Mainz. 2. Sept. Heute abend 6 Uhr er⸗ folgte in der Schuſterſtraße eine Gasexploſion. wobei 2 Perſonen ſchwer verletzt wurden. Die Demolie⸗ rung iſt ſehr groß. — Ein eigentümlicher, infolge freudiger Auf⸗ regung eingetretener Tod wird aus Wien vom geſtrigen Tage berichtet: Der Sekretär der hieſigen techniſchen Hochſchule, Regierungsrat Anton Edler von Gapp, verlor heute vormittag nach 10 Uhr auf dem Wege von der Polytechnik bis zum Bank⸗ gebäude in der Herrengaſſe den Betrag von 21,500 Gulden. Dieſe bedeutende Wertſumme, welche zur Hälfte in Staatspapieren und zur andern Hälfte in Banknoten beſtand, war in ein großes Coubvert, das die Bezeichnung „Häuſeradminiſtration der tech⸗ niſchen Hochſchule in Wien“ trug, eingehüllt. Herr v. Gapp entdeckte den Verluſt erſt, als er im Bank⸗ gebäude angelangt war, und eilte ſofort zurück, im Zweifel, daß er vielleicht das wertvolle Couvert doch nicht verloren, ſondern vergeſſen haben könnte. Eben als Herr v. Gapp in die Vorhalle des Ge⸗ bäudes der Technik eintrat, war ein junger Mann im Begriff, dem Portſer des Hauſes das vermißte Couvert zu übergeben. Der Mann, Namens Karl Bauer, Volontair in der Maſchinenfabrik der k. k. Staatseiſenbahngeſellſchaft hatte das Couvert in der verlängerten Kärntnerſtraße gefunden und es ſogleich an ſeine angegebene Adreſſe befördert. Herr v. Gapp, hocherfreut über die glücklich ſo ſchnell wieder erlangte Summe, zahlte dem Finder, der gar keine Ahnung hatte, was er eigentlich gefunden, noch in der Portierloge den vollen Betrag des geſetzlichen Finderlohnes, 2150 fl., aus, was aber für den Empfänger höchſt verhängnisvoll war. Karl Bauer geriet über das ſo plotzlich erhaltene viele Geld in ſo hochgradige freudige Erregung, daß er, von ei⸗ nem Nervenſchlage getroffen, tot zu Boden ſtürzte. — Ein gräßlicher Unglücksfall hat ſich dieſer Tage in Paris zugetragen. Fräulein Thereſe Ber⸗ trand, die Schweſter des Herrn Iſidore Bertrand, iſt bei lebendigem Leibe verbrannt. Das unglück⸗ liche, erſt 15 Jahre alte Mädchen beſtieg eine Leiter. während es eine angezündete Petroleum⸗Lampe und eine mit Petroleum gefüllte Flaſche in den Händen hielt. Ihr Fuß glitt aus, und ſie fiel herab, wo⸗ bei die Flaſche zerbrach und die brennende Flüſſig⸗ keit Feuer fing. In einer Sekunde war das un⸗ glückliche Kind in Flammen eingehüllt. Ihre ältere Schweſter Marie außer ſich vor Schrecken, rief durch das geöffnete Fenſter um Hilfe, während die durch einen Schlaganfall gelähmte Mutter, unfähig, ſich zu erheben und auch nur einen Schritt zu thun, vom Bette aus zuſehen mußte, wie ihr Kind ſtarb. Auf die Hilferufe kamen endlich Nachbarn herbei, aber leider zu ſpät; die Kleider waren bereits ver⸗ zehrt und der ganze Körper mit einer einzigen fürchterlichen Brandwunde überdeckt. Die Unglück⸗ liche war unter ſchrecklichen Schmerzen verſchieden. — New⸗Hork, 19. Aug. Über die ein⸗ wandernden deulſchen Bauern ſchreibt die N.