Verſchiedenes. Ladenburg, 12. Febr. Bergangenen Sonn⸗ tag fand in Käferthal eine ſehr zahlreich beſuchte Verſammlung des landwirtſchaftlichen Bezirksvereins ſtatt, in welcher der Vereinsvorſtand Herr Land⸗ wirtſchaftslehrer Schmezer einen Vortrag über „ländliche Creditgenoſſenſchaften“, als wirkſamſtes Bekämpfungsmittel des verderblichen Wuchers hielt. Nach Beendigung des Vortrages, in welchem die Bedeutung ſolcher Genoſſenſchaften für den heu⸗ tigen Geſchäftsbetrieb hervorgehoben wurde, betei⸗ ligten ſich an der Beſprechung Herr S. Krieg und Herr Amtmann Weber, beide aus Mann⸗ heim. Erſterer betonte nochmals an der Hand von lehrreichen Beiſpielen die außerordentliche Tragweite ſolcher Genoſſenſchaften für die Landwirte, während Herr Amtmann Weber nicht allein für ſeine Per⸗ ſon mit größtem Intereſſe für die Sache eintrat, ſondern namentlich hervorhob, daß der Entſchluß der Landwirte eigene Genoſſenſchaften zu errichten, eine warme Unterſtützung bei der Großh. Staats⸗ regierung fände. Der Verſammlung wohnte auch Herr Amtmann Lang von Mannheim an, welcher ſich in gleichem Sinne ausſprach. Schon längſt hatte man in Käferthal das Bedürfnis nach einer eigenen Darlehenskaſſe im Orte gefühlt und ſo fand die angeregte Beſprechung reichen Beifall; denn unmittelbar nach der Ver⸗ ſammlung bildete ſich eine Genoſſenſchaft mit vore'ſt 52 Mitgliedern. Die Beratung der Satzungen ſowie die endgiltige Konſtituirung des Vereins wird Dienstag Abend ſtattfinden. Es iſt alſo wiederum eine Bauerngenoſſen⸗ ſchaſt ins Leben getreten und wenn unſere Land⸗ wirte, denen man bis jetzt nur vom Gelde ge⸗ holfen hat, zum Gelde kommen wollen, ſo müſſen ſie ſich ſelbſt helfen und in ihren Ortſchaften Credit⸗ und Konſumgenoſſenſchaften errichten nach der alten Erfahrung: „Viele Wenig, machen ein Viel oder Einigkeit macht ſtark.“ — In dieſem Monat hat ein Prozeß gegen die Main⸗Neckarbahn⸗Verwaltung durch Vergleich ſeinen Abſchluß gefunden. Am 29. Dez. 1880 war mit einem Zuge dieſer Bahn der Bahnarbeiter Jakob Brand von Leutershauſen aus Heidelberg weggefahren. In der Leutershauſen zunächſtliegen⸗ den Station Ladenburg hielt aber der Zug ent⸗ gegen der Vorſchrift, nicht, ſondern fuhr nur lang⸗ ſamer. Brand ſprang daher ab, kam aber unter die Räder und verlor ein Bein. Während den Verhandlungen ſtellte ſich nach dem „Ldsb.“ heraus, daß der Stationsvorſteher in Friedrichsfeld Weiſung erteilt halte, langſamer zu fahren, damit die Ar⸗ beiter herausſpringen könnten. Auf ein die betr. Bahnverwaltung zu voller Entſchädigung des Ver⸗ unglückten verurteilendes Erkenntnis des Landgerichts Mannheim folgte in zweiter Inſtanz ein Vergleich, welcher Brand nach derſelben Quelle eine Entſchä⸗ digung von 36,000 M. zubill'gt. — Bruch ſal, 10, Febr. Eine in der Neu⸗ thorſtraße wohnende Frau wurde vorgeſtern Nacht 2 Uhr in großen Schrecken verſetzt, indem plötzlich vor ihrem Bett ein Einbrecher ſtand, der ſich jedoch bei ihrem Erwachen davonſchlich. — Geſtern