— Mannheim, 20. Dez. (Schwurgericht. Prozeß Niederheiſer.“ Die Sachverſtändigen, Hr. Stadtrechner Hofmann von hier und Hr. Anwalt Klingel von Heidelberg, geben im Allgemeinen ihr Gutachten dahin ab, daß der Angeklagte in dienſt⸗ licher Beziehung allerdings überbürdet geweſen ſei ind daß faſt jede Controle ſeitens des Stadtrats efehlt habe, daß dies aber noch lange kein Grund ſei, die zu verrichtenden Geſchäfte unordentlich und ſchlecht zu führen. Die Bücher ſeien, offenbar um nur zu verwirren, beiſpiellos leichtſinnig geführt, as Radieren ſei dem Angeklagten zur Gewohnheit geworden. Trotzdem letzterer ſchließlich nicht mehr Herr der Situation geweſen, ſei eben doch in ſeiner anzen Geſchäftsführung und Manipulation ein Syſtem nicht zu verkennen, die Einträge ſeien, trotz⸗ em ſie falſch, oft wohldurchdacht. Die Rechnerin⸗ ruktion habe für den Angeklagten gar nicht exiſtiert. Herr Klingel bemerkte noch, daß es in Ausnahms⸗ ällen wohl einmal vorkommen könne, daß kleinere eldbeträge etwa an Arbeiter, welche das Geld not⸗ wendig brauchen, verabfolgt werden könnten ohne ekretur, dieſe milſſe dann aber nachträglich einge⸗ olt werden, daß aber ſolche hohe Summen ohne etretur vereinnahmt und verausgabt wurden, dürfe ei einer geordneten Rechnungsführung nicht vor⸗ Herr Miniſterialrevident Müſer, ein ebenſo ewandter Rechner als gediegener Redner, geißelt ie Thätigkeit des Angeklagten und deſſen Manſpu⸗ tionen aufs ſchärfſte durch Klarlegung der ganzen aotiſchen Sache und bemerkt, daß bei Prüfungen äußerſt mild gegen den Angeklagten vorgegangen orden ſei. Heute früh 1 Uhr erfolgte die Urteilsverkün⸗ ung, die Geſchworenen bejahten mit Ausnahme ner Frage alle Schuldfragen, billigten aber mil⸗ Das Urteil lautet 8 Jahre is, woran 6 Monate Unterſuchungshaft a Unfähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Amter auf 5 Jahre und die Koſten. — Mannheim, 21. Dez. In der heutigen trafkammer⸗Sitzung kamen u. A. folgende Fälle ur Verhandlung: 1) Melchior Höflein, Taglöhner von Ladenburg, und deſſen Ehefrau geb. Schuh⸗ mann, wegen Vergehens gegen § 288 u. 257 R.⸗ St. G. B. Da der Thatbeſtand der Paragraphen nicht vorhanden, erfolgt koſtenloſe Freiſprechung. wegen Betrugsverſuchs. Am 4. September wurde der Angeklagte von einem Brandunglück heimgeſucht, das ihm faſt ſeine ganze Habe zerſtörte. Er war bei der bairiſchen Verſicherungsgeſellſchaft verſichert und gab bei der Schadenerſatzregulierung 16— 17 Haufen Gerſte und 110 Haufen Spelz als ver⸗ brannt an und verheimlichte 80 Bund Stroh, welche ſich im Keller befanden und nicht verbrannt waren. Es liegt jedoch ein Irrtum vor, keine ſtraf⸗ bare Abſicht, weßhalb koſtenloſe Freiſprechung erfolgt. — Mannheim, 21. Dez. Das ſ. Zt. von der Strafkammer des Großh. Landgerichts Mann⸗ heim gegen den bekannten Wucherer Salomon Kauf— mann von Viernheim erlaſſene Urteil, gegen welches K. die Reviſion einlegte, wurde in der geſtrigen Verhandlung des Reichsgerichts in allen Punkten beſtätigt. — Frankfurt, 19. Dez. Heute früh um halb 5 Uhr brach in der dem Schönhof gegenüber