London, 11. Juli. Das Reuter'ſche Bureau meldet aus Alexandrien: Das Bombardement hat heute morgen begonnen. Perſchiedenes. t Heidelberg, 10. Juli. Geſtern abend nach 4 Uhr fand das Leichenbegängnis des ver⸗ ſtorbenen Profeſſors Dr. Friedreich ſtatt. Es beteiligten ſich an derſelben viele Angehörigen der Univerſität, Profeſſoren, wie Studenten, ferner die und ein Teil der Bürgerſchaft. Die Grabrede hielt Pfarrer Rieks. Ein Kollege, der Augenarzt Pro⸗ feſſor med. Becker, ſprach ſich über die hohen Ver⸗ dienſte des Verſtorbenen um die Wiſſenſchaft und den ärztlichen Beruf aus. Prof. Weil, ſein Stell⸗ vertreter, hielt heute früh keine Klinik, ſondern widmete dem verſtorbenen berühmten Kollegen einen warm empfundenen Nekrolog. Als Nachfolger Fried⸗ reich's wird bereits Prof. med. Erb in Leipzig, (früher an hieſiger Univerſität) bezeichnet. — Wiesloch, 9. Juli. Daß ſich in unſrer Stadt eine Diebesbande ſorganiſiert haben mußte, ließen die in kurzer Zeit wiederholt zur Nachtzeit Rauf der hieſigen Bleiche begangenen Waſchdiebſtähle vermuten. Dieſe Vermutungen ſind zur Thatſache geworden durch die von dieſer Bande heute nacht dahier begangenen 6 Einbrüche, wobei beſonders die Ladenkaſſen auf's Korn genommen worden waren. Bei Metzger Müller fanden die Herren etwa 5 M. in der Kaſſe, bei den Metzgern' Ziegler und Hermann waren die Kaſſen nicht vorhanden ebenſo bei Kleidermacher Dörner. Bei Metzger Blink ver⸗ eitelte deſſen Frau dieſes edle Vorhaben. Im Gaſt⸗ haus zum Erbprinzen fanden die Diebe eine Flaſche Brandwein und zwei Laibe Brod. Bemerkenswert iſt noch, daß die Diebe weder zu Fleiſch oder Wurſt noch zur Vervollſtändigung ihrer Garderobe im Kleiderladen des Herrn Dörner ein Bedürfniß fühlten. — Die elektriſche Beleuchtung des Hauptbahnhofes in Karlsruhe wurde am Donners⸗ tag abend zum erſtenmahle probeweiſe vorgenommen. Mittelſt zwölf Lampen war der ganze Bahnhof taghell beleuchtet; man konnte auf dem Perron jede Schrift ohne alle Mühe leſen, ſo intenſiv war das Licht. Neun Lampen waren dem Perron ent⸗ lang angebracht, drei dienten zur Beleuchtung der Schienengeleiſe. Das Licht zeichnete ſich, abgeſehen von der Intenſität, durch ſeine Reinheit und Ruhe aus. Die Einrichtung wurde von Siemens und Halske in Berlin gefertigt. — Berlin. Bei der Anlage neuer Brunnen, die zu bedeutenden Tiefbohrungen Veranlaſſung gaben, hat ſich, wie H. E. mitteilt, die intereſſante That⸗ ſache ergeben, daß die Stadt Berlin auf mächtigen Braunkohlenflötzen erbaut iſt; in der Tiefe von 41— 76 Meter ſind deren in 8—14 Meter Mächtigkeit angetroffen worden. — Frankfurt, 26. Juni. Vor zwanzig Jahren verließ ein hieſiger Bürger ſeine Frau mit ihrem Kinde. 