dotte durch die Geburt „des Herzogs von Schonen“ eingetroffen iſt, mag wohl eine der Urſachen ſein, daß dieſes Ereignis mit ſolch' ungewöhnlicher Auf⸗ merkſamkeit begrüßt worden iſt — und für das erwartete fürſtliche Kind wurde eine Wiege ver⸗ fertigt, die an Pracht und Geſchmack ihres Gleichen ſuchen dürfte. Die Wiege, ein Geſchenk der Königlichen Groß⸗ mutter, iſt nach den Zeichnungen des Profeſſors Iſäus ausgeführt worden. Das Geſtell beſteht aus bernickelten Meſſingröhren und die Hülle der eigent⸗ lichen Wiege, welche die Form einer Muſchel hat, iſt mit blauſeidenen Kiſſen ausgefüllt. Ueber dem Kopfende der Wiege erhebt ſich die in einer ge⸗ krönten Kuppel auslaufende blauſeidene Gardine, die mit ſchwediſchen Spitzen beſetzt iſt. Außerdem iſt dieſe Galawiege mit vergoldeten Ornamenten reich geſchmückt. Die Kronprinzeſſin hat noch einige Tage vor ihrer Niederkunft die Beſtimmung getroffen, daß an alle Mütter, welche an demſelben Tage, wie ſie ſelbſt, niederkommen, 20 Kronen und zwei neue volle Bekleidungen für die Neugeborenen verteilt werden ſollen. — Philippsburg, 21. Nov. Sehr leicht hätte geſtern abend die eine Viertelſtunde von hier entfernt liegende Engelmühle ein Raub der Flammen werden können. Als die Frau des Hau⸗ ſes um halb 8 Uhr die Thüre des Schlafzimmers öffnete, kam ihr ein ſolcher Qualm entgegen, daß ſie, die Gefahr ahnend, ſchnell die Bewohner alar⸗ mierte. Dieſe konnten aber ſchon nicht mehr von innen eindringen, ſondern mußten durch's Fenſter raſche Hilfe leiſten, wodurch dos Unglück verhindert wurde. Der Holzkaſten und die Holzbeſchälung der Wand hatten ſchon tüchtig geglüht. Die geſamte Feuerwehr von hier war mit den Spritzen ſchon abgefahren, kehrte aber unterwegs wieder um. — Der Kirchenkalender für das Jahr 1883 weiſt im verfloſſenen Jahre vom Oktober 1881— 1882 nicht weniger als 39 verſtorbene katholiſche Prieſter auf, während nur 12 ordiniert wurden. Mithin hat ſich für das verfloſſene Jahr ein Aus⸗ fall von 27 Prieſtern ergeben und der Ausfall des nächſten Jahres dürfte ebenſo ſtark werden, da nur 11 Ordinanden im Prieſterſeminar ſind. — Freiburg, 21. Nov. Die vor wenigen Wochen in hieſiger Stadt für den Neubau einer Altkatholiſchen Kirche in München eröffnete Samm⸗ lung von Beiträgen hat bis jetzt 778 M. 14 Pf. abgeworfen und dieſer Betrag wurde heute an den ! altkatholiſchen Geiſtlichen Hrn. Pfarrer Gatzenmaier, in München abgeſendet. — Von den bei Hugſtetten Verunglückten ſind in Folge erlſttener Gehirnerſchütterungen 3 Perſonen vollſtändig geiſtesgeſtört geworden, ſo daß ſie einer Irrenanſtalt übergeben werden müſſen; 5 weitere Perſonen bleiben zeitlebens erwerbsunfähig. — München, 20. Nov. Ein dieſer Tage hier verhandelder Schwurgerichtsfall hat großes Aufſehen erregt. Ein gegenwärtig erſt 21 Jahre alter Kaufmannscommis namens Melzl von hier, ein ſogenanntes „Münchener Früchtl“, hatte am 7. Okt. 1880 unweit Tunis bei Gelegenheit eines Jagdausfluges ſeinen Jugendfreund und