Poſtproviſion. I nehmen Inſerate für uns an. Erſcheint Mittwoch und Samstag und ko Jnſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags I taltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Nabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirt Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Local⸗Anzeigen ſtet vierteljährlich ! M. 20 Pf. mit ikuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 k. 70 Vf. excl 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechende Mittwoch, den 11. April 1883. Nr. 29. 5 9 Dolitiſches. 3 Rarlsruhe, 7. April. Auf Grund der in deſem Frühjahr abgehaltenen erſten juriſtiſchen ch. Berlin, 9. April. In unſere innere Politik klaube A ommen, ſo daß man wohl bald erfahren wird, was etenzen im Reichstage ſind die Holzzölle, welche die Staatsprüfung wurden 28 Rechtskandidaten zu Rechts⸗ — Nialtikanten ernannt. . i während der jüngſten Woche nicht nur wieder Le⸗ ben, ſondern auch ſehr gegenſätzliches Streben ge⸗ an den Gerüchten von einer Auflöſung des Reichs⸗ f ages Wahres iſt. Der erſte Gegenſtand der Dif⸗ bei Negiergung um das dreifache der bisherigen Vollſätze u erhöhen wünſcht, da in Folge der auswärtigen 12 Nonkurrenz die deutſche Waldwirtſchaft vollſtändig riſch g nkentabel geworden ſei. Dieſe Meinnug wird nun lrtitel äber von den Liberalen des Reichstages durchaus hicht geteilt, denn dieſe ſind der Anſicht, daß das billige ausländiſche Holz zur Stütze zahlreicher ein⸗ heimiſcher Induſtrien diene und eine Erhöhung der Holzzölle auf der einen Seite gerade ſo viel ſchaden . würde als ſie auf der anderen nütze. Mit nur einer Stimme der Mehrheit iſt die betreffende Vorlage dann an eine Kommiſſion verwieſen worden und iſt des⸗ halb der weitere Verlauf der Holzzollerhöhung ſehr Hkitiſch geworden. In Rußland ſchweigen die Nihlliſten, die Reformen ſchweigen auch und man hört nur noch 1. Aton den großartigen Vorbereitungen der Kaiſer⸗ Akiönung in Moskan. Dieſelbe wird dieſer Stadt 1. MHRnſummen von Geld zufließen laſſen, denn der ge⸗ 5 ante ruſſiſche Adel iſt bereits im Begriffe, unter Entfaltung eines großartigen Pompes auf mehrere Wochen nach Moskau überzuſiedeln, um in tradi⸗ kioneller Weiſe die Kaiſerkrönung zu verherrlichen. Die Türkei zeigt ſich mehr und mehr als ein abgebrannter Palaſt, aus deſſen Trümmern noch dann und wann die Flammen emporlodern, während der Ruin immer weiter um ſich greiſt. So wurde vor vierzehn Tagen von einem in Arabien gegen die Türken ausgebrochenen Revolutionsbrande be⸗ richtet, in letzter Woche ſind in Türkiſch⸗Armenien Griechen und Armenier aneinander geraten und in den nächſten Wochen dürfte es in Albanien wieder einmal losgehen, denn der Sultan hat Aſſym Paſcha mit neuen Truppen nach Albanien geſandt, um die dort drohenden Unruhen niederzuhalten. Peſt, 7. April. Die Mörder Mailath's ſind in den Händen des Gerichts. Mailath's Leibhuſar Berecz, Pitaly und Javor haben geſtanden, den Mord gemeinſam begangen zu haben. Spanga iſt ihnen behülflich geweſen. Der Mord war von Spanga geplant. Pitaly und Javar verbargen ſich im Badezimmer, Spanga wartete in