21 Allgemeiner Jenzeiger für Ladenburg und Schriesheim. J meiger. „„ Poſtproviſion. gehmen Inſerate für uns an. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich ! . Inſerate, welche am Tage vor dem Er ſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Nabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr ſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Ex Local⸗-Anzeigen mit 6 Pf., Gaſtwirt Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ 20 Pf. mit illuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 Tk. 70 Pf. excl. pedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechende jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Nr. 16. Samstag, den 24. Februar 1883. N Volitiſches. 5 Daden-Baden, 20. Febr. Auf Wunſch des Großherzogs hat ſich der hieſige Badearzt Hof⸗ kal Or, Heiligenthal nach Stockholm begeben, um hach dem Muſter der dortigen gymnaſtiſchen Heil⸗ Aaftalt eine ſolche hier zu begründen. Derartige Auftalt größeren Styls weiſt vorläufig erſt Paris, Melersburg, Stockholm auf. Hetlin, 20. Febr. Seit heute haben wir inen Volkswirtſchaftsrat mehr. Das Abgeordneten⸗ Haus bat die für dieſes Inſtitut geforderte Summe dus dem Etat entfernt, und damit iſt ihm das Kebenslicht ausgelöſcht worden. Der ſehr wichtige Beſchluß iſt mit 12 Stimmen Mehrheit zu Stande Feiommen. Im Grunde kann dieſer Beſchluß nicht Mekkeſchen, denn der Reichstag hat bereits den deutſchen Volkswirtſchaftsrat, der geplant war, mit doch größerer Mehrheit abgelehnt, und das Ab⸗ Neordnetenbaus folgt nur den Spuren des deut⸗ ſchen Reichstags, wenn es ſeinerſeits verhindert, daß eine Anſtalt fortbeſteht, durch welche der Be⸗ Huß des Reichstags lahm gelegt werden ſollte. Der leßtere hat wiederholt erklärt: es ſoll kein Voltswirtſchaftsrat ſein, und das Abgeordnetenhaus gal heute genau ſo beſchloſſen. Damit fällt eine Jarlamentariſche Nebeneinrichtung, die das Anſehen ger deutſchen, wie der preuß ſchen Volksvertertung u untergraben gedroht hatte, obwohl ſie ſeit ihrem Heflande keine einzige Leiſtung hinter ſich hat, als die eine, daß ſie das Tabakmonopol verwarf. Dieſer Beſchluß machte den Volkswirtſchaftsrat zeitweilig dolks Umlich, dieſer Beſchluß war aber auch, wenn an will, ſein Grab. Seine Ueberflüſſigkeit konnte mech nichts mehr dargethan werden, als daß ſelbſt ſeſe Körperſchaft dem Willen des ganzen deutſchen Volks ſich anſchloß, der vorher durch den Reichstag ſchon zweimal zu erkennen gegeben war. Selbſt dem Reichskanzler mußte damals der Gedanke kom⸗ men, daß der Volkswirtſchaftsrat etwas Selbſtändi⸗ ges ſein wollte, obwohl er's nicht wahr, daß er aber nichts Durchgreifendes leiſten konnte, weil beide Parlamente ganz und gar von ſeinen Beſchlüſſen abſahen. Es hat hiernach nichts Ueberflüſſigeres gegeben, als dieſen Volkswirtſchaftsrat, und daß er ſeit heute nicht mehr beſteht, iſt ein großes Glück. Paris, 22. Febr. Das Kabinet wird, wie ſicher anzunehmen iſt, nachſtehende Zuſammenſetzung erhalten: Ferry Präſidium und Unterricht, Chal⸗ lemel⸗Lacour