Warnungsſignale nicht ſtören ließen. Der Kapitän mußte ſein Schiff anhalten laſſen, ſonſt hätte er die Gondel in den Grund gebohrt. Doch ſollte die Sache für die drei Seefahrer nicht ſo glatt ablaufen. Die Wellen der Räder des Dampfers ſchlugen über as Boot herein, füllten dasſelbe und brachten es aſch zum Umſchlagen. Durch ſofort herbeigeeilte Gondeliers wurden die Burſchen gerettet, von der Polizei aber alsbald in Obhut und Pflege ge⸗ nommen. 8 — über ein Eiſenbahnunglück wird aus Eßlingen gemeldet: Der am Dienstag abend egen 11 Uhr von Stuttgart kommende Perſonen⸗ zug fuhr, bald nachdem er die Kanalbrücke paſſiert hatte, infolge einer falſch gezogenen Weiche einem ruhig daſtehenden Güterzuge in die Seite; zwei Güterwagen wurden zertrümmert. Wagenwärter it geſtorben; die Lokomotive des Perſonenzugs iſt ſtark beſchädigt, der Führer nur leicht an einem Finger verletzt, der Heizer blieb unverſehrt; die Rei⸗ ſenden kamen mit dem Schrecken davon. Der ſchul⸗ die Weichenwärter Forſtner, der die Weiche zog, ſtatt ſie geſchloſſen zu laſſen, wurde ſofort verhaftet; r ſcheint ſchlaftrunken geweſen zu ſein. — Berlin, 4. Juli. Die Ernteausſichten aren in Preußen ſeit vielen Jahren nicht ſo günſtig wie in dieſem Jahre. Die Ernteausſichtsberichte, welche dem landwirtſchaftlichen Miniſter zugehen, enthalten durchweg die erfreulichſten Nachrichten, ſo⸗ wobl über die Winter⸗, wie über die Sommerſaaten. uch der Ertrag der Wieſen wird als reichlich be⸗ eichnet und Schäden durch Hagelſchlag ſind nur in inzelnen Fällen zu verzeichnen. Nur hinſichtlich er Obſt⸗ und der Weinernte find die Ausſichten eniger günſtig. — Mainz, 4. Juli. Ein ſchändliches Ver⸗ rechen iſt in unſerem Nachbarorte Budenheim geſtern urch die Staatsanwaltſchaft aufgedeckt worden. Vor einiger Zeit verſchwand in Budenheim die chweſter eines dortigen Ackermannes und erklärte er Letztere auf Befragen nach ſeiner Schweſter, ieſelbe ſei zu entfernt wohnenden Verwandten ge⸗ eiſt. Dieſer Mitteilung ſchenkte indeſſen Niemand lauben und es verbreitete ſich plötzlich das Gerücht, as verſchwundene Mädchen werde von ihrem Bru⸗ er in einem Winkel des Hauſes gefangen gehal⸗ ten. Dieſes Gerücht kam auch zur Kenntnis der hieſigen Staatsanwaltſchaft und daher begaben ſich eſtern die Herren Staatsanwälte Dr. Gaßner und Dr. Schlippe in Gemeinſchaft mit dem Herrn Un⸗ erſuchungsrichter nach Budenheim, und unter Zu⸗ fenahme der Ortspolizei wurde in der Wohnung es Ackermannes L. Hausſuchung nach deſſen Schwe⸗ ſter gehalten und wurde dieſelbe ſchließlich auf dem Speicher in einem mehrere Fuß breiten Raum in Wenger des Güterzuges wurde ſchwer verletzt und völlig verwahrloſtem Zuſtande, halb verhungert, mit Ungeziefer und Unrat bedeckt, aufgefunden. Der Ackersmann L., der ſeine Schweſter, um dieſelbe zu beerben, aus dem Weg räumen wollte, wurde ſofort verhaftet und in das hieſige Unterſuchungsgefängnis abgeführt. Das Mädchen iſt alsbald in ärztliche Pflege gegeben worden. — Am Dienstag mittag erhängte ſich in Wieſenthal der Gemeinderechner K. in ſeiner Scheuer. Die Unterſuchung der Gemeindekaſſe hat ergeben, daß derſelbe Gelder veruntreut hat. Die Bücher ſind in der größten Unordnung geführt worden. — Frankfurt. Als Albert Sachs zu zwölf Jahr Zuchthaus verurteilt worden war, ſoll einer der Anweſenden aus dem Publikum geäußert haben: „Das iſt auch das Erſte, was ſich Sachs ehrlich verdient hat!