a il ein Allgemeiner Denzeiger für Lade Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 M. 20 Pf. mit illuſtrirtem Auterhaltungsblatt 1 Mk. 70 Pf. exc ü Zuſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ ſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local⸗Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Auftrügen entsprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirt Franz Carqué zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Mittwoch, den 30. Auguſt 1882. Poſtproviſion. diene zur ungen nun I. Riege nehmen Inſerate für uns an. I. Riege Riege n St. Potitiſches. rſucht, an Karlsruhe, 26. Aug. Wie die bad. Land⸗ poſt vernimmt, hat nunmehr der von der General⸗ ſynode angenommene Katechismus die landesherrliche bezw. landesbiſchöfliche Sanktion erlangt. Darmſtadt, 26. Aug. Der Vereinstag der deutſchen Erwerbs⸗ und Wirſſchafts⸗Genoſſenſchaften beſchließt auf Antrag von Schulze⸗Delitzſch in Be⸗ inktlich und enwart. kte ſönliche Angriffe auf den Verein machen wollte. In gambettiſchen Blättern wimmelt es von Hetze⸗ reien. — Der Ackerbaummiſter hat Herrn Paſteur abermals eine Summe von 50,000 Franks zur Verfügung geſtellt, damit derſelbe ſeine Experimente in Bezug auf die anſteckenden Krankheiten der Tiere fortſetzen könne. Petersburg, 25. Aug. Der Tag der Krönung iſt auf den 26. September ruſſiſchen Stils feſtgeſetzt. Petersburg, 27. Aug. In Kiew fanden, wie von dort dem Petersburger „Golos“ telegra⸗ phiert wird, vor einigen Tagen wieder er nſte Judenhetzen ſtatt, deren Urheber niemand Ge⸗ ringerer, als der dortige „Gehilfe“ oder Stellver⸗ treter des Polizeimeiſters, Namens Schiwogliadoff, geweſen. Derſelbe befahl nämlich am 20. d. M. allen noch in Kiew anſäſſigen Juden ohne Unter⸗ ſchied deren Standes oder Beſchäftigung die Stadt binnen 24 Stunden zu verlaſſen und als nach Verlauf dieſer Friſt noch einige jüdiſche Familien, die ſeit urdenklichen Zeiten ihre Häuſer und Reali⸗ täten in Kiew beſitzen, noch zögerten, dieſem bar⸗ bariſchen Befehl nachzukommen, ließ der rohe Poli⸗ zeigewaltige die betreffenden Familien ſamt und ſonders auf die Gaſſe ſetzen und dann zum Stadt⸗ thor hinausjagen. Es läßt ſich leicht denken, daß dieſe nichtswürdigen Maßnahmen der Polizei in Kiew von großem Spektakel des dortigen Pöbels, welcher wieder nach Herzensluſt plündern und ſtehlen konnte, begleitet wurden. Ein Polizei⸗Oberſt, wel⸗ cher den Anordnungen Einhalt thun wollte, wurde von dem „Gehilfen“ des Polizeimeiſters einfach ſeines Dienſtes entlaſſen. So geſchehen unter der angeb⸗ lich „gerechten“ Regierung des ebenfalls angeblich „unparteeiſchen“ Miniſters des Innern Grafen Tolſtoi! Alexandrien, 26. Aug. Der Offizier und die zwölf Marineſoldaten des öſterreichiſchen Kano⸗ nenbootes Nautilus, welche am 21. d. M. in Abu⸗ kir gelandet und gefangen genommen wurden, ſind nunmehr freigelaſſen. Der Nautilus iſt nach Port⸗ Said abgegangen. Verſchiedenes. * Ladenburg, 28. Aug. Der Auffſichts⸗ rat der landwirtſchaftlichen Winterſchule dahier hat in einer am 24. Auguſt ſtattgehabten Sitzung be⸗ ſchloſſen, daß das neue nunmehr XV. Schuljahr am Freitag den 3. November l. J., vor⸗ mittags zu beginnen habe, an welchem Tage die Anmeldung neu eintretender Schüler ſtattfinden ſoll. Karlsruhe, 24. Aug. Der Profeſſor Mein⸗ rad Mutter an der Höheren Bürgerſchule in Ladenburg wurde auf ſein Anſuchen bis zur Wie⸗ derherſtellung ſeiner Geſundheit in den Ruheſtand verſetzt. — Freiburg i. Br., 24. Aug. Unter ſehr zahlreicher Beteiligung ſeitens