Vaterlandes geweſen, Niemand habe Frankreich, deſſen Ehre er nach einer ehrenvollen Kataſtrophe bewahrt habe, mehr geliebt, als er. Nizza ſchätze ſich glücklich, die irdiſchen Ueberreſte Gambetta's zu beſitzen. Dies mache es Nizza moglich, ſeine Gefühle für Frank⸗ reich in eben ſo erhabener, wie feierlicher Weiſe zu bezeugen. „Republikaner! Dieſe in Wahrheit na⸗ tionale Vereinigung, dieſe Annäherung der Herzen, ſie hat noch Gambetta zu Wege gebracht. Laßt uns alſo in dem Verſtorbenen das Vaterland ehren.“ Schließlich ermahnte der Maire zur Eintracht und ſagte, die Vereinigung der großen progreſſiſtiſchen Partei müſſe auf dem Grabe Gambetta's beſiegelt werden. General Bellemare ſprach nur wenige Worte, in welchen er dem großen Vaterlandsfreund Lebewohl ſagte. Petersburg, 13. Jan. Das Czarenpaar überſiedelte geſtern nachmittag mit den Kindern hier⸗ her und nahm im Anitſchkoff⸗Palaſt Wobnung. Petersburg, 13. Jan. Das Czarenpaar fuhr nach der geſtrigen Ankunft direkt nach der Kaſankathedrale, alsann in den Anitſchowpalaſt. Heute findet großer Empfang im Winterpalaſt ſtatt. Der Kaiſer verlieh dem katholiſchen Erzbiſchof Fial⸗ kowski den Alexandernewski Orden. Petersburg, 15. Jan. Das Budget für 1883 beläuft ſich auf 778 ½ Millionen Rubel: ordentliche Einnahmen 713 ½ Millionen, außeror⸗ dentliche 65 Millionen; ordentliche Ausgaben 708278 Millionen, außerordentliche 70 Millionen, darunter 50 Millionen zur Amortiſation des Papiergeldes. Der Miniſterbericht hebt hervor, die Mittel ſeien hinreichend, um eine Anleihe für 1883 überflüſſig zu machen. Die Herbeiführung einer dauernden Beſſerung der Finanzlage ſei zwar ſehr ſchwierig, doch immerhin möglich infolge der friedlichen und gleichzeitig feſten Politik nach außen, ſowie der Kon⸗ ſequenz und Ausdauer im Innern. Vom Erfolge der Löſung dieſer Aufgabe hänge der Wohlſtand des ruſſiſchen Volkes und das Wachstum der Macht des Reiches ab. Verſchiedenes. — Ladenburg. 16. Jan. Das am letzten Sonntag abend vom bieſigen Geſanaverein zu Gunſten der Waſſerbeſchädigten veranſtaltete Kon⸗ zert, war von beſtem Erfolge begleitet. Die Einnahme betrug 216 Mark, was gewiß zu achten iſt, da die hieſigen Einwohner ſchon vorher ihre Mildthätig⸗ keit in hochherziger Weiſe bezeugten. Die Leistungen waren ſehr gut und boten den zahlreichen Anweſen⸗ den einen ſchönen Erſatz für ihre reichen Gaben. — Heddesheim, 16. Jan. Bei der geſtern hier ſtattgehabten Bürgermeiſterwahl wurde Herr J. Lehmann gewählt. Herr Bürgermeiſter Schmitt leiſtete auf eine Wiederwahl Verzicht. 