“ — Aus Petersburg wird gemeldet, daß dort am Sonntag früh der reiche Kaufmann Ni⸗ ſofzew und deſſen Dienſtmagd in der Wohnung ermordet vorgefunden worden find. Da eine Be⸗ raubung nicht vollführt zu ſein ſchien, ſo war man ſich anfangs über die Motive zu dem Doppelmord nicht klar. Inzwiſchen iſt aber der Mörder, und zwar in der Perſon des noch jugendlichen Poltzei⸗ revier⸗Aufſehers Iwanow entdeckt worden, der Kron⸗ gelder verſchleudert hatte und den Kaſſendeffekt durch Diebſtahl bei Niſofzew decken wollte. Er hat erſt die ihm auf ſein Anpochen die Thür öffnende Magd und ſodann den ſich im Bette aufrichtendem Niſof⸗ zew mit einem zu dieſem Zweck mitgebrachten Ham⸗ mer erſchlagen. Bei der ſpäteren Ausraubung wurde der Mörder geſtört, ſo doß ihm nur 45 Rubel als Beute in die Hände fielen, die er mit⸗ nahm. Ein am Thatort aufgefundenes Stück einer ſilbernen Degenquaſte, das dem Mörder abgeriſſen worden war, hat auf deſſen Spur gelenkt und die Entdeckung herbeigeführt. Iwanow hat ſein Ver⸗ brechen bereits eingeſtanden. — Petersburg, 4. Juli. Das Arcadia⸗ Theater iſt heute bis auf den Grund niedergebrannt. Das Feuer entſtand gelegentlich einer Probe. Men⸗ ſchenleben ſind nicht zu beklagen. — In Okna im Kreiſe Balta, ſind neuer⸗ dings wieder Judenhetzen ausgebrochen; die Zenſur hielt direkte Telegramme, welche dem Auslande da⸗ rüber berichten ſollten, zurück. — Der britiſche Schraubendampher „Escam⸗ bia“ mit einer Weizenladung von San Franzisko nach Portugal beſtimmt, kenterte kurz nach dem Verlaſſen des erwähnten Hafens und ſank. Die aus etwa 30 Köpfen beſtehende Mannſchaft fand ein Wellengrab. — (Ein Wiederſehen unter Menſchenfreſſern. Das Journal de Charleroi“ erzählt folgende Ge⸗ ſchicht: „Der Jahrmarkt in Gilly iſt am Saß tag abend in eigenkümlicher Weiſe geſtört worde Unter den Schaubuden befand ſich eine, worin ach Menſchenfteſſer gezeigt wurden, die lebende Ran chen u. dergl. vor dem Publikum fraßen, Die leg 9 Vorſtellung des Abends ſollte gerade beginnen, d il jede Trommpeten und die dicke Trommel machten ihre auch n üblichen Lärm, als plötzlich eine ſchrille jugendſſt Beding Stimme ſich hören ließ, die Papa! Papa! rie der St Der jüngſte Menſchenfreſſer, ein ſcheinbarer Neg Grund und gekettet wie die andern, hatte unter den 3 ſchriftli ſchauern ſeinen Vater erkannt. Der arme Jun Beſhe war vor eiwa zehn Jahren aus Monkigng 3 Sambre entführt worden und hatte während die die An ganzen Zeit, mit den angeblichen Menſchenfreſſe ung be herumziehen müſſen. Der Vater hatte Anfan 2 Mühe, ſeinen Jungen unter der Verkleidung ſie die Bemalung wieder zu erkennen, aber die Iden ihres 2 