Poſtproviſton. nehmen Inſerate für uns an. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet viertelj Jnſerate, welche am Tage vor dem Erſ ſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., ährlich ! M. 20 Pf. mit illuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 Mk. 70 Pf. 1 cheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ 1 eri Local- Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirt Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Nr. 87. Wittwoch, den 1. November 1882 bie Volitiſches. Freiburg, 27. Okt. Bei der heute mittag durch das Domkapitel vorgenommenenen Wahl eines Domkapitulars wurde Dompräbendar Eugen Bou⸗ langer einſtimmig gewählt. Der Erwählte iſt zu Ladenburg geboren und ſteht im 62. Lebensjahre, iſt ſeit 21 Jahren Dompräbendar und zugleich Aſſeſſor beim erzbiſchöflichen Ordinariate. Da durch dieſe Wahl die Stelle eines Dompräbendars frei wird, ſo iſt hiefür eine Liſte aufzuſtellen und ſteht das Ernennungsrecht diesmal dem Erzbiſchof zu. — Das erzbiſchöfliche Palais iſt nun völlig repariert und mit einem in Stein gehauenen, zum Teil be⸗ malten und erzbiſchöflichen Wappen geſchmückt wor⸗ den. Der Einzug wird in wenigen Tagen erfolgen. Berlin, 30. Okt. Der vergangene 29. Oktober war für die deutſche Nation ein denkwür⸗ diger Tag, denn an ihm wurden es 25 Jahre, iſchen Nat daß Graf Moltke an die Spitze des preußiſchen innte geh Generalſtabes berufen wurde. zäh lunge, Es iſt wohl kaum nötig, darauf hinzuweiſen, um in t. was Molkte als Generalſtabschef der preußiiſchen u. lungen deutſchen Armee geleiſtet hat, die Jahre 1870 u. 71 Fürfeutt ſind ja noch in Aller Erinnerung und die glänzen⸗ Ein Jul den Thaten der deutſchen Heere in dieſer glorreichen Die ben, Zeit reden beſſer für den berühmten Strategen, als uche 1 es Worte zu thun vermögen. Voll inniger Dankbar⸗ keit, voll freudiger Bewunderung ſchlagen darum Aller Herzen für den greiſen Feldherrn; möge es ihm noch recht lange vergönnt ſein, an der Spitze des deutſchen Heeres zum Ruhme Deutſchlands weiter zu wirken. Berlin, 29. Okt. Das Ergebnis der am 26. Okt. ſtattgehabten Wahlen der Abgeordneten zum Landtage in Preußen iſt folgendes: Gewählt find 129 Conſervative, 55 Fre iconſervative, 100 Klerikale (mit Einſchluß der Welfen), 70 National⸗ Liberale, 20 Seeeſſioniſten, 39 Fortſchrittler (in⸗ cluſive des in Frankfurt a. M. gewählten Demo⸗ kraten Stern) und 20 Polen und Dänen, was mit⸗ hin die Zahl 433, die Mitgliederzahl des preußi⸗ ſchen Abgeordnetenhauſes, ergibt. Doppelt gewählt ſind die Abgeordneten Eugen Richter (fortſchr.) Dr. Kropatſchek (conſ.) und Miniſter Maybach (conſ.). (Frankreich.) Die öffentliche Meinung in Frankreich beſchäftigt ſich noch immer vorzugsweiſe mit der anarchiſtiſchen Bewegung in Montceau⸗les⸗ Mines und den darüber der Regierung zugegangenen Enthüllungen. Die aus der Provinz in Paris ein⸗ laufenden Nachrichten nehmen einen mehr und mehr beunruhigenden Charakter an, die Dynamit⸗Attentate folgen ſich häufiger, Angriffe auf Leben und Eigen⸗ tum in den unruhigen Diſtrikten ſind etwas gewöhn⸗ liches geworden. Die franzöſiſche Regierung ſelbſt geſteht in ihren