Schuldfrage, und ſo wurde das rohe Subject, das übrigens ſchon zweimal wegen Körperverletzung be⸗ ſtraft wurde, zu 7 Jahren Zuchthaus, 5jährigem Ehrverluſt und den Koſten verurteilt. 15. Dez. Die letzten Montag unterbrochene Verhandlung gegen den Dienſtknecht Chriſtian Hum⸗ mel von Steinsfurth wegen Brandſtiftung wird heute fortgeſetzt. Das Verdikt der Geſchworenen lautet „ſchuldig“ und verübt unter mildernden Umſtänden, die Strafe 1 Jahr Gefängnis und die Koſten. 9. Fall. Georg Reiſig, 49jähriger Gerber von Heidelberg, wegen Bankerutts. Der Angekagte wurde des betrügeriſchen Bonkerutts für ſchuldig be⸗ funden und zu 1 Jahr 9 Monate Zuchthaus, Ehr⸗ verluſt auf 3 Jahre und die Koſten verurteilt. 10. Fall. Philipp Will, 35jähriger Bäcker von Hemsbach, wegen Brandſtiftung. Will wurde der That überwieſen und zu einer Zuchthausſtrafe von 3 Jahren und die Koſten verurteilt, verliert die bürgerlichen Ehrenrechte auf 5 Jahre und wird Polizeiaufſicht für zuläſſig erkannt. 16. Dez. 11. Fall. Peter Wettſtein, 39jäh⸗ riger Landwirt und g⸗weſener Gemeinderechner von Altwiesloch, wegen Uuterſchlagung im Amte und deſſen 33jährige Ehefrau Anna geb. Bachmann von da wegen Beihilfe hierzu. Die Angeklagten wurden koſtenlos freigeſprochen. 18. Dez. 12. Fall. Auguſt Niederheiſer, 44 jähriger, verheirateter, geweſener Statdrechner, geb. in Rappenau, wohnhaft in Heidelberg, wegen Unter⸗ ſchlagung im Amte. Endlich kommt ſie zum Aus⸗ trag, die Sache, die ſeit 3 Jahren wie ein Alp auf der Gemeinde Heidelberg lag und auf deren Ausgang Jeder geſpannt iſt, wenn er derſelben auch ferne ſteht. Solche Unrichtigkeiten, Unterſchleife, Fälſchungen ꝛc. wie ſie nach den Intentionen der Anklage in dieſem Falle vorliegen, müſſen geradezu als grandios bezeichnet werden. Der Schwere des Verbrechens wegen, wie ſie die Anklage enthält, dürſte dieſen Fall zu einem der wichtigſten ſtempeln, mit dem ſich die Juſtiz bis jetzt zu beſchäftigen hatte. — In dieſem Falle zerfällt die Anklage in 5 Punkte, 10 weitere Punkte wurden von der Gr. Staatsanwaltſchaft fallen gelaſſen, da wohl hinrei⸗ chende Verdachsgründe aber kein direkter Beweis für dieſelben vorhanden iſt. Urſpringlich waren 146,000 M. unterſchlagene Gelder angenommen, heute ſind dieſe auf 118,000 reduziert. Immerhin aber noch ein recht hübſches Sümmchen. Die Anklage iſt aber nicht allein auf Unter⸗ ſchlagung dieſer Summe gerichtet, ſondern ſie be⸗ hauptet auch, der Angleklagte habe auch in Bezieh⸗ ung auf die Unterſchlagung der ihm in ſeiner Eigen⸗ ſchaft als Beamter übergebenen Gelder die zur Ein⸗ tragung oder Kontrole der Einnahmen und Aus⸗ gaben beſtimmte Rechnungen, Regiſter und Bücher unrichtig geführt, verfälſcht und unterdrückt, ferner unrichtige Abſchlüſſe und Auszüge aus dieſen Rech⸗ nungen, Regiſtern und Büchern und unrichtige Be⸗ läge zu denſelben vorgelegt. Niederheiſer war früher Kameralaſſiſtent und ſeit 1. Juli Stadtrechner von Heidelberg. — Konſtanz, 16. Dez. Ein Hofbauer bei Amrisweil wurde am Morgen des 14. d. von ei⸗ nem gut gekleideten Mann auf dem Wege ange⸗ griffen, mit in ein Sacktuch eingewickelten Steinen niedergeſchlagen und ſeiner Baarſchaft von etwa 2000 Frks. beraubt. Ein der That Verdächtiger ſoll bei einem hieſigen Bankhaus eine 500 Frs.