Es war eine Freude die jungen Leute, trotz be⸗ ſchwerlichem Marſch, kampfbereit zu ſehen und hatte auch der hieſige Verein einige wackere Kämpen ge⸗ ſtellt. Das Volkswettturnen, beſtehend in Hoch⸗ und Weitſprung, Wettlauf und Steinſtoßen, bot viele intereſſante Momente und ließen eine Fülle von ausdauernder Kraft erkennen. Die Mühe, welche ſich der hieſige Turnwart gibt, um den Ver⸗ ein moͤglichſt leiſtungsfähig zu machen, und die Luſt und Liebe mit welcher die eben ſehr zahlreichen Mitglieder den Übungen folgen, waren von gutem Etfolg. Zum erſtenmale, ſeit dem Beſtehen des Vereins, wurde der friſche grüne „Eichenkranz“ im Triumph nach Hauſe gebracht. Turner Schiruska iſt der glückliche Sieger und zwar mit 4 mal 4 ½ Punkte. Es zeigt dies von einer außerordentlich gleichmäßigen Ausbildung, worauf der hieſige Turnwart ſtolz ſein kann. Unter den übrigen Teilnehmern iſt Schriftwart Colombara und Sprechwart Wittemann lo⸗ bend zu erwähnen. Dieſelben hatten die beſte Aus⸗ ſicht auf Kränze, wenn ihnen nicht durch einen Fehltritt eine Übung mißglückt wäre; mogen ſich dieſelben durch dies kleine Mißgeſchick nicht ab⸗ ſchrecken laſſen. Zu unſerer Freude ſind unſere früher ausge⸗ ſprochenen Vorausſetzungen eingetroffen. Der Ver⸗ ein ſchafft mit regem Eifer und Ernſt an der turneriſchen Ausbildung ſeiner Mitglieder und hat ſich der derſelbe geſtern die erſte öffentliche Aner⸗ kennung errungen. . Möge der Verein auf der begonnenen Bahn fortfahren, der Leiter der übungen nicht erlahmen, die Jugend den Turnplatz aber fleißig beſuchen und wir ſind überzeugt, daß die Achtung, welche er ſich in letzter Zeit errungen hat, immer ſteigen wird. Ein Turnfreund. d — Karlsruhe, 17. Juli. Heute nach⸗ mittag 5 Uhr wurde die Generalſynode eröffnet. Der Präfident des Oberkirchenrats v. Stöſſer wohnte den Verhandlungen an. An Stelle des verſtorbenen Geheimrats Dr. Bluntſchli, der Präſident der Sy⸗ node war, eröffuete von Stöſſer die Verſammlung, indem er dieſelbe freundlich willkommen hieß. Zu⸗ nächſt gedachte er des plötzlichen Hinlebens des Geh. Rat Bluntſchli am Schluß der letzten Synode. Redner gedenkt ſodann der großen Sorge um das Leben des Großherzogs, das jetzt glücklich dem Ba⸗ ener Volke wieder gegeben. Ferner gedenkt der Redner des Geh. Rat Spohn, der im Frühjahre d. J. aus dem Leben geſchieden iſt. Die Arbeiten der Synode ſeien gut vorbereitet und zum Abſchluß reif, er hoffe, daß die Arbeiten zum Segen des re⸗ ligiöſen Lebens ausfallen würden. . Heidelberg, 14. Juli. Heute morgen fand in der Nähe unſerer Stadt zwiſchen zwei Studen⸗ en ein Piſtolenduell ſtatt. Der eine der Duellan⸗ §ꝰadhhh ten erhielt einen Schuß in den Unterleib, und wird an ſeinem Aufkommen gezweifelt. Derſelbe iſt aus Berlin gebürtig. Über die Veranlaſſung zu dieſem Duell iſt Beſtimmtes noch nicht mitzuteilen. — Heidelberg, 17. Juli. Soeben, 6 Uhr abends, wurde die Leiche des Stud. Neumann aus Berlin, welcher der ſchweren Verwundung, die er in dem vor einigen Tagen ſtattgehabten Duell er⸗ halten, erlegen iſt, unter zahlre cher Beteiligung der Studirenden zur Bahn geleitet. Der Bruder des Verſtorbenen iſt zu deſſen Abholung hierher gekom⸗ men. Der