Allgemeiner Anzeiger für Ladenburg und Schriesheim. . Erſcheint Mittwoch Poſtprovifton. 8 Juſerate, welche am Tage bor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ ſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local-Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechende Nabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirt Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen und Samstag und koſtet vierteljährlich ! M. 20 Pf. mit ikuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 k. 70 Tf. excl. gehmen Inſerate für uns an. Samstag, öden 17. März 1883. TFolitiſches. Baden Baden, 14. März. Heute mit erfolgte die Beiſetzung der Leiche Gortſchakoff's in der kuſſiſchen Kapelle. Bei derſelben waren Prinz und Prinzeſſin Wilhelm von Baden, die ruſſiſchen Geſandten von Weimar, Stuttgart und Bern, ſo⸗ wie die Spitzen der hieſigen Behörden anweſend. Petersburg, 12. März. Der ehemalige Miniſer Makoff, welcher erſt kürzlich zum Prä⸗ denten der ſogen. Judenkommiſſion ernannt wor⸗ den hat ſich begangener Betrügereien wegen, geſtern Mech einen Schuß entleibt. Über die näheren Um⸗ fande des Selbſtmordes melden hieſige Blätter: Am Vorabend hatte Makoff Beſuch; nachdem er Wein geblieben, ſchrieb er einige Briefe; auf dem Schreibtiſche lag die Bibel aufgeſchlagen. Der Selbmord wurde augenſcheinlich mit voller Über⸗ legung vollzogen, denn Alles war vorher in Ord⸗ nung gebracht, auch waren alle nötigen Anordnungen gekroffen. Der Tod Makoff's ſoll ſofort erfolgt ſein. Die Kugel blieb im Gehirn ſitzen. Der Ver⸗ orbene hinterläßt eine Frau, zwei Tochter und einen Sohn. i Athen, 10. März. Der frühere Miniſterprä⸗ dent Kommunduros iſt geſtorben. Die Kammer beſchloß in außerordentlicher Sitzung, den Verſtor⸗ benen mit einer öffentlichen Leichenfeier zu ehren. Der Miniſterpräſident Trikupis hielt ihm einen hrenvogen Nachruf, bezeichnete ſeinen Tod als einen Waaler fal für den Hellenismus und beantragte, die Sitzungen der Kammer auf fünf Tage auszu⸗ ſetznn. Alle Journale erſcheinen mit Trauerrand. Me Leiche wird im Parlamente aufbewahrt und Dienstag auf Koſten des Staates mit den Ghlen eines Premierminiſters beſtattet werden. 0 VBVBerſchiedenes. — Edingen, 12. März. In Folge der Amtsentſetzung des hieſigen Bürgermeiſters wurde durch großh. Bezirkamt Schwetzingen auf heute nach⸗ mittag die Wahl eines neuen Bürgermeiſters an⸗ beraumt. Gewählt wurde Altbürgermeiſter G. Spo⸗ nagel, der vor nahezu 5 Jahren ſein Amt freiwillig niederlegte, nachdem er dasſelbe 8 Jahre lang be⸗ kleidet hatte. Auch der Vater desſelben war früher, als unmittelbarer Vorgänger ſeines Sohnes, 21 Jahre lang Bürgermeiſter. — Mannheim, 13. März. Heute früh wurde der Zugmeiſter Lurck von Freiburg beim berſchreiten des erſten Geleiſes unter der Bahnhof⸗ halle hier von einer durchfahrenden Manoͤvermaſchine erfaßt und getötet. — Handſchuchsheim b. H., 15. März. Kirchenrat Dekan Eberlin feierte heute ſeinen 80. Geburtstag im Kreiſe ſeiner Familie, des Kirchen⸗ gemeinderats, ſowie ſeiner Amtsbrüder der Diöͤzeſe Ladenburg⸗Weinheim. Eine künſtleriſch ausgeführte Adreſſe wurde ihm von den