5 Allgemeiner Anzeiger für Ladenburg und 2 Schriesheim. 8 Poſtprovifion. nehmen Inſerate für uns an. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich! M. 20 Pf. mit illuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 Mk. 70 Pf. excl. a Juſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ ſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local⸗Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirt Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Bei größeren Aufträgen entſprechende Mittwoch, den 29. November 1882. 1 Volitiſches. 17 Stockholm, 25. Nov. Der König hat heute dem Großherzog von Baden die Kette zum Seraphinen⸗Orden verliehen und den Generaladju⸗ tänten des Kaiſers Wilhelm, Grafen v. d. Goltz, zum Ritter des Seraphinen⸗Ordens ernannt. 1 kommiſſion, wie dies ſeit Jahren gebräuchlich iſt. Am Sonnabend trat das Haus in die zweite Be⸗ ratung des Etats ein, deren Erörterungen von den bereits bei der erſten Beratung bekannt gewordenen Geſichtspunkten nicht weſentlich abwichen. In den ſpäteren Budgetdebatten iſt als ganz bedeutſam noch die Rede des neuen Abgeordneten Profeſſor Wagner hervorzuheben, indem Proſeſſor Wagner die Steuer⸗ reform durchaus von keinem Parteiſtandpunkte, ſon⸗ dern vom nationalen aus dahin weitergeführt zu ſehen wünſchte, daß die indirekten Steuern zur Hebung der Reichseinnahmen und Verbeſſerung des Loſes der ärmeren Klaſſen vermehrt, im Uebrigen aber die Steuerreform eine organiſche, auch das di⸗ rekte Steuerſyſtem in Anſpruch nehmende Umge⸗ ſtaltung ſein ſoll. Berlin, 25. Nov. Dem am 30. November zuſammentretenden Reichstage ſollen ſofort die Etats für 1883/84 und 1884/85 vorgelegt werden. Es wird aber im Reichstage die Vorfrage aufgeworfen werden, ob die Berotung des Etats für 1884/85 nicht gegen den Wortlaut der Verfaſſung verſtoße. Jedenfalls wird der Reichstag den Etat für das zweite Jahr jetzt ablehnen. Dublin, 26. Nov. Drei Geheimpoliziſten wurden geſtern von Feniern durch Revolverſchüſſe angegriffen. Ein Poliziſt wurde getötet, ein anderer erwiderte das Feuer und verwundete einen Fenier ſehr ſchwer. Die beiden anderen Fenier wurden feſtgenommen. Verſchiedenes. — Mannheim, 27. Nov. Der Neckar be⸗ ginnt ſeit heute früh langſam zu fallen, während beim Rhein ſeit Mittag ein weiteres Steigen nicht zu bemerken iſt. Beide Flüſſe haben größere Flä⸗ chen überſchwemmt und die geſamte Schifffahrt zur Unthätigkeit gezwungen; geſtern früh ging noch ein Schraubendampfer mit 5 Anhängen von hier nach Mainz ab; derſelbe mußte oberhalb der Mainzer Schiffbrücke anlegen, da dieſelbe infolge des Hoch⸗ waſſers nicht mehr geöffnet wird. Auch die Wormſer Schiffbrücke wird ſeit hente nicht mehr geöffnet; die Überfahrtsboote zwiſchen hier und Ludwigshafen haben ihren Dienſt eingeſtellt, indem die Landungs⸗ brücken unzugänglich geworden find. Das geſamte diesſeitige Rheinvorland mit ſeinen Holzlagern und gewerblichen Etabliſſement, Bureaus dc. ꝛc. iſt über⸗ ſchwemmt und aller Verkehr unterbrochen. — Am 6. Dezember d. J. findet der Venus⸗ durchgang ſtatt, der leider nur in America vom Be⸗ ginn bis zum Ende ſichtbar ſein wird. Bei dieſer Erſcheinung wird auf Grund der