Landsmann Alfred Glas von Freiſing ermordet und dann völlig ausgeraubt. Das Verbrechen kam an den Tag und der Mörder wanderte ins tuneſiſche Gefängnis. Er wurde durch Reichsvermittelung hierher ausgeliefert und für ſeine ſcheußliche That nach längerer Ver⸗ handlung zum Tod verurteilt. Melzl hat in Tunis ein vollſtändiges Räuberleben geführt. Er hatte ver⸗ ſchiedene Päſſe, nannte ſich Baron Arthur v. Für⸗ ſtenberg, ließ ſich bezügliche Viſitenkarten drucken, gab ſich für einen von ſeiner Regierung mit wich⸗ tigen geheimen Aufträgen betrauten Agenten aus, kaufte ſich auch den Orden dritter Klaſſe von Tunis und vergeudete Unſummen in üppiger Lebensweiſe. Während er kurz vor dem Tode des Glas in großer Geldverlegenheit war, hatte er nach dem Tode des Glas Geld in Hülle und Fülle; daß er außer dem Nachlaſſe des Glas auch noch andere, jedenfalls ſehr unlautere Geldquellen hatte, geht daraus hervor, daß er oft Summen in der Höhe von 30,000 bis 40,000 Fres. mit ſich führte. In der Verhand⸗ lung leugnete er den Beſitz des Geldes in frecher Weiſe ab. Seine Freunde waren Räuber, Diebe und Faullenzer, zumeiſt Griechen und Spanier. Er ging nie ohne Revolver und Dolch aus, und erſt, nachdem er und ſein Anhang verhaftet war, hörten die an der Tagesordnung geweſenen großen Diebſtähle in Tunis auf. — Ravensburg, 19. Nov. Heute früh verbreitete ſich die Kunde eines erſchütternden Un⸗ glücksfalles; der allgemein geachtete Bauführer Be⸗ nedikt Ott von hier führte bei der zwiſchen Dur⸗ lesbach und Aulendorf wegen Dammrutſchungen nötigen Arbeiten die Aufſicht und Leitung. Geſtern abend gegen 8 Uhr, als bei Laternenſchein das Ge⸗ rüſt zum Pfähleinrammen wieder abgebrochen wurde, iel auf eine bis jetzt unaufgeklärte Weiſe der eg. g Ctr. ſchwere Rammklotz, ſogen. Katz auf Ot und zerdrückte ihm die linke Schläfenſeite derart, daß er ſofort tot war. Heute mittag wurde die malle auch! der nun f. eiche hierhergebracht. Die Hinterbliebenen, Frau 1. boden 0 0 allgemein tief bedauert; auch 0 Teen der Verunglückte, der erſt kürzlich in die Lebensber⸗ j ſch⸗ 05 ſicherung eingetreten iſt, wird allgemein beklagt. 3 fuß get — Ulm, 20. Nov. Vorgeſtern nacht wurde nee, 0 auf dem hieſ. Bahnhof der Ankuppler Straub von fn . einer Lokomotive überfahren und grüßlich zugerichtet, 7 11 Ins Hoſpital verbracht, mußten dem Armſten beide Hfertei 9 Beine und ein Arm amputiert werden. Er extrug 0 0 1 die Schmerzen mit ſtoiſcher Ruhe. Der Verunglückte 1 5 5 lebt und iſt bei vollem Bewußtſein. Es iſt Fami⸗ lienvater und hat 5 Kinder. — Mülhauſen, 20. Nov. In dem benach⸗ barten Dorfe Burg weiler, in dem ſich mehrere Ziegelbrennereien befinden, hat ſich letzte Woche durch den Leichtſinn eines 17jährigen Burſchen ein ſchrecklicher Unglücksfall zugetragen. Der Burſche peſige Tage eng, ui at so glänz u hiſchuinden dolt de Zwin hatte nämlich den dreijährigen Sohn eines Ziegel⸗ * un 18 brenners oben auf den Ofen geſtellt, in dem gerade . Ziegel gebrannt wurden, und war