4) durch Sparkaſſenein lagen; 5) durch Anlehen bei Banken und Privaten. Gewöhnlich genügen die im Ort zuſammen⸗ kommenden Gelder zum Geſchäftsbetrieb vollſtändig. Für eingelegte Gelder zahlt der Verein 312 bis 4 Prozent. Für dargeliehenes Geld zahlen die Mitglieder 5—6 Prozent aber keine Proviſion. Das dargeliehene Geld wird gewöhnlich auf die Zeit von 6 Monaten gegeben, nach dieſer Zeit kann die Schuld 6 weitere Monate verlängert werden. Dieſe Gelder werden unter gemeinſchaftlicher Garantie aller Vereinsmitglieder gegeben. Zur Sicherheit des Ver⸗ ins ſtellt der Schuldner einen Bürgen oder hinter⸗ egt Wertpapiere. Zur Verwaltung des Vereins wählt die Hauptverſammlung alljährlich auf's Neue: Einen Vorſteher, deſſen Stellvertreter, drei Bei⸗ ſitzende, einen Verwaltungsrat von gewöhnlich 9 Mitglieder, und einen Rechner. Letzterer hin⸗ terlegt zur Sicherheit des Vereins etwa 4— 6000 Mark, erhält dagegen für ſeine Mühe⸗ waltung je nach dem Reingewinn den der Verein macht, eine Vergütung, welche die Hauptver⸗ ſammlung alljährlich feſtſetzt. Alle andere Aemter ſind Ehrenämter und werden alſo nicht bezahlt. Ein Verein auf vorſtehender Grundlage hätte icht erſt die Probe zu beſtehen, ob derſelbe dem Intereſſe der Gemeinde nutzen könnte, ſondern die Probe iſt beſtanden, in den Gemeinden Feudenheim, Scckenheim, Neckarau, Viernheim, Lampertheim ꝛc. o ähnliche Einrichtungen zu gemeinnützigem Zweck eſchaffen ſind und ſich verwirklicht haben. Wir glauben deshalb raten zu ſollen, in nſrer Gemeinde zur Gründung eines ſolchen In⸗ ituts unter den bewährten und leicht erfüllbaren dingungen Schritte zu thun und werden zu ieſem Zweck Sonntag den 12. Februar d. J., ittags 3 Uhr im Gaſthaus zum „Löwen“ hier ne Verſammlung veranſtalten, um uns über frag⸗ lichen Gegenſtand zu beraten und ſchlüſſig zu machen. Herr Landwirtſchaftslehrer Schmez er in Ladenburg, er ſchon viele Vorſchußvereine, Darleih⸗ und Spar⸗ kaſſen in's Leben gerufen hat, und darüber uns Günſtiges zu berichten weiß, iſt mit Vergnügen be⸗ reit, der Verſammlung anzuwohnen und einen Vortrag zu halten, über die Zweckmäßigkeit des Hilfsvereins, ſowie über das Vorgehen bei Grün⸗ dung desſelben. Wir fordern aber ſämtliche Ortsbürger in ihrem eigenen Intereſſe auf, ſich zu beteiligen, und durch maſſenhaftes Erſcheinen in der Verſammlung zu beweiſen, daß noch Gemeinſinn unter den Bürgern herrſcht, und den zeitgemäßen Einrichtungen zum Wohl der Gemeinde Eingang verſchafft werden ſoll. 100 — Karlsruhe, 7. Febr. Das gr. Mini⸗ ſterium des Innern läßt nach der Kr. Z gegen— wärtig Erhebungen anſtellen über die im Lande be⸗ ſtehenden Antibettelvereine und deren Thätigkeit, ſowie über die in den einzelnen Bezirken und Ge⸗ meinden beſtehende Einrichtung, wonach bedürftigen Durchreiſenden entweder eine Unterſtützung an Geld aus der Gemeindekaſſe oder Naturalverpflegung auf Koſten der Gemeinde gewährt wird. — Appenweier, 6. Febr. In der Nähe Willſtätt's wurde ein Handwerksburſche, der ſeinem mit ihm reiſenden