gelegenen Holzſchneiderei von Hoffmann, Feuer aus, welches das Etabliſſement mit ſeinem Inhalt bis auf das Maſchinenhaus vollſtändig einäſcherte. Der Schaden ſoll, da große Holzvorräte vorhanden waren, ein ſehr beträchtlicher ſein. — Dortmund, 21. Dez. Als dieſen Mor⸗ gen gegen 3 Uhr etwa 24 Mann in der Zeche Fürſt Hardenberg auffuhren und der eiſerne Förder⸗ korb bis auf 5 Fuß ſchon die Halte⸗ und Ausſteige⸗ ſtelle erreicht hatte, riß das Tau, die Fangvor⸗ richtung verſagte und der Förderkorb ſtürzte mit raſender Geſchwindigkeit in die furchtbare Tiefe von über 450 Meter, wo er ſich auf dem Grunde des Waſſers, das drei Meter hoch ſtehen ſoll, eingebohrt haben wird. Frühern Erfahrungen nach darf man leider nicht einmal hoffen, daß auch nur ein ein⸗ ziger mit dem Leben davongekommen iſt. — Trieſt, 20. Dez. Der wegen des Bom⸗ benattentats vom Kriegsgerichte zum Tod verurteilte Oberdank iſt heute früh durch den Strang hin⸗ gerichtet worden. — Paris, 20. Dez. Die früheren Direk⸗ toren der „Union Generale“, Bontoux und Feder, ſind jeder zu fünf Jahren Gefängnis, 3000 Franks Geldbuße und gemeinſam in die Koſten verurteilt. Die Gründe der Verurteilung lauten auf falſche Angaben in Generalverſammlungen, Verheimlichungen in Rechnungen durch ſingierte Schriftſtücke, Börſen⸗ operationen mit den Fonds der Geſellſchaft, Errich⸗ tung eines fiktiven Börſenmarktes und betrügeriſches — Für Hausfrauen. Eine höͤchſt prg ſche Erfindung (Deutſches Reichspatent ang), w gewiß alle Hausfrauen interreſſiren dürfte, hal Kaufmann Guſtav Pfeifer, Eiſenhandlung Freiberg (Sachſen) mit ſeiner Kaffee-Brenn⸗Maf gemacht, in welcher der Kaffee nicht wie bei jetzigen Trommeln über dem Feuer, ſondern einem Bolzen, welchen man bei Gelegenheit Kochfeuer (genau wie den Plättſtahl), glühend ma gebrannt wird. Mit deſer Maſchine kann ſich folge deſſen Jedermann mit Leichtigkeit und 9 einen Pfennig für Brennmaterial auszugeben, jeder Zeit friſchen Kaffe brennen, da dasſelbe 9 die geringſte Gefahr in jeder Stube, Küche ze. genommen werden kann und nur ca 5 bis 8 Mi⸗ nuten in Anſpruch nimmt. Dieſe Maſchinen, wer⸗ den in 3 Größen zum Brennen für 200, 250 500 Gramm Kaffee gefertigt und ſind infolge allgemeinen Anwendbarkeit in jeder Haushaltung verwenden. Wir können dieſe gewiß praktiſche ſchine aus eigener Anſchauung auf das Wär empfehlen. . vn Nathau 1 d een der! 0 1883 erfotder Jen als Ante gen Aesch wan, ſltoleum, Do udböher, Besen, I. winigung der Ante in den Ii, bie die Hang und Abtrilt wat und Arrefl ut und endlich 8 Narfthlaßes; 0 * gthebung des edges pro 5 1 Minigung u. 5 oi n Roth Naleſtilen, Klein en Virgerſch id de ders Whigs. Dez düngermeifter J. Huber — ligenſch Jerſteige 1 Hg det Be Litteratur. Eine Sammlung reizender Plaudereien, wohl zunächſt für weibliches Geſchlecht beſtimmt, bielel uns die Verlagshandlung von C. A. Koch (5. Sengbuſch) in Leipzig in graziöſer Ausſtatkung. Wir nennen zuerſt von Eliſe Polko die Skizzen „Vom Herzen zum Herzen.