0 — Edingen, 11. Jan. Heute wurde hier für die durch Überſchwemmung Heimgeſuchten eine Sammlung von Haus zu Haus vorgenommen, welche faſt 1000 Mark einbrachte, eine für einen Ort von nicht ganz 1500 Seelen Bevölkerung recht anſehnliche Summe. — Der vor 14 Tagen durch das großh. Bezirksamt Schwetzingen wegen verſchie⸗ dener Ungehörigkeiten außer Dienſt geſetzte hieſige Bürgermeiſter V. Röſinger wurde letzten Dienstag durch den verſammelten Bezirksrat ſeiner Stelle ganz entſetzt, gegen welches Urteil nun noch der Rekurs an dos großh. Miniſterium offen ſteht. — Nußloch, 14. Jan. Vergangene nacht, 11 Uhr, tauchte plötzlich unerwartet der am 4. Okt. v. J. flüchtig gegangene Acciſor Hackner wieder in ſeiner früheren Wohnung auf, um ſeiner Frau, die indeſſeſſen aus dieſer Wohnung wegen dürftiger Verhältniſſe ausgezogen iſt, einen Beſuch abzuſtatten. Da die Bewohner des Hauſes in dem nächtlichen Beſucher — die Hausthüre war nicht geſchloſſen — eineu Dieb witterten, ſo ſprang der Eigentümer des Hauſes in der Angſt unangekleidet im Hemd zum Fenſter hinaus und ſchrie um Hilfe, worauf die Nachbarsleute herbei eilten und zur größten Ueber⸗ raſchung in dem vermeintlichen Dieb ihren früheren Acciſor erkannten. Dieſer ſtellte ſich nun der Nacht⸗ wache, welche ihn dann der Gendarmerie in Leimen übergab. — Neuenheim, 15. Jan. Die Straßen⸗ bahn von hier über Handſchuchsheim und Doſſen⸗ heim nach Schriesheim iſt nun geſichert und ſoll bis kommenden Juli eröffnet werden. Sie wird, wie wir glauben auf einen lohnenden Ertrag rech⸗ nen dürfen, denn ſie verbindet die fruchtbare und lebhaften Verkehrſpflegende obere Bergſtraße unmittel⸗ bar mit Heidelberg und den Doſſenheimer Porphyr⸗ brüchen verſpricht ſie ein weiteres Abſatzgebiet und ermöglicht ihnen einen lohnenderen Betrieb, als er bisher ſtattfinden konnte. — Heidelberg, 13. Jan. Geſtern nach⸗ mittag hielt der Droſchkenkutſcher Nr. 3, Karl Strohmeyer, auf dem Ludwigsplatze und ſchlief auf dem Bocke ein und als die dort verkehrenden Kut⸗ ſcher infolge des langen Schlafens nach ihm ſahen, fanden ſie denſelben als Leiche. Ein Schlaganfall dürfte ſomit deſſen Tod herbeigeführt haben. Der Verlebte wurde ſofort in das akademiſche Totenhaus verbracht. Strohmeyer hinterläßt eine Witwe ohne Kinder. . — Würzburg, 13. Jan. Ein grauener⸗ regender Anblck bot ſich heute nachmittag 2 Uhr den Paſſanten der Glacisanlagen in nächſlet Nähe d 5 des Bahnhofes. Ein mit einem Jauchefaß belchener M 1 Wagen zur Düngung der Anlagen beſtimmt, konnte . an nicht vollſtändig entleert werden, da ſich vor den u n F Spundloch ein Stückchen Tuch und nach deſſen l en d e Wegſchaffung der Arm ein s Kindes zeigte, gz n e . anſcheinend nur kurze Zeit gelebt hat und von fe al n ner unnatürlichen Mutter am Morgen in das gh ee, . leere Faß durch die obere Offnung geworfen wurde. ain Nachdem eine Kommiſſion den Thatbeſtand aug 20 Fer 5 dn nommen hatte, wurde der Wagen von den Helen 1 ee e zur Anatomie geſchafft. Der Wagen iſt Egenug 10 i ber des Schweizereipächters Schürzer hier. Biz jet a ie 80 . wurde die Thäterin noch nicht ermittelt. — — St. Petersburg, 15. Jan. In Ber⸗ ditſcheff (Gouvernement Kiew) brannte Samslog abends ein Zirkus nieder. Ueber 300 Menſcheß ſind in den Flammen umgekommen. Berditſcheff iſt eine Stadt von etwa 60,000 Einwohnern und einer der bedeutenſten Getreſde⸗ plätze Rußlands. Es finden dort alljährlich vier en große Märkte für Getreide, Leder, Vieh, Wein und 5 Honig ſtatt. 