Zeitdauer, welche der Planet vor der Sonnenſcheibe zubringt, die Sonnen⸗Horizontal⸗Parallaxe, das heißt der Winkel, unter welchem ein eventueller Beobachter von der Sonne aus unſern Erdradius erblicken würde, be⸗ rechnet. Iſt nun den Aſtronomen dieſer Winkel, das iſt die Sonnen⸗Horizontal⸗Parallaxe, bekannt, ſo kann mit Hilfe dieſer die Entfernung der Erde von der Sonne leicht berechnet werden. Wiſſen⸗ ſchaftlich beobachtet wurde der erſte Venusdurchgang 1639 und der letzte am 9. Dezember 1874. Auf Grund der erſten Beobachtungen beſtimmte Encke die Sonnen⸗Horizantal⸗Parallaxe mit 8,6“ und in Be⸗ zug der letzten Beobachtung ermittelte Puifeux die⸗ ſelbe mit 8,8“ und danach betrug im erſten Falle die mittlere Entfernung der Erde von der Sonne 20,682,000 und im letzten Falle 19.963.012 geo⸗ graphiſche Meilen. Da der nächſte Venusdurchgang erſt nach einem Zeitraum von 121 ½ Jahren, das iſt am 7. Juni 2004, wieder eintritt, ſo iſt es er⸗ —— * 4 Stockholm, 26. Nov. Die Taufe des Her⸗ n Nail 5 Zogs von Schonen hat geſtern abend ſtattgefunden. te Hebel Deutſches Reich. Die Generaldebatte im lungen reußiſchen Abgeordnetenhauſe über den Etat am 1 Mittwoch und Donnerstag iſt ohne beſondere Ueber⸗ in Schwar⸗ raſchungen zu Ende gegangen. Die Redner der ngen: g verſchiedenen Fraktionen legten ihren Standpunkt ürenbünle. namentlich bezüglich des Steuererlaſſes in maßvoller Jubiſtun. Weiſe dar; daß Herr Büchtemann, der Sprecher der betzutkere Fortſchrittspartei, und Herr Rickert, als Redner der ſe. — Ein Seceſſioniſten, ſich entſchieden gegen den Steuerer⸗ — Der bob laß äußerten, durfte in Anbetracht der ſtrikten Op⸗ guet d poſition, welche der vorgeſchrittene Liberalismus der uſt und W Regierung macht, nicht überraſchen. Die Redner 5 Wolldah der beiden konſervativen Parteien, v. Tiedemann u. irt. — En v. Minnigerode, erklärten dagegen ſich ebenſo ent⸗ auernpolff, ſchieden für die Aufhebung der vier unterſten Klaſ⸗ er uneigen⸗ ſenſteuerſtufen; der Sprecher des Zentrums, Herr — Munz Schorlemer⸗Alſt, meinte, daß vor allen Dingen die Gralis ge politiſchen Rechte der von der Steuer zu Befreienden he. — Ri!“ gewahrt werden müßten. Sehr reſerviert äußerte edet höfſch, ſich Herr v. Benda namens der Nationalliberalen gegen dn über den Steuererlaß, doch konnte man ſeiner Rede ſte Melodie entnehmen, daß die nationalliberale Partei eine Aen⸗ Ein deul⸗ derung des bisherigen Steuerſyſtems nicht wünſcht te Weg. — und einer ſolchen nur im Falle der unbedingten it. — Za, Notwendigkeit zuſtimmen würde. Im Uebrigen en⸗ em is min dete die Generaldebatte über den Etat mit der Ueber⸗ 8 weiſung verſchiedener Poſitionen an die Budget⸗ ptiſt Orbit, D au n. — Well 9 t ncht w Der Schloßherr. 1 Novelle von Th. von Aſchenberg. rgnieche. Rheinſchnl 20. (Fortſetzung.) 1 Poetische „Aber jetzt, da mein Sohn, im Übermaß ſeines er aus den Zornes über ſo viel Ungerechtigkeit, Hand an Sie 2) Sil gelegt hat, was ich don ganzem Herzen bedauere, Weißenſel, da wollen Sie ſein Leben und ſeine Ehre vernichten; das werde ich nicht leiden und wenn Sie mir nur — einen Augenblick Gehör ſchenken, ſo werden Sie 5 boffentlich bald die Notwendigkeit der Nachſicht ein⸗ kling ſchen. 