davongegangen, 2 9 N 0 ohne ſich weiter um das Kind zu kümmern. Die⸗ maul ge ſes ſuchte nun von dem Ofen herabzuklettern, kam 1 aber dabei mit ſeinen Kleidern den Flammen zu nahe, ſo daß dieſelben in Brand gerieten. Hilfe herbeikommen konnte, Jaan St n heutigen unter den entſetzlichſten Schmerzen ſtarb. a Aeg — Ein unterbrochenes Hochzeitsfeſt. Einen äußerſt glücklichen Fang machte am Sonnſag die Berliner Criminalpolizei in dem benachbarten Rixdorf. Gegen mittag trafen daſelbſt der Crimi⸗ a nal Commiſſarius Herr v. Meerſcheidt⸗Hülleſſem coli; und mehrere Criminalbeamte ein und begaben ſich 9 in Begleitung einiger Gendarmen nach einem Haufe i Küng der Kirchhofſtraße, in dem der erſt am 1. Okkober ln nach Rixdorf gezogene Handelsmann P. wohne 2 K 1882, 6 und mit deſſen Tochter Hulda ſich ein berüchkigter 1 8. 129 Taſchendieb M. gerade verheiraten wollte. Während e meg die Gendarmen die Ausgänge des Hauſes bewachten, iuien Sagt begaben ſich die Criminalbeamten in die eine Treppe hoch gelegene Wohnung des P. und trafen die aus lauter berüchtigten Gaunern, Einbrechern und Ta⸗ ſchendieben zuſammengewürfelten Hochzeitsgäste g rade beim Mahle an. Einige Verbrecher machte Fluchtverſuche, wurden aber von den Wache halten⸗ den Beamten ergriffen und ſofort gefeſſelt, welchem Ache die Daune, Ala, Fat Mur, mige i M Shpere die 5 meter wahr geſagt, denn für gewiſſe Leute entſteht nichts Gutes aus dieſer Affaire. Aber —“ Wut erſtickte plötzlich des Schloßherrn Stimme, denn auf der Thürſchwelle ſah er Jakob, ſeinen Diener, der doch eilig die Gendarmen aus dem nächſten Städtchen holen ſollen. „Wie, Jakob,“ rief er mit drohender Geberde, „Du biſt noch da?! Auf was warteſt Du denn noch? Sollteſt Du denn nicht ſchon zu Pferde ſein? Haſt Du meinen Auftrag vergeſſen?“ „Entſchuldigen Sie, gnädiger Herr,“ ſagte der Diener, „ich war ſchon in der Allee, als mir Je⸗ mand begegnete, der mich umkehren hieß.“ „Und wer hätte das gewagt?“ „Die Mutter von Denys, Frau Suſanne Lampert,“ ſtotterte der Diener. „Und welches Recht hat denn dieſe Suſanne, hier zu befehlen?“ wetterte der Schloßherr. „Sie wird es Ihnen ſelbſt ſagen, gnädiger Herr,“ erwiderte der Diener. „Als ich ihr begeg⸗ nete, ſuchte ſie ihren Sohn, den ſie ſeit dem Mor⸗ gen nicht mehr geſehen. Ich habe ihr geſagt, was hier vorgefallen und wohin ich ginge; da hat ſie mir ganz ruhig geſagt: Wende um, Jakob und gehe mit mir auf's Schloß. Hier waltet ein Miß⸗ verſtändnis ob, das ich Deinem Herrn erklären will und Alles wird gut ſein; komm nur zurück, ich nehme Alles auf mich.“ „Das überſteigt alle Grenzen der Anmaßung!“ tief Fliera. „Und Du ſagſt, dieſe Frau ſei hier?“ „Sie wartet im Vorzimmer und iſt gewärtig der Ehre, von Ihnen empfangen zu werden, gnä⸗ diger Herr,“ ſagte der Diener. „Mein Gatte, behandle dieſe arme Mutter nicht zu hart! Habe Erbarmen!“ flehete Thereſe. „Bitte um Erbarmen für Dich ſelbſt,“ ſagte ihr Mann mit Bitterkeit. „Jetzt laſſe man mich allein,“ fügte er dann laut bei, „ich bin müde, erſchöpft —“ „Sagt dieſer Frau, daß ich nichts für ſie und ihren Sohn thun kann, daß ich mich nicht ſprechen laſſen will.