rung etheiligen er Ermächtz ß der 5 olf 1 burg und Schriesheim. Poſtproviſion. nehmen Inſerate für uns an. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 M. 20 Pf. Juſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, ſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf. Local-Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirt Franz Carqus zum „deut ſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen mit illuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 Mk. 70 Pf. excl finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ Nr. 98. Samstag, den 9. Dezember 1882. te erteilt, z. eis bon J Berlin, 5. Dez. Reichstag. Zum Antrag Philipp's, Entſchädigung unſchuldig Verurteilter, er⸗ klärt Staatsſekretär Schelling, der Tendenz des An⸗ trags könne man ſympathiſch gegenüberſtehen. Die Ausführbarkeit ſei aber zu bezweifeln, weil die Vor⸗ ausſetzungen der Entſchädigung nicht greifbar feſtzu⸗ ſtellen ſeien. Die bloße Freiſprechung nach Wieder⸗ aufnahme des Verfahrens reiche nicht aus, darauf werde die Regierung nimmermehr eingehen. Die Freiſprechung ſei kein Beweis der Nichtſchuld, ſon⸗ dern nur ein Beweis, daß die Schuld nicht bewieſen ſei. Der Antrag Philipps wird nach längerer De⸗ batte an eine vierzehngliedrige Kommiſſion ver⸗ wieſen. Der Antrag der Deutſchkonſervativen im Reichs⸗ tage, Einführung einer procentualen Börſenſteuer, iſt in Vorbereitung und wird noch im Laufe dieſer Woche eingebracht werden. Als Antragſteller wird aach jetzt, wie bei einer früheren Gelegenheit, der Abg. v. Wedell⸗Malchow fungiren. Die Deutſch⸗ Konſervativen rechnen auf den Sieg durch die Un⸗ terſtüßung des Centrums und der Freikonſervatiwen. — Im Abgeordnetenhauſe trat geſtern die freie Notſtands⸗Kommiſſion zu einer Beratung zu⸗ 5 ſammen und beſchloß, auf die Errichtung eines Zen⸗ U tralkommites am Rhein hinzuwirken, an deſſen Spitze 8 I ſſchllich der vorläufig zur Verfügung geſtellten 500,000 Mk. bereits geſchehen ſei. Wien, 5. Dez. Der heute vom Finanzmi⸗ niſter im Abgeordnetenhaus eingebrachte Voranſchlag weiſt die Ausgaben im Budget mit 491,800,000 fl., die Einnahmen mit 460,200,000 fl. nach. Es ergibt ſich demnach ein Defizit von 31,600,000 fl. gegen 37,560,000 fl. im Vorjahre. London, 5. Dez. Der Korreſpondent der Times meldet aus Kairo telegraphiſch einen Brief Arabis, worin ſich derſelbe ſehr ergeben in ſein Schickſal ausſpricht und erklart, er verlaſſe Egypten mit vollem Vertrauen in deſſen Zukunft, da es England jetzt unternommen habe, die Reformen einzuführen, für welche er gekämpft. Schließlich dankt er Gladſtone und Lord Granville für deren Einmiſchung zu ſeinen Gunſten. Die Begnadigung Arabis hat auf die Einge⸗ borenen in Kairo im Allgemeinen einen guten Ein⸗ druck gemacht, wohingegen die europäiſche Colonie aufs äußerte erbittert iſt. In Alexandrien arran⸗ gierten die egyptiſchen Einwohner zu Ehren Arabis in der Rue des Soeurs eine große Demonſtration. Zur Beſetzung des Poſtens als Oberbefehls⸗ haber für die egyptiſche Armee iſt von Seiten Eng⸗ lands General Sir Evelyn Wood in Vorſchlag ge⸗ bracht worden.