1 Während ſie ſo ſprach, nahmen ihre Züge ucherer. einen ungewohnten Ausdruck des Spottes und der Drohung an. Fliera machte ein Zeichen der Un 2 e geduld. 8e . „Was Teufel wollen Sie denn eigentlich?!“ 8 lief er aus. „Ich bemerke Ihnen, daß ich keine 8 Rätſel raten kann.“ 0 1 „Ich werde deutlich ſprechen, ſobald ich nur nmuth. . 60 von Ihnen kann gehört werden.“ — „Ein Alleinſein mit Ihnen in dieſem Augen⸗ etſchen? ble! Ich glaube, Sie ſind nicht tech ben Sin. nen! Ich habe Niemanden etwas zu verheimlichen!“ ſchrie Fliera. Suſanne flüſterte ihm einige Worte in's Ohr, deren Wirkung augenblicklich war. Er ſenkte den ſoeben frisch elcker. Kopf, ſein Geſicht wurde erdfahl und er ſchleuderte Suſanne einen Blick zu ähnlich dem, den ein wildes Tier demjenigen zuwirft, der es verwundet hat; aber faſt ebenſo ſchnell mäßigte er ſich, ſtand auf und ſtotterte: „So kommen Sie in mein Kabinet! Ich will Ihren Bitten nachgeben! Sie haben auf meine Güte gerechnet und Sie ſollen ſich nicht getäuſcht haben!“ Er ſchritt zur Thüre hinaus in einer Ver⸗ wirrung und Angſt, die keinem der Anweſenden entging. Suſanne folgte ihm langſam und ruhig, indem ſie Thereſe im Vorbeigehen ein ermutigendes Zeichen machte. Die Beſprechung des Herrn von Fliera mit Suſanne dauerte ungefähr eine Viertelſtunde und während dieſer ganzen Zeit blieb Mira neben Frau von Fliera im Zimmer; aber nicht ein einziges Wort wurde zwiſchen ihnen gewechſelt, ſo ſehr wa⸗ ren die Gedanken Beider mit den ſonderbaren Er⸗ eigniſſen beſchäftigt, die vorgingen. Endlich horte man die Schritte mehrerer Per⸗ ſonen im Vorzimmer. Suſanne kam auf ihren Sohn geſtützt, der den Kopf ſenkte und beſchämt und verwirrt ſchien. Man hatte ihn von den Feſſeln befreit und er ſchien ſeine vollkommene Frei⸗ heit zu genießen. Ein Schrei des Erſtaunens entſchlüpfte jedem Munde; denn die Begnadigung des Pächters war ein Wunder für Alle, welche die Unerbittlichkeit des Schloßherrn kannten. Thereſe lief mit offenen Ar⸗ men auf Deny's Mutter zu und rief zitternd: „Meine gute Mutter, iſt es moglich, daß Du ihn erweicht haſt?“ „Ja, mein Sohn iſt feei, gnädige Frau und Herr von Fliera hat mir geſchworen, daß Denys nie wegen dieſer Sache verfolgt werden ſoll. Noch mehr, Herr von Fliera wollte meinem Sohne eine vollkommene Verzeihung angedeihen laſſen und hat ſeinen Pacht unter den früheren Bedingungen auf zehn weitere Jahre zu verlängern geruht.“ Frau von Fliera betrachtete Suſanne erſtaunt und ſchien an ſo viel Großmut ſeitens ihres Man⸗ nes gar nicht glauben zu können. „Ja,“ rief Denys mit Feuer, edler Mann und ein guter Herr! „das iſt ein Ich aber bin ein Taugenichts, ein ſchlechter Menſch und verdiene den Tod. Trotzdem ich ihn umbringen wollte, läßt er mir noch den Hof. Wenn ich tauſend Leben hätte, ſo gäbe ich ſie gern für ihn hin. Ich werde mir nie verzeihen, was ich gethan, nie, nie!“ Jetzt erſt bemerkte Suſanne Thereſens und Mira's ungläubliche Mienen. „Was iſt denn dabei Erſtaunliches?!“ rief ſie, „daß Herr von Fliera, nachdem einmal ſein erſter Zorn vorbei war, meinen Bitten und der Neue meines Sohnes nachgegeben hat? Aber alle dieſe Aufregungen haben den armen Herrn ſo ſehr er⸗