dem Weltverkehr entrückt und im Lokalverkehr be⸗ einträchtigt werden. Die Linie Lindau⸗Stahringen würde dagegen nicht nur ſtrategiſch wichtig, ſondern auch als internationale, lokale und Touriſtenbahn, ſowie für das ganze Hinterland von großer Be⸗ deutung ſein. Neuerdings haben auch die Stadt Lindau und der dortige Handelsverein, ſowie zwei benachbarte Gemeinden bei der bayeriſchen Regierung um den Ausbau dieſer Bahn petitioniert. Dieſelbe ſoll dem Projekte nicht ungünſtig geſinnt ſein und auch Württemberg und Baden ſcheinen Willens zu ſein, insbeſondere mit Rückſicht auf die Arlbergbahn, die noͤrdliche Gürtelbahn zur Ausführung zu bringen, ſobald Bayern für den Anſchluß in Lindau ſorgt. Es iſt alſo Ausſicht vorhanden, daß das Projekt ſeiner baldigen Realiſierung entgegengeht. — Freiburg, 22. Aug. Fabrikant Fauler, früherer Oberbürgermeiſter von Freiburg, Landtags⸗ und Reichstagsabgeordneter, iſt in Tübingen geſtorben. — Metz, 18. Aug. Am heutigen zwölfjäh⸗ rigen Gedenktage der Schlacht bei Grovelotte⸗St.⸗ Privat unternahm in hergebrachter Weiſe der hieſige Turnverein einen Ausflug nach den Schlachtfeldern, um die Denkmäler und Gräber der Gefallenen mit Kränzen und Blumen zu ſchmücken. Auch don auswärts zu dieſem Tage eingegangene Erinnerungs⸗ zeichen wurden vom Metzer Turnverein auf den näher bezeichneten Gräbern niedergelegt. Für aus⸗ wärtige Angehörige von um Metz Gefallenen diene zur Nachricht, daß der Turnverein auch noch nach⸗ träglich eingehende Kranzſpenden ꝛc. auf den Grab⸗ ſtätten niederlegen wird; es genügt bei Überſendung einfach die Adreſſe: Turnverein in Metz. Die ſämtlichen Kriegergräber befinden ſich übrigens in muſterhafter Ordnung; die meiſten weißen Holzkreuze find durch ſolche von Gußeiſen erſetzt worden und ſind mit ihrem ſchwarzen Anſtrich weniger ſichtbar, als die früheren Kreuze. Die Zahl der Gräber bei St. Privat hat ſich durch das Zuſammenlegen der Gebeine in Maſſengräber einigermaßen vermindert, aber bei Vionville ſieht man dieſelben noch in gro⸗ ßer Anzahl, beſonders von der denkwürdigen Reiter⸗ ſchlacht des 16. Auguſt 1870 her. Sonſt ſind naturgemäß faſt jegliche Spuren an die blutigen Schlachttage vertilgt und auch in den verſchiedenen Ortſchaften merkt man heute ſo gut wie nichts da⸗ von, daß in denſelben vor zwölf Jahren die Schrecken des Krieges gehauſt haben. Nur das Schloß Co⸗ lombey liegt in Trümmern und iſt mit der Zeit in eine vollſtändige Ruine umgewandelt worden. — Seit geſtern mittag brennt in Straß⸗ burg das größte, etwa 12,000 Kbm. enthaltende Holzlager der Gebrüder Uhrſch unter furchtbarem Sturm. Auch das Kohlenlager iſt gefährdet. Der Schaden wird auf 180,000 Mk. geſchätzt. Die ſtädtiſche und die Militär⸗Feuerwehr iſt unaugeſetzt thätig. — Berlin, 21. Aug. Die kleinen goldenen Fünfmarkſtücke (halbe Kronen) dürften demnächſt gänzlich aus dem Verkehre verſchwinden. Die Reichs⸗ bankanſtalten ſind angewieſen worden, die eingehen⸗ den halben Kronen anzuhalten und nicht von neuem in Umlauf zu ſetzen. Es ſcheint demnach, daß ſich die kleinen Goldſtückchen für den Verkehr ungeeignet erwieſen haben. f — In Toulon ſcheiterte das Transportſchiff „Muiren“, das hiſtoriſche Segelſchiff das General Bonaparte nach Egypten trug. a 172 — Paris, 22. Aug. Aus zwei franzöſi⸗ ſchen Kriegshäfen wird gleichzeitig von Unglücks⸗ fällen berichtet, die mit einander