⸗ Note haben umwechſeln laſſen. — Darmſtadt, 15. Dez. In der geſtrigen Sitzung der Stadtverordneten wurde über das Ge⸗ ſuch des W. A. Securius in Wiesbaden um die Erlaubnis zur Anlage eines Feuerbeſtattungsofens verhandelt. Der Genannte hält Darmſtadt wegen ſeiner Verkehrslage für den geeigneten Ort zur Er⸗ richtung einer Feuerbeſtattungsanſtalt, welche einen allgemeinen Verſammlungsraum, Leichenhalle, Se⸗ cierhalle, Raum zur Aufſtellung von Aſchenurnen und im Keller den Verbrennungsbfen enthalten ſoll, und iſt bereit, wenn ihm die Stadt ein paſſendes Grundſtück überlaſſe, den Beſtattungsofen auf eigene Rechnung erbauen und erhalten zu laſſen. Da nach Auskunft des Oberbürgermeiſters hinter dem Kirchhof ein ausreichendes Gelände zur Verfügung ſteht, auch die Stadt keine Koſten oder ſonſtige Nachteile von der Anlage zu erwarten hat, ſo hatte die Sanitäts⸗ und Baukommiſſion die Gewährung des Geſuchs empfohlen und die Verſammlung ſchloß ſich dem an. Der Geſuchſteller wird demnächſt die Pläne des Unternehmens vorlegen. — Köln, 16. Dez. Heute früh zwiſchen 5 und 6 Uhr wurde im Dom während der erſten Meſſe von dem für die Kirche angeſtellten Nacht⸗ wächter ein Menſch entdeckt, welcher unter Anwen⸗ dung von Leimruten einen Opferſtock beraubte. Der Wächter ergriff den Dieb und führte denſelben, trotz⸗ dem er ihm mit einem Meſſer die eine Hand zer⸗ ſchnitt, dem Polizeikommiſſär des dortigen Bezirks zu. Hier fand man ein Töpfchen mit Leim und die bei der Beraubung des Opferſtockes zur Anwen⸗ dung gekommenen Stöckchen bei dem Diebe. Im Dome lagen die voll Leim hängenden Münzen, welche dem Opferſtocke entzogen worden waren, guf dem Boden umher. — Paris, 17. Dez. Im Puy (Gers) brach in verwichener Nacht eine heftige Feuersbrunſt aus, wobei acht Perſonen verbrannten. Ein junge Mädchen ſpang aus dem Fenſter und wurde ſchwer verletzt. — New⸗Nork, 9. Dez. In einem Eiſen⸗ bahntunnel unweit Portland, Oregon, fand am Donnerstag eine Exploſion von Sprengpulver ſtatt, wodurch vier Chineſen getötet und ſechs ſchwer ber⸗ wundet. — Eine 500 Mann ſtarke Bande Apache⸗ Indianer griff Caſas Grandes im Staate Chſhu⸗ ahua (Mexico) an, metzelte 75 Perſonen nieder h. ſchleppte mehrere Frauen und Mädchen ſowie eine große Anzahl von Vieh mit ſich fort. Truppen per⸗ folgen die Indianer, die indes einen großen Vor⸗ ſprung haben. — New⸗Mork, 13. Dez. Eine Depeſche aus San Antonio meldet ein durch den Einſturz einer neu erbauten eiſernen Brücke verurſachtes