“ „Und doch werden Sie mich anhören,“ rief von der Thür her eine ernſte Stimme und die ehr⸗ würdige Suſanne Lampert trat mit feſtem Schritte in das Zimmer. Es wäre unmöglich, den Eindruck zu beſchrei⸗ ben, den ihr plötzliches Erſcheinen auf alle Anwe⸗ ſenden machte. Ihre Allen bekannten Tugenden, ihre große Liebe für den einzigen Sohn der Familie Norall, die unſchätzbaren Dienſte, die ſie dieſer Fa⸗ milie ſchon geleiſtet, ließen jetzt eine ergreifende Scene vorausſetzen. Aber Suſanne blieb ruhig und ge⸗ laſſen, ihre Züge trugen nichts als ihren gewöhn⸗ lichen Adel; ihre Geſtalt war hoch aufgerichtet, ihr Gang voll Würde; man hütte bei ihrem Anblicke nicht geglaubt, daß dies ein Mutter ſei, die für ihren einzigen Sohn, der Ehre und Leben verwirkt, um Gnade bitte.“ Alle Anweſenden, ſelbſt Fliera, waren erſtaunt, ſie ſo ganz anders zu ſehen, als man erwartet hatte, Sie grüßte alle mit einer leichten Neigung des Kopfes und ſchritt gerade auf den Herrn des Hauſes zu, der indeſſen ſeine Kaltblütigkeit wieder gewonnen hatte und ihr auch ſagte: „Ah, da ſind Sie, Frau Lampert. — Erſpa⸗ ren Sie mir Ihre Bitten und Thränen; ich kann nichts für Ihren Sohn thun; die Gerechtigkeit muß Ihren Lauf haben. Was wünſchen Sie ſonſt?“ Anmmen Ge me „Ich bitte um meinen Sohn,“ erwiderte Su⸗ ab rtisftaß ſanne mit ihrer gewöhnlichen Sanftmut. f img der „Ihren Sohn? Der gehört nicht mehr Ihnen fang dreh nicht mehr mir, noch ſonſt Jemand, der gehört wipechen ah einzig dem Geſetze und das wird ihn richten,“ ent⸗ . gegnete der Schloßherr. Nauen g J „Er gehört jetzt noch Ihnen, Herr von Fliera, ga 1 und wenn Sie wollen —“ hemerkte Suſanne leiſe. „Ich will nicht!“ erwiderte Fliera trotzig. „Bedenken Sie doch die große Freundſchaft, die ſtets zwiſchen der edlen Famile von Norall gel und den armen Lamperts obgewaltet. — Sie wer⸗ l den nicht öffentlich ihren Namen entehren wollen, 0 Und Sie werden nicht das Herz der armen Frau zer⸗ 80 it 5 Aan bei N. neh. reißen wollen, die dieſe Thereſe, Ihre Gattin, wie eine Mutter gepflegt und großgezogen hat, dieſe Thereſe, welche Sie ſo ſehr lieben.“ 3 Fliera machte eine abwehrende Bewegung und u ſchwieg. „ Wuſchaft „Nun, weil es denn ſein muß, ſo werde ich 155 z ſprechen,“ ſagte Suſanne und iſchtete ſich noch d n 0 mehr in die Hohe. „Herr von Fliera, Sie waren lh 1 Jab hart und ungerecht gegen mich und die Meinigen ſeitdem Sie Herr im Schloſſe ſind. Sie haben * Ma mir verboten, Ihre Frau zu ſehen, die ich liebe L A. . wie mein eigenes Kind, und ich habe Ihnen ge⸗ horcht. Sie haben meinen Sohn von dem Hofe gejagt, den er viele Jahre treu und gut bewirt⸗ ſchaftet, wie ſein Vater und ich; ich habe mich un terworfen. Ich habe geſehen, wie mein armer Denys ſich wand in ſeinem Schmerze, aber ich habe kein Wort des Haſſes, des Zornes gegen Sie ausgeſprochen. Eortſezung folgt.)