diurchwandert, den Feind viermal geſchlagen, die Hauptſtadt eingenommen, die Disziplin aufrecht er⸗ alten und unter großen Strapazen Hingebung ge⸗ Verſchiedenes. a * Schriesheim, 21. Sept. Die Preſſe beſchäftigt ſich gegenwärtig vielfach mit der in voriger Woche ſtatigehabten Verhandlung vor der Straf⸗ kammer des Landgerichts Mannheim gegen Sal a⸗ non Kaufmann in Viernheim bei uns unter dem Namen „Zall“ bekannt —, welcher 3 egen Wuchers, Diebſtahls, Betrugs Unterſchlagung N. angeklagt war und 8 Jahre 3 Monate Gefängs⸗ nis, 5 Jahre Ehrenverluſt, M. 8000.— Geldſtrafe und Tragung ſämtlicher Koſten für ſeine „Biederheit“ erhielt. Wie aus den Verhandlungen, deren Ein⸗ zelbeiten in einer Brochüre zuſammengeſtellt ſind, hervorgeht, hat ſich dieſer „edle Menſchenfreund“ an ieſigem Platze mehrere Opfer ausgewählt, die er mit bewunderungswürdiger Meiſterſchaft teils in ihren Verhältniſſen ſchwer ſchädigte, teils um ihr ganzes Vermögen brachte. Es drängt ſich einem beim durchleſen dieſer Verhandlungen unwillkürlich die Frage auf, wie es denn möglich iſt, daß in der jetzigen Zeit es noch ſo viele Leute gibt, welche zu ſolchen gefährlichen Blutausſaugern ihre Zuflucht nehmen, wo doch jahraus jahrein auf den Orten bei landwirtſchaftlichen Beſprechungen und bei Ge⸗ eralverſammlungen der Vorſchuß⸗Vereinen haupt⸗ ſächlich den Landwirten die Genoſſenſchaften zur Deckung ihrer Geldbedürfniſſen empfohlen werden. In unſerer Gegeud fehlt es an ſolchen wohl⸗ hätigen Anſtolten, die dazu berufen ſind, hauptſäch⸗ ch die für die Wirtſchaft nötigen Mitteln zu be⸗ choffen, gewiß nicht. Allein leider müſſen wir immer wieder bekennen, daß die falſche Scham viele eute noch zurückhält zu einem derartigen Inſtitute u gehen und ſich das für den Betrieb ihrer Ge⸗ chäfte nötige Geld zu leihen; ſtatt deſſen gehen ſie er auf einen andern Platz und bezahlen dort ebſt dem laufenden Zins — den ſie bei einer olchen Anſtalt bezahlen würden — noch einige rocent Proviſion, nur daß Niemand von der ge⸗ achten Schuld erfährt. Dieſe Praxis iſt jedoch rundfalſch und daher vollſtändig zu verwerfen, denn, je der große Geſchäftsmann ſich für ſein Geſchäft bei dem Banquier einen Kredit in laufender Rech⸗ nung einräumen läßt, kann auch der Bauer und Gewerbetreibende ſein für das Geſchäft erforderliche! Geld bei einem Vereine aufnehmen, wenn er ſeinen Verbindlichkeiten, wie Zahlung der Zinſen und Rükk⸗ kerſtattung des Kapitals, pünktlich nachzukommen ſucht. Was dann nochr den Hauptgrund, das Be⸗ kanntwerden des gemachten Anlehens betrifft, ſo braucht ſich wahrhaftig Niemand zu ſchämen, wenn ſein Nachbar zufäll'g weiß, daß er eine Schuld ge⸗ macht hat, die wieder ehrlich an den Darleiher zu— rückbezahlt wird; viel ſchlimmer iſt es dagegen, wenn man als Schuldner durch eine Affaire, wie die des Sal. Kaufmann, öffentlich in den Zeitungen herumkommt und ſeine Verhältniſſe an die große