17 Jahre hörten ſie nichts von ihm, bis vor 3 Jahren aus Amerika ein Brief von ihm mit einer kleinen Einlage hier eintraf. Er teilte ſeiner Frau mit, daß er noch lebe, es ihm gut gehe und er ihr noch weitere Mittel zum beſſ ern Leben ſenden wolle. Die Tochter faßte hierauf den Entſchluß, nach Amerika zu gehen, dort eine Stell⸗ ung einzunehmen und im Stillen zu beobachten, was ihr Vater mache. Sie fand Stellung und erfuhr, daß ihr Vater eine glänzende Wirtſchaft mit einer Haushälterin betreibe. Eine Stelle in dem Hauſe des Vaters war frei, und ſie war ſo glücklich, dieſelbe zu erhalten. Ohne ſich im ge⸗ ringſten zu verraten, lag ſie ihren Pflichten ob. Der Herr war ihr ſehr zugethan, und nachdem vor einigen Monaten die Haushälterin geſtorben, warb er um die Hand des Mädchens, wobei er ihm aller⸗ dings die Mitteilung machte, daß er ſich vorerſt von ſeiner in Frankfurt lebenden Frau ſcheiden laſſen wolle. Da brach das Mädchen in Weinen aus, legitimierte ſich mit ihren Papieren als ſeine Tochter, teilte ihm mit, daß die Mutter noch lebe und bereit ſei, nach Amerika zu kommen. Heute iſt dieſelbe dorthin abgereiſt. — Selbſtmord eines Bankdirektors und De⸗ putierten. Außerordentliches Aufſehen erregt in Neapel der Selbſtmord des Barons Santa Croce, Deputirten für Tarent und Generaldirektors der Bank von Neapel. Derſelbe begab ſich am 3. d. um ein Viertel auf 10 Uhr auf den Bahnhof und trat während der Zeit, die zwiſchen dem erſten Zeichen zur Abfahrt und dieſer ſelbſt verfließt, in einem Warteſaal erſter Klaſſe, wo man bald darauf einen Schuß hörte. Niemand achtete darauf, da auf den italieniſchen Bahnhöfen ſehr viele Perſonen vor dem Beſteigen der Waggons ihre Gewehre und Revolver zu entladen pflegen. Als kurz darauf einige Bahndiener in den Saal traten, um den⸗ ſelben in Ordnung zu ſetzen, fanden ſie einen Mann mit einem Revolver in der Hand, aus deſſen rechtem Ohr ein feiner Blutſtrom rieſelte. Es war der Baron Santa Croce. Bei der Beſichtigung der Leiche fand man ein Portemonnaie mit 73 Francs, mehrere Billete als Deputirter, zwei Briefe an Freunde und ein Schreiben an ſeine Frau. Als Urſache für den Selbſtmord wird angeführt, daß der Baron Schulden hatte und ſich vergebens mit ſeinen Gläubigern abzufinden geſucht habe. In einem an ſeinen Freund Santovito gerichteten Briefe ſind dieſe finanziellen Verlegenheiten ausdrücklich erwähnt. Die Gläubiger ſollen ihm gedroht haben, wenn er nicht bezahle, ſich nach Tarent zu begeben, wo der Ver⸗ ſtorbene ſeine Beſitzungen hat. „Thun Sie das nicht“ ſoll Santa Croce gerufen haben, ſonſt de mich.“ Am 3. Juli begab er ſich nun auf Bahnhof, wahrſcheinlich um einen letzten Ausglei 9 verſuch mit ſeinen Gläubigern zu machen, und gteuerſe dieſer mißlang, tötete er ſich ſelbſt. Der Pig Monte von Neapel hat die traurige Nachricht ſogleich 0 Kammerpräſidenten telegraphiert. weils — (Eine gefährliche Bärenjagd.) Aus 39 b Uhr, wird geſchrieben: Mr. John William Milliken, ei 2 der reſchſten Männer unſerer Stadt, begab ſich 20. Juni in Geſellſchaft mehrerer Freunde 9 eines Führers Namens James Shires zum daten e Piſeco auf die Bärenjagd. Plötzlich ſchlugen b, dei Hunde an, und Mr. Milliken, der eine Strecke geründe ausgegangen war, ſah ſich einem Bärenpaare ung ne drei Jungen gegenüber. Entſchloſſen gab er 8e die anderen Jäger eilten herbei, doch