1 Allgemeiner Aenzeiger für Lade VVV 20 Pf. mit illuſtrirtem e 1 Mk. 70 Pf. excl⸗ cheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ Reclamen mit 20 Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ Local-Anzeigen mit 6 Pf., Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechende jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Samstag, den 13. Januar 1883. das Flußbett verengt und den ſeeartigen Charakter beſeitigt; dann wird der Aufſtau und die Ueber⸗ fluthung nach beiden Seiten noch ſtärker. Vom Bodenſee bis zum Meere müßte der Flußlauf nach einheitlichen Grundſätzen behandelt, die Berge be⸗ waldet, ein langſamer Abfluß der Hochwaſſer bewirkt werden; dann könnten wir wieder ruhiger leben. Geht es ſo weiter und werden uns die Hochwaſſer ſo beſchleinigt zugeführt, ſo ſind unſere Fluren und unſere Städte fortwährendem Schaden ausgeſetzt. Die Natur iſt, mächtiger als die Kunſt, welche glaubt, die Waſſer beherrſchen und bändigen zu können. Für ſolche ohnmächtige oder rückſichtsloſe Verſuche müſſen wir büßen und die Orte am Nie⸗ derrhein, wenn die immer mächtiger werdenden, raſch vereinigten Fluthwellen ſich in der Ebene breite Auswege ſchaffen müſſen. Berlin, 9. Jan. Fürſt Bismarck erſchien heute im Reichstage; er trägt einen weißen Vollbart und ſieht dadurch etwas fremd aus. Gleich nach ſeinem Eintritt begrüßte der Kanzler den Abgeord⸗ neten Graf Moltke freundſchaftlich. 8 Berlin, 9. Jan. Die Notſtandsvorlage für die überſchwemmten Diſtrikte iſt heute feſtgeſtellt worden. Es ſollen drei Millionen Mark und zwar zur Hälfte als fonds perdu, an die Gemeinden zur Herſtellung der Wege, Dämme, Deiche, Ufer und was ſonſt zerſtört worden iſt, gegeben, teils auch Privaten zugewendet werden, die hart betroffen ſind, um ſie präſtationsfähig zu erhalten. Der ganze Charakter der Vorlage iſt lediglich der einer Beihilfe, abgeſehen davon, daß der Staat die Koſten trägt auf Grund der ihm obliegenden Aufgaben, deren Erfüllung er ſich auch nicht entziehen wolle. Berlin, 10. Jan. In der geſtrigen Be⸗ ſprechung der Reichstagsabgeordneten beim Reichs⸗ hunter Fürſten Bismarck wurde beſchloſſen, don dem durch den Kaiſer für die Überſchwemmten be⸗ willigten Betrag von 600,000 Mark je 100,000 Mark für Heſſen, die Pfalz und Preußen, je 40,000 Mark für Elſaß, Baden und Bayern und 20,000 für Württemberg ſofort an die Central⸗Unterſtütz⸗ ungsſtellen abgehen zu laſſen, den verbleibenden Tagen zu verteilen. 5 ernden Beſprechung nahmen Teil der Elſäſſer Grad Paris, 12. Jan. Der Leichnam Gam⸗ betta's wird heute früh 10 Uhr mittelſt Sonder⸗ zuges nach Nizza überführt, woſelbſt morgen die Beiſetzung in der Familiengruft ſtattfindet. 5 Kairo, 10. Jan. Arabi und die übrigen Verbannten ſind heute in Colombo (Ceylon) ange⸗ kommen. Verſchiedenes. . gen Strafkammer⸗Sitzung kam unter Andern fol⸗ gender Fall zur Verhondlung: Handelsmann Max Fuld von Schriesheim hat ſich wegen mehrfachen Wuchers und Erpreſſung zu verantworten. Die ihm zur Laſt gelegten Reate ſind folgende und behauptet die Anklage, daß er in mehreren ſelbſtſtändigen Handlungen, unter Aus⸗ beutung der Notlage Anderer, für Darlehen und teile habe verſprechen und gewähren laſſen, welche den üblichen Zinsfuß dergeſtaltfüberſteigen, daß nach den Umſtänden des Falles die Vermoͤgensvorteile in auffälligem Mißverhältniſſe zu der Leiſtung ſtehen, indem derſelbe, da ihm genau bekonnt war, daß die Staum. i N icht en, Jh Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 NN. ſfude, Poſtprobiſton. 