Abend halb 7 Uhr wurde während der Fütterung ein Dragoner von einem Pferd ſo ſchrecklich auf den Leib geſchlagen, daß wenig Hoffnung für ſein Auf⸗ kommen iſt. — Albisheim, a. d. Pfr., 10. Febr. Geſtern abend wurde die hiefige Bevölkerung durch ein erſchütterndes Ereignis in große Aufregung ver⸗ ſetzt. Seit einiger Zeit weilt ein kränklicher Sohn der Frau Witwe Brubacher hier, um ſich von ſeinem Leiden zu erholen; derſelbe machte ſich nun geſtern obend mit ſeinem geladenen Jagdgewehr zu ſchaffen, der Schuß ging unverhofft los und traf die be⸗ dauernswerte Mutter ſo unglücklich in den Kopf, daß ſie ſofort eine Leiche war. ſowie deſſen Angehörige ſind ganz untröſtlich. Die Einwohner unſerer Gemeinde nehmen den innigſten Anteil an dem Schmerze der ſo ſchwer heimge⸗ ſuchten Familie. Frau Brubacher ſtand im 48. Lebensjahre. — Düſſeldorf, 6. Febr. Die Herzensgüte des Kaiſers hat ſich wieder an einer armen Näherin in Düſſeldorf bewährt. Dieſelbe ernährte durch ihrer Hände Arbeit ſich und ihre Eltern, die in ärmlichen Verhältniſſen leben. Vor Kurzem arbei⸗ tete ſie bei einer Herrſchaft, die ſich angelegentlich nach ihren Verhältniſſen erkundigte. Der Herr ver⸗ wandte ſich für ſie beim Kaiſer und am Samstag kam von Berlin eine ſchöne Nähmaſchine für das Mädchen an. Die hochbeglückte Näherin iſt jetzt in der Lage, etwas mehr verdienen zu können. Ihre Mutter erhielt vor langer Zeit von der Kaiſerin das goldene Kreuz für langjährige treue Dienſte bei ein und derſelben Herrſchaft. — Wien, 8. Febr. Von dem kürzlich ver⸗ ſtorbenen öſterreichiſchen General der Kavallerie Graf Der junge Mann, Thaſſilo Feſtetics wird folgende Anekdote mitgeteilt, Als Oberſt wurde er im italieniſchen Feldzuge am linken Fuße ſchwer verwundet. Die Arzte erklärten eine Amputation für unbedingt notwendig. Bei der Operation war auch der alte Diener des Grafen zugegen und zerfloß in Thränen ob des ſchweren Leſdens, das ſeinen Herrn betroffen. „Verſtelle Dich doch nicht, Schlaukopf!“ ſprach dieſer mit gütmütigem Lächeln, „ich weiß ja doch, daß Du Dich unendlich freueſt, in Zukunft nur einen Stiefel putzen zu müſſen.“ — Frauenrache. Eine den beſſeren Krei⸗ ſen angehörende junge Dame hatte, wie man ung erzählt, durch einen ſcherzhaften Jux den Anlaß dazu geboten, daß ein wohlſituierter, anſtändiger Mann die Bekanntſchaft ihrer Freundin machte, Der junge Mann hielt bei den Eltern um die Hand des Mädchens an, die ihm zugeſagt wurde. Dieſk unerwartete Wendung erfüllte die ſelbſt noch unver⸗ heiratete „Eheſtifterin wider Willen“ mit rachfſüch⸗ ligem Neid, allein ſie bewahrte den Schein det vollſten Zuneigung für ihre Freundin, Eveline B. Verfloſſenen Samstag ſollte die Vermählung flat finden. Die Freundin bat, der Braut an jenem Tage das Haar ordnen zu dürfen, was eigenlich nur widerſtrebend erlaubt wurde. In der Fülle langen goldſchimmernden Haares des ſchönen Müd⸗ chens wühlten die Finger der Freundin geſchuͤftig umher — da plotzlich ein Schnitt mit einer