Organen zu, daß dieſe Vorgänge die öffentliche Meinung aufgeregt haben und daß jene von einer förmlichen Geſellſchaft ausgehen, die ihre hauptſächlichſten Führer im Auslande habe. Die Regierung hat Beweiſe in Händen, daß über 20 anarchiſtiſche Comitee's, welche ihre Parole von einem in Genf befindlichen Zentral⸗Comitee erhalten, über die hervorragendſten Induſtriebezirke Frank⸗ reichs zerſtreut ſind. Die Verhaftungen zahlreicher Perſonen, welche als die Urheber der Unruhen gelten, iſt anſcheinend gerade noch zu rechter Zeit erfolgt, um den Ausbruch einer allgemeinen ſocaaliſtiſchen Bewegung in Frankreich zu verhindern.. Hoffent⸗ lich gelingt es dem energiſchen Einſchreiten der Re⸗ gierung, die Ordnung baldigſt wiederherzuſtellen. Tunis, 29. Okt. Heute hat unter Teil⸗ nahme ſämtlicher Konſuln und der Offiziere des franzöſiſchen Generalſtabes die Beerdigung des am 27. l. Mts. verſtorbenen Beys Sidi Sadok ſtatt⸗ gefunden. Der neue Regent Ali Bey war durch Unwohlſein an der Teilnahme verhindert und ließ ſich durch den Bruder des Verſtorbenen, Tajeb Bey, vertreten, der auch den Konſuln für ihre, Teilnahme an der Leichenfeier dankte. (Egypten.) In Egypten drohen plötzlich durch das Auftreten des ſogenannten „falſchen Pro⸗ pheten“ neue Schwierigkeiten. Wer ſich eigentlich unter dieſer Maske verbirgt, iſt noch unbekannt, aber Thatſache iſt es, daß der falſche Prophet kurz vor Beginn des Aufſtandes mit einer anſehnlichen Streitmacht im Sudan, der ſüdlichſten, eigentlich mehr nominellen Provinz Egyptens, auftauchte und die ihm entgegengeſandten egyptiſchen Truppen auf's Haupt ſchlug. Dieſe geheimnisvolle Perſönlichkeit ſteht mit einem meiſt aus Schwarzen beſtehenden Heere nur noch drei Tagemärſche von Ehartoum, der Hauptſtadt des Sudans. Die Regierung des Khedive iſt in nicht geringer Verlegenheit, da ſie dem falſchen Propheten augenblicklich nicht genug Truppen entgegenwerfen kann. Es iſt nicht un⸗ wahrſcheinlich, daß die Aufſtändiſchen verſuchen werden, das Nilthal herab gegen Kairo vorzudringen ſo daß die Engländer, wenn ſie ihren „Freund“ den Khedive, nicht im Stich laſſen wollen, noch helfend werden eingreifen müſſen. Shanghai, 25. Okt. Mandarin Jopojnin deftaudierte vier Millionen Taels, welche für die Unterſtützung der Hungerleidenden in Nangaſaki be⸗ ſtimmt waren. Verſchiedenes. * Ladenburg, 30. Okt. In den litzte Tagen wurden in Heddesheim ca. 4000 Zent ner Tabak verkauft. Der Preis belief ſich bei 300 — Der Schloßherr. e one, „Ich glaube noch immer nicht, daß Dankbar⸗ keit für eine rein menſchkiche Handlung, die Herr von Fliera um Ihren Bruder verübte, Sie allein zu die ſer Heirat getrieben hat; gewiß hat man 9 kon. — Verläumdung angewendet, um das Bild eines cht nich. Mannes aus Ihrem Herzen zu reißen, dem Sie tu bei! ſchon angehörten. Sprechen Sie aufrichtig, Thereſe, ergniech⸗ und fürchten Sie nicht, die Wahrheit zu ſagen. Ich kann gegen Niemand Rachegedanken haben. Derjenige, deſſen Namen Sie tragen, wäre eben dadurch geſchützt, ſelbſt wenn er ſchuldig wäre; ich „würde nie vergeſſen, daß er Ihr Gatte iſt. Ich verlange nur einen tröſtlichen Gedanken für die Zu⸗ kunft. Laſſen Sie mich glauben, daß ein unglück⸗ feliges Geſchick Alles gethan hat, daß Ihr Herz lange widerſtanden und gekämpft hat, daß Sie nur dem ungeſtümen Drängen, dem Anſtande nachgege⸗ ben oder höchſtens einem exaltierten und ſchlecht verſtandenen Erkenntlichkeitsgefühl gefolgt ſind, aber nicht Ihrer Liebe, die mir allein gehörte.