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Das Jahr, von dem wir Abſchied nahmen, war für unſer Land, obwohl es von Krieg und verheerenden Krankheiten verſchont blieb, ein unglückvolles. Die ſchönen und hahen Hoffnungen, die es bei unſern Rebbauern und Landwirten in ſeinen erſten Monaten verlockend erweckte, zertrüm⸗ merte es in ſeinem Verlaufe mit ſchonungsloſer Hand, große Unglücksfälle, bei denen noch heute nicht in allen Fällen feſtgeſtellt iſt, ob Leichtſinn u. Unachtſamkeit, oder ein verhängnisvoller Zufall ſie herbeigeführt, brachten unſägliches Leid und tiefe Trauer über viele Familien; die wild empörten Elemente verbanden ſich, um einen der großartigſten Vernichtungszüge gegen unſere Städte und Dörfer 25 und deren Gemarkungen zu führen, und was eine 5 kümmerliche Ernte dem Landmann gelaſſen, ſchwemm⸗ 4 ten oftmals die wogenden Fluthen ihm hinweg. 3 Jetzt verlaufen ſich wohl die Waſſer wieder; aber 8 laſſen ſie nicht die bange Furcht in unſern Herzen zurück, daß ſie in den mit Feuchtigkeit durchſetzten Wohnſtätten die Herde vernichtender und ſchwerer Krankheiten gebildet haben; und der Anſtrengung, ſich der Wogen zu erwehren, wird noch lange und mühevolle Sorgfalt folgen müſſen, die Spuren der⸗ ſelben zu vertilgen. Wie der Ackerbau durch die Ernten und mancherlei ſonſtige Zufälle gelitten, ſo haben auch Gewerbefleiß und Handel ſich noch nicht wieder zu voller Blüte zu entfalten vermocht. So iſt die Erinnerung, die das abgelaufene Jahr 5 erweckt, keine freudige; in dunklen, umflorten Schat⸗ ten zieht es an unſerer Seele vorüber. ſoll und darf in unſerer Seele die Trauer nicht Raum greifen, darf unſer Herz keine Verzagtheit gefangen halten, welche die Spannkraft unſrer Seele nur lähmen würde. „Die Herzen in die Höhe!“ ruft uns das vergangene Jahr zu. Auch in ſeinen troſtloſeſten Ereigniſſen ſollen und wollen wir das Walten des göttlichen Geiſtes erkennen; und je größer die verheerende Macht weitreichender Unglücks⸗ fälle ſich erſtreckt, deſto thatkräftiger und allgemeiner ſoll ſich auch die Macht der Liebe unter den Men⸗ ſchen erweiſen. Mutig und ſtark ſollen und wollen wir das neue Jahr beginnen; möge es ſich uns freundlicher und glücklicher geſtalten als das ver⸗ floſſene, das ſei unſer Wunſch und unſere Hoffnung. Paris, 1. Jan. Gambetta iſt heute nacht zwölf Uhr geſtorben. (Leon Gambetta war am 20. April 1838 in Cahors — aus einer urſprünglich genueſiſchen Familie — geboren, ward 1859 Advokat in Paris, zeichnete ſich bei den re⸗ publikaniſchen Wahlagitationen und als Verteidiger in politiſchen Prozeſſen durch ſcharfe Angriffe auf das Kaiſerreich aus. ward 1869 in Marſeille in den Geſetzgebenden Körper gewählt, geſellte ſich hier der Partei der Unverſöhnlichen zu, war am 4. September 1870 bei der Abſetzung des Kaiſers und der Proklamierung der Republik mit thätig, ward in der proviſoriſchen Regierung Miniſter des Innern, verließ am 8. Oktober Paris im Luftbal⸗ lon, übernahm in Tours auch die Miniſterien des Kriegs und der Finanzen, organiſterte die Maſſen⸗ erhebung zum Volkskrieg, ſchaltete als Diktator und leitete die Kriegsoperationen, zum zäheſten Wider⸗ ſtand gegen die deutſchen Heere treibend. Nach dem Waffenſtillſtand nahm G. am 6. Februar 1871 Und doch ſeine Entlaſſung. Für Elſaß in die Nationalber⸗ ſammlung gewählt, legte G. nach Abſchluß der Friedenspräliminarien ſein Mandat nieder, krat aber am 2. Juli wieder in die Nationalverſammlung ein und ward Führer der republikaniſchen Linken. G. wirkte weſentlich zum Zustandekommen der Ver⸗ faſſung vom 25. Februar 1875 mit und war ſeit 1876 Mitglied der Kammer, die durch ihn in ein⸗ zelnen Teilen ein eigenartiges Gepräge erhielt. Daß Gambetta, der „Dauphin“ der Republik, ſich, trotz ſeines Mißerfolgs als Miniſter, als den künf⸗ tigen Nachfolger Grey's betrachtete, darf wohl als gewiß gelten. Sein Tod wird auf die Lage der Parteien Frankreichs von dem größten Einfluß ſein. Uns befreit das jähe Hinſcheiden des Mannes, in dem das Prinzip der „Revanche“ zur vollſten Aus⸗ geſtaltung gekommen, von einem unheimlich bellem⸗ menden Drucke. Sprach Napoleon III. an einem Neujahrstage einſt von dunkeln Punkten am Hori⸗ zont, ſo dürfen wir heute wohl ruhig ausſprechen, daß der politiſche Horizont Europas durch Gambet⸗ ta's Tod eine Klärung, eine