⸗P. Sun: „Wenn man die bedeutende gegenwärtige Einwanderung ins Auge faßt, ſo iſt nach den in weſtlichen Staaten gemachten Erfahrungen nicht zu leugnen, daß vor allen die Deutſchen die beſten Far⸗ mer werden, ſondern auch durch ihre Gegenwart in einer Gemeinde der Preis des Landes in der Regel höher ſteigt. In einzelnen Gegenden von Miſſouri und Illionis, wo Deutſche ſich niedergelaſſen haben, gilt das Land vier- bis fünfmal mehr, als in an⸗ deren Gegenden, wo die Farmen durch Eingeborene betrieben werden. Es iſt dies ohne Zweifel die Folge der Zähigkeit, mit der die Deutſchen am Grundbeſitz hängen, des Wertes, den ſie demſelben durch die Art ihres Ackerbaues zu geben wiſſen. Der Wohlſtand des Deutſchen übt eine gewiſſe An⸗ ziehungkraft aus und es kommt oft vor, daß ihre Arbeit die Luſt zu Landkäufen in einer Gegend er⸗ weckt, wo früher wegen des ſich nicht lohnenden Bodens Niemand anzuſiedeln gewillt war. Im All⸗ gemeinen lieben es die Deutſchen, ſich da niederzu⸗ laſſen, wo ſie ihre Sprache reden, ihre Lieder ſingen und das Lieblingsgebräu ihres Vaterlandes trinken können, und ſie entſchließen ſich ungern, einen Ort zu verlaſſen, für den ſie aus dieſem oder jenem Grunde eingenommen ſind.“ — Ein Bärentreiber. Aus Steyr wird geſchrieben: Vor einigen Tagen wurde hier von der Sicherheitswache ein ſogenannter Bärentreiber, Na⸗ mens Georg Jovanovitſch, ſamt Weib und fünf Kindern wegen Bettelns und unbefugter Produktion mit einem Affen angehalten und, nachdem derſelbe den Wachmann beſchimpft hatte, verhaftet und ein⸗ geliefert. Im Beſitze dieſer Familie, die aus der Türkei ſtammt, fanden ſich, als ihr mit einem Pferde beſpannter Wagen unterſucht wurde, folgende Gegenſtände vor: Mehrere goldene und ſilberne Frauenhalsketten, lange filberne Uhrketten, andere diverſe Goldſachen, als: Borden und Schließen, zwei Revolver und ſcharfe Patronen, ein ſchwerer Teppich, ſehr wertvoll und neu, Tuch⸗ und Gradl⸗ ſtücke, diverſe neue Kleider und Habſeligkeiten ver⸗ ſchiedener Gattung nebſt ſechs Stück Noten à 100 fl. und einigen Goldſtücken. Das Geld war unter dem kleinſten Kinde verſteckt, während die übrigen Sachen im Wagen gut verpackt waren. Dieſer „Bärentreiber“, welcher auch vom preußiſchen Poli⸗ zeipräſidium in Breslau als des Mordes und Stra⸗ ßenraubes verdächtig mit noch drei Zigeunern be⸗ ſchrieben erſcheint, wurde dem Gerichte wegen des bedenklichen Beſitzes der vorgenannten Sachen ein⸗ geliefert. 1 Bequemes Examen. Profeſſor: „Wie viele Coalitionskriege wurden gegen Frankreich ge⸗ führt?“ — Schüler: „Vier“. — Profeſſor: „Bitte, Hekan mir dieſelben aufzuzählen““ — Schlüer; „Eins, zwei, drei, vier“. . f 2955 — Dies irae. Erinnerungen eines fran⸗ * eon zöſiſchen Offiziers an die Tuge von Sedan. 5 giedt Unter dieſem Titel erſcheinen in den neueſten Heften 5 f 5 der rühmlichſt bekannten illuſtrierten Zeitſchrift Eanstag d „Deutſches Familienblatt“ die Auſfzeich⸗ uit di nungen eines franzöſiſchen Offiziers über ſeine Er. bier 1 lebniſſe an der denkwürdigen Schlacht, deren Jahres⸗ baba, de tag wir jetzt wieder feiern. Beſonders intereſſant Gen ſind dieſe mit außerordentlicher Kunſt und drama⸗ A. tiſcher Spannung ausgeführten Schilderungen fh den deutſchen Leſer. Aus denſelben Heften mochten wir noch fol⸗ 8 Ich ſtand bei einem Regimente, deſſen Oberſt allgemein beliebt war und wegen ſeiner oſt bewie⸗ ſenen Tapferkeit in hohem Anſehen ſtand. Bei Königgrätz nun, als der Kampf entbrannte und die Oſterreſcher uns zu unterdrücken drohten, da ſie uns bedeutend an Zahl und Geſchützen überlegen waren, ſchlugen die Granaten manche Lücke in unſere Reihen. Der Oberſt, der den