nützte ein lokalkundiger Strolch, indem er vor Schluß der frequentierten Kellerwirtſchaft ſich in das Schlaf⸗ zimmer einſchlich und unter die Bettſtatte der Haus⸗ frau verbarg, um zu ſehen, wo die reichlichen Ta⸗ ges⸗Einnahmen im Schlafzimmer verwahrt werden. — Durch die Abweſenheit ihres Mannes wohl zur größeren Vorſicht gemahnt, ſowie durch einen eigen⸗ kümlichen Krach des Fußbodens beim Eintritte in das Zimmer und durch einige kleine Unregelmäßig⸗ keiten bei ſonſt geordneten Gegenſtänden im Zimmer ſtutzig gemacht und zum Umherleuchten veranlaßt, bemerkte die Ehefrau unter der Bettſtatte hervor⸗ ſtehende beſockte Männerfüße. Die Frau eilte ſchnell nach dem Thüreingang zurück, ſchloß die Thür ab und rief um Hülfe. Als die Nachtwache und Gen⸗ darmerie herbeikam und in den ausgedehnten Räum⸗ lichkeiten nach dem Strolche ſuchten, entwiſchte der⸗ ſelbe durch Herablaſſen aus einem Fenſter des erſten Stockes und entkam, leider durch die Nacht begün⸗ ſtigt, ſeinen Verfolgern. Hierdurch war allerdings ein etwaiges Unglück verhütet worden, doch hofft man des Spitzbuben noch habhaft zu werden. — Aus Karlsruhe wird unterm geſtrigen gemeldet: Geſtern früh halb 11 Uhr wollte der Knecht des Güterbeſtätters Rauch, Chriſtoph Mayer von Durlach auf einem mit Brettern beladenen Wagen von der Bahnhofſtraße aus in das Bahn⸗ hofmagazin einfahren, wobei durch allzu raſches Anziehen der Pferde beim Übergang über die Stra⸗ ßenrinne oder durch Anſtoßen eines Rades an den Eckſtein die aufrecht geſtellten Bretter nach vornen fielen und den Kutſcher vom Wagen herabwarfen. Derſelbe fiel an den Pfeiler und dann unter den Wagen, ſo daß ihm ein Rad über die Bruſt ging und ihn augenblich tötete. — Geſtern abend 7 Uhr ſtürzte in der Durlach erthorſtraße ein Brauburſche der Höpfner'ſchen Brauerei vom Bierwagen und erlitt nicht unerhebliche Verletzungen. — Geſtern nachmittag ging am Durlacherthor ein Pferd mit einem Dragoner durch, wobei eine Frau und ein Kind überritten wurden und hauptſächlich die erſtere bedeutende Verletzungen erlitt. Das Pferd mit ſei⸗ nem in Todesangſt ſchwebenden Reiter konnte erſt am Bahnübergange in Durlach angehalten werden. — In Malſch und Jöhlingen ſind ge⸗ ſtern vormittag zwei Unglücksfälle mit tötlichem Ausgang borgekommen. Während bei letzterem Orte ein Mann im Tunnel von einem Eiſenbahn⸗ zug erfaßt und überfahren wurde, geriet in Malſch der 12jährige Sohn eines dortigen Bahnwarts, als er, den Kavalleriemanövern zuſehend, noch raſch über den Bahnkörper ſprang, unter die Räder des daherfahrenden Zugs, nachdem er einen abgehenden Zug glücklich paſſiert hatte. Es wurden ihm beide Füße zerquetſcht und er ſtarb unter den Händen der Arzte während der Amputation. — Die Stadt Lörrach wird am 20. d. und folgenden Tage ihr 200jähriges Jubiläum feiern. Zu dieſem Behuf wird ein Schützenfeſt veranſtaltet. Der projektierte Feſtzug dürfte ein farbenreiches Bild bieten, denn es werden die Ge⸗ ſtalten früherer Zeit zwiſchen den Vereinen unſerer Tage auftreten, die ehemalige Stadtkompagnie in roten Waffenröcken und weißen Hoſen, die Haken⸗ ſchützen von ehedem, die Scharfſchützen in ihrer Uniform, zweckmäßig abwechſelnd mit den Schützen unſerer Tage, mit