Aeußeres, Waldeck-Rouſſeau Inneres, Martin Feullee Juſtiz, Thibaudin Krieg, Charles Brun Marine, Tirard Finan⸗ zen, Raynal Arbeiten, Meline Ackerbau, Co⸗ chery Poſten, Heriſſon Handel. Verſchiedenes. — Mannheim, 21. Febr. Cishändler Carbin hat ſich in ſeiner Wohnung erſchoſſen. Ein Zettel, den er zuvor auf den Tiſch gelegt, gibt Rückgang ſeiner Vermögensverhältniſſe als Urſache ſeiner ſchrecklichen That an. Das Hochwaſſer hatte das Eishaus des Unglücklichen zerſtört und ſein Eis geſchmolzen. Sicherlich wäre auch ihm von den reichlich geſpendeten Mitteln ein entſprechender Er⸗ ſatz für ſeinen Schaden geworden, wenn er ſich nicht hätte durch Verzweiflung zu dieſer unglückſeligen That hinreißen laſſen. — Ein junger Beamter in einem hieſigen Fabrikgeſchäft ſuchte vor einigen Tagen unter Mitnohme von 17,950 Mk. das Weite. Er war jedoch nicht lange im Beſitze ſeines Raubes, da ihn die Polizei ſchon in Homburg ab⸗ faßte. — Karlsruhe, 21. Febr. Das neue Ge⸗ ſangbuch für die evangeliſche Landeskirche iſt ſoeben im Druck erſchienen. Dem Text vorangeſtellt iſt eine Verfügung des Oberkirchenrats vom 24. Nov. v. J. welche zufolge Weiſung Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs anordnet, daß das Buch für Kirche und Schule in Gebrauch genommen werde. Das⸗ ſelbe enthält auf 300 Seiten 437 Lieder. Dieſel⸗ ben ſind ſo gedruckt, daß mit jeder Verszeile eine neue Druckzeile beginnt. An die Lieder reiht ſich ein Anhang mit Zwiſchengeſängen und 4 Weih⸗ nachtsliedern (darunter „Stille Nacht, heilige Nacht“) welche, als nicht vollſtändig choralmäßig, nicht unter den Weihnachtslieder ſelbſt untergebracht wurden. Ein dritter Teil enthält Gebete (Morgen⸗ und Abendgebete, Feſttagsgebete u. ſ. w.). Am Schluß findet ſich ein Verzeichnis der Liederdichter, deren es 192 ſind, während 14 Lieder von unbekannten Verfaſſern herrühren. Unter den Verfaſſern finden wir außer den Namen älterer Dichter, wie z. B. Paul Gerhardt, Flemming, A. Gryphius, Franke, Gellert u. A. auch die neueren Dichter in ſchöner Auswahl vertreten. Das Buch enthält Lieder von Schenkendorf, Novalis, Spitta, Knapp, W. Wacker⸗ nagel, Bistumsverweſer Weſſenberg, Jul. Sturm, Ernſt Moritz Arndt u. A. Vielfach wird, unſeres Erachtens mit Recht, bedauert, daß der Notentext der Melodien den Liedern nicht vorgedruckt iſt. Gleichzeitig mit dem Geſangbuch wird auch der neue Katechismus eingeführt werden. — Baden⸗Baden, 20. Febr. Die dies⸗ jährigen Rennen werden, anläßlich des fünfund⸗ zwanzigjährigen Jubiläums derſelben, in dieſem Jahre mit ganz beſonderem Glanze gefeiert werden. Sechs Tage, der 23., 27., 30. Auguſt, 1. Sep⸗ tember und 6. und 8. Oktober, ſind für dieſelben Verſchlungene Pfade. Novelle von R. Hofma n 10 (Fortſehung.) 5 Erwartet zu kommen, wie man aus ihren klugen gen urteilen ionnte. Sie wollte und mußte als ter ſich indeſſen von ihrem Verdachte überzeugen d fragte mit zärtlicher Stimme: „Du irrſt Dich leicht, mein Kind? Hat Dir denn Dein Bräu⸗ 1 7 8 greifbare Beweiſe ſeiner Sinnesänderung geben?