m n E „ n nburg und Schriesheim. 1 1 Erſcheint Mittwoch und Samstag und Poſtproviſion. ſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt nehmen Inſerate für uns an. Inſerate, welche am Tage vor dem Erſ koſtet vierteljährlich ! M. 20 Pf. mit illuſtrirtem Auterhaltungsblatt 1 Mk. 70 Pf. excl⸗ cheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ Local-Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Herr Gaſtwirt Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ Bei größeren Aufträgen entſprechende jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Nr. 9. Mittwoch, oͤen 31. Januar 1883. Bolitiſches. 5 Berlin, 27. Jan. Der Kaiſer an den Papſt. Die „N. A. Z.“ veröffentlicht den Text des Schreibens, welches der Kaiſer um die Weih⸗ Uachtszeit an den Papſt gerichtet hat. Das Schreiben lautet: „Berlin den 22. Dezember 1882. perſönlichen Ergebenheit und Verehrung zu ver⸗ ſichern. % gez. Wilhelm. gegengez. Bis marck. An Seine Heiligkeit den Papſt Leo XIII.“ Berlin, 27. Jan. Der Großfürſt Nikolaus empfing nach Verabſchiedung von den Majeſtäten Eurer Heiligkeit danke ich ſür das Schreiben, welches Sie unter dem 3. d. M. an Mich ge⸗ kichtet, und erwidere von Herzen das Wohlwollen, welches Sie darin für Mich zu erkennen geben. Dos ſelbe beſtärkt Mich in der Hoffnung, daß Euere ligkeit aus der Befriedigung, welche Sie mit Mir über die Herſtellung und die Wirkſamkeit Meiner Geſandſchaft empfinden, einen neuen Be⸗ weggrund entnehmen werden, das ſeitherige Ent⸗ gegenkommen Meiner Regierung, welches die Wie⸗ derbeſeung der Mehrzahl der Biſchofsfitze ermöglicht hat durch eine entſprechende Annäherung zu er⸗ widern. Ich bin der Meinung, daß eine ſolche, wenn ſie auf dem Gebiete der Anzeige der geiſt⸗ lichen Ernennungen ſtattfände, noch inehr im In⸗ teteſſe der katholiſchen Kirche als in dem des Staates liegen würde, weil ſie die Möglichkeit zur Beſetzung der im Kirchendienſt entſtandenen Vacanzen bieten würde. Wenn ich aus einem Entgegenkommen der Geistlichkeit auf dieſem Gebiete die Ueberzeugung entnehmen könnte, daß die Bereitwilligkeit zur An⸗ näherung eine gegenſeitige iſt, würde Ich die Hand dazu bieten können, ſolche Geſetze welche im Zu⸗ ſtande des Kampfes zum Schutze ſtreitiger Rechte des Stagtes erforderlich waren, ohne für friedliche Beziehungen dauernd notwendig zu ſein, einer wie⸗ derholten Erwägung in dem Landtage Meiner Mo⸗ narchie unterziehen zu laſſen. Ich benutze gern dieſen Anlaß, um Eure Heiligkeit aufs Neue Meiner in der ruſſiſchen Botſchaft den Beſuch Bismarck's; derſelbe dauerte dreiviertel Stunden. Der Großfürſt reiste abends 8 Uhr nach Stuttgart ab. Der Kronprinz, der ruſſiſche Botſchafter Fürſt Saburoff, alle Mitglieder der Bolſchaft, ſowie ein Ehrendienſt waren am Bahnhofe anweſend. — 28. Jan. Der Kaiſer empfing heute mittag das Präſidium des Reichstags und des Herrenhauses und die Mitglieder des Bundesrats, welche ihr Beileid über den Tod des Prinzen Karl ousſprachen. — Nach einer der Nat.