zur Zulaſſung eines Eides, ſowie ſofortigen Unter⸗ ſuchungsverhaft gegen ihn erkannt. — Schwetzingen, 13. Dez. Die ſeit 5 Jahren hier beſtehende Schulſparkaſſe wird vom 1. Januar 1883 an in eine Pfennigſparkaſſe umge⸗ wandelt, in die Einlagen von 5 Pfennig an ge⸗ macht werden können. — Geſtern hat ſich dahier ein Verein zum Schutze entlaſſener Sträflinge des Amtsbezirkes Schwetzingen gebildet. Als Minimal- beitrag wurden 50 Pfennig feſtgeſetzt. Dem hieſigen Ortsvorſtande wurden die Geiſtlichen und Bürger- meiſter der zum Amtsbezirke gehörigen Ortſchaften cooptirt. — Offenburg, 11. Dez. Heute wurde der 18jährige Robert Lefevre, ein roher und händel⸗ ſüchtiger Menſch, welcher in der Nacht vom 1. auf 2. Okt. d. J., nachdem er ſich vorher geäußert hatte: „Heute muß noch Einer das Leben laſſen“, den 22 Jahre alten beurlaubten Soldaten Friedrich Stöhr von Dinglingen, ohne von demſelben gereizt worden zu ſein, mit einem Dolchartigen Jagdmeſſer erſtochen, ſo daß der Tod augenblicklich eintrat, vom Schwurgericht zu einer Zuchthausſtrafe von 12 Jahren verurteilt worden. — Grünsfeldzimmern, 9. Dez. Hier herrſcht große Freude. Die Ott'ſche Erbſchaft ſcheint uns nun den erwarteten Millionenregen zu bringen. Heute ſind die von Ott unſerer Gemeinde vermach⸗ ten 20,000 Mark eingetroffen un) ſogleich in die Sparkaſſen Tauberbiſchofsheim, Königshofen und Lauda gelegt worden. Die Auszahlungen an die Erben ſollen demnächſt erfolgen. — Vom Kocher, 8. Dez. In einem Grenz⸗ bezirksorte zerriß ein Unterſuchungs⸗Gefangener ſeine Kleider. Um ihn zu kurieren, ließ man ihn drei Tage auf einen neuen Anzug warten und da es gerade ordentlich kalt geworden war, ſo hatte der Burſche empfindlich zu leiten. Schließlich bat er, man möge ihm doch irgendwelche Kleidung geben, und das geſchah, allein die Methode wird gründlich geholfen haben. — Pforzheim, 12. Dez. Auf dem See⸗ hauſe gerieten geſtern nachmittag Waldhüter Meiſter und Bäcker Lutz von Würm in Streit, der in Thätlichkeiten ausartete, bei welcher Lutz zu Boden geworfen wurde und zwar ſo unglücklich, daß er dieſen Morgen ſeinen Geiſt aufgab. Gerichtliche Unterſuchung iſt eingeleitet und Meiſter in Haft genommen. — Mainz, 8. Dez. Der Bürgermeiſter zertrümmerten die Möbel. Schöller in Bodenheim ſchreibt dem „Mainz. Tgb.“ Nach Schätzung auf Grund der Policen der Landes⸗ brandkaſſe beträgt der hier durch das Hochaſſer ver- urſachte Schaden an Gebäulichkeiten über 100,000 M. — Für die Waſſerbeſchädigten in Rheinheſſen ſind in Darmſtadt nun nahezu 60,000 Mk. ge⸗ ſammelt worden. Die Sammlungen an Kleidungs— ſtücken ꝛc. für die Waſſerbeſchädigten, an welchen ſich in erſter Linie auch die Großh. Familie mit großen Gaben von Kleidern, Weißzeug dc. beteiligte, haben wahrhaft ungeahnte Dimenſionen angenommen und dürfte es in dieſer Beziehung an nichts mehr in den überſchwemmten Orten fehlen. — München, 11. Dez. An dem am 