Glocke gehängt werden, wie es einigen hieſigen Bürgern, trotzdem ſie für das Geheimhalten ihrer Schulden ſo viele Opfer bringen mußten, paſſiert iſt. Daß die Geld⸗ inſtitute ſtreng das Geſchäftsgeheimnis wahren, iſt ſelbſverſtändlich, da dies ja in ihrem eigenen In⸗ tereſſe liegt und kann ſich daher auch der ängſtlichſte Geldbedürftige in dieſer Beziehung ruhig an ein ſolches wenden. f Möchte dieſer Artikel die noch immer gegen die gefährlichen Aufdringlinge zu vertrauensſeligen und leichtgläubigen Leute zur Einſicht bringen, daß ſie ſich von denſelben abwenden und den obenbezeich⸗ neten Weg einſchlagen müſſen, um in ihren Ver⸗ hältniſſen vorwärts kommen zu können. — Mannheim, 21. Sept. Hopfenbericht. Aus Schwetzingen wird berichtet, daß dort und in der Umgegend lebhaftes Geſchäft bei ſteigenden Preiſen (bis M. 350) ſtattfindet. — Aus Bruch⸗ ſal wird unterm 19. geſchrieben: Hier iſt das Ge⸗ ſchäft in neuer Ware ſehr lebhaft; feit Sonntag wurden durch fremde Käufer nahe an 400 Ballen übernommen und heute iſt unter M. 270.305 nichts mehr erhältlich. — Mannheim, 20. Sept. Geſtern abend ſtieß der Zug 169 der heſſiſchen Ludwigsbahn auf dem Neckarauer Bahnübergang mit einem paſſierenden, mit Spritfäſſern beladenen Fuhrwerke zuſammen. Der Fuhrmann Georg Weber von hier blieb tot, Fuhrwerk und Ladung wurden demoliert, Lokomo⸗ tivführer und Heizer erlitten unbedeutende Brand⸗ wunden. Paſſagiere blieben unverletzt. Das Sprit⸗ fuhrwerk kam von Neckarau her und überfuhr den an der, ſüdlichen Barriere angebrachten Kettenver⸗ ſchluß. Der Übergang war von vier Kandelaber⸗ laternen beleuchtet. Der Barrierenwärter wollte, ſo wie er angibt, den Fuhrmann durch Rufen zum Halten bringen, auch ſelbſt den Pferden in die Zügel fallen, allein Pferde angetrieben, wie 7 9 der Fuhrmann, welcher auf dem Fuhr⸗ habe im Gegenkeil noch die es ſcheint, um vor Ankunft des Zuges die Überfahrt noch zu bewerkſtelligen, — Aus Stuttgart wird mitgeteilt: Bes dem Austreten des Neckars von Tübingen bis Cannſtatt wurde namentlich der Plochinger Gegend großer Schaden zugefügt. Lieutenant Marchtaler und Füſilier Breslawsky von der hieſigen Gar⸗ niſton, welche bei der Militärſchwimmſchule in Berg vermittelſt eines Nachens einen Soldaten vom jen⸗ ſeitigen Ufer abholen wollten, wurden vom Strudel fortgeriſſen. Beide ertranken. Marchtaler's Leiche iſt bei Cannſtatt geländet. Heute iſt das Waſſer fallend. Im Eyachthale hat die Übſchwemmung ebenfalls großen Schaden angerichtet, deßgleichen in Oberſchwaben am Schuſſen und Rieß. — Wien, 20. Sept. Die Nachrichten aus Tyrol ſind andauernd düſter; ſelbſt Fußgängern ſſt das Vordringen über Brixen unmöglich. Daß Entſchthal von Gargazon bis Salurn iſt ein See, Die Meraner Bahn iſt zerſtört. Die Eiſenbahn⸗ dämme ſüdlich von Waidbruck ſind bis auf zwei Strecken 300 Meter weit weggeriſſen. Die Inge; nieure ſind noch ganz im Ungewiſſen, wann