der Bürger Freiburgs aus allen Parteien, Ständen und Konfeſſionen fand heute nachmittag 4 Uhr das Begräbnis Eduard Fauler's ſtatt. Auf ergangene Einladung des Kreisausſchuſſes, der Handelskommer und des Ge⸗ werbevereins verſammelten ſich mehrere hundert Leidtragender vor dem Trauerhauſe etwa eine halbe Stunde vor der Beſtattung, um von da im Zuge nach dem Leichenhanſe zu gehen, wohin bereits geſtern die Leiche verbracht worden war. Auf dem Friedhofe hatte ſich eine große Menge weiterer Leid⸗ tragender eingefunden. Die geiſtlichen Funktionen verſah der Seelſorger der hieſigen altkatholiſchen Gemeinde, Herr Prof. Dr. Michelis, der in kur⸗ zer ergreifender Rede den Verluſt betrauerte, den die Familie des Verblichenen und die altkatholiſche Gemeinde Freiburgs erfahren. Die übliche Auf⸗ faſſung, ſo führte Dr. Michelis aus, daß der äußer⸗ lich Unvorbereitete, d. h. mit den Sakramenten der Kirche nicht Verſehene, in der That auch unvorbe⸗ reitet vom Tode erreicht worden, ſei eine nur relativ richtige. Ein Mann der That, wie Eduard Fauler, deſſen Leben ein fortwährend wohlthätiges und ſelbſt loſes Wirken für Familie, Gemeinde und Vaterland war, ein ſolcher Mann iſt ſtets für den Tod vor⸗ zug auf die Reviſion des Genoſſenſchafts⸗Geſetzes die Erklärung, daß das Prinzip, wonach ſämtliche 1 Rechtsverhältniſſe der Genoſſenſchaften ausſchließlich der Cognition der Gerichte überwieſen ſind, aufrecht 0 erhalten werden muß, dagegen jeder Verſuch, die Genoſſenſchaften der Kontrole einer adminiſtrativen, zen dos ſtaatlichen oder kommunalen Behörde zu unterwerfen, ulber“ als im Widerſpruch mit dem Weſen und den Auf⸗ iel Lob gaben der Genoſſenſchaften auf's Entſchiedenſte zu des Un⸗ bekämpfen ſei. Als Ort des nächſten Vereinstages gehen wurde Halberſtadt beſtimmt. ntereſſe München, 26. Aug. Die heurige Mißernte isgetreu der Gerſte in Bayern hat die Malzfabrik in Pa⸗ fing bei München veranlaßt, ſich mit folgendem Ge⸗ ricciſce J ſuch an die oberbayeriſche Handelskammer zu wen⸗ Spezia- den. Die heurige Mißernte macht den Bezug von t schnell Gerſte aus Oſterreich⸗Ungarn notwendig und ſieht hne Un⸗ ſich die bayeriſche Induſtrie durch Bezahlung des mit mit 1 Jelles der dortigen Konkurenz gegenüber für ihren 1 hoch Export ins Ausland bedeutend im Nachteil. Die Beſtau⸗ Malzfabrik Paſing bezieht ſich dann auf das Bei⸗ hen Lo⸗ ſpiel der Müller, welchen man durch Rückvergütung Kleider des Zolles in dieſer Hinſicht entgegengekommen iſt, ereinigt und hierauf ſich ſtützend, wird das Petitum um aſſelbe gleiche Begünſtigung als berechtigt gehalten. Dem⸗ Aber- zufolge möge ſich die Handelskammer beim Bundes⸗ 8 das rat dahin verwenden, daß analog den Müllern auch uf den Malzfabriken der Zoll für die aus Oſterreich len. 5 bezogene Gerſte, welche zu Malz bereitet wieder aus⸗ ier noch⸗ geführt wird, wieder rückvergütet werde. s über, Paris, 27. Aug. Die Polizei verbot ein i 1 eſt des deutſchen Turnvereins, da die zahlen gambetiſtiſch⸗hauviniſtiſche Ligue des Patriotes per⸗ ler, tner, sſektelür , rateur, d. Lahn, (Fortſetzung.) . Der Winter war in dieſem Jahre beſonders hart, die mit Schnee bedeckten Straßen der Reſi⸗ denz wurden vom Nordwind gefegt und ein wir⸗ belndes Schneegeſtöͤber verhüllte faſt unausgeſetzt die Luft. Die Proletarier unter den Vögeln, die Sper⸗ linge, welche nicht gleich andern bevorzugten Klaſſen ihrer gefiederten Genoſſen in das ſüdliche Klima reſen, huſchten flüchtig über Straßen und Plätze unde flogen, nach ſchnell genommener Mahlzeit, hurtig