8. d. Mts, abends in Peſſau angekommenen Wien⸗ Frankfurter Schnellzug bemerkte der Kondukteur bei der Durchfahrt durch den Tunnel an dem Schlaf⸗ wagen einen ausgebrochenen Brand. Durch die Ofenhitze hatte die innere Verſchalung der Wand Feuer gefangen, welches bereits Luft hatte. Der Mann hatte ſo viel Geiſtesgegenwart, keinen Lärm zu machen, ließ den Z4g einfahren, und raſche Hilfe von Seiten des Bahnperſonals bewältigte das Feuer. Welch' ſchrecklicke Folge der Brand mitten auf der Strecke hätte haben können, iſt nicht ab⸗ zuſehen. — Neuwied, 12. Dez. Vergangene Nacht gegen 12 Uhr iſt die Fa nilie des hieſigen Schneider⸗ meiſters Röhrig in der Feldkircherſtaße auf eine ganz ſchreckliche Weiſe durch die Exploſion einer Petroleumlampe heimgeſucht worden. Dem Fami⸗ lienvater, der in den beſchränkteſten Verhältniſſen lebt, 5 Kinder zu ernähren hat und aller Mittel bar ſein ſoll, ſind Geſicht und verſchiedene andere Körperteile auf die furchbarſte Weiſe verbrannt, ebenſo ſoll der ältere Sohn ſehr ſchwere Verletzungen davongetragen haben. Beide Verwundete ſind nach dem hieſigen Krankenhauſe gebracht worden; der Ehefrau ſollen die Hände ebenfalls ſtark verletzt ſein. Die verunglückte Familie wird durch dieſe verhängnisvolle Exploſion umſomehr heimgeſucht, als ſie meiſt kleinere Familienglieder hat, die auf den Erwerb des Vaters angewieſen. — Wien, 12. Dez. Im Aſylhauſe für Ob⸗ dachloſe fanden infolge einer geringfügigen Urſache arge Exeſſe ſtatt. Ein Civilwachmann wurde durch einen Meſſerſtich verwundet und ein Gemeindediener die Stiege hinabgeworfen. Die Excendenten löſchten die Lampen aus, zündeten die Strohſäcke an und Die requirierte Feuer⸗ wehr löſchte die Flammen. Die Polizei verhafteſe 34 Excedenten. Der Bürgermeiſter und der Polſ⸗ zeipräſident waren perſönlich erſchienen. Paris, 12. Dez. Heute früh ermordete der Diamantenhändler Rappoport in ſeiner Wohnung Rue Richelieu Nr. 97 zuerſt ſeine 17 jährige Tochter mit einem Dolch und dann ſich ſelbſt mit einem Revolver. Die Tochter, von großer Schönheit, hafte ein Verhältnis mit einem ſehr reichen Mine, der ihr bereits eine prachtvolle Wohnung gemietet und mit einem Mobiliar für 100,000 Fr. eingerichtet hatte. Der Vater erfuhr erſt heute früh, daß jener Mann verheiratet ſei. In einem Schreiben bat der Mörder die jüdiſche Armenpflege um ein Begräbnis für ſich und ſein Kind. — Galatz, 10. Dez. Der ruſſiſch⸗ ſulgarſſche Dampfer „Gyury“, welcher regelmäßige Fahren zwiſchen Odeſſa und Siſtov unterhielt, iſt heute nacht im Donau⸗Arme, zwei Stunden oberhalb der Sulinamündung, untergegangen. Mehrere Reiſende ſind ertrunken. Die Schiffsequipage hat ſich gereſtel, — Madrid, 12. Dez. Eine Feuersbrunf im Gebäude des Kriegsm niſters zerſtörte die Bih⸗ liothek und einen Teil der Archive. 