1 — Petersburg, 16. Jan. Der Brand, . welcher den Zirkus in Berditſcheff zerſtörte, brach 1 abends gegen halb zehn Uhr bei Schluß der Vor⸗ Jin J ſtellung beim Abbrennen eines Feuerwerkskaus, deſſen 5 9 Funken den Vorhang entzündeten. Das Feuer er⸗ 5 griff raſch Decken und Wände. 800 Zuſchauer ſtürzten von ihren Sitzen und preßten ſich gegen die ſich nur nach innen öffnende Ausgangsthüre; zwei Seitenthüren waren vernagelt. Als die Thüre end⸗ 3 lich von außen geöffnet werden konnte, ſah man einen ganzen Haufen brennender Menſchen. Die Feuerwehr traf erſt eine halbe Stunde pater ein; dieſelbe konnte nicht löfchen, da das Waſſer in den n af th . 28 Waſſerfäſſern und Schläuchen gefroren war. Die e uh 68 Muſikanten im Orcheſterraum fielen den Flammen U a5. zuerſt zum Opfer. Die Geſamtzahl der Todten ist noch nicht feſtſtellbar. Viele retteten ſich durch He⸗ rl rausſpringen. Das Zirkusgebäude, ſowie Pferde I u . 2 und Garderobe ſind vollſtändig verbrannt. 1 22 — Newyork, 12. Jan. Folgende Defaſſs R Und ſie ſchob ſanft die Kranke bei Seite, die, von der letzten Anſtrengung erſchöpft, faſt leblos auf einen Stuhl fiel. Suſanne führte ſie wieder auf den Lehnſtuhl und wollte dann eben hinaustre⸗ ten, als ſie von Weitem das Geräuſch eines Wagens hörte. Ein Umſtand zog ganz beſonders ihre Auf⸗ merkſamkeit auf ſich: das Geräuſch kam nicht von der Heerſtraße, ſondern von der Allee des Schloſſes und obſchon man nur langſam vorwärts fuhr, ſo hörte ſie doch ganz deutlich das Knarren der Räder. Eine heftige Neugierde oder vielmehr eine Art Ahnung ergriff Suſanne. Mit Haſt wollte ſie eben den Riegel der Hausthüre zurückſchieben, als ſie von Außen eine Männerſtimme rufen hörte: „Kutſcher, halte an! Ich ſehe in dieſem Hauſe Licht durch die Läden ſchimmern; vielleicht kann man da Hülfe finden.“ 5 In der That hielt der Wagen und man klopfte bald heftig an die Thüre. Suſanne öffnete. Die Nacht draußen war ſehr finſter; allein Frau Lampert konnte doch un⸗ terſcheiden, daß der haltende Wagen eine Poſtchaiſe ſei, mit zwei Poſtpferden beſpannt und von einem Poſtillon geführt. Im Innern ſah man die un⸗ beſtimmten Umriſſe einer Geſtalt, die halb liegend auf den weichen Kiſſen ausgeſtreckt war. f Der Herr, welcher geklopft hatte und jetzt Su⸗ ſanne gegenüberſtand, war in einen großen Mantel gehüllt, der ſeinen Anzug und ſogar einen Teil ſeines Geſichtes verbarg. Eine Reiſemütze ſaß ihm tief in den Augen und ſelbſt ohne die Dunkelheit wäre es unmöglich geweſen, ihn zu erkennen. Er ſchien es übrigens ſehr eilig zu haben und ſagte mit vor Erregung zitternder Stimme: „Bitte, könnten Sie nicht einer Reiſenden Beiſtand leiſten, die ohnmächtig geworden iſt und deren Zuſtand mich ſehr beängſtigt?