militärſpital verbracht, woſelbſt er des Morgens früh ſtarb. — Heidelberg, 6. April. Nachdem die Pferdebahn⸗Angelegenheit unſerer Stadt ſoweit ge⸗ diehen, daß das Laſtenheft mit einigen Abänderungen der betreffenden Beſtimmungen vom Stadtrate dem großh. Bezirksamte befürwortend übergeben wurde mit dem Erſuchen, dahin wirken zu wollen, daß dem Unternehmer die erbetene Konzeſſion baldigſt erteilt werde, hat auch Ingenieur J. Leſerenz dahier bei großh. Bezirksamt dahier das Geſuch geſtellt, es möge ihm zum Bau und Betrieb einer ſekundären Straßenbahn, welche vom Orte Schriesheim über Doſſenheim, Handſchuchsheim und Neuenheim, über die neue Neckarbrücke und die heimerſtraße zu Heidelberg ihre Richtung und endlich in den Güterbahnhof einmüng die Konzeſſion erteilt werden. Die Gebietsfrage mit den ländlichen Gilter iſt ſo ziemlich geregelt, ja die Drahtſeilbahn bekannten Doſſenheimer Porphyrſchotterbrücht 3 Monaten dort ſelbſt ſchon abgeſteckt, und allzuferner Zeit werden wir auch vor Bol dieſes Planes ſtehen, der durch die Abfuhr de und breit bekannten und gewünſchten Doſſe Porphyrſchotters ſich ſelber rentieren wird, die Gemeinde Doſſenheim ihre Steinbrüche ze ter Aufſicht eines gediegenen Ingenieurs geſtz deſſen Aufgabe es iſt, dieſelben ſo praktiſch al auszunutzen. — Karlsruhe, 5. April. Am 16 tritt das „Wetternachrichtenbureau“ der int giſchen Zentralſtation wieder in Thätigkeit. Es während des bevorſtehenden Sommers bis z Sept. wieder täglich Wetterkarten mit Wiff ausſichten (Prognoſen) veröffentlicht. Auch Jahr werden wieder den am Nachmittag und von Karlsruhe abgehenden Eiſenbahnzügen karten mitgegeben, und an jeder Bahnſtako dem Stationsvorſteher ein Exemplor ausgeß Die Gemeindebehörden der Bahnſtationen dann die Wetterkarte allabendlich nach Anku Zuges beim Stationsvorſteher abholen und a hauſe oder an einer anderen geeigneten Ste ſchlagen laſſen. Wie der „Oberb. Grenzb.“ vernimmt die Enthüllungsfeierlichkeit des Kreutzerdenkm Meßkirch am Feſte Peter und Paul (29. Jun Im Hinblick auf den Umſtand, daß dieſe ft ſer engeres wie weiteres Vaterland denkwürdj eine große Beteiligung von Nah und Fern zul haben wird, iſt beſchloſſen worden, die ſpezielle ladungen auf einen den Meßkircher Verhäl paſſenden engeren Kreis zu beſchränken und ße ten aus der Umgegend es zu ermöglichen, am A des Feſtes in ihre Heimat gelangen zu können, und die Er mahl mit d Algemene Feierlichkeit mt liegen din Kreu Nongels ar Rellecht d Füngerwelt niſten zu aurogen. r ee und ker Federn eing benden nach enmteilte C ſingericht;t. die von weiter her zu erwartenden Ehrengäſte Deputationen beherbergen zu können. Der abend des Feſttages iſt dem Empfang der Gase widmet und wird dieſen zu Ehren ein Banke anſtaltet und zu dieſem Zwecke die Konſtanzer gimentsmuſik zu engagieren geſucht werden. Vormittag des Feſtes findet Geſangsprobe, Fei 1 Mund zum Sprechen und ſagte mit matter Stimme: 5 „Ich weiß Alles, ich habe Alles gehört und gefühlt, was geſchehen iſt, ich konnte nur nicht — ſprechen und nicht — ſehen! — Tauſend Dank, Graf Königshof, und erhören Sie meine Bitte um Verzeihung!“ — f Die Umſtehenden waren durch die Worte des Patienten ebenſo freudig erregt, als ſchmerzlich über⸗ raſcht und betroffen, denn der Graf Broderode er⸗ ſchien gerettet und bat ſeinen Wohlthäter um Ver⸗ zeihung. Graf Königshof ergriff die Hand des Grafen Broderode, welche dieſer ihm entgegengeſtreckt hatte und ſprach in ſeiner hochherzigen und wohl⸗ wollenden Weiſe: „Jetzt wollen wir nicht davon ſprechen, beſter Graf, erſt müſſen Sie wieder geſund werden, voll⸗ ſtändig geſund, und dann wird ſich wohl der Weg zu einer vollſtändig Ausſehnung zwiſchen uns fin⸗ den laſſen.