Abteilungen Feuerwehr, Sängern der berſchiedenen dortigen Vereine, Feſtjungfrauen, Turnverein u. ſ. w. Am Mittwoch ſchließt das Feſt mit einem Schützenball. — Berlin, 14. Aug. Eine Schreckens⸗ that, die hier verübt worden, hat in der Kriminal⸗ geſchichte kaum ihres Gleichen. Ein Unmenſch er⸗ hängte ſeine Frau und ſeine vier Kinder. Es ſollen an dem Übelthäter Wahnſinnsanzeichen aufgetreten ſein, ſeitdem er ſeiner That bewußt geworden iſt, und das plötzliche Verfallen in Irrſinn hat ſein ſehr Begreifliches. Den Mord verübte der herunter⸗ gekommene Menſch bei vollem Bewußſſein und nach reiflicher Überlegung; es überkam ihn indeß nach wenigen Stunden ein Anflug von Reue, und der Anblick der drei Kinder, die er in einen Kleider⸗ ſchrank aufgehängt hatte, kann ihn wahnſinnig ge⸗ macht haben. Nach anderer Lesart ſoll der Ver⸗ haftete Unſchuldig ſem und die Frau aus Gram über die Verkommenheit ihres Mannes ſich ſelbſt und den Kindern das Leben genommen haben. Dieſe Vermutung ſtützt ſich auf den Umſtand, daß Nie⸗ mand im Hauſe des Mordes einen Aufſchrei ge⸗ hört habe, es würde aber die Frau nicht die Kin⸗ der und die Kinder würden die Mutter nicht ruhig haben angreifen laſſen, es müßte denn der entar⸗ tete Mann ſein fünffaches Verbrechen begangen haben, während die Kinder und die Mutter ſchliefen. — Selbſtverbrennung. Dienſtag hat in Neapel ein ſiebzehnjähriges Mädchen ſeinem Le⸗ ben auf eine höchſt ſeltſame Weiſe ein Ende gemacht. Während nämlich ihre Eltern auf der Abendpro⸗ menade waren, ſtieg ſie in den Keller hinab, bildete hier aus Spähnen, kleinem Holz und Stroh einen Kreis, ſtellte ſich in deſſen Mitte und entzündete dann das Stroh. Als die Eltern nach Hauſe kamen, fanden ſie nur noch die halbverkohlte Leiche ihres Kindes vor. In einem zurückgelaſſenen Schreiben an ihre Mutter teilte die Selbſtmördetin mit, daß ſie aus Gram darüber, weil ihr Geliebter ſie ſo ſchnöde verlaſſen hatte, beſchloſſen habe, ihren Tod in den Flammen zu ſuchen. — (Die Blume des Kaiſers.) Es iſt allbe⸗ kannt, daß die liebliche blaue Kornblume die Lieb⸗ lingsblume des deuſchen Kaiſers Wilhelm iſt. Es war im Jahre 1806, als nach der un⸗ glücklichen Schlacht bei Jena, Napoleon nach Berlin kam. König Wilhelm III. veranſtaltete ein Feſt, zu welchem außer dem Kaiſer, auch deſſen zaßeeſhe Umgebung eingeladen wurde. Obgleich dieſe Herren und Damen mit dem reichſten Schmucke verſehen waren, ſo überſtrahlte doch die Königin Luiſe, obwohl ſie nur einen Korn, blumenkranz um ihr Haar gewunden hatte, alle Anweſenden durch Anmut und wahrhaft königliche Würde. Die welſchen Gäſte flüſterten mit ſpöttiſchen Blicken einander zu, daß in Frankreich niemand u wäre er der Geringſte am Hofe, bei einem Feſte in ſolchem Putze zu erſcheinen wagen würde. Das hörte Luiſe und ſchmerzlicher denn je da Weh 1 welches durch Napoleon Über iht Herz und das ganze Land kam wendet ſie ſich mit zorn⸗ geröteter Wange einem Sprecher zu: „Bedenkt, Herr Marſchall, daß der Schmuck, den ihr an mir vermißt, in euren Händen ſich befindet Oder wüßtet ihr das wirklich nicht?