wieder ihrem Verſtecke im Rauchfang oder in den Ritzen und kleinen Offnungen der Mauern zu. Die Leute auf den Straßen eilten iu ſchnellem gurie: 0 a Hund Schritte mit gerötetem Geſicht an ihr Beſchäftigung. ) Gasse, Dienſtboten, welche ſonſt ſtets Zeit fanden, eine wo ſich l Weile mit ihren Bekannten zu plaudern, beſchleu⸗ vorfinden. ) nigten ihren Gang; der Schuſterjunge blieb nicht, 25 wie 0 war, mit weit e und Munde, das ihm übergebene Schuhwerk nach⸗ — läſſig in der Hand haltend, vor jedem Bilderladen äſer ſtehen, ſondern rannte mit den Droſchkengäulen um 5 empfehl. die Wette dahin und die Melodie, welche ſich fonſt . Stenz ſeiner Kehle in flötenden Tönen entrang, ſchien vom eiſigen Nordwinde weggeblaſen zu ſein, welcher ſich vielleicht in anderer Tonart nur dem Wächter auf dem Thurme vortrug. Auf den Fenſterſcheiben der Häuſer hatte der Winter zierliche Eisblumen gemalt und kaum vermochten die Bewohner durch dieſe aufgedrängten billigen Naturgardinen auf die Straße zu ſehen. Sie hätten da ein intereſſantes, immer abwechſelndes Bild vor ſich gehabt und be⸗ merkt, wie geſchäftig die Leute mit großen Packeten im Arm dahineilten, wie dieſelben mit glücklichem Geſicht und ihe Umgebung vergeſſend, die Freude ſich ausmalten, welche ihre Geſchenke am heiligen Chriſtabend hervorrnfen würden, wie Arm und Reich Vorbereitungen zu dem feſtlichen Abende traf. Auch im Hauſe des Profeſſors Karlſtein wurde eine eifrige Thätigkeit entfaltet. Die emſige Frau Profeſſor empfing häufig Beſuche der Schneiderin, verließ dann oft auf kurze Zeit die Wohnung und war unter irgend einem Vorwande faſt ſtets ge⸗ heimnisvoll beſchäftigt. Zwei Zimmer der geräu⸗ migen Wohnung waren von ihr abgeſchloſſen worden und ſtreng hatte ſie verboten, dieſelben zu betreten. Auch Hedwig wirkte in geheimnisvoller Weiſe in und außer dem Hauſe bis ſpät abends für das Weihnachtsfeſt, der Vater ſollte von ihr mit dem ſtebenten Sophakiſſen beſchenkt werden und ſich an der kunſtfertigen Hand der Tochter erfreuen, dem Bruder war eine kunſtreich geſtickte Verzierung für das Bücherbrett zugedacht. Rudolph hatte auch kleine überraſchungen für die Eltern und die Schweſter vorbereitet, nur der Profeſſor ſaß unbe⸗ wegt von der feſtlichen Stimmung in ſeinem Stu⸗ dierzimmer, und wenn ihm ſeine Gattin nicht in fürſorglicher Weiſe in Erinnerung gebracht hätte, daß Weihnachten vor der Thür ſtehe und ſie noch nichts für ihren Sohn zum Geſchenk gekauft habe, ſo hätte der gelehrte Herr wohl am Ende gar das Weihnachtsfeſt überfehen. Die Wünſche ſeines Sohnes waren ihm wohl bekannt, aber ſie fanden nicht ſeine Billigung. „Ich kannte,“ ſagte ſich der Profeſſor, „in jenen jungen Jahren auch nur das Studium der Wiſſenſchaften als höchſtes Vergnügen und trieb nicht, wie die heutige Jugend, Allotria, machte nicht jene Anſprüche an das Leben, hinter welche man heutzutage ſelbſt ſeine Pflichten zu ſtellen bemüht iſt. Rudolph ſoll Gelehrter werden und da ſind wiſſenſchaftliche Werke jedenfalls ein ganz paſ⸗ ſendes Weihnachtsgeſchenk,“ mit dieſem Gedanken griff der Profeſſor Karlſtein nach Hut und Stock und verließ, nachdem er den Überzieher feſt zuge⸗ knöpft und den Hals durch ein Tuch gegen die Kälte geſchützt hatte, das Haus. Der Buchhändler, zu welchem er ſich begab, war ihm ſchon ſeit langen Jahren befreundet und begrüßte nun, als er den Profeſſor in ſeinem Laden eintreten ſah, denſelben auf das Herzlichſte, las er doch zugleich in ſeinen Zügen, daß dieſer Weihnachtseinkäufe zu beſorgen habe. e er