“ a Det Graf Broderode nickte dankend mit dem Kopfe und reichte auch dem Freiherrn Oskar, ſowie ſeinem Onkel und den Aerzten die Hand. 1 4 . 5 ngefähr einen Monat nach der Zeit, zu wel⸗ cher die Hochzeit Anna's von Königshof mit dem Grafen Curt von Broderode durch das fatale Er⸗ eignis unmöglich geworden war, ſaßen der Graf und die Gräfin Königshof mit ihrem jüngeren Sohne, dem Freiherrn Oskar, im Schloßgarten. Wenn die gräfliche Familie auch noch nicht, wie man an den Geſichtern ſehen konnte, ihr altes Glück und ihren früheren Frohſinn wiedergewonnen hatte, ſo war von ihr doch der Gram und Schmerz gewichen, den ſie anfangs über das mannichfache 5 1 10 5 0 Mißgeſchick, von welchem ſie heimgeſucht worden war, empfunden hatte, ſeeliſche Ruhe und Gleichmut prägte ſich auf den Geſichtern der drei Perſonen aus und während der Unterhaltung, welche die gräfliche Familie pflegte, blitzte es ſowohl in dem Antlitz der Gräfin, als auch in demjenigen des Grafen wie ein Hoffnungsſtrahl auf, der die Wie⸗ dererlangung des entſchwundenen Glückes in erreich- barer Ferne zeigte. „Es iſt nunmehr notwendig geworden,“ ſagte jetzt Graf Königshof mit ſeiner wohltönenden Stimme, „den drei Patienten, die wir im Hauſe haben, einige freudige Nachrichten zu bringen und Aufklärungen zu geben, wodurch wahrſcheinlich ihre vollſtändige Geneſung beſchleunigt werden wird. Freilich iſt keine leichte Aufgabe, in dieſer Bezjehung Alles mit Geſchick und Glück einzufädeln und zu leiten, aber wir haben ja einen gewandten jungen Diplomaten im Hauſe, welcher die Miſſion, frohe Botſchaft ſchonend zu überbringen und Mißverſtänd⸗ niſſe geſchickt aufzuklären, gewiß zu Aller Zufrieden⸗ heit erfüllen wird. Der Graf Broderode hat mich flehentlich gebeten, ihm zu geſtatten, daß er Anna perſönlich um Verzeihung bitten dürfte; doch Anna kennt ja den ganzen Verlauf der Sache nicht, weiß überhaupt nicht, daß Graf Broderode in unſerem Hauſe iſt, und Theobald hat ſein Nervenfieber auch ſo weit überwunden, daß man ein vernünftiges Wort mit ihm reden kann. Da ſiehe Du nun zu, Oskar, was ſich thun läßt, um die Köpfe und Herzen jener Kranken von ihren Verirrungen zu befreien. Der heutige Nachmittag iſt im Allgemei⸗ nen gut geeignet, Deine Miſſion zur Ausführung zu bringen, Dich haben auch alle drei Patienten wenig zu beko und Dir glauben ſie eher als! uns, denn, was ich und die Mutter ſagten, wa ſie nur zu ſehr geneigt, als Worte hinzuneht die den Thatſachen nicht entſprechen, ſonde zur Beſchwichtigung dienen ſollen.“ N Oskar erhob ſich bald und indem er ne Schloſſe ging, ſagte er: „Ich hoffe Euch ba Nachrichten bringen zu können.“ Oben im zweiten Stocke des Schloſſes nem geräumigen Zimmer ſaß Theobald am und blickte traurig auf die' anmutige Lan welche von der Sonne des Spätſommers leuchtet wurde. Nervenfieber, von welchem er nach dem Duell Die näßer eits eing. Ddendurg, Theobald war von dem hit ü in dieſe infolge allzugroßer vorhergegangener körperlſcher Mert für e geiſtiger Anſtrengungen befallen war, wieder bei und fühlte nur noch die Schwäche des Geneſe Aber an ſeinem Gewiſſen nagte das Bewüfß der ſchweren Schuld, den Grafen Broderode niedergeſtreckt zu haben, und die Tröſtunge Eltern, daß Graf Broderode noch lebe, hielt e der Wahrheit entſprechend, denn er hafte den Grafen Broderode zum Tode verwund Boden liegen ſehen. n Es klopfte an der Thüre des Zimme Grafen Theobald und auf die Einladung de trat der Freiherr Oskar herein und erkundi mit teilnehmenden Worten nach dem Befind Bruders. Theobald dankte für des Bruder nahme und konſtatierte, daß er ſich faſt ga der geſund fühle, aber das wehmütige An Reconvalescenten ließ nach dieſer Richtun vollſtändiges Vertrauen aufkommen. 10 (Fortſetzunge folgt.) em bergeb nage Vor dus Stat 1 N. 3.