8 5 . 5 dieſer Feier auch nicht ſehlen. Als ſich Beide, orgens gegen 3 Uhr, auf dem Heimweg befanden, ſtanden auf der Brücke zwiſchen Ladenburg und Neckarhauſen eirca 6 Burſchen, von denen einer alsbald dem Reinhard die Mütze vom Kopf ſchlug und andere ihm ſein Mädchen abnahmen. Reinhard fürchtete ſich vor den Kerls, da ihm einer derſelben und zwar Kinzig, als gefährlicher Menſch bekannt war, weßhalb er ſich aus dem Staube machte und das Mädchen im Stiche ließ. Dieſes eilte, als es ſich verlaſſen ſah, über den Bahndamm gegen Seckenheim zu, Kinzig aber verfolgte es auf dem Fuße und warf es ſchließlich zu Boden. Während des Ringens zwiſchen Kinzig und der Daun kam Brecht und ein anderer Burſche, Namens Michael Kropp, der mittlerweile ſeinem Leben im Gefängnis durch Erhängen ein Ende gemacht, auf Beide los und während Kinzig die Daun vergewaltigte, wurde Letztere von dieſen feſtgehalten. Nach dieſem beſtia⸗ liſchen Akte übernahm Kinzig die Rolle Brechts und Kropp diejenige Kinzigs. Das arme gequälte Opfer ſchlug um ſich, biß einem der gemeinen Burſchen in die Hand, infolge deſſen Brecht ihr auf die Bruſt ſchlug und ihr den Mund zuhielt. Nach die⸗ ſem Gewaltakt, der nicht nur einen düſteren Schat⸗ ten auf die öffentliche Sicherheit, ſondern auch auf die ſittliche Verkommenheit und Frechheit einzelner Burſchen auf dem Lande wirft, konnte das Opfer kaum mehr nach Hauſe gehen; die Kleider waren ihm zerriſſen, ſie war leicht verletzt und hatte einen Zopf verloren, man ſieht, ſie war keinen Menſchen, ſondern Beſtien in die Hände gefallen. Bemerkens⸗ wert bei dieſer Sache iſt auch die Feigheit, die ei⸗ nige Bekannte der Angeklagten während der Aus⸗ führung des ſcheußlichen Gebahrens der Letzteren an den Tag legten, ſtatt dem ſo ſchwer bedrängten Mädchen Hilfe zu leiſten. Die Frage, ob Kinzig der Ausführung und Brecht der Beihülfe obigen Verbrechens ſchuldig, wird von den Geſchworenen bejaht, weßhalb gegen Kinzig eine Zuchthausſtrafe von 3 Jahren und Brecht zu einer Gefängnisſtrafe von 1 Jahr erkannt wird und zahlen Beide die Koſten. Als Sachverſtändiger war Herr Bezirksarzt Dr. Fiſcher und als Verteidiger Kinzigs Herr An⸗ walt Faas und als ſolcher Brechts Herr Dr. Ro⸗ ſenfeld erſchienen. — Mannheim, 30. Sept. Schwurgericht. 15. Fall. Der 19jährige Schuhmacher Georg Keck von Freiſtett (Amt Kehl) hat ſich wegen Straßenraubes und Verbrechens gegen 8 177 R.⸗ . 05 St.⸗G.⸗B. zu verantworten und wurde Zuchthausſtünfe von 6 Jahren, Ehrenverluſt auf 5 Jahre und in die Koſten verurteilt. 16. Fall. Michael Fiſcher, 24jähriger Müller von Suddersheim (Württemberg), wegen Körperver⸗ letzung mit nachgefolgtem Tode. Der Angeklagte wurde koſtenlos freigeſprochen. Mi dieſem Falle endigen die Schwurgerichts⸗ ſitzungen des 3. Quartals. — Aus Baden, 27. Sept. Am 24. Sept. hat in Lahr die Hauptverſammlung des bad. Sängerbundes getagt, zu welcher gegen 40 Vertreter der Ortsvereine erſchienen waren. Der Bund umfaßt jetzt 231 Vereine mit 5167 Sängern. Das Vermögen des