dem Balkon⸗ zimmer, Berecz ließ die Complicen einzeln ein, Pi⸗ laty und Javor ſollten, ſobald Mailath ſich nieder⸗ gelegt, aus dem Badezimmer hervorbrechen und Mailath erwürgen. Die Mörder hörten Mailath heimkehren und warteten noch ein wenig, warfen dann Mailath nieder und würgten ihn. Mailath wehrte ſich und rief um Hülfe. Berecz ging auf die Aufforderung Spanga's in das Zimmer und ſtopfte dem Herrn ein Handtuch in den Mund. Die Mörder erklärten, Spanga habe an dem Morde nicht thätlich Teil genommen, nur der intellectuelle Urheber ſei er. Die Wunden und Blutunterlauf⸗ ungen des Körpers des Ermordeten rühren davon her, daß er im Todeskampfe von den Mördern mit Füßen getreten wurde. Verſchiedenes. — Seckenheim, 8. April. Heute nachmit⸗ tag fand im Gaſthaus zum „Bad. Hof“ unter dem Vorſitze des erſten Vorſtandes, Hrn. Oberamtmann Pfiſter, eine Verſammlung des Landwirtſchaftl. Bezirks Vereins Schwetzingen bei ſehr Beteiligung der Landwirte Seckenheims und der Umgegend ſtatt. Auf der Tagesordnung ſtund: 1) Düngung des Tabaks und Verwendung des Wollſtaubs; 2) Halt⸗ barmachung des Holzes im Freien, beſonders der Hopfenſtangen. Ueber beide Punkte hatte Herr Hofrat Dr. Neßler von Karlsruhe das Referat übernommen. Redner ſprach beim erſten Punkt der Tagesordnung hauptſächlich über die verſchiede⸗ nen Düngerarten, welche bei Tabakspflanzungen mit Vorteil anzuwenden ſeien, berührte den Wert und den Koſtenpunkt, insbeſondere der chemiſchen Dünger⸗ arten und kam zum Schluſſe noch auf den im hie⸗ ſigen Orte ſo vielfach als Dünger verwendeten Wollſtaub zu ſprechen, welchem Redner nicht dieje⸗ nige Düngungskraft zuſpricht, wie dies ſonſt allge⸗ mein unter den Landwirten der Fall iſt. Herr Dr. Neßler empfiehlt den Tabaksproduzenten an Stelle des Wollſtaubs Verſuche anzuſtellen mit Torf⸗ boden, welcher mit Soda⸗Kali vermiſcht viel vor⸗ teilhaftere Wirkung auf die Tabakspflanze ausübe, als der Kehricht aus den Kunſtwollfabriken. Der hoͤchſt anregende Vortrag führte dann zu lebhaften Erörterungen und Diskuſſionen, an welchem ſich u. A. die Herren Gemeinderat Volz, Kaufmann Ber⸗ nauer von Seckenheim und Landwirtſchaftslehrer Schmezer von Ladenburg beteiligten, die weſent⸗ lich zur Klärung über den Wert dieſer oder jener Düngerart beitrugen. Mit dem weitern ſehr be⸗ merkenswerten Vortrage über die Imprägnierung FVerſchlungene Pfade. Novelle von R. Hofmann. (JFortſetzung.) 0 Endlich nach langem, ſchrecklichem Warten kauſte ein Wagen in den Schloßhof und kaum wei Minuten ſpäter trat ein kleiner, aber energiſch üsſehender Mann mit ſchon grauen Haaren in as Zimmer des Patienten, begleſtet von dem Gra⸗ en Könibshof und dem Freiherrn Oskar. Es war bar ein berühmter Wundarzt aus der nächſten groͤ⸗ kren Stadt, den die raſchen Pferde des Grafen önigshof in kaum drei Stunden herbeigeholt hatten. Der Graf Kilian Broderode bat und flehte, aß der Wundarzt mit ſeinem Collegen Alles thun öchten, um ſeinen Neffen zu retten. tion! „Was unſere Kunſt vermag, wird gefchehen!“ n gürwiderte der Wundarzt aufmunternd, ſetzte aber woduſnft zweifelhaftem Troſte hinzu: „Wenn Ihr Neffe berhaupt noch zu retten iſt, dann ſoll er gerettet ſind Perden!