20 Perſonen wurden bei dem Brande verwundet. — New⸗ Mork, 12. Dez. Einer Depeſche aus Kingſton auf Jamaica zufolge iſt der vorwie⸗ gend von Kaufleuten und Geſchäftstreibenden be⸗ wohnte Teil Kingſtons am Montag niedergebrannt, Der Schaden wird auf 6 Mill. Pfd. St. geſchätzt. Hunderte ſind obdachlos, viele Banken, Magazine und Warenniederlagen ſind zerſtört und es herrſcht großer Lebensmittelmangel. — Poſtaliſches. Das Poſtbuch für das Großherzogtum Baden iſt vor Kurzem in amtlicher Bearbeitung neu aufgelegt worden. Die Vielſeitig⸗ keit des heutigen Poſt⸗ und Telegraphenverkehrs er⸗ fordert mehr denn je eine genauere Kenntnis der Vorſchriften und Tarife für denſelben. g Der Zweck der mannifaltigen Einrichtungen mit welchen dieſe Verkehrsanſtalten dem Publiku dienſtbar gemacht ſind, wird um ſo vollkommener erreicht, in je weitere Kreiſe die Kenntnis der ein⸗ ſchlägigen Beſtimmungen dringt. In dieſem Sinne kann dieſe neue Auflage auf das Angelegentlichſte empfohlen werden. Das inhaltreiche und doch hand liche Büchlein iſt an den Poſtſchaltern zu dem mäs⸗ ſigen Preiſe von 40 Pfg. verkäuflich und ſollte in keinem Handlungshauſe, in keinem Geſchͤftszimme fehlen. alſo der Mann. dem Sie fortan Ihr ganzes Ver⸗ trauen ſchenken?“ f Und ohne eine Antwort abzuwarten, verließ Suſanne das Haus. Kaum war ſie fort, ſo wurde Fliera von einer außerordentlichen, fieberhaften Angſt ergriffen. Er nahm Hut und Stock und ſagte: „Ich muß ihr nach, ich muß ſie sprechen, koſte es, was es wolle. Sie hat mich hier geſehen, ſie wird denken, daß wir etwas gegen ſie verabreden. Adieu, adieu, Breih! Seien Sie nicht roh gegen Ihre Frau. Thun Sie nichts, ich beſchwöre Sie, was Frau Lampert ärgern könnte. Beſonders ſprechen Sie nichts von dem, was wir verhandelt; ich werde ſpäter wiederkommen, wenn es Niemand ſieht. Adieu!“ Der Schloßherr rannte fort wie ein Irrſinniger. Suſanne war ſchon weit fort, als Fliera an⸗ fing, ihr nachzueilen; aber die Unruhe gab ihm eine fieberhafte Eile, die ſich mit jedem Schritte noch erhöhte. Erſt auf der kleinen Anhöhe vor der Allee bemerkte er vor ſich Suſanne, wie ſie eiligen Schrittes im Schatten der Pappelbäume dahinging. Beim Anblicke dieſer Frau, der er mit ſo viel Eifer bei glühender Sonnenhitze nachgeeilt war, verdoppelte ſich des Schloßherrn Angſt und ein hef⸗ tiges Zittern ſchüttelte ſeinen ganzen Körper. Doch verminberte er nicht die Haſt ſeiner Schritte; man ſollte glauben, er folgte jener geheimnisvollen An⸗ ziehungskraft, die den kleinen Vogel zwingt, ſich in den Rachen der Schlange zu werfen, oder vielmehr ſchien er jenem unerbittlichen Drange zu folgen, der im Traume den Schlafenden oft in den Ab⸗ grund treibt. Sein ganzes Weſen widerſetzte ſich ſeinem Willen; auf ſeiner Stirn perlte kalter Schweiß, ſeine Kniee zitterten und beugten ſich unter ihm; aber er ging immer zu, mit ungleichen, wankenden, aber mit ſchnellen Schritten. Suſanne dachte indeß nicht, daß ſie beobachtet oder gar verfolgt werde. Sie wendete ſich nicht um, blieb nur