Bundes beträgt 21,235 M. 39 Pf. Die Einnahmen des letzten Jahres beliefen ſich, auf 10,309 M., die Ausgaben auf einige Mark weniger. Beſchloſſen wurde, die Bundeslie⸗ derſammlung durch ein 6. Heft zu erweitern und 6 Preiſe von 100, 50 und 25 Mk. für Männer⸗ chöre auszuſchreiben. Das Kreutzerdenkmal in Meß⸗ kirch wird im Sommer nächſten Jahres enthüllt. Die Hauptverſammlung für 1883 ſoll in Eberbach ſtattfinden. — Petersburg, 1. Okt. Laut einer Mel⸗ dung des „Golos“ fand auf dem Rundſchiffe „Po⸗ powka Nowgorod“ eine Mienen⸗Exploſion ſtatt, welche das Deck und den Eiſenbau des Schiffvorder⸗ teils zerſtörte. Kürzlich erſt waren von dem in Se⸗ baſtapol überwinternden Schiffe die Armierung und 1000 Pud Pulver an's Land gebracht worden. Die Urſache der Exploſion iſt unbekannt. Ein Un⸗ teroffizier, welcher im Moment des Unglücks in der Pulverkammer war, iſt tot. Die Geſamtzahl der Toten und Verwundeten beträgt 18, darunter 5 Offiziere, 4 Matroſen, 8 Untermilitärs und ein Be⸗ amter. Seeoffizier Kuſſin und Mechaniker Iwauow ſind tot. Venedig, 29. Sept. Geſtern nachmittag er⸗ trank bei ſtürmiſcher See in dem Lidobade ange⸗ ſichts der ganzen Familie und des Bräutigams, des bekannten jungen Grafen Wielopolski, die Gräfin Plater aus Warſchau hundert Schritt vom Ufer im Beiſein des Schwimmmeiſters. Der Leichnam ver⸗ ſchwand ſpurlos und wurde erſt heute abend bei Malamocco angeſchwemmt. Hente ſollte die Hoch⸗ zeit ſein. — Niederbetſchdorf, 29. Sept. Vor einigen Tagen wurde der in der Mühle des Fried⸗ rich Arbogaſt dahier als Lehrling beſchäftigte Juſtus zu einer Franck, 16 Jahre alt, aus Leiters weiler, beim Auf⸗ legen des ſogenannten Chaſſis „Riemens auf das Triebrad von dieſem an den Kleidern erfaßt und mehrmals herumgeſchleudert, wobei der Arm des Unglücklichen in das Werk kam und dicht an der Schulter abgeriſſen wurde. — Eine luſtige Auswanderungsgeſchichte er⸗ eignete ſich kürzlich zu Kalmar in Schweden. Bei einem reichen Bauern in der Umgegend der Stadt diente ein junger Knecht Namens Anders. Anders war ein ſchmucker Junge und der Bauer hakte eine hübſche Tochter und Anders und die hübſche Anna wurden einander bald gut. jedoch reich, Anders aber ein armer Schlucker war, ſo verlohnte es ſich nicht der Mühe, den Alten um ſeine Einwilligung zur Heirat anzugehen. Anders beſchloß daher, gleich ſo vielen Anderen auszuwan⸗ dern und ſein Heil in Amerika zu verſuchen, wo alle Menſchen gleich ſind und wo es nur ſelten einen reichen Vater gibt, der Nein ſagt, wenn die Tochter Ja ſagt. Der Bauer vermißte den fleißigen Knecht ſehr ungern, da derſelbe ſich jedoch durchaus nicht zureden ließ, noch länger in Schweden zu blei⸗ ben, ſo wollte er ihm wenigſtens das Geleit bis zum Dampfſch ff geben; dort an der Landungsbrücke lag auch ſchon das Gepäck desſelben, als Hauptstück eine große blau angeſtrichene Kiſte. „Faß an!? ſagte der Alte, als ſie zur Stelle waren, und ergriff das eine Ende der Kiſte. „Wetter, iſt das Ding ſchwer,“ meinte er. „Wird ſchon leichter