Geiſtlichen der Diözeſe überreicht und von verſchiedenen Seiten erhielt der Jubilar zahlreiche Glückwünſche. Ein Feſtmahl in der „Krone“ beſchloß die Feier, bei welcher zahlreiche Trinkſprüche auf den Jubilar ausgebracht wurden. Kirchenrat Eberlin iſt faſt 46 Jahre im Amte und 40 Jahre verwaltet er bereits das Dekanat. Möge ihm noch eine lange, ſegensreiche Thätigkeit beſchie⸗ den ſein zum Wohl ſeiner Gemeinde, ſowie der Dibzeſe. — Freiburg, 15. März. Infolge ſtarken Schneefalles entgleiste geſtern abend nach 8 Uhr während eines heftigen Sturmes ein Eiſenbahnzug in der Nähe von Hugſtetten. Der erſte Wagen wurde gänzlich, der zweite größtenteils zertrümmert. Mehrere Perſonen haben Quetſchungen erlitten. Von ſchwereren Verwundungen iſt nichts bekannt. — Freiburg, 15. März. Seit geſtern abend mußte der Bahnverkehr auf der Strecke Freiburg⸗ Hugſtetten wegen großer Schneemaſſen eingeſtellt werden. — Freiburg, 13. März. Die Verhand⸗ lungen im Hugſtettener Eiſenbahnprozeß beginnen am 9. Aprii und werden 4 Tage dauern. Es ſind über hundert Zeugen und noch 8 weitere Sachver⸗ ſtändige zu vernehmen. — Freiburg, 13. März. Die Raubmörder Lindemer, Vater und Sohn, wurden von dem Schwurgerichtshofe zum Tode verurteilt. — Von einem gräßlichen Morde in Mahl⸗ berg berichtet die „Lahrer Ztg.“ Daſelbſt lebten nämlich drei ſchon ältere Frauenzimmer gemein⸗ ſchaftlich mit einem ebenfalls alten ledigen Mann, welch Letzterer im Beſitze eines Vermögens von 2600 M. war. Die Frauenzimmer hatten es ſchon längſt auf das Geld abgeſehen und ſchlugen nun, als ſie ihre Hoffnungen auf lange hinausgeſchoben ſahen, den Mann tot. Die Aufregung und Er⸗ bitterung über dieſe rohe That iſt in dem Orte groß. Die Mörderinnen waren in leidlich guten Verhältniſſen und der Ermordete ein williges Werk⸗ zeug zu jeder Arbeit. Zur Sektion wurden die Verhafteten wieder aus dem Amtsgefängnis in Etten⸗ heim vorgeführt und mußten derſelben anwohnen. — Aus Baden, 14. Wie die Lahrer Ztg. von glaubwürdiger Seite erfährt, hat ſich abermals ein Raubanfall zugetragen. In der Nähe von Gengenbach wurde ein Mann don zwei Strolchen überfallen, ſeiner Barſchaft von 15 Mark beraubt und ſo mißhandelt, daß er von ihnen für tot ge⸗ — Die Fortſetzung „Verſchlungene Pfade“ folgt ef in der nächſten Nro. Me Reichsverſicherungs bank in Bremen. Bom Schwarzwald. Eine der heiligſten Alichten des Familienvaters iſt die Sorge für die Hötere Wohlfahrt ſeiner Kinder. „Wenn ich's nur dweit bringe,“ hören wir manchen Familienvater Agen, „daß ich meine Kinder verſorgen kann.“ Wie viele junge Schwarzwälder haben ſchon gedacht: Diel Jahre Soldat ſein müſſen, und nichts ver⸗ ia noch viel Geld zuſetzen müſſen, ah halten meine Eltern nicht aus, da kehre ich eher dem Vaterlande den Rücken und ſuche im lüzlande Verdienſt.