Gegner des Neumann hatte ſich Sams⸗ tag abend der hieſigen Staatsanwaltſchaft geſtellt, iſt aber nach Stellung einer Caution wieder auf freien Fuß geſetzt worden. — Ein Unfall, der glücklicherweiſe ohne große nachteilige Folgen ablief, ereignete ſich vor einigen Tagen im „Hecht“ in Kreuzlingen. Ein daſelbſt übernachtender Handwerksburſche ein ſog. Nachtwandler, ſtürzte gegen 2 Uhr morgens zum Fenſter hinaus, etwa 30 Fuß herunter, doch ſo, daß er erſt auf einen Verbindungsdraht am Hauſe, von dieſem ſeitlich auf einen Gartenhag, welcher dabei eingedrückt wurde und von da auf den Boden fiel. Gegen ½ 3 Uhr weckte er den nicht wenig verblüfften parterre wohnenden Wirt und bat unter Erzählung ſeiner Leidensgeſchichte um Eiglaß. Ohne weitere Klage über Schmerzen ging der Handwerksgeſelle des Morgens wieder fürbaß. — Naſſau, 13. Juli. Dem eben zur Kur in Ems weilenden Führer des Centrums, Dr. Windthorſt, wurde geſtern nachmittag, wie der Rh. C. berichtet, in dem hieſigen katholiſchen Pfarrhauſe in Gegenwart von Deputationen dreier Vereine in Crefeld, Elberfeld und Coblenz, einiger Geiſtlichen und anderer Perſonen von dem hieſigen Geiſtlichen, Pfarrer Wöſtmann, das vom Patriarchen Mſgr. Vincentius Vracco in Jeruſalem verliehene Groß⸗ krenz des „Ordens vom heiligen Grabe“ überreicht. — In einem Torfmoor der Gemarkung Li⸗ tzelſtetten im ſogenannten Buſſenſee, wohin ſich die Pfahlbaubewohner des Überlinger Sees bei der Inſel Mainau nach Zerſtörung ihrer Wohnungen daſelbſt zurückgezogen haben ſollen, wurde dieſer Tage ein intereſſanter Fund gemacht. Durch Torf⸗ ſtecher wurde nämlich in der unterſten Torfſchichte in einer Tiefe von 15 Fuß unter zwei über's Kreuz liegenden mächtigen Aspenſtämmen ein ziemlich gut erhaltener Menſchenſchädel, der Form und Beſchaffen⸗ heit nach ein Dolichocephaler Frauenſchädel ausge⸗ graben. Dieſes neueſte und ſehr ſeltene Fundſtück iſt im Beſitze des Domänenverwalters Walther in Konſtanz und im Rosgarten daſelbſt zur allgemeinen Anſicht ausgeſtellt. Dieſer offenbar einer ehemaligen Pfahlbaubewohnerin entſtammende Schädel iſt alſo ſeiner Fundlage nach ſo alt als die Torfbildung, deren Alter nach Jahren zu berechnen den Noll forſchern wohl noch gelingen wird. — ber das entſeßliche Eiſenbahnunglück bei Moskau bringt die „Deutſche Petersb. Ztg.“ fol. genden Bericht eines zuverläſſigen Augenzeugen: Der Betreffende, welcher Tags darauf an der Unglücks ſtelle eintraf, erzählt: „Der Damm der Eiſenbahn iſt dort 20 ruſſiſche Faden hoch, die Sohle des Damms iſt ca. 18 Faden breit. Der Bahndamm burchläuft ein Thal, welches zu einem Flüßchen abfällt, das in einer Entfernung von 30 Faden vom Geleiſe fließt. Das Thal iſt ſehr feucht, dem⸗ gemäß iſt zum Abfluß nach dem Flüßchen eine gußeiſerne Röhre von einem Arſchin im Durchmeſſer quer durch den Damm gelegt. Die wolkenbruchartig nieder⸗ ſtürzenden Waſſermaſſen hatteu ſich zu einem kleinen See angeſtaut und die Abzugsröhre vollſtändig herausgewaſchen. Dadurch war der Damm güßz⸗ lich unterwühlt, und das Nebenterrain in eine Sumpfmaſſe verwandelt, in welcher fünf Waggons dritter und ein Waggon zweiter Klaſſe ſpurlos her⸗ ſchwanden. Laut Telegramm