ſtellte ſich doch endlich heraus. Als das Puli ihnen den Vorgang begriffen hatte, ſtürtzte es ſich auf Impre Schaubude und riß ſie nieder. Die Menſchenfteſ desjeni batten ſich bei Zeiten geflüchtet und die Kaſſe mn Grund genommen. Anmel — Blind Bill,“ der alte Elephant weil d My er's Circus in London, iſt doch ein di l gefährlicher Burſche. Kaum hat er ſeinem Wi erheber Hodges auf barbariſche Weiſe den Garaus gem nlanze und ſchon wird gemeldet, daß er auch den Na ſich nö folger des Unglücklichen, Namens Alfred Davis, 9 den Tod geſandt hat. Ohne erſichtliche Veranla ung fiel er den Mann an, durchbohrte ihn mit d . 5 Hauern, warf ihn zu Boden und trat ſo la „ auf ihm herum, bis der Wärter ſich nicht mehr keg 5 — (Mißverſtändnis.) Gaſt: „Sie Kei N was ißt det Herr dort?“ — Kellner „Der ite ießgen ferendarius.“ — „Gut, dann geben Sie mit g 1 eine Portion!“ — Jedem Epilepſie⸗ Krampf⸗ und Nerd leidenden können wir die weltberühmt geworde von den höchſten mediziniſchen Autoritäten an kannte, ſozuſagen wunderbare Heilmethode des Her Prof. Albert, Paris, 29 Avenue de Wugtg beſtens empfehlen; wende ſich daher jeder fers mit vollem Vertrauen an den obengenann und Viele werden ihre Geſundheit, an deren W dererlangung ſie bereits verzweifelten, erhallen Hauſe des Herrn Profeſſors finden alle eam leidenden ein ruhiges Heim, Unbemittelte werd betückſichtigt; wie wir aus ſicherer Quelle vernehm ſind die Preiſe der Weltſtadt angemeſſen ſehr if Briefliche Behandlung nach Einſendung einer geiſg Krankengeſchichte. Noch müſſen wir 1 ö Herr Prof. Ch. Albert erſt nach ſichtbaren Erft Honorar beanſprucht. 5 W 1 empfieh 1 5 3 n Antonie geſchrieben nebſt ihrer Antwort. Schweigend reichte er ſie dem Freund. Kaum hatte Albert einige Zeilen geleſen, als in höchſter Überraſchung von ſeinem Stuhle aufſprang. 5 „Antonie Deine Braut,“ rief er vorwurfsvoll, „iſt es möglich? Und Du ſagteſt mir auch nicht in Wort!“ Adolf zog den Baron wieder auf ſeinen Platz. „Du ſollſt Alles wiſſen,“ ſagte er, und begann das ganze Bild ſeiner Liebe und ſeines Unglücks vor ihm aufzurollen. „Aus Antoniens Antwort,“ ſchloß er, „erſiehſt Du, daß ich mich in keiner beſſeren Lage befinde, als Du; auch mir ſinkt eine ſchöne Hoffnung ins Grab.“ Albert ſtand auf. Er trat ans Fenſter und ſchaute eine Zeit lang hinaus. Dann nahm er noch einmal Platz. Er hatte mit dem eigenen Her⸗ zen gekämpft und geſiegt. Sein Antlitz war bleich aber ruhig. 0 „Du haſt eine Perle von Dir geworfen,“ ſagte er, „deren Beſitz mir als das höchſte Glück des Lebens erſchien. Ich hoffte ſie auch zu erringen, doch es ſollte nicht ſein. Ich entſage, beſchwöre Dich aber Adolf, mache gut, was Du gefehlt haſt!“ Damit erhob er ſich und verließ nach einem ſtummen Gruße das Gemach. Adolf blieb in unbeſchreiblicher Aufregung zurück. 75 Antonie liebte Albert nicht. Er war alſo in ſchwerer Täuſchung befangen und all ſeine Schlüſſe und Folgerungen, welche er an dieſe Vorausſetzung geknüpft hatte, zerfielen in Nichts. Jetzt mußte er auch glauben, was ſie ihm von ihrer Rechtfertigung ſchrieb. Aber wie kam der Brief uneröffnet zurück? . 