15 Juſerate, welche am Tage vor dem Erſ g 9 i ſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., zurzl g Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirt Franz 3 geh nehmen Inſerate für uns an. och nicht lißung Dolitiſches. ing zur — Die furchtbare Waſſersnot am Rhein lenkt k, Aus die Aufmerkſamkeit auf den Zuſtand des Stromes U- odtt und die Mittel, ähnlichen Unglücken für die Zukunft ſofern möglichſt vorzubeugen. Dem „Rh. Kur.“ ſchreibt künden man aus dem Rheingau: Früher wurde in einem ecki) Jahrhundert ein hoher Waſſerſtand erlebt, wie wir Jahr ihn jetzt in vier Wochen zweimal geſehen haben. vurden. Aber was das Schlimmſte iſt, — die Üeberſchwem · ei dem mung folgen ſich ſeit einigen Jahren in erſchrecken⸗ b, n der Eile. Weil ganz beſtimmte Urſachen dies her⸗ feinen beiführen, müſſen wir darauf gefaßt ſein, daß das Hat n Waſſet ſein Verderben ſo weiter ausüben wird. t. p Was konnen uns die reichlichen Spenden helfen, n Otte wenn unſer Wohlſtand fortwährend ſolchen Angriffen Mang! ausgesetzt werden ſoll? Die Urſachen der ſteigenden 8 G llberſchwemmungsgefahren liegen klar zu Tage, ſind n au) oft erörtert worden; aber es fehlt der rettende u dem Helfer. Die Berge werden entwaldet, die Gebirgs⸗ ſchehen. bäche ſtürzen ohne Aufenthalt nieder, bedrohen die u den Niederungen, und nun trifft jeder Staat Anſtalten fer 2 uud errichtet Kunſtbauten, um die Waſſer ſo raſch nd, ſo als moglich weiter zu führen! Flüſſe werden ge⸗ Leht⸗ ſtreckt, durch Bahnen und Parallelenwerke wird die e Ver⸗ Stromgeſchwindigkeit beſchleunigt, weite Becken, welche die Waſſer aufgeſammelt und langſam abge⸗ 5. Ju ben haben, werden abgedämmt, durch Verlandung chehen, beſeitigt, und nun kommt die ganze Waſſermaſſe id Zu⸗ dem Rheingau über den Hals, weil das Gebirge en Ge⸗ im Binger Loch ein natürliches Wehr bildet und Dag, aufſtaut. In 48 Stunden haben wir jetzt die zewetbt Waſſer bereinigt, welche ſonſt in 4—5 Tagen an⸗ „ Gt⸗ kamen, nachdem das Hochwaſſer des Mains bereits zohnz abgelaufen war. Da fehlt nur noch, daß wir auch e noch im Rheingau die Rheincerrection ausführen, ſtatt le⸗ rn dit diglich die kleine Gieß wieder zu öffnen, daß man irtsartf eußniß Au⸗ . „ Der Schloßherr. Novelle von Th. von Aſchenberg eldun n 1 65 (Fortſetzung.) ift bis Indem Katharine Breih dieſe rätſelhaften Worte ſprach, legte ſie eine eiskalte Hand auf die 1883. Schulter Suſannens; aber dieſe hatte ſchon ihre ganze Gemütsruhe wieder erlangt und entgegnete: rehm „Wen ſoll es auch nicht wundern, Sie zu — dieſer Stunde hier zu finden, da ich Sie doch auf dem Schmerzenslager wähnte?“ 5 „Und haben Sie mir nicht ſelbſt geſagt, doß us! man bei meinem Leiden manchmal im Gehen ſtirbt?“ veichet widerte Katharine Breih. n eine „Aber warum kommen Sie mir entgegen, da ie doch wußten, daß ich zur beſtimmten Stunde 18, bei Ihnen ſein würde ?“ bemerkte Frau Lammpert. „Nein, nicht in mein Haus, Suſanne, dort 73 droht Ihnen zu viel Gefahr. — Ich habe einen en, icheren Zufluchtsort. — Folgen Sie mir —“ delu, „Aber wohin denn ?