N Engländer in Egypten darzuſtellen; es wachſe der . Haß gegen die Engländer täglich. e London, 22. Okt. Ein Teil der aus Egyp⸗ ten zurückkehrenden Marineſoldaten iſt egeſtern in Plymouth eingetroffen und wurde von den Mann⸗ ſchaften der deutſchen Kriegsſchiffe begrüßt. Belgrad, 23. Okt. Auf den König Milan . wurde in der Kirche von einer Frau geſchoſſen. * Der Schuß ging fehl; der König blieb bis zum Schluß des Segens und begab ſich ſodann in den Palaſt. Jene Frau iſt die Witwe des anläßlich der Topolje⸗Angelegenheit von dem Kriegsgerichte zum Tode verurteilten und hingerichteten Oberſten Mar⸗ boucdiſſch. . Verſchiedenes. . * Ladenburg, 24. Okt. Sonntag abend 7 kurz nach 9 Uhr entſtand im Gaſthaus „zum Trau⸗ . ben“ in Wieblingen ein furchtbarer Brand. Das 3 Feuer griff ſo raſch um ſich, daß trotz aller Hilfe, das Wirtshaus und zwei Scheunen vollſtändig nieder⸗ 5 brannten. „ — Reilingen, 20. Okt. Heute nacht kurz f vor 10 Uhr brach bei Bäcker Ludwig Schuppel Feuer aus, das jedoch durch das raſche Eintreffen ö der Feuerwehr ſowie dem Mitwirken der Einwohner 5 beim Löſchen, bald unterdrückt war. — Pforzheim, 21. Okt. Geſtern nach⸗ . mittag verunglückte der Spezereihändler Friedrich Merkle von Huchenfeld, welcher ſeit ganz kurzer Zeit in der Sägmüble zu Dillſtein als Taglöhner beſchäftigt war, durch den Zuſammenſturz eines etwa 3 Meter hoch geſetzten Bretterhaufens. Die 5 erlittene Verletzung am Kopf, war eine derart 8 ſchwere, daß nach 15 Minuten der Tod des Be⸗ dauernswerten eintrat. Merkle iſt verheiratet und Vater von 6 Kindern. — Oſterburg, 21. Okt. Vor Kurzem wur⸗ de in Calbe a. M. (Altmark) ein junges blühendes Mädchen durch Wahrſagerei in den Tod getrieben. Dasſelbe hatte ſich vor längerer Zeit von einer Zigeunerin „wahrſagen“ laſſen und war ſeit dieſer Zeit tiefſinnig geworden, denn die Wahrſagerin hatte ihr prophezeit, daß ſie in einem halben Jahre ſterben müſſe. Das entſetzliche Bewußtſein, dem furchtbaren, immer näher rückenden Tode nicht ent⸗ rinnen zu können, verſetzte das arme Mädchen in eine unſägliche Angſt, die ſich, je näher ſie dem vermeintlich geſteckten Ziele kam, von Tag zu Tag ſteigerte und ſie ſchließlich zur Verzweiflung brachte, A de t Ude . 8 79 . 73 e 2 in der ſie, um der ſchrecklichen Prophezeihung zu entgehen, Hand an ſich legte. Daß das beklagens⸗ werte Opfer allſeitiges Mitleid erregte, bedarf keiner Erwähnung; wohl aber, daß abergläubiſche Leute meinen, die Zigeunerin habe doch Recht gehabt. Ein energiſches Einſchreiten gegen die herumziehen⸗ den Zigeunerbanden wäre dringend angezeigt. — In Allmannsweier wurden, wie die „Lahr. Ztg.“ berichtet, in den letzten Tagen in dieſer und in den benachbarten Gemarkungen nicht weniger als 5 Wildſchweine erlegt. Die Beſtien hatten ſtellenweiſe ganze Kartoffeläcker zerſtört. Die Tiere ſind, wie das in jetziger Jahreszeit, wo ſich ihnen Nahrung in den Feldern noch in Hülle und Fülle bietet, nicht anders zu erwarten, außerordent⸗ lich gut genährt und liefern für den Tiſch gute Leckerbiſſen. — Bielefeld, 15. Okt. Der älteſte Bür⸗ ger unſerer Stadt, der Rentier Marcus Jordan, hat laut der „Weſtf. Ztg.