Begleiter ſeine gute Stiefeln nicht gutwillig verabfolgen wollte, niedergeſchlagen. Zu ſeinem guten Glücke waren Leute in der Nähe, welche auf ſein Hilferuf herbeieilten und den ent⸗ fliehenden Thäter ergreifen und dem Arme der Ge⸗ rechtigkeit überliefern konnten. — Vom Oberrhein, 6. Febr. Die in Ausſicht ſtehende Vereinfachung des Gemeinderech⸗ nungsweſens wird folgerichtig auch eine Minderung der hohen Rechnungsſtellkoſten und der noch höheren Abhörgebühr nach ſich ziehen. Hoffentlich bleibt es bei dieſem erſten Anlauf zur Reform auf dieſem Gebiete nicht, ſondern wird weiter fortgeſchritten. — Aus dem Breisgau, 6. Febr. Unſere Winzer leben bereits in beſter Hoffnung auf ein gutes Weinjahr. Sie ſind zur Zeit mit dem Reb⸗ ſchnitt beſchäftigt und geben ſich mit dem Ausſehen und der Beſchaffenheit des Rebholzes recht zufrieden. Durch die milde Witterung des Winters hat ſich das Rebholz recht gekräftigt. Letzteres zeigt jedoch noch viele Spuren der vorjährigen Krankheiten. Es iſt den Rebbauern zu gönnen, wenn dieſe Spu⸗ ren keine nachteilige Folgen zeigen und die Hoff⸗ nungen auf einen guten Herbſt nicht zu Schanden werden. Sehr zu wünſchen wäre aber auch der regere Verkehr im Weinhandel. Der geringe Abſatz bei ſo niederem Preiſe wird vielfach dem Weinfäl⸗ ſchungs⸗ und dem Weinſteuergeſetz zugeſchrieben. Durch erſteres Geſetz findet der diesjährige meiſt nur zur Fabrikation brauchbare Wein weniger Ab⸗ ſatz zu dieſem Zwecke und durch die auf geringem billigem Wein in gleicher Höhe wie auf beſſerem teuerm Weine laſtende Abgabe bewogen, kauft man lieber beſſern Wein: denn bei Wein für 20— 30 M. die Ohm beträgt die Abgabe / — J/ des Kaufpreiſes, während ſie ſich bei Weinen im Preiſe von 60 und 70 M. nur auf 6 — 10 ſtellt. — Schlettſtadt, im Febr. Hier ſtarb eine 9ejährige Bettlerin, in deren ärmlichen Lager man 22,000 Frs. in Gold fand. Ihre etwajgen Erben wohnen im Ausland. Die Erblaſſerin heißt Maria Salomea Kempf, Witwe von Johann Kohmer. Ihr Nachlaß gibt den Beweis, wie unnötiger Weſſe oft gebettelt wird. — Wien. Rudolf Falb, der bekannte Aſtro⸗ nom, erklärt die auf ſeiner eigenen Lehre baſtrende Prophezeihung des amerikaniſchen Profeſſors Stone Wiggins, es werde ſich am 9. März im Golf vog Mexiko ein gewaltiger Sturm erheben und am II. März die Atlantiſche Küſte erreichen, für — amerj⸗ kaniſch. Herr Falb fügt ſodann aber hinzu: „Allein mit voller Sicherheit laſſen ſich vom 7. bis 9. Marz 1883 (die Verfrühung von zwei Tagen iſt Beob⸗ achtungs⸗Reſultat) die Zeichen des Kampfes zwiſchen Aquatorial⸗ und Polarſtrom erwarten: Stilen, Cyclonen, Gewitter mit Hagel, Niederſchläge u. f. w. Und ſelbſt an Orten, wo heiteres Wetter hexrſcht, werden zarte, iriſirende Lämmerwölkchen den Agug⸗ torialſtrom in der Höhe verraten; denn am 9. Mü treffen drei Flutfaktoren: Neumond, Erdnähe und Aquatorſtand des Mondes zuſammen. Annähernd Ahnliches dürfte ſich auch um die Tage 5. bis J, und 19. bis 22. April d. J. ereignen.