8 176 Ziff. 2 d. R. St. G. B. Das Verdikt der Geſchworenen lautet auf „Schuldig“, verübt unter mildernden Umſtänden, das Urteil auf 10 Monate Gefängnis. J 12. Fall. Eine Beſtie, wie man ſie in Men⸗ ſchengeſtalt glücklicherweiſe ſelten findet, iſt der ſchon mehrfach beſtrafte 40jährige Taglöhner Philipp Ja⸗ kob Hördt von Weinheim, der ſich heute wegen Verbrechens gegen § 176 Ziff. 1 d. R. St. G. B. und wegen Diebſtahls zu verantworten hat. Die ledige 65jährige Eva Katharina Hiltenbeutel von Reichen, war am Morgen d. 4. ds. Mts. im Begriff, ihrem Sohne, welcher auf einem Hofe bei Wein⸗ heim dient, ein neues Hemd, welches ſie aus ihren ſauer erworbenen Erſparniſſen für ihn gekauft hatte, zu überbringen. Auf dem Wege dahin begegnete ihr der Angeklagte und knüpfte ein Geſpräch mit ihr an, machte ſich des oben genannten Verbrechens ſchuldig, hatte ſie mehrfach verletzt und auch das für ihren Sohn beſt'mmte Hemd und ein Umſchlag⸗ tuch mitgenommen. Der Angeklagte ſühnt dieſe Schandthat, da die Geſchworenen ihr „Schuldig“ ohne mildernde Umſtände abgaben, mit 2 Jahren 9 Monaten Zucht⸗ haus, Ehrverluſt auf 5 Jahre und Stellung unter Polizeiaufſicht. 13. Fall. Valentin Wetzel, 29jähriger, ver⸗ heirateter Mühlarbeiter von Weinheim, in Heidel⸗ berg wohnhaft, wegen Brandſtiftung. Nach langer Bergtung erfolgte der Wahrſpruch der Geſchworenen, der auf Schuldig lautete, demzufolge der Angeklagte zu einer 6monatlichen Gefängnisſtrafe und den Koſten verurteilt wurde. 14. Fall. Valentin Schmitt, 35jähriger, ver⸗ heirateter Landwirt und Gemeinderechner von Groß⸗ ſachſen wegen Unterſchlagung im Amte und Fäͤl⸗ ſchung. Der Angeklagte, deſſen Vermögen auf 40,000 M. geſchätzt wird, iſt ſeit dem Jahre 1877 Gemeinderechner. Die Anklage behauptet, daß der Angeklagte Gelder, welche er in ſeiner Eigenſchaft als Beamter eingenommen, ſich rechtswidrig zuge⸗ eignet und in Beziehung hierauf das zur Eintrag⸗ ung und Kontrole der Einnahmen und Ausgaben beſtimmte Kaſſenbuch unrichtig geführt und gefälſcht habe. Die Geſchworenen bejahten die Schuldfrage, ebenſo aber auch die der mildernden Umſtände und ſo lautet das Urteil auf 8 Monate Gefängnis ſowie die Koſten, da ſich der Angeklagte eines vorzüglichen Leumundes erfreut und der Gemeinde kein Schaden erwachſen war. — Schwetzingen, 4. April. In der Ab⸗ ſicht, ein kleines Stück Vieh, d. h. ein Kalb einzu⸗ kaufen, fuhr Metzger Heppel am Montag den 2. April mit dem Nachmittagszug nach Hockenheim, eine Barſchaft von 45 Mk. bei ſich tragend. Da ſich nun dort kein günſtiger Kauf bot, ſo ſah Hep⸗ pel ſich genötigt, ſeinen Weg nach Ketſch einzuſchla⸗ gen, welchen er wie gewöhnlich zu Fuß zurückzulegen beſchloß. Noch vor einbrechender Dämmerung kam dann Heppel nach Ketſch, ſuchte ſeinen ihm wohl⸗ bekannten Makler Chirurg König auf, um von dieſem zu erfahren, ob ein Kalb im Ort zu haben ſei. Aber auch hier waren ſeine Bemühungen er⸗ folglos und ſo glaubte er, noch einen letzten Ver⸗ ſuch in Brühl machen zu müſſen. Doch vorher hielt er nock im „Einhorn“ Einkehr um ein Glas Bier zu trinken. Etwa um 8 Uhr brach er daſelbſt auf, entließ ſeinen Makler und ſchlug ſeine