“ Frau von Fliera erhob ſich würdevoll. „Mit welchem Rechte, mein Herr, verlangen Sie ein ſolches Geſtändnis von einer Gattin, von ſonderbaren Anmaßung zeihen! nicht auf einen Andern die Liebe übertragen haben, einer Mutter? In der That, ich könnte Sie einer Warum ſollte ich die ich Ihnen früher geweiht? Warum hätte ich nur aus Pflichtgefühl die Hand des großmütigen Mannes angenommen, der jetzt meine Stütze iſt? Wer gibt Ihnen das Recht, ihn zu verdächtigen und zu glauben, ich ſei das Opfer niedriger Intri⸗ guen geworden? Um meine Einwilligung zu er⸗ langen, hat man keine anderen Mittel angewendet, als ein aufrichtiges Betragen, eine tiefe Anhänglich⸗ keit, eine großmütige Aufopferung. Im Übrigen ließ eine Nachricht, die hald die Geſtalt einer über⸗ zeugenden Wirklichkeit annahm, mich glauben, ich ſei jeden früheren Verſprechens gegen Sie ledig, und da ich mich allein, ohne Stütze in der Welt ſah, ſo nahm ich mit Freuden die Hand eines Mannes an, den ich als edel und großmütig kenne. Das iſt die ganze Wahrheit, Herr von Mira,“ ſchloß Frau von Fliera mit Anſtrengung. Suſanne Lampert warf der Dame einen billi⸗ genden Blick zu und Herr von Mira lehnte ſich ganz wie zerſchmettert an die Wand der Kapelle. „Sie haben mich nicht verſtanden,“ ſagte er vorwurfsvoll, „und Sie mißgönnen mir ſelbſt den Gedanken, daß man Sie durch Verführungskünſte zu Ihrer Untreue gebracht. Sie mißgönnen mir den Troſt des Bewußtſeins, daß Ihr Herz auch nur einen Tag gezaudert hat, daß Sie auch nur . ͤͤöUꝰ einen ſehnſüchtigen Seufzer dem geweiht haben, den Sie in den Fluten des Ozeans begraben wähnten — Sie erklären mir jetzt ohne jegliche Schonung, daß Sie freiwillig Ihre alten Verſprechen gebrochen, daß Sie auf immer ein Gefühl verleugnet haben, das mich ſo ſtolz machte, daß Sie mit Freuden eine Verbindung eingingen, die die Qual meines Lebens ausmacht! Nicht ein Wort des Mitleids für mich, nicht ein Zeichen des Bedauerns! The⸗ reſe, Thereſe, verlangt die Pflicht ſolche Strenge, ſolche Härte?“ Zu gleicher Zeit glänzten zwei große Thränen in des jungen Mannes Augen und rollten langſam über ſeine gebräunten Wangen. Dieſe Beweiſe eines tiefen Kummers bei einem jungen Manne, den Frau von Fliera einſt immer ſo fröhlich und unverzagt gekannt hatte, rührten die junge Frau. Sie geriet in Verwirrung, ihr Auge wurde feucht. Suſanne, die ſie beobachtete, ver⸗ ſtand, was in ihr vorging und ſagte ihr ſchnell einige Worte in's Ohr. Hugo hörte die Worte nicht, aber er ſah die Handlung Suſannens. „Ich mißbillige nicht Ihr Vertrauen zu dieſer ausgezeichneten Frau,“ ſagte er mit Sanftmut, „aber war das, was ich meiner ehemaligen Braut ſagen wollte, nicht ſchon geheiligt durch den Ort unſerer Unterredung?“ N Suſanne betrachtete Thereſe, wie um ſie nach ihrem Willen zu fragen; aber dieſe ergriff ihren