⸗Ztg. aus Petersburg zukommenden Mitteilung ſoll der Czar die von ihm einzuſchlagende Politik nunmehr für die Dauer fixirt haben. Der Czar habe ſich vergewiſſert, daß die Aufrechterhalung der traditionellen Beziehungen zu Deutſchland den In⸗ tereſſen ſeines Reiches und ſeiner Dynaſtie am meiſten entſpreche. Bemerkenswert iſt, daß dieſe Verſicherungen gleichzeitig mit der Anweſenheit des Herrn v. Giers in Wien erfolgen, und wohl dazu beſtimmt ſind, die Sendung desſelben zu erläutern. Paris, 29. Jan. Die Miniſter, welche geſtern vormittag dem Miniſterrate im Elyſee beigewohnt, haben dem Präſidenien Grevy ihre Entlaſſung über⸗ gegeben. Grevy nahm das Entlaſſungsgeſuch des Kabinets an und beriet noch geſtern abends mit Ferry und Fallieres. Paris, 29. Jan. Im heutigen im Elyſee abgehaltenen Kabinetsrat wurde Fallieres zum Miniſterpräſidenten ernannt. Derſelbe übernimmt interimiſtiſch das Auswärtige, Marineminiſter und Kriegsminiſter werden ſpäter ernannt werden; die übrigen Miniſter bleiben. Das Miniſterium wird in der heutigen Debatte über den Antrag Fabre in der Kammer erſcheinen. London, 27. Jan. Nachdem die Times kürzlich zwei bemerkenswerte Artikel über die Ur⸗ ſachen der Entvölkerung in Frankreich gebracht, ver⸗ vollſtändigt heute die Vorſteherin eines Waiſenhauſes in Paris, Ada M. Leigh, die Angaben der Times durch den Hinweis, daß von 1876—80 in Frank⸗ reich nicht weniger als 198 Knaben und 40 Mäd⸗ chen unter 15 Jahren ſich entleibten: daß von dieſen Selbſtmördern 200 nicht 12 Jahre alt, 21 zwiſchen 10 und 12 Jahren und 6 nicht einmal 9 Jahre alt waren; der jüngſte Selbſtmörder aber zählte erſt 7 Jahre! Miß Leigh fügt hinzu: „Man ſchreckt vor der bloßen Vorſtellung zurück, daß ein Kind ſelbſt Hand an ſein Leben legen könne. Wir moͤch⸗ ten gern eine Aufklärung haben, um die Tiefe der Angſt und Verzweiflung zu ermeſſen, welche die Hoffnung eines zarten Kindes von 7 Jahren trüben konnte, daß es ſelbſt das Geheimnis des Todes zu löſen ſucht. Kein Land darf es dulden, daß ein Blatt ſeiner Geſchichte durch Kuderſelbſtmorde beſudelt werde. Verſchiedenes. * Ladenburg, 30. Jan. Heute vormittag ſcheuten die Pferde der Equipage des Grafen don Oberndorff in der Nähe der Beidinger'ſchen Ziegel⸗ hütte dahier wobei die Cquipage umſchlug und die Inſaſſen aus derſelben ſtürzten. Außer einer leichten Contuſton, welche die Gräfin erlitten, nahm der Unfall einen guten Verlauf. i — Neckarhauſen, 30. Jan. Donnerstag Der Schloßherr. Novelle von Th. von Aſchenberg. 5 1 U ſch 9 . (Fortſetzung.) 5 a liera ſchaute aber trotzdem lange ſtarr nach dieſer Richtung. Der Sturmwind heulte um ſein Haupt; unter ihm brauſten die Waſſer des Sees, dom Winde gepeitſcht, das ſchlanke Schilf bog ſich und die hohen Pappeln beugten ſich krachend unter der Wut des Orkans. Aber dieſe dunkle und ſtür⸗ miſche Nacht ſchien im Einklange mit den Gefühlen des Schloßherrn zu ſein, denn er lächelte zu der geräuſchvollen Unordnung in der Natur und wenn ihm der Wind recht heftig um die Ohren blies, dann wurde ſein Geſichtsausdruck weniger wild. Endlich ging er ſchnell ins Zimmer zurück und ſchaute ängſtlich nach der großen Standuhr. Ein Lächeln umſpielte ſeinen