Bevölkerung legt eine freundliche und willige Hal⸗ tung an den Tag. Die Civilverwaltung wird durch egyptiſche Behörden geführt. — Faſt die geſamte engliche Expeditionsarmee wird hierher kommen. Die Truppen werden in der Citadelle und den Ka⸗ ſernen, ſowie in Kaſr⸗el⸗Nil und Maſſich unterge⸗ bracht werden. Mit dem General Wolſeley hat auch der Generalſtab das Palais Abdin bezogen. Verſchiedenes. — Karlsruhe, 15. Sept. Dem „Schw. M.“ wird geſchrieben: Die Abreiſe der Großherzogin nach Stockholm iſt vorläufig ſchon auf den 21. d. M. feſtgeſetzt. Man glaube die Entbindung der Kronprinzeſſin von Schweden ſchon gegen Ende d. M. erwarten zu ſollen. — Mannheim, 18. Sept. Die Hopfen⸗ preiſe von Wiesloch und Walldorf ſtehen ſich gleich; in beiden Orten wurden bis jetzt Käufe abgeſchloſſen zwiſchen 250 260 Mark. In Walldorf, welcher Ort ca. 1500 Zentner Hopfen produciert iſt bereits der dritte Teil verkauft. In Wiesloch geht der Verkauf etwas langſamer. — In Schriesheim wurden einige Partien ſchöne Hopfen zu 300 Mk. und in Schwetzingen zu 325 Mk. verkauft. — Mannheim, 18. Sept. In der am 12. d. M. vor hieſiger II. Strafkammer verhan⸗ delten Anklageſache gegen Philipp Berger, von Plankſtadt, Johann Leibrecht von Kirchheim und Stationsaſſiſtent Eckerlin aus Badenweiler z. Z. in Heidelberg erging heute das Urteil des Gerichtshof dahin: Der Angeklagte Berger iſt der fahrläſſigen Tötung und der fahrläſſigen Körperverletzung, ſowie der ſchweren Berufsvernachläſſigung und damit ver⸗ bundenen Gefährdung eines Eiſenbahnzugs ſchuldig und wird deßhalb in eine Gefängnisſtrafe von vier Jahren, wovon drei Monat Unterſuchungshaft in Abrechnung zu kommen haben, verurteflt. Der Angeklagte Eckerlin iſt der Dienſtvernachläſſigung ſchuldig und erhält eine Gefängnisſtrafe 4 Wochen und hat jeder der beiden die Koſten ſeines Straf⸗ verfahrens und Vollzugs zu tragen. Der Ange⸗ klagte Leibrecht wird von der erhobenen Anglage freigeſprochen. Bei Eckerlin wurde als Milderungs⸗ grund angenommen, daß auf der Station Heidel⸗ berg die badiſche Staatseiſenbahnverwaltung unter⸗ laſſen habe, Einrichtungen zu treffen, welche es ermöglichen, daß der Fahrdienſtbeamtete ſeinen Dienſt⸗ funktionen genau nach den Vorſchriften des be⸗ henden Reglements nachzukommen im Stande iſt. N — Dem Handelsmann Moſes Klim in Wall⸗ dorf wurden von dem Großherzog anläßlich der Geburt ſeines ſiebenten Knaben durch Ver⸗ ttlung des Bezirksamtes 30 M. überſandt. 5 Dortmund, 16. Sept. In Zeche „Kaiſerſtuhl“ fand eine Explosion ſchlagender Wetter ſtatt. 20 Bergleute wurden verletzt. Die Beleg⸗ ſchaft iſt gerettet. — Klagenfurt, 18. Sept. Infolge der fortwährenden Regengüſſe iſt das obere Drauthal bis Villach überſchwemmt. Mehrere Draubrücken ſind fortgerſſſen und der Bahnverkehr iſt eingeſtellt. — Innsbruck, 18. Sept. Infolge heftiger Regengüſſe iſt das Etſchthal und Puſterthal über⸗ ſchwemmt. Der Bahnverkehr iſt teilweiſe eingeſtellt, die Brücken ſind weggeriſſen und die Dämme ſind durchbrochen. Die Stadt Srient