“ Den Grundton derſelben bildet Rouſſeau's Wort; Phi loſophiren kann beſſer der Mann über das Menſchenherz, doch darin zu le ſen, das vermag beſſer die Frau. Und in der That, die Verfaſſerin verſteht zu lefen, das beweiſt dieſes Blichlein! — Im Formate und dem Sinne nach ſchließen ſich dieſer „Plauderei“ die folgenden beiden Schrif⸗ ten von Helene Stöͤkl an. „Er, Sie und Es. n mmundſchaftl Heitere und ernſte Silhouetten des häuslichen Le⸗ e von die unt bens“ und „Aug' in Auge, eine Plauderei.“ Auch n daß des 2 aus dieſen zierlichen Miniatur⸗Ausgaben weht ein erquicklicher lebenswarmer Hauch; die Verfaſſerin verſteht die ſeltene Kunſt, mit dem Herzen z denken und die Leſer raſch gefangen zu nehmen, Helene Stökl überzeugt, und dieſe Gabe iſt nicht jeder Schriftſtellerin unſerer Tage eigen. Wir em; pfehlen dieſe Schriftchen, zum Preiſe von 2 M. 40 Pf., als paſſendſte Feſtgeſchenke für junge Damen. Ain un hier gehöti dag den 6. J. Amitugs L I in as dab Renin bafegett. at, wen mindeſt pie geboten werd 2) Heinrich Dehouſt, Landwirt von Neckarhauſen, “ Herauftreiben der Curſe. Mhbung der Li 185 5 „Thereſe,“ ſagte ſie mit ihrer unwandelbaren „Was bedeutet das, Thereſe, und woher dieſe Sie verbarg ſchluchzend ihr Geſicht in ihren e Güte, „Sie haben mich nicht daran gewöhnt, Ihnen Fehler vorzuwerfen, und Sie ſollten nicht erröten, mir Ihren Kummer anzuvertrauen. — Thereſe, Sie ſind alſo ſehr unglückllch?“ fragte Suſanne nach kurzer Pauſe. Die junge Frau ſchlang ihren Arm um den als ihrer Pflegemutter und flüſterte unter Schluch⸗ zen: „So unglücklich, daß ich am Ende meiner Kräfte bin! Ich finde ſelbſt im Gebet keinen Troſt mehr! Alles bedroht mich, Alles erſchreckt mich! Du allein liebſt mich noch auf Erden, Du allein kannſt mir raten, mir Kraft geben und mich ttöſten! hne Dich bin ich verloren!“ Suſanne ſuchte durch ſanftes Zureden dieſe tiefe Verzweiflung der jungen Frau zu beſchwich⸗ tigen, die ſo lange unterdrückt geweſen uud nun mit doppelter Gewalt losbrach; Thereſe ſchien aber ihre Worte gar nicht zu hören, ſondern ſeufzte nur: „Ich bin verloren! Ich bin verloren!“ — „Aber mein Kind, was iſt denn vorgefallen it Eurer Abreiſe von Weißeck? Sprich ohne Furcht, Thereſe,“ ſagte Suſanne im Tone einer zärtlichen Mutter und das vertrauliche Du gebrau⸗ chend, wie es die beiden Frauen häufig thaten, wenn ſie allein waren. „Bin ich nicht immer be⸗ reit, alle Deine Schwächen zu entſchuldigen, alle Deine Fehler wieder gut zu machen, falls Du welche begangen? Was haſt Du von Deiner alten Su⸗ ſanne zu fürchten? Nun, geſtehe die Wahrheit! War Dein Mann hart und grauſam gegen Dich? Liebt er Dich gar nicht mehr?“ Thereſe antwortete leiſe und verwirrt: „Er liebt mich noch und das iſt ja gerade das Schreck⸗ lichſte meiner Leiden.“ ſonderbare Sprache?