“ heute ſein 104 Lebens⸗ jahr vollendet. Man kann denſelben noch täglich auf den Promenaden treffen, und die Freude an der Natur wie die Friſche des Geiſtes ſcheint er ſich unverkürzt bewahrt zu haben, wenngleich der Schritt, der ein etwas langſameres Tempo angenommen hat, auf eine Abnahme der Körperkräfte ſchließen läßt. — Bromberg, 19. Okt. Vor einigen Monaten wurde von Herrn Stadtrat Franke ein junges, des Augenlichts beraubtes Mädchen bei ſeiner Entlaſſung aus der Blindenanſtalt in Ver⸗ pflegung genommen und, um demſelben für ſpätere Jahre ein kleines Kapital zu ſammeln, dazu benutzt, für jeden Eimer heißen Waſſers, welches bis dahin von Jedermann unentgeltlich aus der Fabrik ge⸗ holt wurde, einen Pfennig zu vereinnahmen. Aus dieſen kleinen Beiträgen iſt jetzt bereits die Summe von circa 150 Mark erwachſen und zinsbar ange⸗ legt. Diejenigen, welche früher das heiße Waſſer zum Waſchen ꝛc. geholt haben, entnehmen es auch jetzt noch aus der Fabrik und erlegen gern den ge⸗ ringen Obolus; der armen blinden Waiſe jedoch iſt daraus eine unverſiegbare Einnahmequelle er⸗ ſtanden. — Mainz, 20. Okt. In der Wohnung des Avantageurs eines hieſigen Regiments ereignete ſich geſtern ein beklagenswerter Unglücksfall. Derſelbe machte ſich mit einem geladenen Revolver zu ſchaffen, während eben ſein Burſche vor ihm ſtand und et⸗ was vom Boden aufheben wollte. Plötzlich ging die Waffe los und die darin befindliche Kugel durch⸗ bohrte dem Burſchen die Bruſt. Schwer verletzt wurde derſelbe ins Lazareth gebracht. — Dortmund, 20. Okt. Heute vormittag ſtießen zwei Güterzüge am Bahnhof Bönen kurz nach 6 Uhr früh zuſammen, woran, ſoviel bis jetzt feſtgeſtellt iſt, hauptſächlich der herrſchende Nebel die Schuld tragen ſoll. Die Wirkung des Zuſammen⸗ ſtoßes war eine furchtbare; die in Thätigkeit befind⸗ lichen drei Maſchinen wurden vollſtändig beſchädigt und teilweiſe aus dem Geleiſe geſchleudert, zwei Packwagen wurden zertrümmert und mehrere an⸗ dere beſchädigt, ebenſo auch das Geleiſe auf eine kurze Strecke zerſtört. Leider forderte das Unglück auch einige Opfer von dem Dienſtperſonal, indem ſechs Perſonen verletzt wurden. Hilfe war ſo ſchnell als möglich zur Stelle. Zur Freilegung des Ge⸗ leiſes werden ſofort die nötigen Anſtalten getroffen und nach mehrſtündiger angeſtrengter Arbeit waren n ien ingen f die Trümmer gegen mittag ſo weit beiſeite geſchaſtt nm de fer worden, daß das Geleiſe wieder frei und dem Be⸗ 12 baden. triebe übergeben werden konnte. yon, 23. — Metz, 18. Okt. Daß die Wolfe wieder im Anzuge ſind, haben unſere Truppen ſchon wäh⸗ rend der Manöver gemerkt, wo durch das Schießen verſchiedene dieſer Unholde aufgeſtöbert wurden; auch wurden am letzten Sonntag von einer Jagdgeſell⸗ ſchaft aus Bolchen im Walde von Zimmingen eine dreijährige Wölfin und ein junger Wolf