“ Petersburg, 6. Dez. Der Großfürſt Wladimir gibt im Regierungsanzeiger bekannt, daß er vom 4. d. M. das Commando der Garde und des hieſigen Militärbezirks wieder angetreten habe. — Das Hofminiſterium veröffentlicht einen kaiſer⸗ lichen Befehl, wonach am Georgsfeſte, dem 8. d. M., die courfähigen Perſonen und ſämtliche in der Reſidenz weilenden Georgsritter, die Generalität und das Offjiziercorps ſich um 12½ Uhr mittags im Winterpalais zum Te Deum zu verſammeln haben. Die Georgs⸗Ritter ſind zu der um 6 Uhr abends ſtattfindenden kaiſerlichen Tafel geladen. Odeſſa, 3. Dez. Zu Neaſheen im Gouver⸗ nement Tſchernigow ſind fünf Soldaten des 27. Dragoner⸗Regiments kriegsgerichtlich zu 15 Jahren harter Bergwerksarbeit und Verluſt aller bürgerlichen 5 Rechte verurteilt, weil ſie im vergangenen Frühjahr an den Ausſchreitungen gegen die Juden teilge⸗ nommen. 8 Kairo, 7. Dez. Mehmed Paſcha Sami, Ali Paſcha Fehmi, Abdellal Paſcha und Tulba Paſcha wurden vor ein Kriegsgericht geſtellt. Sie bekann⸗ ten ſich der Rebellion für ſchuldig. Sie wurden zum Tode verurteilt, die Strafe jedoch in lebens längliche Verbannung verwandelt. 3 Verſchiedenes. — Aus Baden, 5. Dez. Eine Gemeinde in Baden (der Name wird nicht genannt) hat, wie die „Karlsr. Ztg.“ berichtet, ihre Liebe zu der Kronprinzeſſin Viktoria durch eine originelle Idee zum Ausdruck gebracht, indem ſie der hohen Frau drei Kirchenglocken mit dem Wunſche anbot, daß ſie dieſe an eine dürftige Gemeinde in Schweden ſchenken möge. Als Herzogin von Wermlandt lag es der Kronprinzeſſin zunächſt daran, dieſe Glocken für eine Gemeinde in dieſer Provinz zu beſtimmen; doch fehlen in keiner Kirche dort die Glocken. In⸗ deſſen hat die Kronprinzeſſin ſich entſchloſſen, ſie der Kirche zu Hölo zu ſchenken, und iſt der dortige Geiſtliche bereits aufgefordert worden, Vorſchläge zu den Inſchriften der Glocken zu machen, die in⸗ deſſen ſchon eingegangen ſind. Auf dem untern Rande der erſten Glocke wird der Text von Lu. 2. 10, an der zweiten der Text von Joh. 5. 28 1 der Oberpräſident der Rheinprovinz treten und e welches ſich mit der Sammlung und Verteilung der 1110 e J eingehenden Beträge beſaſſen will. Außerdem wurde en unbe· die Bildung eines Komites für Berlin in Ausſicht Naturel genommen. Man hofft, daß der Oberbürgermeiſter Ane v. Forckenbeck demſelben beitreten werde. Es ſoll leblen ferner Veranlaſſung genommen werden, den Miniſter bac keten um eine Auskunft darüber zu erſuchen, was hin⸗ 2 50 f. 0 S 01 5 * * 455 — Der Schloßherr. 9 Novelle von Th. von Aſchenberg. „ 23. (Fortſetzung.) 71 0 Als Breih den Gutsherrn erkannte, machte er 1 eine raſche Bewegung, als wollte er ihm entgegen— gehen; doch alsbald beſann er ſich eines Anderen, e go nahm eine ganz gleichgültige Miene an und war⸗ ell tete ruhig an ſeinem Platze, bis der hohe Beſuch ihm nahe gekommen war. Dann machte Breih eine ſteife Verbeugung und ſagte mit freundlichem Velcket. Grinſen: „Guten Tag, gnädiger Herr, guten Tag! ;ohnel e Sie iind ale wieder being een Mir scheint Nudel (und er betrachtete Fliera von Kopf bis zu Fuß) es iſt hnen nicht ſehr gut gegangen in der Ferne. Auf re, Sie ſind nicht ſtärker geworden!