Wande⸗ rung in der Richtung nach Brühl ein. — — Als aber in Schwetzingen die letzten Bahnzüge ankamen, ohne daß das teuere Familienhaupt eintraf, da ſtie⸗ gen in den Gliedern der in ſchönſter Harmonie le⸗ benden Familienangehörigen dunkle Ahnungen auf. Die Beſorgnis um den an ſtrenge Hausordnung gewöhnten Gatten und Vater, der ſelbſt um die Mitternacht noch nicht nach Hauſe kam, ſtieg jetzt aufs höchſte, und nun wurde beſchloſſen, die drei Hausburſchen nach dem Vermißten auszuſenden. Etwa um halb 1 Uhr machten dieſe ſich auf nach Hockenheim, kamen alsdann morgens (am 3.) früh nach Ketſch, wo ſie ebenfalls den Makler König aufſuchten. Hier erfuhren ſie, daß Heppel dagewe⸗ ſen ſei, daß er nichts kaufen konnte und daß er deshalb ſeinen Weg nach Brühl fortſetzte. Dieſe Botſchaft brachten die drei der troſtloſen Familie. Als dann in den erſten Morgenſtunden mehrere in der Fabrik Rheinau beſchäftigten Arbeiter den Weg nach Brühl dem Rhein entlang liefen, fanden ſie einen verſchlagenen Stock und eine Mütze, welche Gegenſtände ſie ohne an etwas Schlimmes zu denken mitnahmen. In ihrer Herzensangſt ſendete noch, da der Vermißte nun noch nicht erſchien, am frühen Morgen einen Boten, einen ihrer Burſchen nach Ketſch, um weitere Erkundigungen bei König einzu⸗ ziehen. Der Burſche traf dieſen um 8 Uhr auf deſſen Acker mit Miſtſtreuen beſchäftigt. Und in demſelben Augenblick geſellte ſich auch der dortige Bürger H. Keilbach zu ihnen, der etwas Verdäch⸗ tiges unten in dem ſehr niedrigen Rheinwaſſer zu entdecken glaubte. Er machte die beiden Erſtgenann⸗ ten darauf aufmerkſam, und nun ſtiegen die Männer zu dem ihnen unheimlich ſcheinenden genſtand hinab. Hier fanden ſie den Geſuchten Rhein bis an die Füße, welche noch über We das von Blut gerötet, ſichtbar waren. Mit Ausrufe „Ach Gott, mein lieber Herr“, erkg der Metzgerburſche feinen Herrn. Keilbach, we einen Rechen mit einer Zahnlucke bei ſich hatte, damit den Leichnam aus dem Waſſer, drehte um und das Gräßliche war zur Wahrheſt gewor der geachtete Schwetzinger Bürger Konrad de lag als Opfer eines Raubmordes vor ihnen. Nachdem die drei Männer Rat geſchla was nun zu thun, blieb Keilbach als Wächte Uferweg, während die beiden Anderen ſich auf ten, um die Ortsbehörde, die Staatsbehörde die Familie des Hinterbliebenen von dem ſoo Entdeckten in Kenntnis zu ſetzen. Schon um 10 Uhr erſchien der Gender wachtmeiſter, welcher am Weg eine Blutlache zur Stelle des Leichnams wahrnahm, ferner der Beamte in unmittelbarer Nähe des Ermor das leere Portemonnaie und verſchiedene Geld Bald darauf traf auch das Großh. Amtsg und die Staatsanwaltſchaft mit mehreren Ge men ein, um den Thatbeſtand aufzunehmen die Unterſuchung einzuleiten. Es ſtellte ſich he daß Heppel durch einen Schlag auf die Stirn Hirnſchädel zerſchmettert und daß er einen Stich in die rechte Halsader erhalten halte, ung alsdann in den Rhein geworfen wurde, ſo daß d Tod auf dreifache Art erfolgen mußte. Ein zwiſchen Heppel und ſeinem Mörder ſcheint inf wenn auch kurz ſo doch wahrſcheinlich, weil de Morgen gefundene Stock, der als des Heppel kannt wurde, Spuren von Verteidigung ke und