iſt unter Waſſer, in Brueck ſind Häuſer weggeſchwemmt worden. Das Militär und die Landesſchützen leiſten überall werkthätige Hilfe. — Rom, 17. Sept. Nord⸗Italien iſt von einer entſetzlichen Überſchwemmung heimgeſucht. Der Betrieb der Gotthard⸗ und Brenner⸗Bahn iſt unterbrochen. Como und Verona ſtehen unter Waſſer. In der letzteren Stadt ſind zwei Häuſer eingeſtürzt. — Der König ernannte den General Conſenzo zum Chef des großen Generalſtabes. —. Militäriſches. (Die franzöſiſche Ma⸗ rine.) Im Jahre 1881 verfügte Frankreich über 43 Panzerſchiffe, von welchen etwa zehn neuerer Konſtruktion, ebenſoviele aber gepanzerte Holzſchiffe ſind, als nach heutigen Begriffen ſchon ihrer ſchwa⸗ chen Panzer wegen nicht mehr zur Schlachtenflotte zählen können. Es waren aber ſchon im vorigen Jahre elf fernere Schiffe als Erſatz der genannten im Bau begriffen. Weiter ſind ſieben Hochſee-Pan⸗ zerſchiffe erſten Ranges in Angriff genommen und neuerdings noch eine Anzahl aufgelegt. Mit dieſen letzteren Schiffen folgt Frankreich dem Vorgange Italiens in der Konſtruktion von „Kriegsmaſchinen“ gewaltiger Gefechtsſtärke und wird in Kürze, dank ſeiner größerer Kapitalkraft, die ihm den gleich⸗ zeitigen Bau zahlreicher ſo koſtſpieliger Schiffe ge⸗ ſtattet, eine der italieniſchen in der Qualität eben⸗ bürtige, in der Zahl der Schiffe aber weik über⸗ legene Schlachtenflotte beſitzen. Sogar im engliſchen Parlamente ſind ernſte Bedenken laut geworden bei einem Vergleich zwiſchen den bereiten und im Bau begriffenen maritimen Streitmitteln Frankreichs, ihrer Zahl und Qualität, gegenüber Englands, das mit der Schwere ſeiner Geſchützbewaffnung aller⸗ dings hinter den anderen Staaten zurückgeblieben iſt und zahlreiche Geſchütze führt, welche die Panzer der in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrzents gebauten Schiffe nicht zu durchſchlagen vermögen. Frankreich macht die äußerſten Anſtrengungen, um in kurzer Friſt ein Geſchwader von stattlichen Schif⸗ fen zu haben, die allen Schiffen der andern Flotten überlegen ſind. — Eine tragikomiſche Geſchichte ereignete ſich in einem kleinen Orte in der Nähe von Granada. Daſelbſt ſtarb ein Mann. Man traf die Vorbe⸗ reitungen zum Begräbnis und nachdem dieſe beendet, nahmen vier Leute den Sarg auf die Schulte der Leichenzug ſetzte ſich in Bewegung, die Fami beweinte nach ſpaniſcher Sitte in einem Nachba hauſe den Heimgegangenen Als das Gefolge d halben Weg zurückgeleckt hatte, ſahen einige gleiter eine junge Frau, des Verſtorbenen Tocht haſtig herankommen; dieſelbe rief auf den Sa deutend fortwährend: Mein Vater! mein Baker! Darauf wurde der Sarg auf die Erde geſetzt und geöffnet und man fand, daß er leer war, weil man vergeſſen hatte, den Toten hineinzulegen. Es blieb nichts übrig, als daß der Trauerzug umkehrte u den Leichnam holte. Bevor man zum zweſtenm den Weg nach dem Friedhof antrat, überzeugte aber jetzt jeder der Leidtragenden, daß der T wirklich im Sarge ſich befand. — Des Soldaten Gebet. In der guten alt Zeit bettete ein