0 3 In ſeine Hände war er nicht gelangt. Auf einmal ſchoß ein Gedanke durch ſeinen Kopf. Der Aſſeſſor erinnerte ſich einiger Anſpielungen, welche die alte Salbine am abend nach jenem unſeligen Vorfall gemacht hatte, ohne daß er in ſeiner Aufregung eine Notiz davon nahm. Clementine oder die Mutter hatten in ſo freventlicher Weiſe mit ihm und ſeinem Glücke geſpielt. Dieſe Überzeugung wuchs noch bei der Erinnerung an den Eifer der Mutter, mit welchem ſie ſpäter die Braut gegen ſeinen Verdacht in Schutz nahm. Daran begann ſich allmählig die Hoffnung auf eine Löſung des unglücklichen Mißverſtändniſſes zu knüpfen, in deſſen Hintergrund ihm in immer lieblicheren Umriſſen eine Zukunft voll Glück und Liebe erſchien. Er beſchloß Antonie nochmals zu ſchreiben und machte ſich auch ſofort ans Werk. * * * Durch eine Wolke gehemmt hatte die Sonne am folgenden Tage ihre glühenden Strahlen auf die Erde geſandt, als ſich endlich gegen abend ein ſchmaler Nebelſtreifen am weſtlichen Himmel zu zei⸗ gen begann. Er wuchs jedoch ſchnell und ſchon nach einer Viertelſtunde war die Sonne durch einen dunkeln Schleier verhüllt. Der Aſſeſſor hatte von Antonie eine Antwort bekommen, durch die er jeder Hoffnung beraubt worden war. „Mein Herz iſt tot,“ ſchrieb ſie, „ich habe den Frieden der Seele in meinem ſchönen Berufe gefunden und ich bitte, ihn nicht mehr zu ſtören.“ Adolf verließ nach Empfang dieſer nieder⸗ ſchmetternden Botſchaft das Haus und ſtürmte fort, ohne dem drohenden Himmel Beachtung zu ſchenken. Er ſchlug die Richtung nach dem See ein. f jedoch war er in ſeine Nähe gekommen, als heraufziehende Gewitter losbrach. Ein gewal Sturm wirbelte ſchäumende Wellen empor und ſie unter dumpfem Rauſchen ans Lond. Der i Mann ſtand am Ufer und ſchaute mit glühen Blicken in das Toben der aufgeregten Elen hinein. Es paßte ganz zu dem Sturm in ſeſ ſchmerzdurchfurchten Gemüt. Ploͤtzlich glaube aus dem Pfeifen des Sturmes eine ängſtlich rufe Stimme zu hören. Er ſpähte ſchärfer in den G dunſt der hochaufſpritzenden Wellen hinein und wahrte nicht mehr weit vom Ufer entfernt e Kahn, in welchem ſich ein weibliches Weſen befg Mit Schrecken ſah er, daß ſie keine Ruder be ohne Zweifel hatte ſie der Sturm ihr enlf Das leichte Fahrzeug flog auf den immer he gehenden Wogen bald vorwärts in die Höhe, in einen gähnenden Abgrund wieder zurück. war ſchnell gefaßt. Er eilte zu dem Landungsp löste die Kette eines Nachens und erkämpfte durch Wogen und Sturm einen Weg in den 8 Anfangs ſah er das Fahrzeug nicht mehr und se wagte er kaum mehr auf eine Rettung zu hof da ſchnellte es plötzlich auf einer mächtigen wieder empor, die es in pfeilgeſchwindem Lauf ſeinem Kahn vorbeitrug. Ein lauter Schreckens entfuhr Adolfs Mund, als er einen Blick in marmorbleiche Antlitz der Schifferin warf, war Antonie. Nun galt es einen Kampf Leben und Tod. 19 (Fortſeßung folgt.) 1 5 Redaktion, Druck und Verlag von Kark Molitor, Ladenburg.