tröſtliche Aufhellung erfahren hat.) 5 Paris, 30. Dez. Der Botſchafter Oſterreich⸗ Ungarns bei der franzöſiſchen Republik, Graf Wimpffen, hat ſich heute in den Champs Elyſees entleibt. Die Leiche wurde auf die Wache des Induſtrie⸗Palaſtes gebracht. f Verſchiedenes. Ladenburg, 31. Dez. 1882. Der hie⸗ ſige Geſangverein hielt geſtern ſeine alljährliche Ge⸗ neralverſammlung ab, in welcher wieder 30 Klavier- aktien ausgeldost wurden und nunmehr nur noch ein kleiner Teil der Klavierſchuld abzutragen iſt. Der Rechnungsabſchluß ergab ein günſtiges Ergeb⸗ Der Schloßherr Novelle von Th. von Aſchenberg. (Fortſetzung.) Thereſe hatte ihre Aufregung zu lange unter⸗ drückt, als daß ſie ſich nicht bis zum Außerſten ge⸗ ſteigert hätte und Suſanne war, wie ſchon geſagt, in größerer Bekümmernis als bei den wichtigſten Vorkommniſſen ihres Lebens. Ihre gewöhnliche Standhaftigkeit und Kaltblütigkeit hatten ſie ver⸗ laſſen; Thereſens Leiden, ihre Kämpfe, die Aufrich⸗ tigkeit ihres Bekenntniſſes und vielleicht irgend ein geheimer Grund, der in ihren Augen die junge Frau nicht ſo ſchuldig erſcheinen ließ“ hatten einen Moment lang die unbeugſame Strenge von Su⸗ ſannens Grundſätzen gemildert und ſie hatte für die Schuldige nur noch Worte der größten Nachſicht und Güte. Endlich wurde immer geſchieht nach Schuld, war geſagt. „Was wirſt Du jetzt von mir denken ?“ rief Frau von Fliera und fie verbarg ihr Geſicht in den Händen. SGiuſanne benutzte dieſen Augenblick, um ihre eigene Faſſung und nach und nach ihren gewohn⸗ 29. Thereſe ruhiger und wie es 5 dem Bekenntniſſe einer großen ſie ganz erſtaunt über das, was ſie lichen Einfluß auf Thereſe wieder zu gewinnen. Sie ließ wieder ihre Vernunſt zur Geltung kommen und ihre ſanften Worte beruhigten Thereſens ver⸗ wirrte Seele allmählich. „Meine Tochter,“ ſagte ſie endlich, „Dein größtes Unglück für den Augenblick iſt, an Dir ſelbſt zu verzweifeln. Vertraue auf Deine eigene Kraft und Du wirſt Dein eigenes Herz bezwingen können. Meinerſeits werde ich Dich mit meinem Rate, mit meiner Erfahrung und meiner Freundſchaft unter⸗ ſtützen. Ach, wie viele libel wären Dir erſpart worden, wenn man nicht auf den ſchrecklichen Ge⸗ danken gekommen wäre, uns zu trennen.“ „Danke, danke, meine liebe Suſonne, mein Herz iſt um Vieles erleichtert, ſeit ich mein trau⸗ riges Geheimnis in Deinen Buſen niederlegt! Wie oft war ich ſchon auf dem Punkte hierher zu lau⸗ fen, trotz des ſtrengen Verbotes deſſen, deſſen Namen ich trage, um Dir Alles zu ſagen. Ich war ſicher, bei Dir Troſt und Mut zu finden.“ „Du mußt Vertrauen zu Gott und in Dich ſelbſt haben, Thereſe; jedoch werde ich nachdenken über das, was Du mir vertrauſt und über die Mittel, Dich als Siegerin aus dieſen Klippen kom⸗ men zu ſehen. Bete Du einſtweilen zu Gott; wer gelitten hat wie ich, weiß, welche Kraft das Gebet verleiht.“ „Ich werde es nicht vergeſſen, Suſanne,“ ent⸗ gegnete die Schloßherrin, „aber ſchon der Gedanke, — daß Du über mich wachſt, daß Du für meine Ruhe und mein Glück ſorgſt, hat etwas ungemein Troſt⸗ reiches für mich. Wenn nur Mira nicht früher kommt und meine Einſamkeit unterbricht; denn wenn ich ihn ſehe, bin ich verloren!“ „Er wird nicht kommen, Thereſe, er wird es nicht wagen,“ ſagte Suſanne in beruhigendem Tone. „Übrigens iſt er ein Ehrenmann; es wird leicht ſein, ihm zu beweiſen, welche Feigheit es wäre, Dich noch länger zu verfolgen. Nein, nein, er wird nicht kommen! Verbanne dieſen Gedanken, der nur Deine 90 ſt erhöht. — Aber entſchuldige, daß ich Dich aul irkſam mache, daß wir uns jetzt trennen müſſen; ulſer Geſpräch war lang und eine zu lange Abweſenheit könnte das Mißtrauen Deines Gatten erregen. — Verwiſche aus Deinem Geſichte die Spuren Deiner Thränen und ſei freundlich, damit er nichts von den heftigen Gemüts bewegungen merkt, die Du heute überſtanden; er würde ſonſt aufmerkſam werden und uns am Ende verbieten, uns ferner zu ſehen, und das darf nicht ſein; wire müſſen uns im Gegenteile recht oft ſprechen.“ — „Alle Tage, Suſanne,“ entgegnete Frau von 3 Fliera. „Du wirſt mir die treue Mutter erſetzen. — Mein Unglück hat an dem Tage angefangen, 5 an dem ich ſie verloren!“ f Suſanne Lampert ſeufzte bei dieſer Erinnerung. „Nun Adieu, Thereſe,“ ſagte ſie dann, als dieſe ihr zum letztenmale die Hand reichte, „Komme *