Pfarrer zum lieben Gott, daß der Welt den Frieden ſchenken oder aber des 8 daten Gebet erhören möchte. Nach der Predi ließ ihn der Oberſt eines im Orte liegenden giments zu Tiſche laden und frug ihn unter andere was er denn damit gemeint habe, als er heute betete: Gott möge des Soldaten Gebet 5erhör „Ei, Herr Oberſt, das iſt ganz einfach,“ exwied der Pfarrer, „des Soldaten Gebet das heißt; mich der Teufel! und wenn Gott dieſes Gebel hören wollte, ſo wäre es bald aus mit dem Keri führen!“ 1 In der Mannſchaftsſchule, 8e webel: Wißt Ihr was geſchieht, wenn der Het Major in's Mannſchaftszimmer tritt? Sold; Er ſchimpft. 5 — Handels ⸗Nachrichten. * Mannheim, den 18. September. (Produl⸗ tenbörſe.) Folgendes ſind die bezahlten Preiſe. (Per 100 Kilo. Preiſe in Mar k.) Weizen, pfälzer 21.— bis —.—. xuſſf 21.50 bis 22.50 Amerikaniſcher 23.— bis Spring —.— bis —.—. Californiſcher 24.— —.—. Roggen, pfälzer 16. — bis 16.50. ruft 15.50 bis 16.—. Franzöſiſcher 17.— bis — Gerſte hieſiger Geg. 16. — bis 17.—. pfälzer 16,50, bis 17.50 neuer Hafer bad. 16. —, bis 16, württemb. Alp 16.—. bis 16.50. Würktemde neuer Hafer —.—. bis —.—. tuſſiſcher —.—. Mals ameritan. mixt. 17. bis 17 Bohnen 22.— bis 23.—. Linſen —.— bis — — . Wicken —.— bis —.—. Kernen 21.— bis 21. Erbſen —.— bis —.—. Kohlreps, deutſcher 30 bis 31.—. ungar. 31.— bis 32.— Klee ſa deutſcher 1. Sorte —. — bis 2. Sorke —.— bis —.—. Provencer —.—. bis —. neuer Pfälzer Luzerne —.— bis —.—. „ —.— bis —.—. 5 Plötzlich ſchlug der Hufſchlag eines Pferdes an ſein Ohr. Er lauſchte nach der Seite hin, woher das Geräuſch zu kommen ſchien und erkannte einen Reiter, der die große Allee hinauf jagte und ſeinen Weg gegen das Schloß zu lenken ſchien. Dieſer an und für ſich ſo unbedeutende Umſtand ſchien für ihn etwas Seltenes, Unerwartetes zu haben; denn er rieb ſich die Stirne und murmelte: i „Potztauſend! ein Fremder auf Schloß Weißeck! as iſt nicht vorgekommen ſeit dem Tode des bra⸗ ven Herrn Guſtav, den ich ſo ſehr liebe! Und wie ſchnell reitet dieſer Herr! Man ſollte meinen, er wiſſe gewiß, daß er mit Freuden empfangen werde. Ja, ehemals, da hätte er ſich nicht getäuſcht! Zu Zeiten des alten Baron Norall und ſeiner wür⸗ digen Kinder, da war ein Freund immer willkom⸗ men auf Weißeck; aber heute!. Hm! was geht das mich an? Und doch möchte ich wiſſen, wer der Fremde iſt, der mit ſo viel Selbſtvertrauen dem Schloſſe zueilt; meine Mutter wird es mir ſagen. wenn ſie nicht wieder eine ihrer ſchweigſamen Launen hat, die mich ſo ſehr verſtimmen.“ 0 Bald belehrte ihn der ſich nähernte Hufſchlag, daß der unvorhergeſehene Beſuch nicht für das Schloß, ſondern für den Pachthof beſtimmt ſei. 5 „Schau!