Un⸗ glück auf der mexikaniſchen Pacific⸗Eiſenbahn. Von den zur Zeit an der Brücke beſchäftigten Arbeitern wurden ſieben auf der Stelle getötet, während viele andere Verletzungen davontrugen. — Bergſturz. Eine gräßliche Kataſtrophe wird aus Italien gemeldet. Bei Monte Ferrato im Luccheſiſchen erfolgte ein Bergſturz gerade in dem Moment, als eine Poſtkutſche vorüberfuhr. Die gi⸗ gantiſche Erdlavine begrub die ganze Straße, die nach der Station Seſto führt, und mit ihr jenes Vehikel, das ſieben Paſſagiere enthielt. Es iſt das ſchon der vierte Bergſturz, der auf dieſer Strecke erfolgt iſt. — In Ravensburg wurde ein wegen Bettelei und Landſtreicherei verhaftetes Individuum an das Amtsgericht eingeliefert. Bei deſſen Durchſuchung fand man das nette Sümmchen von über 1000 M. in Papier, Gold und Silber.“ — Wie viele Köpfe hat ein Ham⸗ burger? Nach dem parlamentariſchen Bericht der „Poſt“ begann heute der Abg. Dr. Wendt ſeine Rede im Reichstag folgendermaßen: „Die Ausfüh⸗ rung des Socialiſtengeſetzes in Hamburg iſt eine durchaus loyale geweſen, trotzdem ſind etwa 200 Perſonen mit etwa 1000 Köpfen ausgewieſen worden.“ Breih nichts mehr mit mir gemein haben kann, noch ſoll.“ Suſanne ſchwieg. Fliera glaubte indeſſen noch nicht ihren ganzen Verdacht gegen Fliera beſeitigt zu haben und wollte eben das Geſpräch in dieſer Abſicht wieder aufnehmen, als ihn Suſanne mit einer raſchen Handbewegung vom Sprechen abhielt. „Genug! Sie brauchen ſich nicht zu recht⸗ fertigen!“ rief Suſonne in feierlichem Tone. „Was mich betrips, ſo fürchte ich nichts, ich kann nichts fürchten! Ich trotze allen böſen Ränken, ich werde ohne Murren an dem Tage ſterben, den mir der Himmel zum Sterben beſtimmt. Aber ich halte Sie nur unnütz bier auf, Herr von Fliera, und ich vergeſſe, daß dieſe Unterredung außerordentlich peinlich für Sie ſein muß. Künftig werde ich Sie zu vermeiden wiſſen, und zwar aus Mitleid für den Zuſtand, in den Sie mein Anblick verſetzt. Adieu! Bedenken Sie, daß ſelbſt die göttliche Langmut ermüdet, wenn man die Stunde der Reue verſäumt.“ Und ſie verbeugte ſich kalt und wollte ſich ent⸗ fernen, aber Flera ſchien ſehr erſchrocken über ihre mißtrauiſchen Geſinnungen und beſchloß, einen Hauptſchlag zu führen. Er hielt ſie am Arme feſt und ſagte: „Suſanne, ich will Ihnen beweiſen, wie ſehr ich Ihrem Verſprechen traue. Sie haben zwar kaum von Thereſe, meiner Frau, geſprochen, und doch weiß ich, wie ſehr Sie durch die Trennung von ihr leiden; ich widerſetze mich Ihrem Beſuche auf Schloß Weißeck nicht mehr. Suſanne, ich hoffe, Sie werden meine Frau nicht Denjenigen haſſen Die alte, treue Suſanne konnte gar nicht an ſo viel Glück, an ſo viel Edelmut des Schloßherrn glauben. „Wäre es denn möglich, daß ſich Ihr Herz total geändert hat?