“ und dann bat er die Anweſenden, ihn 7, Nit ſeinem Collegen auf einige Minuten allein zu ſſen, da ſie die Operation zu beraten hätten. Die den Aerzte ſchienen ſich hierüber bald geeinigt zu 1 ben, denn es waren noch nicht fünf Minuten rfloſſen, ſo meldeten ſie an, daß die Operation ginnen ſolle. 1 305 1 „Mein Herr College wird Recht haben,“ ſagte der Wundarzt zum Grafen Broderode, „es dürfte in der That durch einen Knochenſplitter der vordern Hirnſchale eine Preſſung des großen Gehirns bei Ihrem Neffen ſtattgefunden haben. Eine vollſtän⸗ dige Trepanierung erſcheint indeſſen zunächſt nicht notwendig; was aber geſchehen muß, das iſt ein mäßiges Erheben des vorderen Schädelknochens, um die Bedeutung der Wunde zu überſehen und die wahrſcheinliche Compreſſion zu beſeitigen. Wir brau⸗ chen zu der Operation drei Männer als Beihülfe, denn bei dem Blutverluſte des Patienten können wir kein Chloroform anwenden. Zwei Männer müſſen die Arme und einer den Kopf halten, die Füße ſchnallen wir feſt.“ — Graf Königshof und der Freiherr Oskar wa⸗ ren ſofort bereit, die nötige Hülſe zu leiſten. Der Patient wurde von den Aerzten zuerſt in eine ent⸗ ſprechende Lage gebracht, man ſchnallte ihm mit ei⸗ nem Gurt die Füße zuſammen, Graf Königshof und Oskar hielten die Arme feſt, der Diener den Kopf und die Aerzte begannen ihr blutiges Werk, während der Graf Kilian Broderode mit abgewand⸗ tem Antlitz am Lager ſeines Neffen ſtand. Meſſer, Bohrer und Sonde thaten in den Händen der geſchickten Aerzte ihre Schuldigkeit, bald wurde der vordere Schädelknochen des Verwundeten ein wenig gehoben, eine Bewegung des Wundarztes folgte und ein kleiner, mehr breiter als ſpitzer Kno⸗ chenſplitter wurde aus dem Kopfe des Grafen Bro⸗ derode entfernt. Mit triumphierenden Blicken zeigten die Aerzte den Knochen und begannen ſorgfältig die Kopfwunde wieder zu ſchließen und legten dann den notwendigen neuen Verband um die Wunde an. „Wir müſſen nun mit guten Hoffnungen die Wirkung der Operation abwarten,“ ſagte der Wund⸗ arzt. „Auch wird es gut ſein, wenn wir dem Patienten beſten Rotwein einflößen, um die noch vorhandenen Lebensgeiſter zu beleben.“ Dies geſchah und bald beobachtete man, daß der Patient ſtöhnte und rochelte. Aengſtlich traten der Graf Broderode und Graf Königshof, ſowie der Freiherr an das Lager des Verwundeten, doch die Aerzte ſagten: „Befürchten Sie nicht das Schlimmſte, die Rückkehr aus einer Ohnmacht zum Leben kündigt ſich in der Regel ebenſo an, wie der Uebergang vom letzten Aufleben zum Tode, wir ha⸗ ben hier das Erſtere zu hoffen.“ Die Aerzte hatten Recht, eine Minute ſpät ſchlug der Graf Broderode die Augen auf und he tete einen wehmütigen Blick auf die Umgebung. „Rege Dich nicht auf, mein Sohn!“ rief ihm ſein Onkel mit Rührung zu und faßte ſeinen Neffe zärtlich an Kinn und Wangen. Du biſt in de beſten Händen, Alles iſt gut abgelaufen, mache Di nur gar keine Sorgen, Du mußt jetzt Deine Kräfte ſchonen, damit Du bald wieder geſund wirſt.“ 5 Der Graf Broderode öffnete indeſſen doch den