ihr Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich ! M. 20 Pf. mit illuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 Mk. 70 Pf. excl. 6 Boſtproviſion. pünkt⸗ Juſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ ind. paltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local- Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechende ehmen Inſerate für uns an. abattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirt Franz Carqusé zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inferate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Samstag, den 2. September 1882. Volitiſches. Berlin, 30. Aug. Die Provinzial⸗Korres⸗ ondenz feiert den 2. September mit einem Artikel, welchem ſie hervorhebt, daß, während zum zwei⸗ umale ſeit der Wiederherſtellung des Reichs vom dient der Waffenlärm zu den Sitzen der europä⸗ chen Kulturvölker dringe, Deutſchland, deſſen Sicher⸗ eit ſonſt jede kriegeriſche Berwickelung bedrohte, im genuß des ungeſtörten Friedens ſeine innnere Ar⸗ jedem Konflikte vorzubeugen, glaubte jedoch dieſelben vorſichtshalber aufrecht halten zu ſollen. London, 31. Aug. Das Arſenal zu Wool⸗ wich hat Ordre erhalten, ſofort 36 Belagerungsge⸗ ſchütze verſchiedenen Kalibers und 1136 Artilleriſten nach Egypten zu ſenden. Konſtantinopel, 30. Aug. Lord Dufferin erklärte der hohen Pforte, daß die Londoner Re⸗ gerung die Militär⸗Abereinknnft mit den drei vom Sultan entworfenen Zuſätzen angenommen haben. — Über den Inhalt der Militärkonvention Folgendes mitgeteilt: Ein türkiſches Armeekorps, von dem zunächſt 5000 Mann abgeſandt werden und dem, wenn darüber ein Einvernehmen zwiſchen den beiden Mächten erzielt wird, weitere Expeditionen folgen können, wird in Abukir ausgeſchifft. Die beiden Armeen werden ein getrenntes Oberkommando haben. Die Operationen der türkiſchen Truppen werden zwiſchen den Oberkommandeuren der beiden Armeen vereinbart. zier dem türkiſchen Hauptquartier attachiert. So⸗ bald die Ordnung hergeſtellt iſt, werden beide Ar⸗ meen gleichzeitig Egypten räumen. Athen, 29. Aug. Türkiſche Truppen in der Anzahl von circa 1000 Mann, welcke fort⸗ während Verſtärkungen erhalten, haben einen An⸗ griff auf die griechiſche Pofition zwiſchen Zorba u. Digani eröffnet. Die griechiſchen Truppen leiſteten Widerſtand, beſchränkten ſich aber auf die Defenſive. Verſchiedenes. * Ladenburg, 1. Sept. Wie wir erfahren, iſt es dem hieſigen Turnverein gelungen, einen Männerturnabend einzurichten und ſind wir überzeugt, daß derſelbe ſich in kurzer Zeit reger Beteiligung erfreuen wird. Es iſt durch Einführung dieſes Turnabends auch älteren Herren Gelegenheit geboten, ſich nach des Tages Mühe an der friſchen fröhlichen Turnerei körperlich und geiſtig zu erholen und werden die Übungen dem Alter der Teilnehmer entſprechend durchgeführt werden. wird Gewiß bedarf es nur des Bekanntwerdens, um den Männerturnabend ebenſo beſucht zu machen, wie die anderen Turnabende und darf der Verein mit Fug und Recht ſtolz auf ſeine fortſchreitenden Erfolge ſein. * Ladenburg, 1. Sept. Nächſten Sonntag den 3. September feiert Joſeph Albert, kath. Dekan und Pfarrer in Doſſenheim ſein fünfzig⸗ jähriges Prieſter⸗Jubiäum. Das Feſt dürfte ſich zu einem zahlreich beſuchten geſtalten, da der Ju⸗ bilar ſich einer großen Anhänglichkeit der Geiſtlichen der Umgegend, wie auch der Bevölkerung erfreut. — Karlsruhe, 30. Aug. Se. K. Hoh. der Erbgroßherzog iſt heute Nacht 2 Uhr 2 Min. wieder in die Reſidenz zurückgekehrt. — Aus Freiburg wird