ſein, wenn ſie in Amerika ankommt,“ erwiederte Anders und hob das andere Ende empor, da — krach, brach der Boden aus der alten Kiſte und herausrollte — die hübſche Anna zum Schrecken des Alten und zum Jubel der Umſtehenden. Anders mußte für diesmal ſeine Reiſe allein antreten, doch gab ihm der Baller, nachdem deſſen erſter Zorn ſich gelegt, wenigſtens das Verſprechen, ſeine Anna nicht zur Ehe mit einem andern zwingen zu wollen. — Einen ebenſo originellen wie gefahrvollen Weg, um ihren Geliebten zu beſuchen, hatte eine nicht mehr in der erſten Jugendblüte ſtehende Frau⸗ ensperſon in Paris gewählt. Sie legte nämſich zur Nachtzeit aus ihrer in der dritten Etage be⸗ ſindlichen und auf den Hof hinausgehenden Woh nung bis zu dem gegenüberliegenden Fenſter in der Wohnung ihres Geliebten eine Leiter und klekterte auf dieſem unſicheren Pfad zu Letzterem hinüber. Des Ofteren hatte ſie dies glücklich vollbracht; in Heiner der jüngſten Nächte aber, wo ſie die geführliche und zeigte dabei die ganze ſchüchterne Angſtlichkeit eines Kindes, welches fürchtet, auf einer unrechten That ertappt zu werden. Er war noch emſig be⸗ ſchäftigt, als Frau Lampert eintrat; er ging ihr einige Schritte entgegen, um den wohlverdienten Vorwürfen zuvor zu kommen; allein er merkte bald an den ernſten und gedankenvollen Mienen ſeiner Mutter, daß ſie ſeinen Fehler heute gar nicht be⸗ merkte; ja, ſie war ſo ſehr in ſchmerzliche Gedanken verſunken, daß ſie nicht einmal die Gegenwart des jungen Mannes bemerkte, der bei ihrem Eintritte auſgeſtanden war und beſcheiden im Dunkeln ſtehen blieb. „Guten Abend, Denys,“ ſagte ſie mit ſanfter, zitternder Stimme; „ich komme ſehr ſpät und doch wäre ich gerne noch ſpäter gekommen, um Dir ſo ſpät wie möglich die ſchlimme Nachricht ſagen zu müſſen, deren Trägerin ich bin.“ Denys betrachtete ſie mit Unruhe; aber ohne ein Wort weiter zu ſagen, ließ ſich die Mutter mit einem tiefen Seufzer ouf einen Stuhl fallen. II. Suſanne Lampert war eine jener ſeltenen Frauen, die, in welchem Stande ſie auch immer leben, die Liebe, Achtung und Bewunderung aller jener auf ſich ziehen, die ſie kennen. Sie war ein⸗ fach, nach Art der Pächterinnen Oberbayerns ge⸗ leidet; ſie mochte ungefähr 65 Jahre zählen, aber dennoch war ſie gerade und beweglich und ihre Züge trugen noch die Spuren einſtiger Schönheit; ihr blaues Auge war voll Wohlwollen und Güte, der gewöhnliche Geſichtsausdruck war bei ihre jene Heiterkeit, welche ein reines Gewiſſen gibt. Nach dem Adel ihrer Manieren und den eleganten Wen⸗ eee . %%%ͤ ͤ ͤͤ dungen ihrer Sprache zu urteilen, hätte man ſie für ein Glied der beſten Familie halten können, das durch Unglücksfälle in ſeine jetzige beſcheidene Stellung gedrängt worden ſei; doch war ihre Le⸗ bensgeſchichte zu ſehr bekannt, um dieſer Vermutung Raum zu geben. Bevor wir in unſerer Erzählung fortfahren, wollen wir flüchtig ein Bild der Schickſale dieſer merkwürdigen Frau entwerfen. Suſanne Lampert, ſchon frühe eine Waiſe, wurde von einer reichen Dame als