waren die Waggons gerſtern noch nicht blosgelegt, trotzdem 400 Arbeifer daran arbeiten. Der Augenzeuge ſchreibt, daß die Verwundungen entſetzlich, der Jammer unbeſchreib⸗ lich ſeien. Auf die verſinkenden Waggons, in denen 170 Paſſagiere waren, ſtürzten die Lokomative und der Tender. Auſſerdem find, teils furchtbar, 40 Perſonen verwundet. Unverſehrt blieben die In⸗ ſaſſen der drei letzten Waggons dritter Klaſſe, Ap⸗ geblich war ſchon am elften abends das Hergus⸗ ſpülen von Röhren gemeldet, und dennoch der Güterzug abgelaſſen worden, welcher ſofort meldele, der Bahndamm habe verhängnißvoll während der Fahrt nachgegeben. Trotzdem ward der Poſtzug expediert und fuhr in normaler Geſchwindigkeit, gls er verunglückte. Der „Golos bemerkt: Die Bahn iſt eine der älteſten; ſie iſt 1868 eröffnet. Der Bau war enorm teuer, für 58 Millionen Rubel Metall, von der Regierung gebaut worden. — Ein kurioſes Bett iſt zur Zeit im Drez⸗ dener Panoptikum unter dem Titel: „Stehauf ausgeſtellt. Das Bett iſt ein ſonderbares Ding, das den Inſaſſen zwingt, zur rechten Zeit aufzu⸗ ſtehen. Ein Apparat nämlich enzündet zu der an Werke eingeſtellten Stunde zunächſt ein Licht, un wenn dann, was bald geſchehen iſt, der Wecker ge⸗ gelaufen, der Schläfer aber noch nicht ſich erhoben hat, ſo verſagt das Bett rückſichtslos ſeine weiter Beihilfe zur Langſchläferei, geht auseinander und wirft ſeinen Inſaſſen auf den Boden. — Tunis, 16. Juli. Zwiſchen Gouledte und Marſa hat ein Zuſammenſtoß von Eiſenbahn⸗ zügen ſtattgefunden, bei welchem 27 Perſonen ber⸗ letzt worden ſind, darunter der deutſche Vicekon⸗ ſul und ein Sohn Ali Bey's. ſelbſt redend: „Ein charmantes Mädchen! Höchſt wahrſcheinlich ſeine Schweſter, von der er einmal geſprochen, was ſollte ſonſt die junge Dame im Hauſe des Rechenphiliſters?“ s Er konnte es nicht unterlaſſen, ſich nach dem lieblichen Mädchen noch einmal umzuſehen, ehe er die Treppe zu dem Comptoir des Gutsherrn erſtieg, und — war es Zufall oder Abſicht — auch ſie hatte in dieſem Augenblick das Geſicht nach ihm gewandt. ö Jedes der Beiden hatte bei dieſer Bemerkung das Gefühl einer beſchämenden Neugier; hier wie dort überflog ein verräteriſches Rot das Geſicht. „Was ſie von mir denken mag, dieſe Dummheit hätte ich auch unterlaſſen können!“ murmelte Oskar unwillig, und, „wie fatal, daß er ſich auch gerade umdrehen muß, er wird mich füt ſehr neugierig halten,“ ſagte ſie ärgerlich. 5 „Alſo doch Wort gehalten? ßerordentlich! Freut mich au⸗ Jetzt ſind es bereits drei Wochen, f hier warſt. Wie geht es Deiner ſchönen Schweſter?“ In dieſen abgebrochenen Sä⸗ zen beſtand die Anrede Blums, der ſeinem Freund kräftig die dargereichte Hand drückte. f Oskar ſchnitt bei dieſem derben Händedruck einige komiſche Grimaſſen, in welchen ſich der em⸗ undene Schmerz lebhaft wiederſpiegelte. „Du ſcheinſt zu vergeſſen, daß ich mit dem Pflug nicht umzugehen weiß,“ ſagte er in etwas beißendem Tone über dieſe unfreiwillige Mißhandlung. 5 „So ſchlimm wird es gerade nicht ſein,“ ſagte Blum beſänftigend, „Du weißt ja, daß der Land⸗ wirt nicht gewohnt iſt, mit Glace⸗Handſchuhen an⸗ zugreifen, deshalb iſt es doch gut gemeint. Aber beantworte mir auch vor allen Dingen meine vor⸗ hin geſtellte Frage: „Wie geht es Deiner ſchönen Schweſter ?