eilten ſchnell zu Hilfe; durch den Draht wurde hie⸗ ſiges Militär verlangt, das ſofort mittelſt Sonder ⸗ zug dahin ging. Ein weiterer Zug brachte gegen 20 Nachen von hier mit Bedienungsmannſchaft an die Unglücksſtätte. Rieſengroß iſt dort die Arbeit. Ein Teil der Nachen führt die Unglücklichen oft in dürftigſter Kleidung nach Lampertheim, in dem ſich hunderte von Unglücklichen jetzt befinden; die ande⸗ ren Nachen haben ſich in 3 Ortſchaften, welche zu⸗ ſammen gegen 7000 Seelen zählen, verteilt, um die Bewohner der niedrigſten Häuſer in höher ge⸗ legene, wie Schul⸗, Rathaus, Kirche und andere mehr zu bringen. Noch nie in meinem Leben habe ich ähnliches geſehen und ähnlichen Jammer gehört. Während ich dort war, kam die Kunde, daß der Weſchnitzdamm ebenfalls gebrochen und daß die Brücken der Riedbahn vernichtet ſeien. Somit ſind jene Orte unterhalb des von mir beſuchten Gebietes, das ebenfalls unter Waſſer ſteht, ſo weit das Auge reicht, von allem Verkehr mit Heppenheim, Darm⸗ ſtadt und Frankfurt abgeſchnitten. Wer mag nun dieſen Unglücklichen helfen? Eine Verbindung mit Worms iſt ebenfalls nicht möglich. Sandhofen und Lampertheim find ganz verſchont geblieben; dagegen iſt in der Pfalz, in Oppau, Frieſenheim und Eden⸗ koben gräßliche Not. Die Bewohner von Sandhofen haben heute nachmittag eine Schiffsladung Brod, Kartoffeln, Kleider ꝛc. dahin geſendet. Hier verläuft das Wa ſſer ruhig. 5 — Rheinsheim, 1. Jan. Der Anfang dieſes Jahres hat den Bewohnern in Rheinsheim einen unheilvollen Neujahrsgruß gebrackt; denn faſt in derſelben Minute, welche das alte vom neuen Jahre ſcheidet, iſt der Rheindamm zwiſchen Germers⸗ im und Huttenheim, die ſog. Colonnenſtaße, trotz er Anſtrengung es zu verhüten, gebrochen und ar ganz in der Nähe des Dammbruches vom ahre 1876. Durch dieſen Dammbruch iſt wie ch bei dem vorhergehenden die ganze Rheinheimer emarkung und der Ort ſelbſt überfluthet worden. ild brausten die Fluthen über die Felder dahin, durchbrachen den Eiſenbahndamm und wälzten ſich unheildrohend gegen Rheinsheim, ſo daß dasſelbe er 1—2 Meter tief unter Waſſer geſetzt wurde. Fürchterlich war die Scene. Stockfinſtere Nacht, die Sturmglocke läutete, das Vieh brüllte, die Men⸗ ſchen jammerten und flüchteten ſich den höhergelege⸗ nen Straßen und Gebäuden zu. Die Schulen ſind geſchloſſen, weil die Schulſäle von den Obdachloſen berfüllt ſind. Der Schaden iſt bedeutend; viele Hopfenſtangen ſind fortgeſchwemmt, und die vielen auf dem Felde vergrabenen Kartoffeln und Dickrüben gehen zu Grunde. Menſchenleben find keine zu be⸗ klagen. Das ſeit Jahren wiederkehrende Hochwaſſer zeigt die Notwendigkeit eines Kanals auf die augen⸗ ſcheinlichte Weiſe. Möge die Erbauung eines ſolchen an maßgebender Stelle recht bald in Er⸗ wägung gezogen werden. 5 85 n 1. Jan., abends. In Frankenthal, Oppau, Edigheim, Moerſch, Boben⸗ heim, Roxheim und Studeinheim ſind ſeit geſtern mehr als 500 Häuſer eingeſtürzt. Die Ortſchaften gleichen Inſeln und ſind nur noch mit Kähnen zu erreichen. Es iſt nicht abzuſehen, welchen Umfang das Unheil bis morgen erreicht haben wird. Aber ſchon heute herrſcht Not und Elend, wohin das Auge blickt. Privathilfe iſt zur unabweisbaren Not⸗ wendigkeit geworden. Geldſendungen, Kleider, haupt⸗ ſächlich Schuhwerk werden am beſten dem hieſigen Bezirksamte zugängig gemacht. Frankenthal und Umgegend ſind mindeſtens 9000 Menſchen obdachlos. — Frankenthal, 2. Jan. Infolge Damm⸗ bruchs bei Oppau wurden die Dörfer Oppau, Edig⸗ heim, Mörſch, Bobenheim, Roxheim und Studern⸗ heim faſt vollſtändig, und in Frankenthal verſchiedene gegen den Rhein gelegene Straßen mehrere Meter hoch überflutet und entſetzliches Unglück über dieſe Gemeinden gebracht. Edigheim und Mörſch mußten von den Be⸗ wohnern vollſtändig, die übrigen Landgemeinden größtenteils, in Frankenthal die Häuſer mehrerer Straßen geräumt werden. Die Habe der Bewohner war nur teilweiſe zu retten. ö In Bobenheim find bereits 98, in Roxheim 95, in Mörſch 60, in Edigheim 70, in Studern⸗ heim 10, in Oppau 170 und in Frankenthal 10 Gebäude eingeſtürzt. 