Geſpielin ihrer einzigen Tochter aufgenommen. Sie durfte Teil nehmen an all deren Unterrichtsſtunden und erwarb ſo eine weit über ihrem Stande ſtehende Bildung, um ſo mehr, als ſie ſich dem Studium mit ſo großem Eifer ergab, daß ſie bald in allen Wiſſen⸗ ſchaften ihre vornehme Gefährtin übertraf. Je mehr ſich jedoch Suſannens Geiſt bildete, deſto tiefer und öfter fühlte ſie auch die Ungewißheit ihrer Zu⸗ kunft. Ihre Wohlthäterin behandelte ſie wie ihre Tochter, deren Kind wie eine Schweſter; allein ſie ſah nur zu gut ein, daß dieſe Gleichheit auf die Dauer nicht fortbeſtehen könne. Eine Menge Um⸗ ſtände konnten ihr dieſe Stütze rauben, und was ſollte dann aus ihr werden, wenn ſie Geſchmack und Gewohnheiten der Reichen angenommen hatte ? Sie faßte alſo den Entſchluß, in ein Kloſter zu gehen, ſobald ihr Alter den Eintritt erlauben würde; allein ſie wollte nicht, daß ihr Rücktritt aus der Welt jenen eigennützigen Anſchein habe, der ſo viele Eintritte in's Kloſter charakteriſtert, und deswegen wählte ſie den härteſten aller Orden, denjenigen, deſſen Mitglieder ſogar die Achtung der Gottloſen befizen: ſie wollte barmherzige Schweſter werden. Zu dieſem Ende ſtudierte ſie beſonders Botanik und 0 5 die Eigenſchaften gewiſſer Kräuter, deren Anwendung in der Heilkunde damals allgemeiner war, als heute. Sie wollte ſelbſt nicht ganz unwiſſend bleiben in der Medizin und durch ihren beharrlichen Fleiß er⸗ warb ſie ſich ſogar einige Kenntniſſe in der Arznei⸗ kunde, und bald war ſie unterrichtet genug, um mit Würde den Platz einer gottgeweihten Jungfrau ausfüllen zu können. Im Augenblicke, da ſich Suſanne am Ziele ihrer Wünſche ſah und in den Orten eintreten wollte, wurde ihre langjährige Freundin Braut und Suſanne ſah ſich genötigt, den Schritt aufzuſchieben. Ihre Wohlthäterinnen, die nur ungern den Eintritt Suſannens in ein Kloſter ſahen, ergriffen auch mit Eiſer dieſe Gelegenheit, ſie von ihrem Entſchluſſe abzubringen. Inzwiſchen heiratete ihre einſtige Ge⸗ ſpielin und jetzige Freundin den Herrn von Noxall, einen ehemaligen Seeoffizier, der, obwohl viel älter als ſeine junge Frau, doch durch ſeine ausgezeich⸗ neten Geiſtes- und Herzenseigenſchaften deren ganze Liebe und Achtung zu erwerben wußte. Damals beſtand Schloß Weißeck noch nicht und die Famalie Norall zog ſich vorläufig in den Weißhof zurück, wohin ſie auch Suſanne mitnahm. Einige Zeit nachher ſtarb Herrn von Noralls Schwiegermutter und da ihn nun nichts mehr zurückhielt, ſo beſchloß Herr von Norall, einer alten Neigung Folge leiſtend, längere Zeit auf Reiſen zu gehen. Aber was mit Suſanne machen? Man konnte ſie nicht mitnehmen in die weite Welt, denn Herr von Norall wollte nicht nur allein nach Italilen und Frankreich, ſon⸗ dern auch nach Egypten, man wollte ſie aber auch nicht allein und ſchutzlos zurücklaſſen. 0 (Fortſetzung folgt.) Da der Bauer gang 70 gutde f 4 bot, 1 15 fn i eln Le aan en fe l 2 enen u ln . 1 bn. 1 11d ia um A iich — ln Ell 8 In No. 6 V undwi hau iin hie Le Nudrit u bol —