außerdem will man in den nächſten Hä in den erſten Nachtſtunden einen verzweifelten E gehört haben Begreiflicherweiſe lief dieſe Nas 8 die a ingen, um 25 den Tate — Am San rde bei dem Bü 5 Fenſtet geklop er it daf das Eguß an die Stir burg, der als i Wurde ads n Ehedelknochen nich ter der Kopfpaut 18. Der Bern Non bermutet den Poht, det ſofort! fh wurde. Uebe ſhen Thäters iſt n — Karlstr i den nächsten Ta lle der in Freibr rde r. Vorſchr ius Todesurteils ſeherrn eine in al beſondere in die lader Vortrag erf gahrnis- N. Juntag den 9. vormittags Aiden durch den ut ſuichter aus den derſtorbenen d. Aran hier berſchie ide als: HBettung, Weis weibliche Kleid babes, 2 ÜUhre wie ein Lauffeuer durch Ketſch und die ganze fühergeſchir, wohnerſchaft drängte nach dem Orte der Mordihh: di Scbaufung Da Heppel in Ketſch wegen ſeiner coulanten Haffinech gegen Bar; delsweiſe ſehr beliebt war, ſo war die Erbitterun Aaenburg, den 5 ſo groß, daß, wenn man den Mörder vor ſich . habt hätte, dieſer einer Volksjuſtiz ausgeſetzt geweſ⸗ ſen wäre. 8 Dank. 0 Heute am 4. früh 9 Uhr findet in 3 8 ö nochmals Inſpektion der Leiche ſtatt, welche alsdaß Ur fühlen un hierher wird verbracht werden, um ſie dieſen kurrwehr von Sch mittag zu beerdigen. Möge es der Behörde bol eſter Hilfe, bei d ehabten Brande Barmherzigkeit,“ erwiderte der Graf Broderode er⸗ leichtert aufatmend, „ich wußte im Voraus, daß Ihr Edelmut mir meine Bitte auch in dieſer kriti⸗ ſchen Situation nicht abſchlagen würde, der Himmel wird Sie für Ihre Hochherzigkeit ſegnen, Sie ha⸗ ben Böſes mit Gutem vergolten. Sie erlauben, daß ich von Ihrer Güte ſofortigen Gebrauch mache, es keine Minute zu verlieren, um das Leben meines Neffen zu retten. Die Operation muß moglich noch heute abend ausgeführt werden.“ „Ich gehe mit Ihnen gleich hinab auf den Hof, in 5 Minuten wird der Wagen bereit ſein, ich werde die Leute zur Eile antreiben,“ entgegnete Graf Königshof zuvorkommend. „Doch halt,“ fügte er im anderen Augenblicke hinzu, „ſagten Sie nicht, daß Ihr Neffe nur mit Lebensgefahr transportiert werden könnte, — wenn er in dem Wagen ſtürbe, — es wäre ein Unglück, auch ein großes Unglück für — mich, denn Ihr Neffe iſt von dem Arme meines Sohnes tötlich getroffen worden, mein Sohn würde das Leben Ihres Neffen auf dem Gewiſſen habeu. Sie ſagten, in dem elenden Gaſthofe hätte Ihr Neffe keine Pflege, dort könne er nicht bleiben. Es gibt nur ein Haus in unmittelbarer Nähe, wel⸗ ches dieſe Pflege bieten kann, und das iſt — mein Haus. Ich will — es thun, ich — muß es thun! Bringen Sie Ihren Neffen in metn Schloß — ich ſtelle Ihnen die notwendigen Zimmer und was zur Pflege des Schwerverwundeten notwendig iſt, zur Verfügung.“ Graf Kilian Broderode zitterte vor der Ueber⸗ wallung ſeiner freudigen Gefühle während dieſer Worte des Grafen Königshof und mit beiden Hän⸗ den ergriff er deſſen Rechte und ſie an ſeine Bruſt preſſend, 1 rief er mit vor Freude bebender Stimme: “ „Sie ſind ein ſeltener Ehrenmann, Graf Kö⸗ nigshof, mir fehlen die Worte, um Ihnen zu danken für die edele Geſinnung, die Sie ſoeben kundgege⸗ ben. Ich nehme Ihr hochherziges Anerbieten an, es gilt, meinem Neffen das Leben zu retten.