als ſie langten, hatte der männliche Bär bereits Mr. Mill 1 und vier Hunde zerriſſen. Dann warf ſich wütende Tier auf den Führer, riß ihm die 8 1 ter weg, bis endlich Mr. Watſon, einer der J dem Bären den Kopf zerſchmetterte. Ein Ka regen tötete hierauf auch das Weibchen; die Jungen wurden lebend eingefangen. Der kotz wog vier, das Weibchen drei Zentner. Die kenntlichen, blutigen Überreſte des Mr. Mf wurden eingeſammelt und an ſeine Gaftin und unmündige Kinder geſandt. Handels ⸗Nachrichten. * Mannheim, den 10. Juli. (Pro tenbörſe.) Folgendes ſind die bezahlten Preise. (Per 100 Kilo. Preiſe in Mar k.) Weizen, pfälzer 26.— bis —.—, kuf 23.50 bis 24.50 Amerikaniſcher 26.— bis Spring —.— bis —.—. Californiſcher 24% 25.—. Roggen, pfälzer 19.25 bis 19.50, kuſßz 16.— bis 16.50. Franzöſiſcher 18.50 bis 19 Gerſte hieſiger Geg.—.— bis —.—. pfälzer bis —.— neuer Hafer bad. 15.75. bis 15 württemb. Alp 16.—. bis 16.50. Würktem neuer Hafer —.—. bis —.—. tuſſiſcher 155 16.25. Mais amerikan. mixt. 16.50 bis Bohnen 23.— bis 24.—. Linſen —.— 6 Wicken —.— bis —.—. Kernen 25.— bis Erbſen —.— bis —.—. Kohlreps, deutſcher bis 32.—. ungar. —.— bis —.— Fa deutſcher 1. Sorte —. —.bis —.—. —.— bis —.—. Provencer —.—. bis neuer Pfälzer Luzerne —.— bis —.— —.— bis —.—. Leinöl in Parthien 58.50 bis —.— weiſe 59.50 bis —.—. Rüböl in Parthien 6h bis —.—. Faßweiſe 67.— bis —.—, Petre in Wagenladungen 23.75 bis —.—. Fah 7 25. — bis —.—. 3 Jahren, ſeitdem er ſich hier als Gutsherr niederge⸗ la ſſen, nichts dergleichen gehört, und manches junge Mädchen würde ſich glücklich ſchätzen, wenn ihr eine ſolche Eroberung gelänge. daß ich da tauben Ohren predige!“ Es war eine ältliche, aber durchaus freundliche und joviale Dame, welche dieſe Worte in einem nur ſelten vorkommenden Anfall von übler Laune her⸗ vorgeſtoßen und dabei ihr nicht unbedeutendes Kör⸗ 1 pergewicht vermittelſt des großen Schaukelſtuhls in bedenkliche Schwingungen verſetzt hatte. „Aber liebe Tante,“ ſagte die muntere, etwa im achtzehnten Lebensſommer ſtehende Emma, in⸗ dem ſie auf ihre Tante zuſprang und in ihren Liebkoſungen gegen dieſe die Bewegungen des Stuhles hemmte. „Wenn ich Dir auch darin Recht gebe, daß ſich in Herrn Blum alle die Tugenden vereinſgen, aus welchen ſich guter Ehegatte folgern läßt, ſo beſitzt er doch eine Untugend —“ 0 Rücken eines Seſſels vernehmbar, welchen ein junger Mann inne hatte, der über ſeine Schreiberei gebeugt, dem Geſprüch der Damen bis jetzt nur wenig Be⸗ achtung geſchenkt hatte. Aber Emmas letzten Worte mußten ihm doch nicht entgangen ſein, denn er fragte mit zuſammengezogenen Brauen über die Lehne des Seſſels hinweg: „Nun? willſt Du nicht fortfahren, Emma? zu hören, welche Untugend mein liebenswürdiges Schweſterchen an meinem Freund entdeckt hat!