“ — Bis vor Kurzem durften wir uns keſche Ernteſegens erfreuen, jetzt aber haben eure Roſſ die Saaten zertreten und ungebaut liegen die Felder da. Dazu habt ihr überall geplündert und was wir an Schätzen beſaßen, iſt nach Frankreich ge⸗ ſchleppt worden. Die Feldblumen ſind bei uns durch euch Sel⸗ tenheiten und Koſtbarkeiten, und darum trage ſie. Der Spöter ſchlich ſich davon. Der Sohn aber, unſer deutſcher Kaiſer hat fi ſeitdem die Kornblume zur Lieblingsblume erkoren. dadurch das Gedächtnis der teuern Mutter ehrend uns dem deutſchen Volke eine Mahnung zu mutigem Ausharren in Treue gegen den hohen Herrn. U. 8. Handels Nachrichten. * Mannheim, den 17. Auguſt (Produk; tenbörſe.) Folgendes ſind die bezahlten Preiſe. (Per 100 Kilo. Preiſe in Mark.) Weizen, pfälzer 24.50 bis 25.—, ruffſſcher 23.— bis 24.— Amerikaniſcher 24.75 bis 25.— Spring —.— bis —.—. Californiſcher 25.— 98 25.25. Roggen, pfälzer 17.50 bis 18.50, ruſſſſcher 16.25 bis 17.—. Franzöſiſcher 18.— bis 18.50 Gerſte hieſiger Geg. 15.50 bis 16.—. pfälzer 15.50, bis 16.— neuer Hafer bad. 16.——. bis 16020 württemb. Alp 16.50. bis 17.50. Württemberger neuer Hafer —.—. bis —.—. ruſſiſcher 16.— bis 16.50. Mais amerikan. mixt. 17.— bis Bohnen 23.— bis 24.—. Linſen —.— bis Wicken —.— bis —.—. Kernen 24. — bis 2450, Erbſen —.— bis —.—. Kohlreps, deutſcher 30.— bis 31.—. ungar. 30.— bis 31.— Kleeſamen deutſcher 1. Sorte —. — bis —. , 2, Sorte — . — bis —.—. Provencer —.—. bis - neuer Pfälzer Luzerne —.— bis —.— Eſparſ. —.— bis —.—. ſchaffung der unentbehrlichſten Zugtiere und Gerät⸗ ſchaften, hatten ſomit ungemein zu leiden und muß⸗ ten ſich in Nahrung, Kleidung und Wohnung aufs Unglaublichſte einſchränken. Die Leute verloren den Mut nicht, ſondern gingen friſch ans Werk; ihre Pflanzungen gediehen prächtig; und welchen Anblick gewährt nun dieſe Kolonie nach 20 Jahren? — In den Kolonien von Santa Fé haben die Anfiedler ungleich größere Landkonzeſſionen erhalten als in Baradero, was zur Folge hat, daß dort die Wohnnngen ſehr weit auseinanderſtehen. Ein Teil des Landes wird kultiviert, der andere dient als Weide. Hier iſt es anders, indem Landzuteilung nur in ſehr beſchränktem Maße ſtattgefunden hat. Deßhalb war es auch möglich, ſämtliche Konzeſſio⸗ nen einzuzäumen, und da nicht mehr Viehſtand gehalten wird, als abſolut nötig, ſo ſteht alles Land unter Kultur. Die Weizenernte war während meiner Anwe⸗ ſenheit vorüber, die erſte Kartoffelernte ebenfalls, aber für die zweite war der Boden ſchon gepflügt, meiſtenteils waren auch die Kartoffeln ſchon geſetzt, ja da und dort ſproßten die Pflanzen bereits her⸗ vor. Den unermeßlichen, einen Prachtanblick ge⸗ währenden Maisfeldern ſah man ſogleich an, daß der Boden ſorgfältig bearbeitet worden war, denn ſie ſtachen vorteilhaft von den Maisäckern ab, die man während der Eiſenbahnfahrt zu Geſichte bekam. Um die ſtattlichen Häuſer herum — Kanchos gehören zu den Seltenheiten — ſtehen liebliche An⸗ lagen von Obſt⸗ namentlich Pfirſiſchbäumen, unter⸗ miſcht von Eucalyptus⸗, Paraiſos⸗, Pappel⸗ und andern Baumarten. Um die Drahteinzäumung hat jeder Koloniſt noch eine lebende Hecke gepflanzt; meiſtens wurden dazu Kaktus verwendet, deren Früchte ſehr ſchmackhaft ſind und woraus ein ange⸗ nehmer Branntwein datgeſtellt wird. 5 Wer vom einförmigen Camp hinweg ploͤtzlich nach Baradero verſetzt