“ Wie manchen Eltern nagt Sorge um die Zukunft ihrer Töchter am Herzen. wurde auf die Ausbildung derſelben alle Sorg⸗ t verwendet, allein gleichwohl bleiben gar viele weil es dem Vater nicht moͤglich iſt, eine Aprechende Ausſteuer und die heutzutage unum⸗ inglich nötige bare Mitgift aufzutreiben, denn ohne lere iſt jetzt faſt kein Schwiegerſohn mehr zu ge⸗ innen. Es bleibt daher dem Vater nur übrig, an eine Lebensverſicherungs⸗Anſtalt zu wenden. och hier treten ſogleich gewaltige Bedenken auf, der Vater jährlich bei 1000 M. Verſicherungs⸗ epital 30 bis 50 M., ſomit bei 10,000 M. 0 bis 500 M. zu zahlen hat: eine Summe, welche in der gegenwärtigen verdienſtarmen Zeit die große Mehrzahl unſerer Familienväter nicht aufzu⸗ bringen vermag. Wie iſt nun dieſen Übelſtänden abzuhelfen? wird der Leſer fragen, und wir ant⸗ worten hierauf: Nun, überall da, wo der Einzelne ſich nicht ſelbſt zu helfen vermag, hat die Allgemein⸗ heit, die Gegenseitigkeit rettend einzutreten. Schon die große Gothaer Lebensverſicherungs⸗Geſellſchaft wurde aus dieſem Grundſatze begründet und die Reichsverſicherungsbank in Bremen hat ihn jetzt zum vollſtändigen Ausbau, zur hoͤchſten Entfaltung gebracht. Hiermit verhält es ſich, wie folgt: eine Familie vermehrt ſich um ein Soͤhnchen oder um ein Töchterchen: bei erſterem wünſcht der Vater, daß ihm bei'm Eintritt in's Militär eine gewiſſe Summe ausbezahlt werde. Der Vater bezahlt für je 1000 M., die ihm ſpäter eingehändigt werden müſſen, außer einer Anmeldegebühr nur 2 M., ſage zwei Mark jährlich, für 10,000 M., mithin zehn Mal zwei, alſo 20 M. Das ſind Prämienſätze, die Jedem zu entrichten möglich ſind, bis herunker zum ärmſten Taglöhner. Hat ſich die Familie um ein Töchterchen vermehrt, und wünſcht der Vater demſelben bei ſeiner ſpäteren Verheiratung eine ent⸗ ſprechende Summe als Mitgift zu ſichern, ſo hat er auch hierbei für je 1000 M. jährlich 2 M., für je 10,000 M. alſo nur die geringe Summe von 20 M. aufzuwenden. Während der nächſten 15 Jahre, von Errich⸗ tung der Anſtalt an gerechnet, ſind weitere Zah⸗ lungen nicht zu leiſten. Nach Ablauf dieſer 15 Jahre aber wird alljährlich ein geringer Ausſteuer⸗ Beitrag, einige Pfennige für je 1000 M., von je⸗ dem einzelnen Mitgliede genau im Verhältniſſe zu ſeiner Verſicherungsſumme erhoben. Zehntauſend Mark ſind aber eine Summe, mit der wohl jedes halbwegs gerade gewachſene Mädchen einen Mann findet. Und wohl verſtanden; dieſe Summe wird, wie geſagt, ausbezahlt, ſobald das Mädchen heiratet. Iſt aber die Tochter einmal Gattin geworden, ſo hoͤrt jede weitere Zahlung an die Bank auf. Bleibt die Verſicherte bis zum 45. Lebensjahre ledig, ſo werden ihr alle geleiſteten Beiträge mit Einſchluß ihres Gewinnanteils zurückbezahlt; oder ſie bleibt bis zum 50. Lebensjahre ohne jegliche Verpflichtung zu weiteren Nachzahlungen und empfängt alsdann bei erreichtem 50. Lebensjahre die volle Verſiche⸗ rungsſumme. Will demnach ein Vater recht bald von der jährlichen Einzahlung befreit werden, ſo muß er ſeine Tochter zeitig heiraten laſſen. Ahnlich verhält es ſich bei der Wehr⸗Ausſteuer⸗Verſicherung. Das verſicherte Kapital wird ausbezahlt bei Ein⸗ ſtellung des Verſicherten in das deutſche Heer oder in die deutſche Flotte. Die nicht eingeſtellten Ver⸗ ſicherten empfangen bei erreichtem 23. Lebensjahre ihre geleiſteten Prämienzuſchlſſe nebſt Gewinnanteil zurück. Aber, wird weiter mancher Leſer frage wie iſt es möglich, daß eine Bank für ſo bedeutende