1 5 en⸗ Anzeiger für Ladenburg und Schriesheim. Erſcendt Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1. M. 20 Pf. mit ilkuſtrirtem Auterhaktungsblatt 1 Mk. 70 Pf. excl. inz, oſtproviſton. Juſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, Local⸗-Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 P battbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirt Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ 1 10 5 Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., men Inſerate für uns an. finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechende jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Mittwoch, den 14. März r. n, eln, Politisches. a eiburg, 9. März. Dem „Freib. Boten“ em- felge iſt es nunmehr bei der Regierung ſoviel beſchloſſene Sache, in Freiburg eine Irrenklinik in der Nähe der Stadt eine Heil⸗ und Pflege⸗ Malt, auf etwa 1000 Köpfe berechnet, zu errichten. Baden⸗Baden, 11. März. Der ruſſiſche kichskanzler Fürſt Gortſchakoff iſt heute früh Uhr geſtorben. Berlin, 10. März. Der Verein der deut⸗ en Tabakfabrikanten und Händler hat ſich mit Petition an den Bundesrat gewandt, um ihn Alten, die Creditfriſt für den Zoll des aus lichen Niederlagen abgemeldeten Tabaks und die Steuer des aus den Tranſitlagern in den Mum übergehenden inländiſchen Tabaks, welche nur drei Monate beträgt, auf neun Monate, wenn dies nicht ausführbar, mindeſtens auf onate zu verlängern. — Der Rücktritt des bisherigen Kriegsminiſters amecke iſt ſeinen eigenen Aeußerungen zufolge ſowohl durch palamentariſche Vorgänge her⸗ geführt, als durch Meinungsverſchiedenhejten in ligen militäriſchen Fragen. Eine dieſer Fragen ohne Zweifel die Vermehrung der Artillerie, Bedürfnis Kamecke unbedingt verneinte. Ueber Streitfrage wird ſchon ſeit Jahren verhandelt. andere Frage iſt die Befeſtigung von Kiel. dieſe Befeſtigung iſt ein Plan entworfen, deſſen ährung 30 Millionen Mark erfordern würde, end Kameke eine geringere Summe für aus⸗ Berlin, 9. März. Das „Militär⸗Wochen⸗ blatt“ veroffentlicht die Ernennung des Generals Bronſart zum Staats⸗ und Kriegsminiſter. General Kamele wurde mit Penſion zur Dispoſition geſtellt. Derſelbe ſoll fernerhin in den Liſten der aktiven Generalität der Armee geführt werden. Berlin, 12. März. Das Armee⸗Verord⸗ nungs⸗Blatt veröffentlicht eine kaiſerliche Ordre vom 8. März an den ehemaligen Kriegs⸗Miniſter v. Kiaamecke, in welcher es heißt, daß der Kaiſer mit bewegtem Herzen die zehnjährigen näheren Bezie⸗ hungen zu ihm als Kriegsminiſter, unter aufrich⸗ tigſtem herzlichſten und wärmſten Danke für die Hingabe des Generals an ſein ſchweres Amt, wel⸗ ches er mit Aufopferung aller Kräfte für das Wohl der Armee verſehen, löſe. Der Kaſſer wünſcht leb⸗ haft, Herrn v. Kamecke nicht ganz ſcheiden, ſondern in einer Armeekommandoſtelle wieder thätig zu ſehen. Berlin, 12. März. Das Armee ⸗Verord⸗ nungsblatt veröffentlicht, nebſt dem heute früh mit⸗ geteilten Befehl des Kaiſers, einen Kabinetsbefehl vom 10. d., welchem zufolge die Abteilung für per⸗ ſönliche