“ — Mailand, 7. Febr. Der F. Ztg. wird telegraphiert: Vergangene Nacht fand ein Bergſtur auf der Eiſenbahnlinie Pino-Novara bei Laveng ſtatt; der Verkehr iſt auf kurze Zeit unterbrochen, — New⸗Pork, 5. Febr. Verheerende Über, ſchwemmungen haben in Ohio, Indiana und Weſt⸗ Pennſylvanien enormen Schaden angerichtet. An vielen Orten ſtehen die Eiſenbahnen unter WMaſſer und find Brücken fortgeſpült. Mehrere Skädte ſind überſchwemmt. In Cleveland wird der Schaden auf eine Million Dollars geſchätzt. In Bradford (Pennſylvanien) ſteht faſt die Hälfte des Geſchäfts⸗ viertels unter Waſſer. 500 Häuſer ſind über⸗ ſchwemmt, die Bewohner der zweiten Etage mußten gerettet werden. In Meadville (Pennſylvanien) wurden 300 Familien auf Booten gereitet. Die Fabriken in Indianapolis ſind ſehr beſchädigt. — Daß es um das eheliche Leben in Por⸗ tugal ſchlecht beſtellt iſt, weiß jeder Fremde, der ſich vielleicht auch nur kurze Zeit hier aufgehalten hat, daß dieſes Leben jedoch ſo abnorme Berhüll⸗ niſſe aufweiſt, wie uns eine polizeiliche Stakiſik ſcheinung, ein vollendeter Cavalier, von feiner Bil⸗ dung, geachteter Stellung und hochadeliger Familie. Die anfangs in ihrem jungfräulichen Stolze noch leiſe widerſtrebende Anna fühlte ſich bei dem zwei⸗ ten Beſuche, den Graf Broderode auf dem Schloß Königshof machte, beſiegt und wenige Wochen ſpä⸗ ter, als das liebliche Pfingſtfeſt gefeiert wurde, waren Anna von Königshof und Graf Broderode ein verlobtes Paar. Auf Wunſch der gräflichen Eltern ſollte indeſſen die Hochzeit erſt nach zwei Jahren ſtattfinden, denn der Graf und die Gräfin von Königshof, denen die frohe Laune und munte⸗ ren Scherze, ſowie das ganze Weſen Anna's ein köſtlicher Troſt für das Alter, welches einſam zu werden drohte, war, dachten mit Schrecken an die Trennung von ihrer Tochter, eine Trennung, die doch eintreten mußte, wenn Anna von Königshof die Gemahlin des in einer fernen Garniſonſtadt le⸗ benden Rittmeiſters Grafen Broderode wurde. Um daher ſich des Beſitzes der vielgeliebten Tochter noch längere Zeit ungeſtört zu erfreuen, hatten der Graf und die Gräfin von Königshof bei der Verlobung den Wunſch ausgeſprochen, daß die Vermählung Anno erſt in zwei Jahren ſtattfinden ſolle, wel⸗ chem Wunſche der Graf Broderode auch bereitwilligſt entſprochen hatte, da er als gereifter Mann die Gefühle ſeiner künftigen Schwiegereltern achtete. Nach dieſer Zeit lebte Anna nur bei und faſt auch nur für hre Eltern. Sie wechſelte monatlich allerdings mehrere zärtliche Briefe mit ihrem Ver⸗ lobten und dieſer wußte es auch moglich zu machen, jedes Vierteljahr ſeine Braut wenigſtens einmal zu ſehen. Im September hatte Anna in Begleitung ihrer Eltern auch eine Reiſe nach dem Manöverfelde unternommen, um den Verlobten einmal in ſeinem . ſtolzen Berufe an der Spitze ſeiner Huſarenescadron zu ſehen, wobei man auch gleichzeitig dem Bruder und Oheim, der dasſelbe Regiment kommandierte, einen überraſchenden Beſuch bereitete. In der ſpäteren Zeit hatte ſich Anna von Königshof bei ihren