5 Mehrere Menſchenleben ſind zu beklagen. Pioniere von Speier und Rettungsmannſchaften von Frankenthal und Umgegend find unausgeſetzt beſchäſtigt, noch Zurückgebliebene in Sicherheit zu bringen und deren Habe noch moͤglichſt zu bergen. Die Geflüchteten, mehrere Tauſend an der Zahl, wurden großenteils hier, teilweiſe in umlie⸗ genden Ortſchaften notdürftig untergebracht. Ent⸗ ſetzlich iſt das Elend, raſcheſte Hülfe iſt dringend nötig. — Aus Baden, 4. Jan. In Mannheim regt man ſich ungemein, um das Elend in der Nachbarſchaft wenigſtens einigermaßen zu lindern; das Komite, welches im Winter 1879/80 die Sammlungen geleitet hatte, konnte dem jetzigen Zentralkomite noch 7000 M. überweiſen. Dieſes letztere ſelbſt hat bereits 19,000 M. zuſammenge bracht. — Zwiſchen Hoffenheim und Daisbach i die bewaldete Höhe „Hauckenbuckel“ in einer Lange und Breite von 50—60 Metern plötzlich einen Meter tief geſunken. — Karlsruhe, 31. Dez. S. K. 5 der Großherzog ließ in gewohnter Milde letzte Nacht bei den hieſigen Bäckern 1100 Leibe Brod aufkaufen und ſolche nach Neuburgweier, A. Ettlingen ſenden, welcher Ort von der Überſchwemmung ſchwer heim⸗ geſucht iſt, ſo daß deſſen Bewohner zum Tell ihre Wohnung verlaſſen und anderwärts untergebracht werden mußten. — Karlsruhe, 3. Jon. In Frieſenheim fand ein Bauer mit ſeiner ganzen Familie den Tod. Derſelbe hatte beim Herannahen der Flut eine Habe und ſeine Familie auf einen Wagen geborgen; als er abfuhr hatte das Waſſer bereits die Wege überſchwemmt, ſo daß er mit dem Wagen in ein Loch geriet, umſchlug und ſich nicht mehr retten konnte. — Weinheim, 3. Jon Die Weſchniz hat unterhalb Weinheimer Gemarkung beide Damme durchbrochen und unſere Gegend ſteht großenteils unter Waſſer. — Der hieſige „Singverein“ hat zu Gunſten der durch das Hochwaſſer Beſchädigten 250 M. verwilligt. Zu demſelben Zwecke wird der „gemiſchte Chor“ die „Schöpfung! don Haydn, die „Harmonie“ das gut gewählte Schauſpiel „Wohlthun bringt Glück“ gufführen und die Kaſinogeſellſchaft unter ihren Mitgliedern eine Sammlung veranſtalten. — Raſtatt, 1. Jan. Das Offizierkorps des 1. Oberſchleſiſchen Infanterieregiments Nr. 22 dahier bat durch den Kommandeur Herrn Oberſt Dhjſen zur Unterſtützung der durch die Uberſchwem⸗ mung in Stadt und Bezirk heimgeſuchten Armen dem großh. Amtsvorſtand die reiche Gabe von 500 M. übermitteln laſſen. — Paris, 4. Jan. Aus Macon wird das Austreten der Saone und des Doubs gemeldet. Mehrere Dörfer ſtehen unter Waſſer. In Longe⸗ pierre am Doubs ſind 32 Häuſer eingeſtürzt. In Chalons und Macon ſind zahlreiche Straßen über⸗ ſchwemmt. Sämtliche Magazine ſind geſchloſſen. Der angerichtete Schaden iſt ſehr beträchtlich. öchte ich Deinen Rat hören. Weißt Du was?“ Suſanne verfiel in tiefes Nachdenken. „Denys!“ ſagte ſie endlich, „halte unverbrüch⸗ ches Schweigen über Alles; ich will indeß einen letzten Verſuch machen, das Unglück abzuwenden, 8 ich vorausſehe.“ Sie machte Anſtalten, auszugehen. „Wo gehſt Du hin, Mutter?“ frug Denys. 5 „Zu Mira.“ antwortete dieſe entſchloſſen. „Es iſt keine Zeit zu verlieren und wir ſind ver⸗ antwortlich für das Böſe, das wir nicht abgewendet, da wir es doch konnten.“ i Sie ging dann ſchnell fort und erlaubte nicht, daß ihr Sohn ſie begleite. Sie kehrte erſt am ſpäten Abend zurück, erſchöpft und ermüdet, aber nicht niedergeſchlagen. 5 „Nun, meine Mutter,“ fragte Denys, „was haſt Du bei Herrn von Mira erreicht?“ 5 „Ich konnte nichts von ihm erlangen,“ ant⸗ ortete Frau Lampert ſeufzend. 