bereiſ gehaltenen ſcharfen Scheere und im Augenblicke da⸗ rauf ſtürzte die Freundin mit dem ſchönſten Schmücke Evelinens in den Händen zur Wohnung hinaus, Die Beſtürzung, die dieſer That folgte, grenzte ge⸗ radezu an Verzweiflung. Die arme Braut fiel fat in eine Ohnmacht. Die Vermählung ſollte aufge⸗ ſchoben werden, allein der Bräutigam ließ dies durchaus nicht zu. Eine geſchickte Friſeurin mußke der Braut den Reſt ihres Haares, ſo gut es ging, ordnen, mittags 2 Uhr fand die Trauung ſtatt und am Abend desſelben Tage trat das neuver⸗ mählte Paar ſeine Hochzeitsreiſe an. Indeſſen aber kann ſich die beſte Freundin auf eine Strafe für ihre aus Neid und Bosheit verübte That gefaßt machen. Die dazu notwendigen Schritte wurden nämlich bereits eingeleitet. — New⸗York, 12. Febr. Fortwährend treffen Meldungen von erneuten Ueberſchwem⸗ mungen aus Pittsburg, Louisville, Lawrenceburg, Cincinati und anderen Orten ein. Der Schaden wird auf mehrere Millionen Dollars geſchätzt. de Durandot die Adoptivtochter aus dem Hauſe zu ſchaffen, befliſſen war. In einer ähnlichen Stimmung wie der Graf Königshof befanden ſich auch die Gräfin und Anna über den Brief der Marquiſe und man nahm ein erneutes Intereſſe an der Adoptivtochter des Mar⸗ quis de Durandot. Graf Königshof blätterte jetzt in einem Ta⸗ ſchenkalender herum, um genau zu erfahren, wann die junge Franzöſin in Deutſchland eintreffen werde, denn er wollte dem Fräulein bis zur nächſten gro⸗ ßen Stadt entgegenreſſen. „In drei Tagen muß ſie hier ankommen,“ ſagte der Graf, „wir müſſen ihr alſo übermorgen entgegenreiſen, denn es ſchickt ſich wohl, der jungen Dame, die auf ihrer Reiſe gewiß manche Angſt ausgeſtanden hat, auf der letz⸗ ten Strecke das Geleit zu geben.“ Dieſe Worte des Grafen fanden den Beifall der Damen und es ward beſchloſſen, daß der Graf in Begleitung einiger Diener dem Fräulein de Du⸗ randot am Tage vor ihrer mutmaßlichen Ankunft mit einem gräflichen Wagen entgegenfahren ſollte. Unter einer ziemlichen Neugier und Ungeduld der Damen kam der Tag der Ankunft des Fräuleins de Durandot heran. Es war ein nebelgrauer, düſterer Wintertag. Anna von Königshof hatte aber trotzdem an dieſem Tage allerlei luſtige Ein⸗ fälle und ließ ſich nur mit Mühe von ihrer Mutter davon abhalten, der jungen Französin, die immer noch nicht kommen wollte, auf einem ſchnellfüßigen Pferde entgegenzueilen. Als Anna dieſen etwas kühnen Vorſaßz nicht ausführen konnte, begab ſie ſich in die beiden Zimmer, welche das Fräulein de Durandot bewohnen ſollte, um ſich mit eigenen Augen nochmals zu überzeugen, ob dort Alles zum Empfange geordnet und geſchmückt war und als ſie davon überzeugt war, daß ſich Alles in Ordnung befand und vor allen Dingen der herrliche Blumen⸗ ſtrauß auf dem Tiſche in der Mitte des einen Zim⸗ mers recht einladend und duftig ausſah, kehrte ſie befriedigt in die eigenen Zimmer zurück. Inzwiſchen war der Abend hereingebrochen, aber das Fräulein de Durandot war noch nicht