“ Aber auch die Tante hatte, indem ſie die vor⸗ hin an der Stirn gehabte unvermeidliche Brille wieder auf die Naſe gleiten ließ, ihre Augen fra⸗ gend auf das junge Mädchen geheftet, welch letztere, Aber ich ſehe wohl ein, In dieſem Augenblick wurde das geräuſchvolle Es iſt mir von Wichtigkeit da ſie ſich nunmehr zwiſchen zwei Feuern befand, die dunklen Wimpern in einiger Verlegenheit zur Erde ſenkte. Dieſe Verlegenheit währte jedoch nicht lange und über den kleinen Roſenmund ergoß ſich bald darauf ein lebhafter Esprit, der in den Worten gipfelte: „Sieh, liebe Tante, der größte Fehler, den Herr Blum hat, iſt der, daß er zu nachgiebig iſt und ſich den Launen Anderer ſo gutwillig unter⸗ ordnet. Ich will nicht von mir allein ſprechen, denn ich nehme an, daß er bei Anderen dieſelbe Schwäche zeigt. Zu dem Manne, dem ich einſt angehören will, muß ich aufblicken können; er darf nicht ſo gutmütig über meine Neckereien und Un⸗ arten hinweggehen oder ſich gar denſelben fügen, wie dies Herr Blum zu thun pflegt. So z. B. brachte er mir auf der letzten Reſſource meinem Wunſche entſprechend eine Erdbeerlimonade, und als ich dieſe empfing, gab ich ihm zu verſtehen, daß mir eine Himbeerlimonade lieber geweſen wäre. „Aber hatten Sie nicht ausdrücklich Erdbeerlimonade befohlen, wertes Fräulein?“ fragte er mich. Ich ſagte ihm, daß ich mich deſſen nicht mehr erinnern könne, worauf er ſich kopfſchüttelnd entfernte und mir die Himbeerlimonade brachte; und ſo könnte ich Dir noch eine Menge kleiner Epiſoden erzählen. Iſt das nicht unerhört? Weißt Du, was ich an Stelle des Herrn Blum gethan hätte?“ „Nun? fragte die Tante geſpannt. „Ich hätte die Dame — in dem vorliegenden Falle mich ſelbſt — gehörig abgetrumpft und ge⸗ ſagt: Suchen Sie Ihre Chicane bei einem Anderen anzubringen, mein Fräulein, und holen Sie ſich in Zukunft Ihre Limonade ſelbſt. Ich mag einmal keinen Mann, der nicht ſtreng aufzutreten weiß. Und zudem bin ich auch noch viel zu jung zun Heiraten.“ „Natürlich,“ warf die Tante ein, „Du argh lieber, bis Dich Einer nimmt, bei dem Du fahr, jahrein Trübſal ſpinnen kannſt.“ „Und ich meine, daß Emma ganz recht do, wenn ſie noch einige Jahre wartet,“ ſagte in a gerlichem Ton der junge Mann. „Bei der P wickelung ihrer Backfiſch-Sophismen wäre ihr Wa, — wenn überhaupt ſchon jetzt einer an die Auel ginge — in der That zu bedauern.“ „Höre Oskar, Du beleidigſt mich!“ fh Emma halb warnend, halb drohend. „Doch nicht mehr, wie Du bereits mei Freund beleidigt haſt?“ war Oskars ironiſche E gegnung. „Ich weiß wohl, daß man die fange Damen mit dem Namen Backſiſch verwunden ka aber die häufige Erinnerung daran thut oft fe guten Dienſte und würde, auch bei den übe Damen Deines Alters öfter angewendet, ſichenſſg dazu beitragen, ſie von ihren Backſiſchmanjeren u ſo bälder zu heilen. übrigens werde ich mei Freund von Deinen Anſichten über ihn in Kenne ſetzen und Du wirſt dann Vergnügen haben, den ſeinen Aufmerkſamkeiten für alle Zukunft verschont zu ſein.“ ag „Das wirſt Du nicht thun, Oskar!“ e leich die Tante eifrig. „Und nun wünſche ich, daß der Den Streit beigelegt werde; wir werden ja ſehenß, i eine uns die Zukunft bringt.“ 0 Fortſeßung folgt.) 1 . Redaktion, Druck und Verlag von Kark Molfton, Ladenburg.