die Bahn wieder fahrbar ſein wird. Toblach und Nie⸗ derdorf ſind halb zerſtört. Die Regen ſind neuer⸗ dings ſtark. Der Bahndamm der Bahn von Bozen nach Branzoll iſt total zerſtört. Einzelne Stationen ſind vom Hochwaſſer eingeſchloſſen. Da der Tele⸗ graph, die Bahn und die Poſtraße bei Lienz zerſtört werk geſeſſen ſein ſoll, ſind, ſo iſt jeder Verkehr abgeſchnitten und nur über die Gebirge die Rettung mit Lebensgefahr möglich. Die Situation iſt troſtlos. 1 — Rom, 18. Sept. Infolge wolkenbruch⸗ artigen Regens ſind die Etſch, die Brenta, die Piave und andere ſekundäre Flüſſe in Lombardo⸗Venezien aus ihren Ufern getreten. In Verona wurden Brücken weggeſchwemmt, die Stadt iſt vollſtändig überflutet. Die Waſſerhöhe überſtieg jene vom Jahre 1868 noch um 85 Centimeter. Viele Einwohner flüchteten ſich auf die Dächer. Man verſichert in⸗ deß, daß keine oder nur wenige Menſchen verun⸗ glückten. Es wird dringend um Hilfe gebeten; hauptſächlich werden Boote verlangt. 1500 Men⸗ ſchen find obdachlos. Es fehlt an Trinkwaſſer und Brod; man requirierte Lebensmittel aus Mailand; doch der Transport iſt ſchwierig. Im Laufe des heutigen Tages ſollen ſechzig Häuſer eingeſtürzt ſein. Dreitauſend Perſonen mußten in Kaſernen und ben. In der Mitte des Hofes ſtanden zwei große, ämmige Eichen, unter deren ausgebreiteten Aſten ine Menge Mägde und Knechte ſtanden, die unter uſtigem Geplauder die Stunde des Abendeſſens er⸗ warteten. Die Ankunft des Herrn mit einem Fremden ſetzte der lauten Unterhaltung ein raſches Ziel, noch ehe Denys mit Stentorſtimme rief: „Komm her, Johann, führe das Pferd in den Stall; Peter, trage ſchnell das Felleiſen in die Fremdenſtube; Du, Liſa, bekümmere Dich um die Ordnung in der Fremdenſtube und Du, Katharine, bereite uns gleich ein gutes Abendeſſen!“ Bei dieſen Worten löſte Denys die Schnepfen von ſeinem Gürtel und warf ſie einer dicken Magd in den Schooß. — „Wer nichts hier zu thun hat, der ſtehe nicht länger hier und ſtöre uns mit ſei⸗ nem Geſchnatter!“ Das gutmütige Lächeln, das dieſe letzten Worte Denys Lamperts begleitete, zeigte, daß ſie nicht ſo böſe gemeint waren, als ſie lauteten. Die Knechte und Mägde ſtoben jedoch haſtig auseinander, Denys aber nahm den vornehmen Gaſt am Arme und führte ihn nach dem mittleren Gebäude, in welchem ſeine Wohnung war. Der junge Fremde zitterte und ſtrauchelte bei jedem Schritte; Alles, was er bier ſah, ſchien in ſeinem Innern peinliche Erinne- kungen wach zu rufen. 5 „Mut, mein junger Freund!“ flüſterte ihm Denys zu und drückte ihm kräftig die Hand. ö Sein Gaſt dankte ihm durch einen vielſagen⸗ den Blick und folgte ihm ſchweigend in das Haus, 15 das überall Ordnung und Wohlhabenheit zeigte. 5 Herr von Mira warf einen laugen ſchmerz⸗ ſich. 5 „Sie waren ſchon hier?