gemeldet, daß in dortigen Bürgerkreiſen die Abſicht beſtehe, dem jüngſt verſtorbenen einſtigen Oberbürgermeiſter Eduard Fauler, der ſich um die Stadt unſterbliche Ver⸗ Ein höherer türkiſcher Offizier wird dem engliſchen und ein hoherer engliſcher Offi⸗ dienſte erworben, ein Monument zu ſetzen. Die Koſten ſollen durch freiwillige Beiträge aufgebracht werden. — Aus Graben wird mitgeteilt: Wiederholt kam es bei der hieſigen Poſtanſtalt vor, daß einge⸗ ſchriebene Briefe, die Geldſendungen enthielten, ihres Inhaltes entleert wurden. Bei einer diesbezüglichen Unterſuchung hat ein hieſiger Briefträger den Dieb⸗ ſtahl eingeſtanden. Der Schaden ſoll ſich auf einige hundert Mark belauſen. — Am Sonnabend verunglückte in Seebach ein junger lediger Mann, der mit einem Ochſen⸗ fuhrwerk Grünfutter auf der Hornisgründe geholt hatte. Derſelbe kehrte im Gaſthaus „zum Wolfs⸗ brunnen“ ein, wurde aber kurz nach ſeinem Weg⸗ fahren ſchwer verwundet aufgefunden und gab nach wenigen Augenblicken den Geiſt auf. Aus unbe⸗ kannter Urſache waren die Ochſen wild geworden und ſamt der Fuhre durchgegangen, der junge Mann aber, bei dem Verſuche ſie zu halten, verunglückt. Duich einen des Weges kommenden Herrn wurden die Thiere angehalten und dadurch weiterem Unglück vorgebeugt. eit fortführe, die deſſen wahren Beruf bilde. Mit en führenden Staaten Europas freundſchaftlich ver⸗ nden, habe das deutſche Reich jüngſt erneute Ge⸗ genheit gehabt, die eminent friedliche Bedeutung iner Wiederherſtellung zu bewähren. Der mächtige zau Deutſchlands habe dem Organismus Europa's ch ſo glücklich eingefügt, daß er für den deutſchen 0 d europäiſchen Frieden gleich unentbehrlich ge⸗ Aud orden iſt. Der Freude am Vaterlande, die Jahr⸗ ſunderte lang getrübt geweſen iſt, werde ſich auch der ſeute nur Derjenige entziehen, welcher über die Be⸗ häftigung mit dem verbitterten Parteihader den te eien Blick in und über die Wirklichkeit verloren hat. gen. Berlin, 30. Aug. Die heutige Parade der bei] Gardekorps hat trotz des anhaltenden Regens vor dem Kaiſer ſtattgefunden. Der Kaiſer von dem 18 zahlreichen Publikum enthuſiaſtiſch begrüßt, ritt die 1 8 Front von einer glänzenden Suite begleitet ab, wo⸗ Apo- auf ein einmaliger Vorbeimarſch in Regimentsko⸗ onen erfolgte. Sämtliche hier anweſende Prinzen ale nd Prinzeſſinnen wohnten der Parade bei. i Paris, 28. Aug. Die Agence Havas be⸗ — erkt bezüglich des durch den deutſchen Turnverein itheer, eranlaßten Zwiſchenfalles vom Samstag: Der 15000 deutſche Turnverein, ſeit 1863 in Paris beſtehend, 5 uthielt ſich ſtets jeder Kundgebung, welche das ationalgefühl verletzen konnte. Die Urſache des enlacke, Zwiſchenfalles war die Sendung einer Einladung an ein Mitglied der Patriotenliga. Die Sendung beruhte auf einem Irrtum. Sobald der Irrtum rlannt, gab man die beabſichtigte Kundgebung ganz enz. uf. Die Behörde, welche Maßregeln getroffen, * 8 5 5 Das Herz hat geſiegt. 6 Erzählung von Philipp Scheffel. topfit (Fortſetzung.) fort zu Das Einfachſte und Natürlichſte wäre geweſen, 125 10 bei Freunden Rudolphs anzufragen, ob ſie um lbar 5 deſſen Verbleiben wüßten, doch, wie es gewöhnlich die zu geſchehen pflegt, kam man auf dieſes Mittel — erſt, nachdem andere vergeblich verſucht worden waren. * Die mit der Familie Karlſtein bekannten und 5 tägigen befreundeten Perſonen wurden nämlich eines Tages Heilung. durch eine in die Augen fallende Anzeige im Lokal⸗ jener E“ platt der Reſidenz überrascht, durch welche der Pro⸗ ennen ge feſſor in kurzen Worten ſeinen Sohn