“ ſagte er mit Gleichgiltigkeit, „ich habe mich getäuſcht; es wird einer meiner Getreide⸗ oder Viehhändler ſein, der mich um ein Obdach für die Nacht bittet. Nun gut; wir wollen ſuchen, . Abendeſſen und das Bier, das wir ihm dieſen beſchwätzen während des Eſſens, beſonders wenn es der dicke Mayer iſt, den ein Gläschen geſchmeidig macht i uns auf andere Weiſe bezahlt zu machen für das Abend geben müſſen; ich werde Zeit haben, ihn zu Inzwiſchen war der Reiter ſo nahe gekommen, daß Lampert zu ſeinem Erſtaunen erkennen konnte, daß es weder ein Vieh⸗ noch ein Getreidehändler war, ſondern ein ſchöner, junger Kavalier, im Alter von fünf⸗ bis ſechsundzwanzig Jahren, der ſelbſt in ſeinen einfachen und ſtaubigen Reiſekleidern ein vornehmes Ausſehen hatte. Der Fremdling beſaß edle Geſichtszüge, eine ſonnenverbrannte Geſichtsfarbe, blaue Auge, blonde Haare, einen wohlgepflegten Schnurbart, eine männliche und feine Haltung. Ein ſchweres Felleiſen war dem Pferde aufgebunden und Alles ſchien anzudeuten, daß der junge Mann eine weite Reiſe gemacht. Er ſchaute beſtändig nach dem Schloſſe mit einem Ausdruck von Zorn und Schmerz und war ſo, ſehr in Gedanken verſunken, daß er vielleicht an dem Pächter vorbeigeeilt wäre, ohne ihn zu ſehen, wenn dieſer nicht plötzlich ausgerufen hätte: „Bei allen Teufeln! Das iſt ja Herr Hugo von Mira, der Freund unſeres verſtorbenen jungen Herrn!“ Der Reiſende zitterte, als er ſeinen Namen hörte, hielt ſein Pferd an und ſuchte den Mann zu erkennen, der geſprochen hatte. „Ah. Sie ſind ja Herr Lampert, unſer ehe⸗ maliger Jagdgefährte! Es ſcheint, daß Sie mich wenigſtens nicht vergeſſen haben?“ Dieſe Worte des Ankommenden waren in ei⸗ nem ſonderbar trüben Ton geſprochen, den jedoch der Pächter Denys Lampert nicht zu bemerken ſchien. „Ich ſolle Sie vergeſſen, Herr Hugol Nein nein, ungeachtet Ihres Bartes und Ihres gebräunten Teints habe ich Sie doch gleich wieder gekannt. — Nun, ſo ſind Sie denn zurückgekommen von Ihrer langen Reiſe? Im Schloſſe hat man erzählt, Sie ſeien auf der See umgekommen; aber ich bin, mei; ner Seel! recht froh, daß man ſich getäuſcht hal“ Dieſe Treuherzigkeit des Sprechers vermochte nicht einmal ein ſchwaches Lächeln auf die ernſteg Züge des Reiſenden zu zaubern und er autworkel düſter: „Ich habe in den letzten dreien Jahren wikk⸗ lich große Gefahren überſtanden; aber ſeit ich nach Bajern zurück bin, bedauern ich, nicht darin umge⸗ kommen zu ſein, wie man geglaubt.“ Diesmal bemerkte der Pächter die Niederge⸗ ſchlagenheit des jungen Fremden. Aus Verlegen heit, vielleicht auch aus Ehrfurcht für einen Schmerz, deſſen Urſache er kannte, ſchwieg Denys Lampe einige Augenblicke. „Herr Hugo,“ ſagte er endlich, „ich deine, Sie gehen in's Schloß, Herr von Mira; wenn dag der Fall iſt, ſo haben Sie einen falſchen Weg ei geſchlagen; Sie hätten ...“ Der Jüngling erwachte bei dieſen Worten aul den Träumereien, in die ihn, wie es ſchſen, die Anblick der heimatlichen Gegend verſetzt hatte und er erwiderte rauh: 4 „Nein, nein, lieber Denis, ich gehe nicht in das Schloß; denn was ſollte) ich jetzt noch auf Weißeck thun, da der einzige Freund, der dort weſenheit freudig begrüßt haben würde, nicht mihr 8 1 * 1 1 . N 1 0 11 1 ö 12 1 Ar, agg Ar 0 lebt? Die Andern dort erwarten mich nicht, hahe e e 0 5 . * Redaktion, Druck und Verlag von Karl Reiter, Ladenburg. 1