wird, glaubt beinahe zu träumen. Ein grellerer Gegenſatz iſt kaum denkbar: Dort die nackte Pampa — hier muſterhafter Acker⸗ bau. In jedem Hauſe findet man neben einem behäbigen Weſen Ordnung und Reinlichkeit, welche uns ſo recht anheimeln. Deutſche und Schweizer Sitten und Gebräuche find bis auf das bekannte nationale Faſtnachts⸗Gepäck hierher verpflanzt wor⸗ den und mit Fug und Recht darf man ſagen, daß die Mehrzahl hier eine beſſere Heimat gefunden hat. Baradero hat eine ungemein günſtige Lage und an Buenos-Ayres einen Markt, wie er nicht beſſer gewünſcht werden kann. Alle Erzeugniſſe der Landwirtſchaft werden von Händlern gegen bares Geld gekauft; namentlich finden die Kartoffeln, die beſonders gut gedeihen, lohnenden Abſatz, nach ihnen der Mais. Außerdem wird noch gebaut: Weizen, Erbſen, Hanf und Bataten (ſüße Kartoffeln); Reben gedeihen vorzüglich und liefern einen guten Wein. In der Provinz Santa Fé hat die europäiſche Koloniſation die größte Ausdehnung erlangt und hier findet der Einwanderer ſowohl bei den Behör⸗ den als bei der Bevölkerung das meiſte Entgegen⸗ kommen. Im Jahre 1856 wurde dort die erſte Kolonie Esperanza gegründet und gegenwärtig be⸗ ſtehen daſelbſt etwa 50 Anſiedelungen mit einer Bevölkerung von 40,000 Seelen. Durch die Koloniſation in Santa Fé wurde dem Ackerbau in Argentinien der erſte Anſtoß ge⸗ geben. Vorher beſaß derſelbe nur geringe Bedeu⸗ tung, denn zu verlockend war die müheloſe und dabei reich lohnende Beſchäftigung, welche die Vieh⸗ zucht dem Einwohner bot, als daß er ſich ohne äußern Antrieb hätte entſchließen können, ſie mit einer andern, mehr Fleiß und Aus dauer erheiſchen⸗ den zu vertauſchen, die zudem ſeinem nach Unge⸗ bundenheit ſtrebenden Charakter nicht zuſagen woll und deren Ergebniſſe ihm nicht bekannt waren Kaum irgendwo in einem Lande hat der Pf eine ſo ungeheure Veränderung herbeigeführk, wee in der Provinz Santa Fé. Wo früher unabſehbeal Weiden waren, weitet man jetzt tagelang du Weizenfelder. Argentinien hatte vor zehn Johten noch eine beträchtliche Einfuhr an Brodſloffeh, während zur Zeit nicht nur der ganze Bedarf des Landes mit ſeinen 2¼ Mill. Einwohnern dur eigene Erzeugung gedeckt wird, ſondern noch eie namhafte Ausfuhr nach Braſilien, je nach dest Handelskonjunkturen ſelbſt nach Frankreich und England ſtattfindet. Immerhin bleiben wir in der Enſwickelung weit hinter Nordamerika zurlück, was wir einzig und allein der früheren ſpaniſchen Herr ſchaft zu verdanken haben. Doch hat es wieder ſein Gutes, wenn der materielle Fortſchrilt ch nicht zu raſch vollzieht, weil dann der neue A kömmling nicht riskiert, ſo bald überholt zu werden, Nach allen Berichten, die man aus Ländern erhäl, wo die europ. Auswanderung ſich hinzjeht, kom der hieſige tüchtige und fleißige Ackerbauer am ehe ſten auf einen grünen Zweig. Man trifft in der That in allen alteren Ortſchaften eine Menge Fe milien an, die arm oder wenig bemittelt hierherge kommen und nach 6— 10 Jahren ſchon zu Wohl: ſtand gelangt ſind. In ſpäteren Jahren finder man bereits einzelne Kapitaliſten. (Schluß folgt Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molt Ladenburg. 8 Aaſzrlich n fl Jaſonen Uelnehr gemeind. fächer N d weils g bels d