erlegt. Die meiſten dieſer Beſtien wechſeln aus den franzöſiſchen Grenzdepartements nach Lothringen herüber, auch wird denſelben in Frankreich nicht ſo planmäßig nachgeſtellt, wie bei uns. So wird aus Bremon⸗ court, Departement Meurthe berichtet, daß einige dieſer Raubtiere in der vorigen Woche in den Schafſtall eines dortigen Bauern eingedrungen ſind und drei Schafe aufgefreſſen und fünf erwürgt haben; trotz des Lärms, den die Nachbarn in dem Schafſtall hörten, hielten ſie es nicht für nötig, nach der Urſache der ungewöhnlichen Erſcheinung zu unn in Neſtaura Ing bon & „ 5 1. 17. * 21 26 N 5 zu können, den ſeine Mitteilung auf Thereſe machte. Dieſe wurde bald rot, bald blaß und frug haſtig: „Von wem willſt Du ſprechen, Korl?“ Er antwortete nicht gleich. „Du haſt mich erraten!“ ſagte er dann ſpöt⸗ tiſch und ſixierte ſie immer. „Nun ja, dieſer Brief ſagt mir, daß Hugo von Mira noch lebt, daß er . von Amerika nach Bayern heimkehrte und jeden * Augenblick hier ſein kann.“ . Dieſe unerwartete Nachricht war zu ſtark für * die arme Frau von Fliera; ſie wankte und fiel halb „ ohnmächtig auf einen Stuhl. „Sie liebt ihn noch!“ flüſterte Fliera mit Wut. Indeß hütete er ſich wohl, ſeiner Gemahlin etwas von ſeinem Verdacht merken zu laſſen, und ſeine zärtlichſte Miene annehmend, beugte er ſich beſorgt über ſie. „Da erſchreckſt Du ſchon!“ ſagte er und drückte einen leichten Kuß auf die kalte Stirn Thereſens. „Großes Kind, daß Du biſt! Haſt Du denn je dieſe Verſprechungen für Ernſt nehmen können, die nur in Romanen Wert haben? Übrigens, wenn dieſer Herr undelikat genug wäre, einer verheirateten 5 Frau, einer Familienmutter jugendliche Schwärme⸗ * reſen vorzuwerfen, hätteſt Du nicht eine hinreichende . Entſchuldigung in dem vermeintlichen Tode Deines 7 Ritters, in der Liebe und Achtung, die Dir in ſei⸗ ner Abweſenheit ein Anderer abzugewinnen wußte? Und doch iſt es beſſer, dieſe dummen Erläuterungen zu meiden und raſch nach München zu gehen. Nicht wahr, meine teuere Thereſe? Vielleicht hat Dich Herr von Mira, der nie ein großer Tugend⸗ ſpiegel war, bei den Frauen der andern Welt ver⸗ geſſen. Um Dich aber in allen Fällen vor irgend einer ſenti . 88 mentalen Szene zu ſchützen, habe ich ſ fort dieſe Reiſe nach München beſchloſſen; Du ſtimmſt mir doch bei, meine liebe Thereſe?“ Die junge Frau warf ihre beiden Arme um den Hals ihres Mannes und rief ſchluchzend: „Ja, Karl, führe mich fort, damit ich ihn nicht ſehe, damit ich ſeine Vorwürſe nicht höre. — O, mein Gott, was wird er ſagen?“ Fliera löſte ſich ſanft aus dieſer konvulſiviſchen Umarmung, drängte ſeine Frau wieder auf den Stuhl zurück und ging dann in ſtarken Schritten im Zimmer auf und nieder. Plötzlich blieb er vor ihr ſtehen und ſagte ſpöttiſch: „Ah, Du weinſt? Auf Ehre, das ſind echte Weiberthränen, von denen man nicht weiß, fließen ſie der Freude oder dem Schmerze.“ „Metzeihe, Karl, die Uberraſchung —“ „Und warum nicht die Reue?