Ernſt der Lage ſchnell erkannt hatte, ritt auf ſeinem prächtigen Rappen voran und feuerte durch ſeinen Mut das ganze Regiment an, welches unaufhaltſam nachſtürmte. Da krepierte eine Granate dicht neben dem Oberſt und zerſchmetterte ihm den rechten Arm; kein Schrei entfuhr ſeinem Munde, aber tötliche Bläſſe bedeckte ſein Angeſicht, ſo daß ich glaubte, er würde vom Pferde ſinken, doch er ergriff von Neuem mit der Linken den entfallenen Degen, wel⸗ chen ich ihm reichen mußte, und führte nun mit zerſchmettertem Arm ſein Regiment zum Sieg. Das war doch gewiß ein Held, Herr Profeſſor, der würdig iſt, dem beſten ihrer alten römiſchen Freunde zur Seite geſtellt zu werden!“ Nun kam Fluß in die Unterhaltung und beim Abſchied verſprach der Aſſeſſor, den freundlichen Ein⸗ ladungen des Profeſſors und ſeiner Gemahlin Folge zu leiſten und ſeinen Beſuch zu wiederholen. Hedwig war überglücklich. Die Zukunft lag gleich einer blühenden, ſonnigen Landſchaft vor iht, die bangen Zweifel, welche ſie noch vor Kurzem gehegt hatte, waren wie finſtere Wolken dem Son⸗ nenſchein gewichen und wenn ſie ſich unbelauſcht glaubte, ertönten öfter von ihrer hellen Stimme heitere Strophen. Kamen donn Zeichen der Auſmerkſamkeit vom Aſſeſſor oder mitunter wohl auch er ſelbſt, ſo kannte Hedwigs Freude keine Grenzen, ausgelaſſen wie ein Kind ſcherzte ſie mit ihrem Verehrer und übte auch auf die Stimmung ihrer Eltern einen heilſamen Einfluß aus, indem ſie den Trübſinn, der nie ganz von ihnen gewichen war, in wohlthuende Freund⸗ lichkeit umwandelte. Die bevorſtehende Verlobung des Aſſeſſors Gutknecht mit der Tochter des Profeſſors bildete eine Zeit lang das Tagesgeſpräch in den ſich dafür intereſſierenden Kreiſen. Hedwig wurde von ihren Freundinnen beneidet um ihren ſtattlichen Bräuti⸗ gam, und dem Profeſſor gratulierte man zum treff⸗ lichen Schwiegerſohne. b Die Zeitung verkündete bald der Außenwelt durch die unſcheinbaren kleinen Buchſtaben E. s. a. v. die geſchloſſene Verlobung der beiden Liebenden. Täglich brachte der Poſtbote Glückwünſche von nah und fern, ſo daß binnen kurzer Zeit ein ziem⸗ lich großer ſilberner Korb, welcher auf dem Tiſche des Beſuchszimmers prangte, davon gefüllt war. Auf den gelehrten Profeſſor wirkte dieſes Familien⸗ ereignis wohlthuend; er lebte in Geſellſchaft des geiſtreichen jungen Juriſten ſelbſt wieder auf und begann auch Intereſſe für andere Dinge als nur für die Wiſſenſchaft zu empfinden. Nach dem verſchwundenen Sohne hatte der Aſſeſſor noch niemals gefragt, eine leiſe Andeutung, die er einmal fallen ließ, erregte gleich bei allen Familienmitgliedern die größte Traurigkeit und ver⸗ anlaßte Hedwig zu der geheimen Bitte, er möchte doch nie wieder etwas von dem Bruder erwähnen, es nütze ja doch nichts und der Vater habe erſt ſeit Kurzem ſeine Gemütsſtimmung ein wenig ver⸗ loren, die der Verluſt des einzigen Sohnes bei ihm hervorgerufen habe. Gern willigte der Bräutigam gende ſehr inſtruktive Artikel hervorheben: Wie kann 0 erste man ſich und die Seinen vor Anſteckung ſchülzeng g Von R. Koch. — Störungen der menſchlichen 1. 