Angelegenheiten in der bisherigen Weiſe auf dem Etat des Kriegsminiſteriums verbleibt, aber nicht mehr die geſchäftliche Bezeichnung: „Abteilung für perſönliche Angelegenheiten“, ſondern unter ent⸗ ſprechender Aenderung ihrer Stellung zu dem innern Dienſt betriebe des Kriegsminiſteriums künftig die Bezeichnung: „Militärkabinet“ führt. Holland. Vor einigen Tagen zogen in Haag eine große Anzahl Arbeiter vor das Palais des Königs und ſchrieen: Acbeit, Arbeit! Die Po⸗ lizei hat die Demonſtranten zerſtreut, jedoch nicht ohne daß der König, welcher in ſeinem Park war, das Geſchrei gehort hätte. F 6 5 2 75 e e 8 urg, 13. März. Verfloſſenen Sonntag gaben die Mitglieder der Dilettantenbühne des Geſangvereins eine theatr. Abendunterhaltung, welche leider ſchwach beſucht war, was jedenfalls den ſchlechten Zeitverhältniſſen ſowohl, wie auch der ſtillen Faſtenzeit zuzuſchreiben iſt. Die Mitwirkenden ſpielten ihre Rollen in der gelungendſten Weiſe und erwarben ſich dadurch den Beifall aller Anweſenden, weßhalb wir uns veronlaßt fühlen, denſelben an dieſer Stelle den offentlichen Dank auszuſpechen. — Ladenburg, 13. März. (Zur Theater⸗ frage des Geſangvereins.) Es ſind in letzter Zeit nicht wenig Stimmen laut geworden, daß der Verein über daß Theaterſpielen ſeinem eigentlichen Zweck, der Pflege des ſchönen Männer⸗Geſangs ſich immer mehr entfremde. Im erſten Moment läßt man ſich gerne verleiten, dieſer Anſicht beizuſtimmen, weil eben im verfloſſenen Jahre unverhältnißmäßig mehr die Bühne Stoff zur Unterhaltung bot, als ge⸗ ſangliche Vorträge. Wenn man aber der Sache näher auf den Grund geht, ſo ſtellt ſich das Ver⸗ hältnis der Leiſtungen unſerer Sänger doch etwas günſtiger. Von jeher hat der Verein ſeinen Mit⸗ gliedern im Jahre drei Geſangsprodultionen ge⸗ geben und außerdem wurde der alljährliche Stift⸗ nugsball abge halten, welcher nur dieſes Jahr wegen der allgemeinen Woſſersnot ausgefallen iſt. Zwei Konzerte find bis jetzt unſern Mitgliedern zu Gehör gebracht; das dritte iſt für den zweiten Oſterfeier⸗ tag projektiert und wäre dann der Verpflichtung der Paſſivität gegenüber vollſtändig Genüge ge⸗ leiſtet. e Wenn man die kurze Uebungszeit, welche ſich ja nur auf die Wintermonate beſchränkt, in Er⸗ hend fand. Zwiſchen ihm und dem Chef der Mikalität, Herrn v. Stoſch, konnte es zu keiner Aung kommen, und ſo ſtockt dieſe Frage ſchon anderthalb Jahren. der . el⸗ % Verſchlungene Pfade. 9 Novelle von R. Hofmann. 0 1 9 6 05 (FJFortſetzung.) e * Mir kam das Benehmen derſelben recht ſonder⸗ — bor, ja, es ſtieg in mir der kühne Gedanke daß Gabriele vielleicht von denſelben Regungen Zweifeln des Herzens wie ich erfüllt ſei, ich lie ihr nacheilen, ich wollte ſie fragen, ich hätte helleicht auch ein Geſtändnis' gemacht, gewiß de ſch aber mich nicht zu überreilten Worten keſßen laſſen, doch Gabriele war meinen Augen ſchwunden und ich fand es für unſchicklich, die boneilende bis in das Schloß zu verfolgen. Aus m Grunde, den ich ſelbſt nicht mehr erklären , näherte ich mich der Bank, wo Gabriele