Eltern doch häufig ver⸗inſamt und unbefriedigt gefühlt. Anna fand wohl eine erhebende Aufgabe darin, ihren Eltern fröhliche Stunden zu bereiten, aber es fehlte ihr eine Schweſter, eine Freundin, die mit ihr dieſelben Empfindungen hegte und das kameradſchaftliche Leben, ohne welches jedes menſchliche Weſen eine Lücke in ſeinem Daſein empfinden muß, zu hegen und zu pflegen. Unter den Verwandten der gräflichen Familie gab es nur wenig junge Damen in dem Alter Anna's und aus ihrer kleinen Reihe ließ ſich daher ſchwerlich eine Freundin, eine Kameradin für Anna finden, der Graf und die Gräfin Königshof, welche volles Verſtändnis für den Mangel in dem geſell⸗ ſchaftlichen Leben ihrer Tochttr hatten, waren daher bemüht, dieſen Mangel auszugleichen. Nach einigen e annehmbaren Vorſchlägen ſagte der alte raf: „Ich hätte ſchon einen Plan, aber wer weiß, ob er, ſich erfüllen laſſen wird. Vor zehn Jahren, als ich in diplomatiſchen Geſchäften oft längere Zeit in Paris anweſend war, hatte ich dort einen lieben Freund, den Marquis de Durandot. Der Marquis war frühzeitig Witwer geworden, hafte aber ein Adoptivtöchterchen, ein wunderbares Kind, das bei Allen, die es ſahen, Staunen erregte, bei ſich. Dieſes Mädchen war damals erſt neun oder zehn Jahre alt, aber ich habe niem ls, weder vorher, noch nachher ein Kind geſehen, welches eine ſolche liebliche Erſcheinung und ſo unverkennbare Geiſtes⸗ anlagen gehabt hätte. Ich ſage nicht zu viel, wenn ich behaupte, daß die kaum zehnjährige Adopfiptochler des Marquis de Durondot es derſtand, im Hale desſelben die Honenrs zu machen, faſt wie ein vollendete Dame.“ b Anna, die dem Vater aufmerkſam zugeht hatte, lachte bei dieſen letzten Worten des Gegfen hell auf und entgegnete ſcherzend: „Papa will un ein Märchen erzählen, ein Märchen von einem Wun⸗ derkinde, welches im Alter von zehn Jahren eie vollendete Dame war und mit dem elften Jahre zu Balle ging, um alle Welt zu entzücken.“ „Kein Märchen, mein liebes Kind,“ antwor⸗ tete der Graf mit ernſter Miene, „was ich hier fage, iſt Wahrheit, denn ich habe es mit eigenen Augen geſehen und vom Munde meines Freundes, des Marquis de Durandot, bekräftigen hören.“ „Nun, was iſt denn aus dieſem Wunderkinde geworden?“ fragte jetzt Anna neugierig. „Das arme Ding dürfte kein beſonders glän⸗ zendes Lebenslos haben, wie ich nach meinen lehteß Erkundigungen, als ich voriges Jahr in Paris war, folgern kann. Ich ließ es mir nicht nehmen, dei Marquis de Durandot eine kurze Viſite abzuſtakten und da fand ich die Verhältniſſe recht veränderk, Der Marquis empfing mich ſchon mit einem Ge ſichte, welches nicht viel Gutes ahnen ließ. Miß wenigen Worten erfuhr ich Alles. Auf das Drängen ſeiner Verwandten hatte der Marquis ſich entſchloſ⸗ ſen, noch einmal zu heiraten und zwar eine Cou- fine. Dieſe Heirat hatte die ganzen bisherſgen Verhältniſſe im Hauſe des Marquis de Duxandot über den Haufen geworfen, denn die junge Fraß wurde eiferſüchtig auf ihre Adoptivtochter.“ (Fortſetzung folgt.)