57 ganze Hoffnung beruht jetzt auf ihr. Ich eiche vor nichts in der Welt zurück, um Thereſe von Fliera vor einem Schritte zu bewahren, der ſie entehren nd verderben konnte.“ . Am anderen Tage kam Thereſe nicht auf's Schloß trotz ihres Verſprechens und als Sufanne auf's Schloß kam, ſagte man ihr, die Herrin ſei ausgegangen. VII. Drei Tage vergingen, ohne daß Suſanne Frau von Fliera ſprechen konnte. Die Schloßherrin ſchien ſie mit Fleiß zu meiden und das ſchien ihr ein ſchlimmes Vorzeichen. Eines jedoch beruhigte Sufanne, ſie war nochmals in Michels Haus ge⸗ 3 gangen, um Herrn von Mira zu beſchwören, von ſeinem Vorhaben abzulaſſen; allein ſie hatte ihn nicht mehr gefunden. Man ſagte ihr, der unbe⸗ kannte junge Mann, den ſie ſuche, ſei abgereiſt und habe wahrſcheinlich die Gegend für immer verlaſſen, denn er habe die Familie Michel vor ſeiner Abreiſe ſehr reich belohnt. War dieſe Abreiſe wirklich voll⸗ zogen? Odgr hatte Hugo von Mira, nachdem er ſich entdeckt ſah, eine andere Wohnung geſucht? Weshalb Frau von Fliera ſich nicht wieder ſehen ließ, darüber dachte Suſanne nach am Abende des dritten Tages ſeit der Schloßherrin Abweſenheit, als ſie mit ihrem Sohne in dem Wohnzimmer am Tiſche ſaß, worauf ein einfaches Abendeſſen ſtand. Denys aß mit ſeinem gewöhnlichen Apetite, aber Suſanne ſchien ſich nur aus Gewohnheit oder um ihrem Sohne Geſellſchaft zu leiſten, an den Tiſch geſetzt zu haben; denn ſie berührte keine einzige Speiſe trotz des wiederholten Zuredens von Denys. Das Abendmahl war ſchweigſam und traurig; nur mit Mühe wurden einige Worte gewechſelt, um den neugierigen Dienſtboten die allgemeine Verſtimmung möglichſt zu verbergen. Endlich, als ſie allein wa⸗ ren, fate 0 zu ſeiner Mutter: „Nun, Mutter, man muß ſich aber auch ni ſo hinreißen laſſen von dem nme Seil 1 morgen haſt Du weder gegeſſen noch getrunken! Ich wette, Du denkſt wieder an unſere junge Her⸗ rin! Mut! Sie wird ſchon wiederkommen ſie hat Geſchäfte auswärts —“ g 25 15 1 mir nicht an Mut, aſt recht geraten, das Schickſal der 0 e 1 5 au 5 7 e „Run, Du haſt wahrlich keine Urſache, Dich 35 ee 8 aber, iſt ja abgereist! Denys; aber Und ſoll ich Dir ſagen, was ich glaube? Ich weite, der Schloßherr hat ſich anders beſonnen und ſeſner Frau wieder verboten, zu uns zu kommen.“ „Das kann ſein,“ erwiderte Frau Lamperk „Wollte Gott, daß das der Grund von Thereſens Fernbleiben ſei! — Aber ſage einmal, Dengs, haft Du heute im Laufe des Tages nichts den dem Schloſſe und deſſen Bewohnern gehört „Nichts, als daß Herr don Fleera geſtern wieder bei Breih war und ſo krank bon da zurück⸗ gekommen iſt, daß man ihn zu Bette bringen mußte, wo er die ganze Nacht heftiges Fieber hakte, Auf Ehre, wenn ſich Herr von Fliera nicht ſo edel ge zeigt hätte, ſo würde ich glauben, er beute ewas Schlechtes aus mit dieſem Spitzbuben, dem Breih; denn es iſt gewiß, daß ſie etwas zufammen haben, Jakob, der Kammerdiener des gnädigen Hern, ek mir auch geſagt, daß den Schloßheren geſtern u möglich die Erſchöpfung allein hätte ſo krank machen können, daß er vielmehr irgend eine heftige Gem, bewegung während des Tages müſſe gehabt haben. Suſanne hörte aufmerkſam zu und ſagte daun! „Glaubſt Du, Denys, der Herr hahe von Jemand die Ankunft dieſes undorſichtigen Mira erfaheen können?“ (Fortſetzung fog. Ein Gaſtwirt wurde neulich don 40 5 alten häßlichen Ehehälfte belauſcht, als er tben den hübſchen Kellnerin einen herzhaften Kuß auf die roſigen Lippen drückte. „Aber Mann, was ſſt . das,“ rief die entſetzte Gattin, doch beruhigte fie 5 Gatte mit der ſchnellgefaßten Verſicherung; „Nich iſt es, mem teures Weibchen, ich habe nür ki 10 wollen, ob die Nanny Bier im Keller getrunken hal. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg 1