2856. Sprache und deren Heilung. Von A. Tote. . Nittwoch d Aus den Erinnerungen einer türkiſchen Dame. og pormitt. Darja Omer Paſcha. V. Erziehungsreſultate. - Nathan Durch die Welt der Geſtirne. Von A. J. Mordl⸗ c im Na 4 mann — und ferner mit Anerkennung der neuen bean 0 herrlichen Bildergaben gedenken. Holzſchnitte wie ul berſtig die nach Knaus „Geiſtliche Ermahnung“, Si daenkburg, de „Kückenpredigt“, Gehrts „Nordgermaniſche Kllſten⸗ Buge wächter“, Defregger „Gebiſſene Gans“ und das 1 große Bild „Bei Gravelotte“ nach dem Gemälde 0 von Crofts liefern den Beweis, daß Deulſchland 90 fall auf dem Gebiete des Holzſchnitts den erſten Nang Die B einnimmt. gen⸗ Wir können ein Abonnement auf das „Deut⸗ 1. 11. ſche Familienblatt“, welches ſo gutes zu ſo billigem uud de 9g 5 Preiſe bietet einem jeden aufs wärmſte empfehlen. Wing he Dieſes Blatt ſollte in keinem deutſchen Hauſe fehlen, 5 5 ichen Verc Handels Nachrichten. o ei u. S „Mannheim, den 4. September, (Prebl, e Js tenbörſe.) Folgendes ſind die bezahlten Preiſe. Ae ale (Per 100 Kilo. Preiſe in Mark.) Ihn inte eir Weizen, pfälzer 22.— bis 23.—. ruſſiſcher knn deu 22.50 bis 23.50 Amerikaniſcher 23.50 bis 24.— n Spring —.— bis —.—. Californiſcher 24.0 d . he 25.—. Roggen, pfälzer 17.— bis 17.50, ruſſſſche * hre 16.— bis 16.50. Franzöſiſcher 18.— bis r Gerste hieſiger Geg. 16.— bis 17.—. pfälzer 10 30 wr bis 17.50 neuer Hafer bad. 16.——, bis 103, * ber z württemb. Alp 16.50. bis 17.—. Württemhege . cchebe neuer Hafer —.—. bis —.—. ruſſiſcher 16 . 16.50. Mais amerikan. mixt. 17.— bis e . det Bohnen 22.50 bis 23.—. Linſen —.— bis düge Wicken —.— bis —.—. Kernen 21.50 bis 22.— A Erbſen —.— bis —.—. Kohlreps, deutſcher 30.— f bis 31.—. ungar. 31.— bis 32.— Klerſamm Net- deutſcher 1. Sorte —. —.bis —. . 2, Soi k zuherl i 5 Provencer —.—. bis 8 h Wei neuer Pfälzer Luzerne —.— bis —.—. Esa 5, e f a d uhmitte ein und verſprach jenen wunden Fleck niemols neh Aim duthauf zu berühren. Doch ſprach er ſeiner Braut gegen uin 188 über ſein tiefes Bedauern über dieſes Unglück auß S heut und beſtärkte in ihr durch ermutigende Worſe die en weiteren Hoffnung auf ein dereinſtiges Wiederſinden des an. Verſchollenen. i ach Der Beförderung des Aſſeſſors zum Gerichts Ihn Naht rat folgte ſeine Verheiratung mit des Profeſſons Aud. Töchterlein, welche nun die Eltern einſam laſſe him, den mußten. Das Familienleben des jungen Paare 55 geſtaltete ſich zu einem recht angenehmen, da ſowohl der Gemahl wie Hedwig alle Eigenſchaften beſaßen Ning 9 ihr junges Glück in der rechten Weiſe zu genſeßen ue 8 und als nach einem Jahre der Profeſſor Großbate : hanz wurde und das Erſcheinen eines jungen Weltbürges * kochen neues Leben in die Gutkneche'ſche Familie bracht ſuberen wu konnte ſie wegen ihres harmoniſchen Zuſammen ig lebens als ein Vorbild edler Häuslichkeit hingeſteln dann werden. Nals. Übergehen wir den nächſten Zeitraum von zeh Jahren, in denen der deutſch-franzoͤſiſche Krieg bo 1870 — 71 Deutſchland zur gebietenden Macht er hob und Handel, Induſtrie und Gewerbe einen uf geahnten Aufſchwung nahm, um ſpäter deſto feet dab Nahe zu ſinken. Verwenden wir keine Aufmerkſamkeſt Nia ligſ auf die großartigen Umwälzungen im Staats⸗ un 0 Volksleben in dieſer Zeit, ſondern begnügen Wu — uns mit dem kleinen Kreiſe der Reſidenzſtadt, Tas welchem unſere Geſtalten ſich bewegen und deten ah Schicksale ſich vollziehen. Wſcht Cortſetzung folgt.. Redaktion, Druck und Verlag von Kart Molftox, Ladenburg.