“ „Gut, lieber Freund, gut. Und nun ſage mir vor allen Dingen: wer iſt die liebenswürdige Kleine, der ich auf dem Hof begegnet bin?“ „Die? — Ah Du meinſt jedenfalls die Tochter meiner Haushälterin,“ entgegnete Otto nach einigem Zögern. „Warum? Gefällt ſie Dir?“ „Nun ja,“ entgegnete Oskar etwas enttäuſcht. „Aber ich will mir nach dem erſten Eindruck, den ich ſo en passant empfangen, kein Urteil geſtatten.“ „Daran thuſt Du recht,“ warf Otto leicht hin, indem ein feines Lächeln ſein Antlitz umſpielte. Aber er konnte einen leiſen Seufzer nicht unter⸗ drücken, als er fortfuhr: „Ich habe leider die Er⸗ fahrung an mir ſelbſt gemacht, daß man nur zu leicht geneigt iſt, ſich über die Damen ein voreiliges und darum nicht immer zutreffendes Urteil zu bilden.“ „Willſt Du Dich nicht etwas deutlicher aus⸗ drücken? Von welchen Erfahrungen ſprichſt Du?“ „Nun! ich will Dir frei und offen geſtehen, daß ich bisher feſt geglaubt habe, bei Deiner Schweſter einige Zuneigung gefunden zu haben, und in der letzten Zeit zu der Überzeugung gelangt bin, daß dies Illuſtionen von mir waren und daß ich nur der Gefoppte bin.“ „Fehlgeſchoſſen, lieber Freund,“ entgegnete Oskar; „Deine Selbſterkenntnis iſt nicht weit her! Ich glaube ſogar, daß meine Schweſter noch mehr als bloße Zuneigung für Dich empfindet, ſie will ſich das nur ſelbſt nicht geſtehen, und Du darfſt vor allen Dingen nicht zu liebenswürdig gegen die Damen ſein und Dich nicht allen ihren Launen beugen, ſonſt meinen ſie gerade, ſie ſeien uns un⸗ ſuchen. ir „Du ſcheinſt mehr zu wiſſen, Oskar,“ ſagte Otto in freudiger Stimmung, „hat Dir etwa Deine ſchon geſagt, das — “ „Daß ſie Dich liebt?“ unterbrach Oskar ben Redefluß ſeines Freundes; „nein, das hat ſie niir nicht geſagt. Ich habe nur ſo meine Meinung ausgeſprochen. Und wenn Du den Funken der Liebe in den Herzen der Weiber zur Flamme an⸗ fachen willſt, ſo darfſt Du, ſobald Du ſiehſt, daß ſie Dir geneigt ſind, ſie nicht zu zärtlich behandeln und vor allem mußt Du ihre Eiferſucht zu wecken Wenn Dir an meiner Schweſter etwas ge⸗ legen iſt, ſo verſuche einmal dieſes Experiment dei dem nächſten Vereinsball, auf welchem ich ſie mit⸗ bringen werde: Du behandelſt ſie einfach nicht ſo zuvorkommend und zärtlich wie bisher, ſondern ab⸗ weiſend und zurückhaltend, und tanzſt während des ganzen Abends meiſt mit anderen Damen. Du ſollſt ſehen, das fruchtet.“ „Dieſes Experiment will mir doch ein wenig gefährlich erſcheinen,“ entgegnete Otto bedenklich. „Haſenfuß! haſt Du ſchon wieder Angſt, ſie könnte dann ganz abſpringen?“ ſagte Oskar lachend. „Sei unbeſorgt, auf dieſem Wege wirſt Du Dein Ziel um ſo ſicherer erreichen, dafür ſtehe ich ein. Ubrigens will ich Dir allen Ernſtes geſtehen, daß ich mich nicht zum Förderer Eures Verhältniſſes aufwerfen möchte, denn das Kuppeln könnte zu bit⸗ teren Erfahrungen und Enttäuſchungen führen, bei welchen man nur Undank und Vorwürfe erntet. Du mußt ſelbſt wiſſen, was Du zu thun haſt.“ (Fortſeßung folgt.) 7 Verlag von Karl Molitor, adenburg. 9. lung a5 „Br Hedd hach: gelho 667 miſch og U „Bar Eiche 193 Ster hard