“ ſagte der Pächter, indem er ſein Gewehr an den dazu beſtimmten Nagel hängte. „Ja, ja,“ antwortete der junge Edelmann mit Wärme, „und ich habe in dieſem Hauſe recht glückliche Stunden verlebt! Erinnern Sie ſich noch, wie wir nach der Jagd mit dem jungen Schloßherrn hierher kamen, wo wir dann Fräulein Thereſe bei Ihrer Mutter trafen?“ „Liſa,“ unterbrach Lampert lebhaft, „iſt meine Mutter noch nicht heimgekommen? Wirklich die Armen und Unglücklichen koſten ihr noch das Leben.“ „Sie iſt im Schloß,“ fuhr die Magd ſort, „die gnädige Frau ließ ſie rufen, um —“ „Es iſt ſchon gut; was meine Mutter im Schloſſe thut, geht Niemand was an — bring' uns einen Krug Bier in die Apotheke und rufe uns, ſobald ſie wiederkehrt.“ Die Apotheke war ein großes Gemach zu ebe⸗ ner Erde des Hauſes, ſo genannt, weil ſich längs der Wände geräumige Schränke befanden, auf deren einzelnen Schubladen man die Namen vieler heil⸗ ſamen Pflanzen las; in Schubfächern ſtand eine große Anzahl von Gläſern, welche die am ofteſten gebrauchten Arzneien enthielten. Ungefähr fünfzig einfach gebundene Bücher bildeten in einer Ecke des Zimmers eine kleine Bibliothek. In der Mitte ſtand ein viereckiger Tiſch, reich mit großen und kleinen Wagen, Flaſchen, Büchſen, Schalen und Schreibzeug verſehen. Ein zinnernes Kruzifix, ge— rade da aufgehängt, wo es am meiſten in die Au⸗ gen fiel, gab dem Ganzen einen religiöſen Anſtrich. Hier bereitete Frau Lampert, die Mutter des Päch⸗ ters, die Arzneien, welche ſie dann unentgeltlich an arme Kranke verteilte. Denys lud ſeinen Gaſt durch ein Zeichen ein, auf einem ledernen Lehnſeſſel Platz zu nehmen, der ausſchließlich dem Gebrauch der Herrin beſtimmt zu ſein ſchien, während er ſelbſt ſich ungeſtüm auf einen hölzernen Stuhl warf. „Hier können wir wenigſtens mit Muße plau⸗ dern,“ ſagte Denys. „Sie müſſen vor Allem wiſſen, Herr von Mira, daß ich und mein neuer Gebieter, der Herr von Fliera, nicht aufs Roſigſt zuſammenſtehen; deshalb war ich ſtill, ſo lange is die neugierigen Knechte und Mägde hören konnen und auch jetzt muß ich Sie bitten, noch einen Al genblick Geduld zu haben, bis wir bedient ſind.“ Noch ehe er ausgeſprochen hatte, trat La zur Thüre herein, ſie ſetzte Krug und Gläſer auf den Tiſch und verſchwand dann augenblicklich guf ein Zeichen ihres Herrn. „Nun ſind wir endlich allein!“ ſagte Denhs behaglich, indem er die beiden Gläſer bis zum Rand füllte. „Auf Ihre Geſundheit, Herr von Mira und auf das Glück, das nicht zugelaſſen haf, daß ein braver junger Mann, wie Sie, den Fiſchen im Meere zur Speiſe diene!“ „Dank, mein lieber Denys!“ ſagte der junge Edelmann und nippte an ſeinem Glaſe, während der durſtige Pächter das ſeine auf einen Zug leere, 5 C Dortſetzung folgt.) 1 + (Familienfeſt.) Karoline: „Aber Anna, was iſt denn bei Euch los, daß Ihr Alles gezierk und begränzt habt?“ Anna: „Wir feiern heute ein großes Familienfeſt!“ Karoline: „So, es hat wohl bei Euch Jemand ein Jubiläum?“ Anna: „Nein, S der junge Herr kommt heute aus dem uchthaus!“