“ „Nein, das gerade nicht,“ antwortete Anna ch immer in Thränen. „Nun, wo iſt dann die Urſuche Deines Arg⸗ ns, Deines Kummers?“ fiel die Gräfin lebhaft r ſchluchzte Anna und rang die nde. „Gabriele?“ rief die Gräfin blitzſchnell aus. zollte dieſe es wagen, die Gunſt Deines Bräuti⸗ s zu erwerben?“ f Anna ſchüttelte traurig den Kopf und ſetzte vermütig hinzu: „Gabriele iſt nicht ſchuld!“ — „Dieſes unglückſelige Mädchen!“ rief jedoch Gräfin unwillig aus. „Sie bringt jetzt lauter Unglück über unſere Familie. Dem Sohne hat ſie eine faſt wahnſinnige Leidenſchaft eingeflößt und dem Bräutigam der Tochter wird ſie gefährlich. Sie ſoll unſer Haus ſobald als moͤglich verlaſſen, ehe das Maß des Unglücks voll wird.“ „Nicht doch, liebe Mutter,“ bat Anna. „Ga⸗ briele hat bei uns hier eine Heimat gefunden, welche ſie niemals vorher beſeſſen hat. Wir Alle achten und lieben ſie ja auch, ſie fehlt uns ſogar, wenn wir ſie nur einen halben Tag nicht ſehen. Gabriele iſt im Grunde genommen auch nicht ſchuld an dem Unglück. Die Männer entbrennen ohne ihren Wunſch und ohne ihr Zuthun in die heftigſte Leidenſchaft für ſie, und ſo viel iſt gewiß, daß ſie Keinen durch Gunſterweiſungen zu dieſer Leidenſchaft herausfordert und auch Keinen liebt, auch Theobald und meinen Bräutigam nicht.“ „Biſt Du davon wirklich überzeugt. Anna?“ fragte mit ſcharfer Betonung die Gräfin. „Haſt Du noch niemals den geringſten Beweis des Gegen⸗ teils bemerkt. Gabriele iſt nicht nur ſehr ſchön, ſehr anmutig, ſehr beſcheiden, ſie iſt auch ſehr klug, ja ſehr klug, der Vater hat ſchon oft geſagt, an ihr hätte die Welt einen ausgezeichneten Diplomaten verloren.“ „Ich vermag kein Mißtrauen gegen Gabrielen zu hegen,“ erklärte Eomteſſe Anna auf's Neue. „Sie iſt gegen mich ſtets unverändert dieſelbe ge⸗ blieben, ſeit dem Tage, wo ſie unſer Haus betrat, bis heute. Ich weiß wohl, daß man gegen ſie arg⸗ wohniſch ſein könnte, aber die Beweiſe fehlen und liebe Gabriele, wie meine Schweſter.“ „Sonderbar, ſonderbar,“ anwortete die Gräfin und fuhr unwillkürlich mit halblauter Stimme ſort: „Ich habe Gabrielen doch im Verdacht, daß ſie ein ebenſo liſtiges als geſährliches Spiel mit den Herren ihrer Umgebung treibe, freilich iſt ihre Methode ganz unerhört. 5 erſten Begegnung bezaubert ſie alle Herren durch ihre Schönheit und Anmut, durch ihren Geiſt un Verſtand, ich habe ſogar bemerkt, daß ſie gerade bei jeder erſten Begegnung das verbindlichſte Lächeln hat, doch ſpäter wurde ſie dann kälter und kälter, gleicht nur noch einer Marmorſtatue. g mir wohl berechnetes Spiel zu ſein, durch deſſe Reiz ſie alle Männer in ſich vernarrt macht. Wie iſt es doch dem armen Theobald ergangen! Ich erinnere mich noch des herrlichen nachmittags, als er aus Italien zurückkehrte und Dir und Gabrie ſie mit ihm über Italien, über ſchoͤne Wiſſenſcha und Künſte zu plaudern verſtand, wie ſie nicht von ſeiner Seite wich. Theobald war von ihrem Weſe und ihrer Erſcheinung ganz bingeriſſen und wen er ſich nicht im Hauſe der Eltern befunden hätte Bei der erſten Vorſtellung, bei der