eingetroffen. Man wartete noch ſtundenlang auf ſie und den Grafen, aber vergeblich, es mußte aus irgend einem Grunde eine Verzögerung ihrer An⸗ kunft eingetreten ſein. Nicht ganz ohne Sorgen überließen ſich die Damen endlich dem Schlummer. Am anderen Tage, der einen ſonnigen Morgen zeigte, erſchien zur großen Überraſchung der Damen der Graf in ihren Gemächern und verkündete, daß er nicht ohne Gefahr in vergangener Nacht das Fräulein de Durandot auf Schloß Königshof ge⸗ bracht habe. „Nicht ohne Gefahr?“ fragte die Gräfin be⸗ troffen. „Ich hätte wegen des Fräuleins ein Duell haben können, wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre,“ ſagte halb ſcherzend, halb ernſt Graf Königs⸗ hof und fuhr fort: „Nun, ich will Euch den Vorfall kurz erzäh⸗ len. Vorgeſtern abend traf ich in Koblenz ein und ſchickte ſofort einen Diener in alle Hotels, um mich nach der Ankunft des Fräuleins de Durandot zu erkundigen, ich erfuhr jedoch, daß bis zu dieſer Zeit noch kein Fräulein dieſes Namens in einem der Koblenzer Hotels abgeſtiegen war. Erſt am Nach⸗ mittage des andern Tages erhielt ich die Nachricht, daß das Fräulein de Durandot in Begleitung einer älteren Dame im Hotel Preußiſcher Hof eingetroffen ſei. Sofort begab ich mich dorthin und wurd nicht wenig überraſcht, die Hotelgäſte in einer gro ßen Aufregung zu finden. Ich fragte den Ober⸗ kellner nach der Urſache dieſer ſeltſamen Aufregung, doch dieſer konnte es mir mit Worten gar nicht genau mitteilen, er lachte und ſagte mit der Hand nach der gutbeſetzten Speiſetafel deutend: Da ſehen Sie dorthin, gnädigſter Graf, Sie können ſich dann das Rätſel vielleicht ſelbſt beſſer löſen, als ich Ihnen die Urſache dieſer ſonderbaren Aufregung unter un⸗ ſeren Gäſten erklären kann. Ich ließ meine Bliche an der langen Tafel hinabgleiten und bemerkte nun, wie ſich die an dem unteren Teile ſitzenden Herren und Damen in merkwürdiger Weiſe zu ſchaffen 1 machten, Blicke wechſelten, die Köpfe ſchüttelten, halbe laute Worte fallen ließen und ſonſt noch geſtikulier⸗ ten. Am oberen Ende der Tafel dagegen halfen eine Anzahl Herren ihre Plätze verlaſſen und ſich beobachtend auf die Seite geſtellt, einzelne spazierten ſogar gemütlich um das untere Ende der Tafel hernm und richteten dabei ſtets ihre Augen auf einen beſtimmten Punkt. Ich dachte in dieſem Au⸗ genblicke nicht an Anſtand und Etiquette, denn ſch wollte doch auch fehen, um was es ſich hier han⸗ delte und begab mich ebenfalls auf einen Spazier⸗ gang um die Speiſetafel. Da erblickte ich drei Sitze vom unteren Ende der derſelben entfernt eine junge Dame von nie geſehener Schönheit.“ (Fortſetzung folgt.) 1 Beamter: „Wohin ſoll das Packet ?“ Soldat; „Nach Hauſe.“ Beamter: Wo iſt die Adreſſe ? Soldat „Braucht's keine, d' Mutter kennt's Sackilächl schon.“ Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor; Ladenburg. 9 guminden mender 00 0 n spar: 63 1 6 Joh Dee ö K die Aube, anon elt, d 1 v8 0 Rach! . agent Wohlbe L. belt 600 1 ö 9 f