ge⸗ en hatte und blickte mit wehmütigen Blicken auf Umgebung. Da ſoh ich in unmittelbarer Nähe Bank ein Stück weißes Papier am Boden lie⸗ ich ergriff dasſelbe in ſchneller Haſt und forſchte ſeinem Inhalte. Dasſelbe enthielt ein Gedicht, kleben und unzweifelhaft auch von Gabrielen aßt. Der Inhalt dieſes Gedichtes war für mich heidend und machte mich in der darauf folgen⸗ Stunde in allen meinen Entſchlüſſen wankend. it das Gedicht, Sie können es ſelbſt leſen, * . 91 „Theobald,“ ſchloß der Graf Broderode, indem 1 Nebenbuhler einen Kampf auf Tod und er aus ſeiner Bruſttaſche dem Grafen Theobald ein zufammengefaltetes Papier überreichte. Theobald griff nach dem zuſammengefalteten Papiere und, während ſich auf ſeinem Antlitz eine fliegende Röte zeigte, las er mit halbleiſer Stimme: An den Einzigen! Gewaltig ziehſt Du mich in Deinen Zauber, Du einz'ger, hochverehrter Mann — Zu Deinen Füßen möcht' mein Herz ich legen Und teilen mit Dir Deine Lebensbahn. - Doch feindlich iſt das Schickſal mir geſinnt, Ich trag' ein fürchterliches Los: a Wohl tauſend Männer liebten mich abgöttiſch Und hielten mich für ihres Glückes Schooß; Doch Du, der Eine, Einzige, den ich liebe, Der liebt mich nicht, der ehrt mich blo ! Erträumtes Glück, fahr' hin in tauſend Trümmer, In kurzer Zeit iſt Alles ganz vorbei — Wir ſind getrennt auf ewig und für immer, Des Lebens Los reißt meinen Wahn entzwei. Gabriele. Als Graf Theobald das Gedicht geleſen hatte, zitterte er vor Zorn und Wut über das Glück ſei⸗ nes Nebenbuhlers, dem Gabriele ihre Liebe augen⸗ ſcheinlich geſchenkt hatte. Der gekränkte Stolz und die niedergehaltene Leidenſchaft für Gabrielen er⸗ füllten gleichzeitig das Herz des heißblütigen Theo⸗ bald. Jetzt galt es ihm mehr, mit dem verhaßten Leben ei n 9088 zugehen, als die ſchwergekränkte Schweſter zu rächen. Mit leidenſchaftlicher Stimme rief Graf Theobald dem Grafen Broderode, indem er ihm das Papier haſtig zurückgab, zu: „Nur einer von uns Beiden kann Gabrielen beſitzen, ſchonen Sie mich nicht, Graf Broderode, aus etwaiger Rückſicht auf meine Schweſter, ich werde Sie auch nicht ſchonen, einer von uns Bei⸗ den muß ſterben, das iſt das Beſte in dieſer ver⸗ zweifelten Lage!“ Die Sekundanten, welche in ernſtem Schweigen ſeitwärts ſtanden, reichten jetzt den beiden Gegnern die Waffen und es begann ein wütender Zweikampf. Graf Theobald ſtürzte ſich förmlich auf ſeinen Geg⸗ ner, ſo daß dieſer ſein ganzes Geſchick anwenden mußte, um nicht gleich im erſten Anlaufe Über den Haufen geſtoßen zu werden. Dabei unterließ je doch Theobald faſt ganz ſich zu verteidigen und erhielt infolge deſſen beim dritten Gange eine ernſte Wunde am linken Oberarm, er focht aber wie ein Raſender weiter, ein graͤßlicher Schlag, ein markerſchütternder Schrei — Graf Broderode ſank mit klaffender Stirnwunde zu Tode getroffen auf den grünen Raſen des Waldes. Ein Diener überbrachte noch am Nachmittage desſelben Tages, an welchem Anna's Hochzeit mit dem Grafen Broderode hatte ſtattfinden ſollen, dem Grafen Königshof ein ielen, die