“ frug Suſanne ernſt. „Was ich Dir zu ſagen habe, iſt ſchrecklich und doch muß ich ſprechen; ich muß Dir endlich die geheimen Leiden offenbaren, die mich töten. — Suſanne, ich habe Dir geſagt, mit welchem Wider⸗ willen ich dem Manne die Hand reichte, der jetzt mein Gatte iſt; aber damals hatte er in meinen Augen wenigſtens einen Schein von Großmut und Hingebung, der mich glauben machte, daß ich ihn lieben könnte. Heute iſt dieſer Schein verſchwunden. Ich weiß nicht, was in meiner Seele vorgegangen ſeit dem Tage, an welchem Dein Sohn ihm nach dem Leben ſtrebte; ich weiß nicht, welcher ſchreckliche Verdacht ſich damals in mein Herz ſchlich, aber ungeachtet all' meiner Bemühungen, mir meine Pflichten in's Gedächtnis zurückzurufen, ungeachtet aller Anſtrengungen, meines Mannes früherer Ver⸗ dienſte um Guſtav zu gedenken und dadurch meine Dankbarkeit zu beleben, muß ich ihn haſſen, ja ver⸗ achten. — Zanke mich, überhäufe mich mit Vor⸗ würfen; was kann ich jetzt noch für Liebe oder Haß? Höre, Suſanne: Jeder Augenblick neben Fliera iſt mir eine Qual, alles an ihm erſchreckt und ärgert mich. Der Schall ſeiner Tritte macht mich ſchaudern; der Ton ſeiner Stimme läßt mich erbleichen; die Berührung ſeiner Hand iſt für mich wie die Berührung eines giftigen Tieres. Bei ſei⸗ nem Anblick empört ſich mein ganzes Weſen vor Ekel und Abſcheu, ſeine geheimnisvollen Leiden er⸗ höhen noch meinen Widerwillen. Und dieſer Mann iſt mein Gatte, Suſanne, der Vater meines Kindes; ich habe vor Gott gelobt, ihn zu lieben und zu achten, mit ihm zu leben und zu ſterben. O Su⸗ ſanne, Suſanne, ich ſchäme mich vor mir ſelber!“ Händen. „Armes Kind,“ murmelte Frau Lampert, „ iſt denn eingetroffen, was ich fürchtete! All' meine Vorſicht konnte dies Unglück nicht verhindern!“ Nachdem Frau von Fliera etwas ruhiger ge⸗ worden, ſagte Suſanne ſanft: „Sprechen wir vernünftig; um Dir zu hel muß ich Alles wiſſen und muß deßhalb durch ie Fragen einen Augenblick lang alle Wunden De Herzens wieder aufreißen. Vor Allem, Theiiſt laß Dir ſagen, daß ich nicht an jenen plotzlich Haß glaube, der zufällig, ohne triftigen Grund en ſteht und ſeinen Urſprung in einem kranken Ge hat. Die Damen in der Stadt ſchreiben die Launen der geheimnisvollen Einwirkung der Netbei zu; aber ich einfache Landbewohnerin behaupte, daß Du für Deinen Haß, den Du ſo kräftig ausspricht, andere Gründe haben mußt, als bloßen Eigenen oder Nervenſchwäche. So ſei denn aufrichtig Thereſe, und geſtehe, daß Dein Mann ſich irgend wie gegen Dich vergangen hat, wovon Du bis fehl nicht ſprechen wollteſt. — Sprich ohne Hehl. Hat Dich Fliera in Deiner Würde als Frau beleſdigk! dendgut , an Werkel, 18 00 neben iſch und evan Tax 5 . 78 Ruhen, 61 der Eſfbahn linker Hand 0 Guben, neben Au, Tax i Ruthen Ilanz Ahn an den In, neben Phi in Sauet un dun Wittwe, . Nr. 160. duprhauz mit g hwinſtälen, 8 a Bohrung ib dofraithe 5 bat ert gel. anlhn und e Hat er an Dich ungerechte Forderungen geſtelltg 3 Hat er Dich mit Eiferſucht gequält? Sage d ag den 20 Wahrheit und wenn er Grund gegeben hal i der Gt. N Deiner Verzweiflung, ſo wird vielleicht mein Ein Vebe zu ſeiner Beſſerung beitragen. Du weißt, daß 10 der Sprache der Vernunft leicht zugänglich iſt l Hhritoaun daß ich ſchon einmal ſo glücklich war, ihn don cd a nem verhängnisvollen Vorſatze abzubringen.“ f aft (Fortſetzung folgt.) 2 8 J Redaktion, Druck und Verlag von Karl olktet b f. 2 1 J Ladenburg. 110