aufforderte, von 30 in das elterliche Haus zurückzukehren, da ihm Alles Pf., eint verziehen ſei. Durch dieſen Schritt war die Ge⸗ legenheit eine öffentliche geworden und diente dazu, iberg, n zahlreichen Familien die Unterhaltung zu bilden. aſſau. Die Teilnahme für den verſchwundenen Rudolph it Karlſtein war hier faſt eben ſo allgemein, wie das h abſprechende Urteil über den Vater und die Herz⸗ i oſigkeit der ganzen Familje. Der Verſuch, das 1, chwer heimgeſuchte Elternpaar zu tröſten und das Dutzend Unglück zu mildern durch Einflößung von Hoffnung auf das Wiederfinden des Sohnes, blieb faſt Allen tenz fremd. Nur ein Mitſchüler Rudolphs, ſein intimſter Freund, erſchien eines Tages bei den Eltern und zerſtreute ihre ſchwerſten Sorgen durch die Nachricht, Rudolph habe ihm ſchon oft davon geſprochen, daß er nach Amerika auswandern und dort ein freier Mann werden wolle, da es ihm zu Hauſe unter der ſteten Aufſicht und Vormundſchaft des ſtrengen Vaters zu eng geweſen ſei. Durch dieſe Mitteilung wurde den vom Kummer gebeugten Eltern das Herz etwas leichter, ſchwand doch der Gedanke an größeres Unglück hierdurch vollſtändig, ſo daß ſie ſich der Hoffnung hingeben konnten, ihr Sohn ſei wenigſtens noch am Leben und werde, wenn er Sehnſucht nach der Heimat fühle, wieder zurückkehren. Nach und nach vernarbte der Schmerz und die Familie Karl⸗ ſtein ſchickte ſich ins Unvermeidliche. Die Mutter fand Troſt im Gebet, in dem ſie den Sohn dem Schutze des Allmächtigen empfahl und der Profeſſor gab ſich wieder eifrig dem Studium hin, welches ſeine Gedanken faſt ganz von dem Verſchollenen abzog. So war ein Jahr vergangen, kein Brief, keine Nachricht von Rudolph war eingetroffen und manche Thräne hatte im Stillen die Wange der ſich grä⸗ menden Mutter genetzt. Das Weihnachtsfeſt nahte wieder heran, aber für die Familie des Profeſſors blieb die Freude an dieſen Tagen aus, es waren die traurigſten im ganzen Jahre. Der Chriſtbaum ſtrahlte zwar in hellem Lichte, auch im Übrigen waren feſtliche Vorbereitungen getroffen, aber der Glanz erweckte nur trübe Erinnerungen, Thränen 2 N verſchleierten das Auge der Mutter, der Vater ſchloß ſich in ſein Zimmer ein und Hedwig trauerte um ihre ſchönen Kleider, in welchen ſie nun nicht mehr glänzen konnte, wie früher, als der Bruder noch da war, und geſellige Zirkel von jungen Leuten ſich im Hauſe des Profeſſors vereinigten. Die Zeit ging dahin, ein Jahr nach dem an⸗ dern verſchwand, ohne Nachricht von dem Verſchwun⸗ denen zu bringen, ſtiller wurde der Schmerz und geringer die Hoffnung der Eltern, den verſchwun⸗ denen Sohn wiederzuſehen. — Die Unruhen der Kriegsjahre 1864 und 1866 meldeten ſich an und zogen das allgemeine Int'reſſe auf das öffentliche und das ſtaatliche Leben. Ru⸗ dolphs frühere Freunde und Schulkameraden dienten zum Teil in der Armee, er ſelbſt aber war in der Rekrutierungsliſte, auf Anfragen bei ſeinen Eitern, als „verſchollen“ aufgeführt worden. Stärker und lauter wurde das Waffengeklirr, bis endlich, dem kleinen Feldzuge in Schleswig- Holſtein, im Jahre 1864, der größere Krieg gegen Oſterreich 1866 folgte, welcher Deutſchland eine andere Verfaſſung gab. Viel Blut war vergoſſen worden don Freund und Feind und manche Thräne entfloß dem Auge der heimgeſuchten Familien über den Verluſt geliebter Angehörigen. Da gab es viel zu tröſten, und wenn die Frau Profeſſor an ihre eigene Lage dachte, kam es ihr vor, als wenn ſie auch nicht unglücklicher ſei, als andere Mütter, deren Söhne in der Schlacht nnr r S