“ 5 O, mein Karl, verbanne dieſen Gedanken; was auch immer meine Gefühle gegen ihn geweſen ſind, ſo kann ich doch nie vergeſſen, was ich mei⸗ nem Manne, dem Vater meines Kindes, dem groß⸗ mütigen Freunde meines Bruders ſchulde!“ „Alſo iſt es abgemacht,“ erwiderte Fliera mit geſenkten Augen, „wir reiſen morgen! Ich gehe jetzt zu unſerm neuen Pächter, um das letzte Über⸗ einkommen mit ihm zu treffen. Ich werde ihn zum Gabelfrühſtück mitbringen; denn mit ſolchen Leuten verhandelt man am beſten bei Tiſche. Und Du, meine Liebe, womit wirſt Du Dir einſtweilen die Zeit vertreiben?“ Dieſe kalte Ruhe nach einem Geſpräch, das Fliera eben ſo ſehr hätte aufregen müſſen, als ſeine Frau, vermehrte noch Thereſens Unbehagen. „Ich, mein Freund,“ antwortete ſie, faſt ohne zu wiſſen, was ſie ſagte, „ich weiß nicht — ich e 7 75 1 7% 5 forſchen. 5 7 7 2.1 — Eisleben, 17. Okt. Ein Borkommnis 5 ſchrecklicher Art rief geſtern in der hieſigen Mädchen⸗ Dult Anſc Bürgerſchule Verwirrung und Entſetzen hervor. 1 Eine Schülerin hatte auf dem Wege zur Schule — in der Nähe des hieſigen Bahnhofes eine Dynam patrone gefunden, die, wie man annimmt, von eſ⸗ 0 nem Bergmann verloren worden iſt, und ſolche mit . in die Schule gebracht. Ein anderes Schulmädchen, in die 13jährige Tochter des Schneidermeiſters L. von 1 hier, ſpielte nun während des Unterrichts mit der St habe keinen Plan — Aber Du erinnerſt mich, ich wollte dieſen Morgen in die Grabkapelle gehen, 84 weil heute der 2. September iſt, der Todes lag 56 Guſtavs.“ hire „Der 2. September!“ wiederholte Fliera und feine ſeine Züge verzerrten ſich trotz der großen Gewalt, kaluden- 4 die er über fich hatte. „Heute ſind es alſo drei n 1 5 „Daß wir ihn verloren haben, Du einen treuen e Nirnbän 0 det Stück a Pf un Ohſſottin . be Freund, ich einen angebeteten Bruder — und doch, Karl, hat mir Gott in dem Unglück ſelbſt einen Troſt gegeben; denn in jener ſchrecklichen Begeben⸗ heit lernte ich den Mut, die edle Aufopferung deſſen 1 15 der einſtens mein Gatte ſein ſollte!“ liera richtete ſich ungeduldig in die Hohe. N 0 dieſer Gedanke! Es ſcheint, 1 habe 3 Sah 8 in Deinen Augen kein anderes Verdienſt, als das, was mir das Andenken an jenen Unglücksfall gibt.“ — „Und wenn dem ſo wäre?“ rief Thereſe und 1 betrachtete ihren Mann mit Enthuſiasmus. „O, wünſche nicht, daß ich dies traurige Andenken aus * meinem Herzen verbanne! Mit ihm bin ſch ſicher, gigi nie einen Vorwurf von Dir zu verdienen, mit ihm In 3 bin ich ſtark und mutig, die Ungleichheiten und Nan, dufgab, Sonderbarkeiten Deiner Launen zu ertragen; durch asg dies ſcheinſt Du mir edler, würdiger meiner Liebe Me. und Achtung, ja durch dies ſcheint mir ſelbſt unſer Kind ſchöner und Wee f — Augenſcheinlich ſuchte die junge Frau in dem Momente, da ihre alte Liebe zu dem totgeglaubten Herrn von Mira in ihrem Herzen auflebte, ſich in ihren Pflichten als Gattin zu ſtählen. Flierg war U zu erfahren und geſchickt, um dies Gefühl nicht in den Worten Thereſens zu erkrnnen. 8 0 (Fortſetzung folgt.) e eee 1