“ rief ſie mit Erſtaunen. Hät⸗ ten Sie die Leiden und Gewiſſensbiſſe wirklich ge⸗ beſſert? Was auch immer der Grund dieſer Gunſt ſei, die Sie mir gewähren, ſo ſeien Sie doch tau⸗ ſendmal geſegnet dafür, daß Sie mir ſie erwieſen. — Thereſe wiederſehen, die Tochter meiner vielge⸗ liebten Freundin Eliſabeth! O Dank, Dank, Herr von Fliera! Jetzt glaube Ihren Worten! Ich laufe ſogleich nach dem Schloſſe, um meine liebe Thereſe nach ſo langer Trennung wieder zu ſehen.“ „Im Schloſſe werden Sie nicht ſo ungeniert ſein, als Sie es wünſchen, Suſanne. Ich vertraue Ihnen ohne Rückhalt; Thereſe ſoll zu Ihnen auf den Weißhof kommen.“ Und Fliera ging ſchnell in der Richtung des Schloſſes weiter, während Suſanne mit frohem Herzen den Weg nach dem Weißhof einſchlug. Als ſie in die Nähe desſelben kam, ſah ſie von weitem ihren Sohn, der ſich in entgegengeſetzter Richtung entfernte, dabei ſich aber längs der Hecken hindrückte, als wolle er den Blicken der Menſchen entgehen. Zu ihrem größten Erſtaunen ſah Suſanne Denys in ſeinen Sonntagskleidern und überhaupt wie zu einem hohen Beſuche angekleidet. Suſanne hätte ihren Sohn zurückrufen mögen, aber dieſer lief ſehe ſchnell und war in wenigen Augenblicken zwiſchen den Hecken ihren Blicken entſchwunden. e und verachten lehren, den ſie um jeden Preis lieben und ehren muß.“ Als Frau Lampert nach Hauſe kam, fragte ſie Liſette, die neugierigſte und ſchwatzhafteſte ihrer Mägde, über den geheimnisvollen Gang ihres Soh⸗ nes aus. ihrer Rückkehr ein junger Bauernburſche gekommen ſei aus Wels, einem Pachthof eine halbe Stunde von den Torfländern entfernt und einen Brief ge⸗ bracht habe, den er nur dem Herrn Denhs in ei⸗ gene Hand geben wollte. Gleich, nachdem er ihn geleſen, habe er ſich umgekleidet und ſei ausge⸗ gangen, ohne etwas zu ſagen. Dieſes Ereigniß, das gonz unbedeutend geiz ſen wäre in dem bewegten Leben eines Stlädters, hatte einen geheimnisvollen und wichtigen Anſtrich im Weißhof! Wer hatte dieſen Brief geſchrieben Warum war der Brief von ſolcher Geheimniskrä⸗ merei umgeben? Welcher dringenden Einladung hatte Denys ſo raſch Folge geleiſtet! Suſfanne, die ſonſt alle Schritte ihres Sohnes kannte, erging ſich in Vermutungen; aber feſt überzeugt, daß nur ganz außergewöhnliche Umſtände Denys zu dieſer Eile bewogen haben konnten, und daß er ihr bei ſeiner Rückkehr Alles ſagen würde, gebot fie ſelbſt Liſette Schweigen, die eine Flut oon Vermutungen laut werden ließ, und befahl der Magd, ſie mochte ein gutes Vesperbrod auftragen, denn Suſanne zweiſette nicht, daß ihre geliebte Thereſe, die Schloß⸗ herrin, beim erſten Worte ihres Gatten von der Erlaubnis, den Pachthof zu beſuchen, Gebrauch machen würde und ſie wollte, daß Alles bei dieſer Gelegenheit einen feſtlichen Anſtrich habe, weshalb ſie in der Eile auch noch einige andere Anordnungen traf. (Fortſetzung folgt.) Redaktion, Druck und Verlag Ladenburg Sie erfuhr, daß einige Minuten vor Au öfen 1 en ke ö cen d 1 Ar