große Anlichkeit haben. In Boyard⸗Ville hat eine Explosion in der Torpedoſchule ſtattgefunden. In Toulon wiederum iſt die Baſtei 33, welche als Feuerwerkerſchule diente, durch eine Exploſton, deren Urſuche noch nicht er⸗ mittelt ist, in die Luft geſprengt worden. Den be⸗ nachbarten Gebäuden, welche Schießbaumwolle, Pul⸗ ver, Patronen, Feuerwerkſachen und Blei enthielten, wurden nur die Dächer abgedeckt und die Scheiben zertrümmert. Ein Verluſt an Menſchenleben iſt nicht zu beklagen. Die Arbeiterinneu waren zehn Minuten vor der Exploſion weggegangen. Alles be⸗ ſchränkt fich auf materiellen Schaden. — Melbourne, 21. Aug. Ein Attentat iſt auf Dr. Gould, den römiſch⸗katholiſchen Erzbi⸗ ſchof von Melbourne, gemacht worden. Der Prälat wurde durch einen Schuß leicht verwundet. Der Attentäter O'Farrel wurde ſofort verhaftet; er iſt der Bruder des Individuums, welches den Herzog von Edinburgh in Sydney im Jahre 1868 zu er⸗ morden verſuchte. — Vor Gericht erſchoſſen. In Visk entführte vor Kurzem ein Schmied die Gattin eines Landmannes. Als nach einer kurzen Vergnügungs⸗ reiſe das junge Paar zurückkehrte, ließ der Gatte die Flüchtlinge behufs Regelung der vermögensrecht⸗ lichen Verhältniſſe vor Gericht rufen. Der Gatte trug vor dem Richter ſeine Angelegenheit ruhig vor, doch als der Liebhaber ſeiner Frau ihn höhnte, ge⸗ riet er in ſolche Wut, daß er ſich auf den Verführer ſtürzen wollte. Dieſer ſchien jedoch auf ſolch eine Szene vorbereitet, denn er zog einen Revolver her⸗ vor und ſchoß den Gatten auf der Stelle nieder. Der Mörder wurde verhaftet. — Was für entſetzliche Zuſtände in Perſien noch herrſchen, beweiſt folgendes verbürgte Vorkomm⸗ nis. In Ispahan reſidiert der Gouverneur ein Sohn des Schahs. Mit Unwillen bemerkte der Prinz, daß das Haupt des Stammes der Bahtiaren allgemein Liebe und Hochachtung genoß und dadurch ſein Einfluß beſtändig wuchs. Er ließ ihn zu ſich laden, empfing ihn recht freundlich und nachdem er mit ſeinem Gaſte ein Spielchen gemacht, forderte er ihn auf, in einem ſeiner Gemächer die Nacht zu ee 5 verbringen. Kaum härte ſich Fe ling zurückgezogen, als eine Anzahl von Dienern 99757. 1 115 ihm auf Befehl des Prinzen eine Taſſe 11 den 28. 8. Kaffe anboten, aber durchaus nicht freundlich, ſon⸗ aeg 1055 11 K dern mit recht drohenden Geberden. Der Bahljare mittag 1 wußte bald, was für eine Bewandnis es mit dem b du das 15 Kaffe habe und erklärte, unter keiner Bedingung den⸗ 3 an der 0 ſelben zu ſich zu nehmen. Wenn der Prinz fein velcher fi Leben wolle, ſo möge er ihn auf andere Weſſe ius 4 guet, im Ra Jenſeits befördern. Dieſe Erklärung reſpektierten 10 Mifietenden verſt denn auch die Diener, indem ſie ſich auf den Gaſt 1 den 25. Au ihres Herrn warfen und ihn erdroſſelten. Kurze Aargermeiſeramt Zeit darauf verſchwand auch der Sohn des ſo elend 4. Huben. Ermordeten und es exiſtirt allgemein die Vermutung, Ka daß auch er durch Emiſſäre des Gouverneurs bei Seite geſchafft worden ſei. Dieſe Vorgänge haben Tcunkmach die Bevölkerung Jspahan's auf das Hefkigſte ertegf, Todesdrohungen gegen den Gouverneur wurden zu wiederholten Malen laut und der Letztere iſt da⸗ durch ſo eingeſchüchtert, daß er ſeinen Palaſt icht mehr zu verlaſſen wagt. Ein angenehmer Diener. „Nan, tragen Sie dieſe Bouillon in die Küche zurück, fie iſt eiſekalt!“ — „Aber welche Idee, gnädiger Hert, die Bouillon iſt ja faſt brühheiß, ich habe ſie ſelbſt gekoſtet!