von Zeit zu Zeit ſtehen, um einige Kräuter, die am Wege wuchſen, abzurupfen. End⸗ lich jedoch erregten die immer näher kommenden Schritte ihre Aufmerkſamkeit; ſie ſchaute hinter fich und als ſie den Gutsherrn erblickte, blieb ſie ſtehen, um ihn zu erwarten oder um ihn vorbei zu laſſen. Dieſe an ſich ſo einfache Thatſache vermehrte die Verwirrung Fliera's; er ſenkte die Augen und wurde bald rot, bald blaß und der für Alle ſo wohlwollende Blick der Frau Lampert ſchien für ihn allein etwas Schreckliches zu haben. Er blieb vor ihr ſtehen, ohne eine Silbe hervorzubringen.“ „Gnädiger Herr,“ ſagte Suſanne mit Würde, „ſuchten Sie mich? Haben Sie mir etwas zu ſagen?“ ö f „Ich!“ ſtotterte Fliera, „ja das heißt — ich wollte Sie blos fragen —“ Unfähig, ſeinen durch das raſche Laufen ge⸗ ſteigerten Leiden länger zu widerſtehen, lehnte ſich Fliera gegen einen Baum und ſtöhnte: „Ach, wie leide ich!“ Tiefes Mitleid zeigte ſich auf den Zügen Su⸗ ſannens. „Nicht wohr,“ ſagte ſie mit Nachdruck, „das Leben iſt ſehr lang und ſchmerzbaft, wenn man einen großen Vorwurf im Herzen trägt? Und doch, Herr von Fliera, iſt es wirklich dieſer Vorwurf, welcher Sie vor der Zeit gealtert hat? Iſt es Reue oder Rachedurſt, was Sie in dieſe Gegend zurückgeführt hat?“ „Und warum wäre es denn nicht ein lobens⸗ wertes Gefühl? Zwar habe ich das Recht verloren, Ihnen gegenüber ſtolz zu ſein, Frau Lampert, abe halten Sie mich denn gar keines edlen Gedankens mehr fähig?“ keuchte der Schloßherr hervor. „Vielleicht nein; denn wenn auch ſolch ein Gedanke in Ihrem Herzen entſpränge, ſo würde er doch ſchnell überwuchert von dem ſchänd ichen Ge⸗ fühle, das allein die Triebfeder all Ihrer Hand: lungen iſt, von der Furcht,“ ſagte Suſanne ſtreng „Oh, proteſtieren Sie nicht! Beſudeln Sie fh Ihre Lippen durch eine Lüge!“ fuhr ſie fort, Fliera eine abwehrende Bewegung machte. „Mi Anblick iſt Ihnen verhaßt, ich weiß es: Ihr, Wi legenheit, Ihre zitternde Stimme ſind Zeuge Jaßog, — Nun wohl! was wollen Sie von mir? Wg; rum ſind Sie wieder in dieſe Gegend gekommen Habe ich nicht Wort gehalten? Iſt der Schloßhez von Weißeck jetzt nicht von allen Denen g li be und geachtet, die ihn früher haßten? Hat er nicht ſchog Beweiſe meiner Schweigſamkeit gehabt? Verlangt er denn einen neuen Schwur von mir, um nicht ſtets von Angſt gequält zu ſein?“ — „Glauben Sie das ncht, Suſanne; entgegnebe der Schloßherr wie aufatmend, „ich weiß ja, wie treu Sie Ihre Verſprechen und Drohungen halten Aber habe ich nicht meinerſeits genau alle Bes dingungen erfüllt? Ihr Sohn hat mich löten wollen, ich habe ihn begnadigt: noch mehr, ich habe ihn verteidigt, ich habe ihn mit Güte behandelt; ich habe ihn auf dem Gutshofe gelaſſen, ich habe ihm mein ganzes Vetrauen geſchenkt. — Wollen Sie ſtrenger gegen mich ſein, als ich es gegen Denys war?“ (Fortſetzung folgt.) 1 Redaktion, Druck und Verlag von Kart Molitor, Ladenburg.