“ „Sie werden es ſehen; kommen Sie nur, mmen Sie!“ — — 5058 Die Kranke nahm Suſanne am Arme und N zog ſie der Landſtraße zu. Frau Lampert ſuchte troß der Dunkelheit den Geſichtsausdruck ihrer Be⸗ ;· gleiterin zu ſehen; denn Alles, was ihr paſſierte, ſchien ihr ſo unglaublich und übernatürlich, daß ſie ſich immer noch für das Opfer einer Viſion hielt. Sie ließ ſich mechaniſch von Katharine leiten, die ſelbſt ſo ſchwach war, daß ſie kaum gehen konnte. Jedoch ſchien ſie im Vollbeſitze ihrer geiſtigen Thä⸗ tigkeit und einen wohlüberdachten Plan zu verfolgen. Sie gingen nicht weit; bald blieben ſie vor dem letzten der kleinen Häuſer ſtehen, welche die Heerſtraße einfaßten. Katharine ſtieß die Thüre auf und trat mit ihrer Begleiterin in ein kleines, von einer rauchigen Lampe erhelltes Zimmer. Sie ſchloß die Thüre hinter ſich. Suſanne war auf's Höchſte erſtaunt. Beim flackernden Schein der Lampe warf ſie einen prü⸗ fenden Blick auf ihre Umgebung. Die Moͤbel des Zimmers waren alt und gewöhnlich, die Wände nackt, ſchmutzig und verfallen. Einige, auf einem leinen Tiſche neben dem Fenſter liegende, ange⸗ fangene Handarbeiten zeigten, daß dieſer Raum von einer Frau bewohnt wurde; allein im Augenblick befand ſich Niemand da außer Suſanne und Ka⸗ tharine Breih. Erſtere wandte ſich jetzt an ihre Begleiterin, um eine Erklärung zu verlangen, erſchrack aber über ihr Ausſehen. Man hätte meinen koͤnnen, eine übernatürliche Gewalt hätte ein Geſpenſt ſeinem Grabe entführt. Ihre Geſichtsfarbe war kreideweiß, ihre Augen tiefliegend, trübe und gläſern, ihre ganze Geſtalt ſo abgemagert, daß ſie eher einem — Skrette, als einem lebenden Weſen glich. Eine mekwürdige Energie belebte jedoch die ganze Er⸗ ſcheinung. Katharine zeigte nicht die geringſte Zö⸗ gerung; ihre Züge waren lebhaft und fieberhaft; es ſchien, als wolle ſie ſich beeilen zu handeln, ehe der Tod oder ſonſt ein dazwiſchen tretendes Hinder⸗ nis ſie zwinge, ihr Werk unvollendet zu laſſen. Beim Eintreten hatte ſie ſich ſchwer in einen alten Lehnſtuhl fallen laſſen und blieb dort einige Minuten lang unbeweglich. Suſanne, die während der Zeit ſich genau umgeſehen, ſchien jetzt erraten zu haben, wo ſie ſich befinde und ſagte ſanſt: „Täuſche ich mich nicht, meine gute Katharine, ſo ſind wir hier wirklich bei der alten Margareth? — Es wundert mich nur, daß ich den Ort nicht eher erkannt habe.“ „Ja, wir find in ihrem Zimmer; wenn ſie auswärts arbeitet, wie heute, ſo vertraut ſie mir ihren Schlüſſel an — das mir den Gedanken ein⸗ gegeben, Sie hierher zu führen.“ „Aber noch einmal, Katharine,“ ſagte Su⸗ ſanne, „wenn Sie mir was ſagen wollten, warum erwarteten Sie mich nicht bei ſich?“ „Nein, nein!“ rief die Kranke, „er hätte Sie dort treffen können, und dann velleicht — Suſanne, Suſanne, ich zahle heute meine große Schuld der Dankbarkeit an Sie zurück. Sie waren gut gegen mich. Sie haben ſich meiner angenommen, als Alles mich floh, Sie haben ſich, um mir zu helfen, Reſt als Reſerve zurückzuhalten und erſt nach act An der bis Mitternacht dau. und alle Vertreter der Rhein⸗ und Majn⸗Uferſtaaten. Manu heim, 11. en Ir ber Henn Stundung von Geldforderungen ſich Vermögensvor⸗ Den