“ „Wie, Du koſteſt von meiner Bouillon?“ — „O nein, gnädiger Herr — ich hahe nur prüfend den Finger hineingeſteckt!“ Table, Handels Nachrichten. * Mannheim, den 24. Auguſt (Produk, tenbörſe.) Folgendes ſind die bezahlten Preiſe. (Per 100 Kilo. Preiſe in Mark.) Weizen, pfälzer 23.— bis 23.50. kuſſiſchg 23.— bis 23.50 Amerikaniſcher 24.— bis 2450 Spring —.— bis —.—. Californiſcher 24.75 bis 25.—. Roggen, pfälzer 17.50 bis 18.—. xufſiſche 16.25 bis 17.—. Franzöſiſcher 18.— bis wa Gerſte hieſiger Geg. 16.— bis 17.—. pfälzer 16.50, 200. Noch 9 2. 5 ſoll Aan löngtens am in ölen, ſoweit th eine längere Ir n und in anderer abe. ö n Biimmung win 1 Lege des Unterp n behufs deren 1 en In Tobalfabrikati, em fdoch die Pfl 1 lan, die Stengel enn, In diesen die a bitt zerſetzbare l ulſchenden Düngſt. ſn und ſodann g gen Teile behuf 4 Hennmaterial r an, fd die Ste efhtung von den u dh zettreten oder daſchrlation unbre bis 17.50 neuer Hafer bad. 16.——, bis 16,28 n württemb. Alp 16.50. bis 17.—. Württemberger en den 31. Jul neuer Hafer —.—. bis —.—. ruſſiſcher 16.— 0g fiſchinger 16.50. Mais amerikan. i 1 —.—. 8 a Bohnen 23.— bis 24.—. Linſen —.— bis — 1 ch Wicken —.— bis —.—. Kernen 22. — bis 220% ber pa Erbſen —.— bis —.—. Kohlteps, deutſcher 30 0 bis 31.—. ungar. 31.— bis 32.— Klesſanen 5 deutſcher 1. Sorte —. bis — ., f e —.— bis —.—. Provencer —.—. bis — Vong. Marrei hie neuer Pfälzer Luzerne —.— bis —.—. GEßpah, Fhahauſe die ihr —.— bis —.—. Ach zugewieſenen en gun Jahre be i fenllch berpacht n 22. Auguſt ! gutzenbergen Igeige. Leinöl in Parthien 58.50 bis —.—, Jah weiſe 59.50 bis —.—. Rübböl in Parthien 686 bis —.—. Faßweiſe 69.— bis —.—. Petroleum in Wagenladungen 24.— bis Faßweiſe 24.25 bis —.—. verſchwindend kleinem Maße vorhanden, nur ganz heimlich konnte er ſich aus ſeiner Arbeitsſtube weg⸗ ſtehlen und nur mit großer Schwierigkeit war vom Vater ein winziges Taſchengeld zu bekommen. „Tanzſtunde? Handſchuhe? Dafür willſt Du Geld haben?“ hatte er eines Tages dem Sohne erwidert, als dieſer ihn um Erlaubnis und Mittel bat, die Tanzſtunde, in welche ſeine Kameraden gingen, zu beſuchen. „Setze Dich,“ hatte er fortgefahren, „hinter den Cicero, überſetze aus dem Homer, mache Dich mit der Keilſchrift der Egypter bekannt, damit ich mich ſpäter einmal Deiner nicht zu ſchämen brauche, das iſt nötiger wie Tanzſtunde, Herr Sohn!“ Niedergeſchlagen hatte Rudolph das Studier⸗ zimmer ſeines Vaters verlaſſen, verſtimmt hatte er ſeinen Kameraden das Verbot ſeines Vaters mitge⸗ teilt und dann hatte er zu Hauſe in ſeinem Zimmer geſeufzt und ſich geſehnt, ſo bald wie moglich von der bäterlichen Zucht befreit zu ſein. Auch die letzte Unterredung mit ſeiner Schweſter hatte ihn wieder trübe geſtimmt, doch ließ er die Hoffnung nicht ſinken und hielt es nicht für mög⸗ lich, daß der Vater ihm ſeine Lieblingswünſche zum Weihnachtsfeſte verſagen werde. Zwei Tage woren ſeitdem vergangen, der hei⸗ lige Chriſt⸗ Abend ſtand vor der Thür und das Chriſtkindlein eilte geſchäftig von Haus zu Haus, hier reiche, dort geringe Gaben austeilend. So wie einſt der Herr Jeſus Chriſtus jeden guten Menſchen der göttlichen Liebe und Barmherzigkeit und hoher menſchlicher Tugenden teilhaftig machen wollte und doch nur bei einem kleinen Teile der Menſchheit Einlaß in die Herzen und Geiſter fand, ſo