Mund, als er auf den Balkon zurückkehrte. „Ich bin ein Narr,“ flüſterte er, „es iſt noch nicht Zeit und dieſer Mann muß ganz genau nach meinen Befehlen handeln. — Ich habe Unrecht, mich zu beunruhigen; dieſer Breih iſt hart wie ein Fels, auf den kann man ſich verlaſſen. Und was beweiſt das geſchriebene Verſprechen, das er mir abgenötigt? Breih wird nicht ſo dumm ſein, ſich Der Schloßherr ſtrich mit der Hand über die Stirne, wie um die Gedanken zu verjagen, die in ſeinem Gehirne ſchwirrten. Dann ſenkte er noch einmal den Blick in die dunkle Ebene in der Rich⸗ tung des Hofes und murmelte dumpf: „Es iſt alſo wahr, daß ich endlich frei werde? Es iſt wahr, daß ich endlich von der mich immer quälenden Angſt befreit werde? Es mußte ſein, um jeden Preis! Ich konnte nicht mehr länger leben unter dem drückenden Joche, das mir dieſe Frau auferlegte! — Noch ein Monat dieſer beſtän⸗ digen Angſt, und ich wäre verloren geweſen; die Arzte haben es mir geſagt! Und das Alles wegen eines unbeſonnen Jünglings, der ſich zwiſchen mich und mein Glück geſtellt hatte, und an dem ich mich rächen wollte! Welcher ſchreckliche Zufall! Ich glaubte, Niemand als ich habe ſeinen durchdringen⸗ den Schrei gehört, Niemand als ich habe jenen durchdringenden Blick geſehen, den der Unglückliche auf mich heftete, als ich das Schilf zerriß, das ihn noch über dem Waſſer hielt.“ Fliera ſchauderte, „Doch jetzt keine Schwäche!“ fuhr er nach einer kleinen Pauſe fort, „ich werde endlich befreit werden von der drückenden Laſt! Ich bin ſicher, daß Suſanne ihr Geheimnis keiner menſchlichen Seele anvertraut hat, und ſo wird es denn mit ihr ſterben. — Thereſe liebt mich zwar nicht mehr, ſelbſt anzuklagen, um ſich und mich zu verderben!“ doch ich jage ihr Furcht ein! Schon morgen kann ich ſie zur Rede ſtellen, und wenn ſie die Verfol⸗ gungen dieſes Mira geduldet hat, ſo ſoll ſie es bitter bereuen! Dieſen Abend wollte ſie mich nicht ſehen und hat ſich in ihr Zimmer eingeſchloſſen; ich bin nicht in ſie gedrungen, denn ich fürchtete, meine Aufregung könnte ſich auf meinem Geſichte zeigen; ober morgen werde ich ruhig, frei, glücklich ſein, und dann —“ In dieſem Augenblicke ſchien es ihm, als ob in der Richtung des Weißhofes eine kleine Flamme ſichtbar wurde. Der Schloßherr wurde aufmerkſam und hielt den Atem an. Die Flamme wuchs ſchnell, kam an verſchiedenen Stellen zugleich hervor, ergoß ſich über die finſtere Maſſe der Gebäulichkeiten und beleuchtete die Felder, die Sümpfe, ja ſelbſt das Schloß und den vor dem Schloſſe liegenden See. „Endlich!“ murmelte der Schloßherr; „Alles iſt alſo gelungen!“ Plötzlich ſchwieg er aber, man klopfte heftig an ſeine Thüre. „Was giebt's?“ fragte er ungeduldig und flüchtete in ein Hinterzimmer, um glauben zu ma⸗ chen, er ſei ſchon zu Bette. „Gnädiger Herr,“ antwortete der Kammerdie⸗ ner mit ängſtlicher Stimme, „entſchuldigen Sie, Ihnen ein ſchreckliches Ereignis mitteilen.“ „Geh' zum Teufel!“ erwiderte Fliera mit gut geheucheltem Zorne, „iſt das die Stunde, mir Dummheiten zu erzählen?“ daß ich Sie ſo ſpät noch ſtöre — aber ich muß 2