“ „Ich thue nur meine Pflicht,“ entgegnete Graf Königshof. „Eilen Sie zurück in den Gaſthof, ich ſende Ihnen einige Diener mit Betten und einer Tragbahre nach und unter Leitung des Arztes wird der Transport des Schwerverwundeten nach dem Schloſſe ſofort bewerkſtelligt werden können. Haben Sie auch bereits nach einem zweiten Arzte geſchickt?“ „Vor einer halben Stunde iſt ein rüſtiger Fußgänger, dem ich eine große Belohnung verſpro⸗ chen habe, wenn er mir in drei Stunden einen Arzt herbeiſchafft, aufgebrochen,“ antwortete Graf Broderode. „Nach K. ſind es aber drei gute Wegſtunden, der Mann wird unter zwei Stunden kaum hinkom⸗ men können und dann iſt möglicher Weiſe ein Wa⸗ gen mit zwei tüchtigen Pferden nicht gleich zur Hand, der den Arzt ſo raſch als möglich zu uns bringen kann. Ich laſſe doch noch anſpannen. Meine Pferde zwingen den Weg nach K. in einer Stunde und laufen auch wieder in einer Stunde zurück.“ Graf Kilian von Broderode ſtand ſprachlos vor Erſtaunen über des Grafen Königshof großmü⸗ tige Zuvorkommenheit, eine Thräne perlte in den Augen des alten Herrn und er verſuchte von Neuem die Hand des Grafen Königshof zu drücken, da er vor Rührung kein Wort ſagen konnte; aber Graf Königshof wehrte leiſe die Dankesbezeigungen des Grafen Broderode ab und ſagte: v Jetzt wollen wir Alle ans Werk gehen, 1 um das Leben Ihres Neffen zu retten!“ und peiſeſ en Dank auszuß mit dem Grafen Broderode das Schloß. koſenhein, am Es mochte kaum eine halbe Stunde verf 105 Gemeind ſein, ſeit der Graf Königshof und der Graf fil 5 Schm Broderode das Schloß verlaſſen hatten, als 4 8 bereits den Neffen des Letzteren auf einer Tragbahz 0 unter Anwendung großer Sorgfalt aus dem Gaf 2 8 8 hauſe in das Schloß des Grafen Königshof gehen gen hatte. Der ſchwerverwundete Graf Brode rohem war in einem geräumigen und mit allem Comfoß für einen Kranken ausgeſtatteten Zimmer des weſtlichen Flügels des Schloſſes untergebracht den. Sein Onkel, der Arzt und ein Diener am Bette des Schwerverwundeten und der Königshof und deſſen Sohn, der Freiherr kamen ab und zu in das Zimmer und erkun ſich mit warmer Teilnahme nach dem Befinde Kranken. Der ſchwer Verwundete befand ſich immer in bewußtloſem Zuſtande, ſein Körper g wohl noch Leben und er regte die Arme und Zu verk wie um ſich zu erheben, ader er vermochte nie N ſprechen, denn die Kopfwunde, deren Blutu Sretär, 18 Arzt mit Mühe geſtillt hatte, mußte offenb Aufſatz 1 Ki Gehirnfunktionen des Grafen Broderode ge Michte 125 05 i ſollte, an me ſiſtbemerkungen ö 5 ich denſelden Zu vert en Wohnung n. haben. Es waren zwei peinliche, entſetzliche ! den, welche der Onkel und der Arzt, ſowie di deren Hülfe Leiſtenden am Lager des mit den ben und Tode ringenden Grafen Broderode zumachen hatten. So lange der zweite Arz anweſend war, konnte an eine wirkliche Hul den Grafen Broderode nicht gedacht werden Einzige, was man zu thun vermochte, ware verzweifelten Verſuche, den Schwerverwundete vollſtändiger Erſchöpfung zu bewahren. Gortſetzung folgt.) flaſ ds in 10 Hees ö töte eutſcher gerne ewiger) d Ater Mk. fehlt als beſte O i 8