“ Suſanne antwortete nicht. Der Ton dieſer Stimme war ihr nicht fremd. Der Fremde war ungeduldig. „Hören Sie mich nicht, oder ſpreche ich eine Ihnen unbekannte Sprache? Ich bitte um ein Glas friſches Waſſer für eine unbekannte Dame! Ich will Ihre Dienſte reichlich belohnen!“ — Diemal erkannte Suſanne den Reiſenden voll⸗ ſtändig und erwiderte: „Ich brauche keine Beloh⸗ nung, Herr von Mira. Laſſen Sie mich die ohn⸗ mächtige Dame ſehen; vielleicht kann ich ihr helfen, denn ich ahne ſchon den Grund ihres Unwohlſeins.“ Suſanne wollte an dem Manne vorbei zum Wagen eilen. Herr von Mira ſtand wie zerſchmet⸗ tert, ſich ſo plotzlich der Frau gegenüber zu ſehen, der er jetzt am wenigſten begegnen wollte. Er faßte ſich jedoch gleich wieder, griff Suſanne feſt am Arme und ſagte mit dumpfer Stimme: „Frau Lampert, iſt's Zufall oder ein hölliſckes Verhängnis, das Sie abermals in meinen Weg treibt?“ „Die Vorſehung, mein Herr, die Ihnen ein Verbrechen und Ihrer Mitſchuldigen 1 0 ſchweren Vorwurf erſparen will. — Laſſen Sie mich, ich 5 dieſe leidende Dame ſehen, ich muß Sie ſpre⸗ en!“ „Kümmern Sie ſich nicht um ſie, noch um irgend etwas, was mich angeht; laſſen Sie das Schickſal gewähren,“ ſagte darauf Herr von Mira, indem er Suſanne noch feſter hielt. „Die, welche da drinnen iſt, iſt an mich gekettet durch feſtere Bande, als Menſchen und Geſellſchaft ſie bilden lönnen. — Sie ſtehen über Ihrem Geſchlechte und 1 1 74 5 1 über Ihrem Stande, Sie werden fühlen, daß . Verhältniſſe im Leben gibt, die nicht nach allgemeſ⸗ nen Regeln beurteilt werden dürfen. — Laſſen Sie alſo die Dame und zwingen Sie mich nicht, ge waltſame Mittel gegen Sie zu gebrauchen, um S zu verhindern, meine Abſichten nicht zu durchkreuzen! „Drohungen ſchüchtern mich nicht ein und gen Redensarten bin ich unempfindlich,“ erde Suſanne. „Machen Sie Platz, mein Herr, ich he auf jenes ſchwache Weſen die Rechte einer Mütte ſie muß mich hören, ſie muß —“ „Sie werden ſie nicht ſprechen!“ engen Herr von Mira heftig. „Wären Sie feig genug, um Gewalt geg eine alte Frau zu gebrauchen?“ ſagte Suſan entrüſtet. 1 „Ja,“ erwiderte Mira kurz. Zu gleicher Zeit warf er ſeinen Mantel! und umfaßte Suſanne, um ſie in's Haus zu ke Sie war zu ſchwach, um zu widerſtehen; aber ſtie ſich emporgehoben fühlte, ſchrie ſie mit lau Stimme: „Thereſe, meine liebe Thereſe, man be hindert mich, zu Dir zu gelangen!“ N Dieſe durchdringenden Schreie änderten Mit Plan; er ließ ſeine Gefangene los, doch ſo, daß nicht zum Wagen laufen konnte und ſagte ihr; „Unglückliche Thörin, ſchweigen Sie! Woll Sie denn die Nachbarn wecken und dieſen hier 0 deutete auf den Poſtillon) bekannt machen Dingen, die er nicht zu wiſſen braucht? Den Sie an den Skandal und —“ a „Am Skandal liegt wenig, wenn nur die abſcheuliche Entführung nicht zu Stande kommt rief Suſanne. (Fortſetzung folgt.) . 4 ee