“ Der Schloßherr ſchien die Frechheit nicht zu ken, mit der Breih dieſe Bemerkung machte. „Es iſt wahr, mein lieber Breih,“ verſetzte er . Rinder, e! Stenz. haurig, „meine Geſundheit ſehr ſchlecht ſeit — ſeit — einigen Monaten und es will mir nicht gelingen, f den Kummer zu überwinden, der an mir nagt. So kann es nicht mehr lange fortdauern. Meine Schwäche iſt ſo groß, daß der kurze Weg hierher Stenz. mich ſchon vollſtändig erſchöpft hat. Ich muß aus⸗ ruhen. Setzen Sie ſich zu mir und erzählen Sie mir etwas von ſich.“ f Mit dieſen Worten ließ er ſich auf eine höl⸗ zerne Bank nieder, die im Hofe ſtand. Breih folgte dieſem Beiſpiele und beobachtete den Schloßherrn ſchlau von der Seite, um zu erforſchen, was er eigentlich von ihm wolle. „Nun, mein Freund,“ ſagte Fliera, als Breih neben ihm ſah, „wie es ſcheint, ſeid Ihr auch nicht gerade reich geworden, ſeit ich Euch das letzte Mal ſah; eben war ich in Eurem Hauſe und dies ſchien mir in keinem ſehr blühenden Znſtande.“ „Sie waren in meinem Hauſe?“ frug Breih haſtig. „Ja, die Geſchäfte gehen ſchlecht — die Hausfrau iſt krank und die Kinder ſchreien. Das iſt recht unausſtehlich. Dieſen Morgen konnte ich es nicht mehr aushalten; ich mußte fort. Ach, wenn es nur keine Weiber und keine Kinder mehr ebe!“ f Fliera antwortete nicht auf dieſen, jedem menſch⸗ lichen Gefühle ſpottenden Wunſch; er ſchien darüber nachzudenken, wie am beſten ein heikles Thema an⸗ ſchlage, was er mit Breih verhandeln wolle, und Breih wartete ſeinerſeits mit Spannung auf die Enthüllung des eigentlichen Zweckes des hohen Be⸗ ſuches; da er jedoch ſah, daß Fliera ſeine Erklärung durchaus nicht beeilte, ſo entſchloß er ſich, ſelbſt dem Geſpräche eine entſcheidende Wendung zu geben. „Wenn Sie mir den Weißhof in Pacht gege⸗ ben hätten, gnädiger Herr, wie es bereits verſprochen war, ſo würde mich nicht das Unglück verfolgen, wie es ſeit nun ſchon beinahe ſechs Monaten der Fall iſt. Aber wenn die großen Herren ihr Wort nicht halten, dann muß unſer Einer freilich zu Grunde gehen.“ Fliera ergriff dieſe Wendung der Rede Breihs mit Eifer und entgegnete: „Ihr ſeid mir alſo im⸗ mer noch böſe darüber, daß ich gezwungen war, mein Wort zu brechen? Bedenket doch, de ß ich damals nicht frei war; ich konnte meine Frau nicht ſo kränken und alte, treue Diener ihrer Familie fortjagen. Und die Thränen und Bitten dieſer al⸗ ten Frau Lampert haben auch bei mir zu ſehr gewirkt.“ „Gehen Sie doch mit dieſer Ausrede,“ ent⸗ gegnete Breih ohne Umſtände, „man weiß, daß Sie Ihre Frau nicht fürchten und was die alten treuen Diener anbetrifft, ſo hat einer derſelben Ihnen nach 5 dem Leben getrachtet und Sie lieben die alte Hege, die Suſanne Lampert, nicht genug, um ihren Thränen nachzugeben. Wiſſen Sie, Herr von Fliera, Sie hatten einen anderen Grund für Ihre ſo plötz⸗ liche Sinnesänderung.“ „Sie denken es, aber Sie wiſſen es nicht,“ murmelte Fliera und wurde noch blaſſer. „Nun ja, ich geſtehe es, ich hatte einen anderen Grund. Es waltet ein Geheimnis zwiſchen mir und meiner Frau, das dieſe Suſanne Lampert ſchändlich miß⸗