ging es auch jetzt dem Chriſtkindlein unter den Menſchen: wohl klopfte es überall an, wohl ſprach es ſchon draußen von Glaube und Liebe und ſuchte dem Armen und dem Kranken Hoffnung, dem Rei⸗ chen Barmherzigkeit einzuflößen, doch wie viel Thüren blieben ihm verſchloſſen, wie wenig Menſchen nahmen die gebotenen Gaben auf und dankten dem gött⸗ lichen Spender. So mancher hatte vergeſſen, daß das menſch⸗ liche Leben nur eine Prüfungszeit iſt und das Fort⸗ leben im Jenſeits eine höhere Entwicklung des ſeeliſchen Zuſtandes bedingt; ſo manches Haus glänzte in ſeinem Außern, aber die wahre Chriſt⸗ feſtfreude drang nicht ein, denn es fehlte das Beſte davon, die Weihe der Religion der Liebe. Und auch in der Hütte der Dorfbewohner, ſo⸗ wie in der ermieteten Stube des die Großſtadt be⸗ wohnenden Proletariers zeigte es ſich, wie die ver⸗ ſchiedene Denkungsweiſe auch eine verſchiedene Auf⸗ faſſung der Ereigniſſe und Begebenheiten im menſchlichen Leben hervorruft und alsdann wiederum zu einer entſprechenden Handlungsweiſe führt. Während der moraliſch denkende Menſch, auf dem Boden der Sittlichkeit fußend, ſich mutig dem wid⸗ rigen Geſchick entgegenwirft und in dem zeitweiligen Unglück nur die Folgen ſeiner Handlungsweiſe oder Winke des Schickſals ſieht, gibt ſich der einer ma⸗ teriellen Auffaſſungsweiſe Huldigende zu leicht, bei wider Erwarten hereinbrechenden Störungen ſeines Glückes, der Unzufriedenheit, dem Trübſinn hin, welche ſich alsdann in einer allgemeinen Mutloſigkeit ausdrücken, Klagen über die böſen Seiten ſeiner 0 Pebenmenſchen und über die Ungerechtigkeit der be ſtehenden Ordnung. Verleugnen des unſterblichen Gottes find gewohnlich die Folgen jener verwerflichen Denkungsart. Obgleich nun die Stadt, in welcher unsere Erzählung ſpielt, im Ganzen recht geſunde bürger liche Verhältniſſe. und wenig Notſtand aufzuweisen hatte, ſo war doch in vielen Kreiſen die Mißgun der Zeit recht empfindlich wahrzunehmen; dies Wahrnehmung machte ſich beſonders fühlbar beim Herannahen des Weihnachtsfeſtes, von dem ein Je⸗ m don heute an n werden. Du A kann ich mein in, BB. Vakter, der Freuden erwarten ſollte. Wie bang war es Nah 7 dem armen Familienvater zu Mute, der abends el akgarn heimkehrte von der Arbeit und nicht einmal das und nötige Geld zum Unterhalt ſeiner Familie verdient Nah 5 hatte? Wie ſollte da eine Weihnachtsbeſcheerung . Aknäc ſtattfinden?! Kaum konnte ein einziger der vielen f bug 5 kleinen Wünſche erfüllt werden. Wie ſehnſüchtig blickte die treuſorgende Mutter zu den glanzvoll er⸗ leuchteten Fenſtern der Wohnungen der Reichen his nauf, dahinter nur Glück und Wohlleben vermutend, Ob dieſe Vermutungen ſich immer als zutreffend erweiſen, danach fragt das Herz des Armen ſelten, Das beſcheidene Glück der armen, rechtſchaffer nen Familie, deren Herzen empfänglich für die kleinſte Freude ſind, richtet indeſſen die innere Zu friedenheit leichter wieder her, als glanzvolle Glüc der Reichen. Auch gibt es noch gute Seelen auf der Welt, und es finden ſich noch wohlthälige Hände, die beim Weihnachtsfeſte ihre armen Mitmenſchen durch gütige Spenden erfreuen. Nur der iſt dann verlaſſen, welcher ſich ſelbſt verläßt, nicht auf Er⸗ löſung aus ſeinem Unglück hoffend. 0 (Fortſetzung folgt.) 6 5 Th. Rein e Ninſe C. L. Labaßtz h bg 8 r 5 8 ü hu 2 2 Ulet Win ald empfehl 15 9 ble Luis N K fen 8 0 anzäſiſche 2