* Kllgemeiner Jenzeiger für Ladenburg und Schriesheim. Jnſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition einge Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich! M. 20 Pf. mit illuſtrirtem Anterhaktungsblatt 1 Mk. 70 Pf. exe 5 ee hen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ ſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local- Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirt Franz Carqué zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Samstag, den 8. Juli 1882 in, Poſtproviſton. nehmen Inſerate für uns an. — Nr. 54. Politiſches. on Karlsruhe, 4. Juli. Mittels Allerhöchſter Entſchließung vom 29. Juni iſt nun die General⸗ ſynode auf Montag den 17. Juli einberufen. Die Mitglieder der Synode haben ſich an jenem Tage, nachmittags 5 Uhr im Sitzungsſaale der Zweiten Kammer einzufinden. Die Synode beſteht aus 24 geiſtlichen und 24 weltlichen Mitgliedern. dazu kom⸗ men 7 vom Großherzog ernannte Mitglieder, unter denen ſich zwei Geiſtliche befinden; der Prälat der f Landeskirche iſt durch ſeine Stellung Mitglied der Synode. So beſteht die Synode in Wirklichkeit zur Zeit aus 27 geistlichen und 29 weltlichen, zu⸗ ſammen 56 Mitgliedern. (Als Tag der Konſekration des Erz⸗ Biſchofs) iſt der 12. Juli endgiltig feſtgeſetzt. Dr. Orbin wird eine ſtille Meſſe halten und nach dem feierlichen Akte an einem Mahle im Convicts⸗ ſaal teilnehmen; die einzelnen katholiſchen Vereine werden beſondere geſellige Feiern halten. „ Freiburg, 4. Juli. Domkapitular Schmidt, Senior des Domkapitels, iſt zum Domdekan er⸗ nannt worden. Der Ernannte wurde zu Ruſt am 28. Dezember 1798 geboren, iſt ſeit dem 21. Sep⸗ tember 1821, alſo nahezu 61 Jahre, Prieſter und ſeit dem 5. April 1851, alſo ſeit 31 Jahren, Mit⸗ glied des Domkapitels. Senior des Domkapitels iſt nun Herr Domkapitular Weickum, geb. 1. Juli 1815 zu Boxberg, Prieſter ſeit 5. September 1840 und ſeit 26. April 1861 Mitglied des Dom⸗ 55 kapitels. . Berlin, 6. Juli. Der Attache einer hieſigen Geeſandtſchaft hat ſich geſtern hier in ſeiner Wohn⸗ ung im Hotel de Rome erſchoſſen. Zuvor hatte er noch durch einen Dienſtmann zwei Briefe beſorgen laſſen. Als die Betreffenden, denen er hierin Mit⸗ teilung von ſeinem bevorſt henden Tode machte, im Hotel eintrafen, hatte derſelbe bereits ſein gewalt⸗ ſames Ende herbeigeführt. Berlin, 6. Juli. Der Reichsanzeiger publi⸗ ert einen Erlaß über die Aufnahme einer Anleihe von 29,674,405 Mark für die Verwaltung des Reichsheeres, der Marine und der Reichseiſen⸗ bahnen. Berlin, 9. Juli. Aus Petersburg und Mos⸗ kau wird von zahlreichen neuen Verhaftungen ge⸗ meldet. — Die Kommiſſion, welche behufs Unter⸗ ſuchung der vorgenommenen Verſchſckungen nach Si⸗ birien eingeſetzt iſt, hat konſtatiert, daß 66 Prozent der Verbannten unſchuldig ſind. Rom, 4. Juli. Die katholiſchen Journale melden, daß der Papſt im geſtrigen geheimen Kon⸗ ſiſtorium von der religibſen Lage Italiens geſprochen habe. London, 5. Juli. In Dublin wurde geſtern in früheſter Morgenſtunde ein entſetzlicher Mord verübt, welcher den Feniern zugeſchrieben wird, da der Ermorderte dieſer Geſellſchaft angehört haben ſcheint, aber vermutlich weil er den Angeber geſpielt und der Polizei Aufſchlüſſe über gewiſſe aufrühreriſche Bewegungen gemacht hatte, dem f.⸗ niſchen Vehmgerichte verfallen war. Der Getötete war ein Dock- Arbeiter Namens John Kenny, ver⸗ heiratet und Vater von zwei Kindern. Gegen 1 Uhr morgens am Dienstag hörte man in Saville⸗ place, hinter dem Zollhaus⸗Docks, einen Hilferuf. Bald darauf fielen mehrere Schüſſe. Verſchiedene Leute eilten an Ort und Stelle und fanden unter einem Eiſenbahnbogen Kenny, im Blute ſchwimmend, liegen, anſcheinend noch lebend. Er wurde nach dem Hoſpital gebracht, ſtarb aber auf dem Trans⸗ port dahin. Der die Leiche unterſuchende Arzt fand zwei Schußwunden am Kopfe und zwei am Körper, ſowie ſieben Stichwunden in der Nähe des Herzens. Um ſeinen Leib trug der Ermordete einen Leder- gürtel, auf deſſen Metallplatte ſich die Inſchrift „God save Ireland“ befand. Vorübergehende ſahen, nach dem die Schüſſe gefallen, 7 oder 8 Männer ſich eiligſt entfernen. Der Polizei iſt es gelungen, drei der That verdächtige Individuen zu verhaften. Die iriſche Regierung glaubt, der Er⸗ mordete ſei von dem Fenierbunde zum Tode ver⸗ urteilt worden, weil er ermangelt hatte einen Meu⸗ chelmord auszuführen, welche Aufgabe ihm durch das Los zugefallen war. Wien, 5. Juli. Alle hier aus Konſtantinopel vorliegenden Nachrichten ſtimmen darin überein, daß die Konferenz heute die türkiſche Intervention in Egypten als ſicherſtes Mittel, dort die Ordnung herzustellen, erklären wird. — Ob die Pforte hier⸗ von ſchon heute offiziell in Kenntnis geſetzt werden wird, ſteht noch dahin. Es hängt davon ab, ob man ſich über die Form der Mitteilung einſgen wird. Alexandrien, 5. Juli. In Folge des Ge⸗ rüchtes, daß man beabſichtigt mit Steinen beſchwerte Schiffe zu verſenken, um die Einfahrt in Hafen zu verhindern, erklärte der britiſche Admiral Seymour den egyptiſchen Behörden, er würde einen derartigen Verſuch als einen Akt offener Feindſeligkeit anſehen. Indeſſen werden die militäriſchen Vorbereitungen egyptiſcherſeits lebhaft fortgeſetzt, große Munitions⸗ vorräte und ſonſtige Kriegsvorräte wurden auf Land⸗ wegen nach befeſt'egten Küſtenpunkten geſchafft. London, 6. Juli. Aus Alexandrien wird gemeldet: Es herrſcht große Aufregung, da man den Beginn des Bombardements erwartet, ſobald der letzte Engländer das Land verlaſſen. Die franzöſiſche Flotte hat Ordre ſich zurückzuziehen, ſobald die Beſchießung beginnt. Arabi⸗Bey be⸗ waffnet die Eingeborenen; er fordert die Abreiſe Derwiſch Paſcha's. — „Times“ läßt ſich telegra⸗ phieren, daß es zwiſchen dem Sultan und Arabi⸗ Bey zum Bruch gekommen ſei. Verſchiedenes. — Heidelberg, 7. Juli. Geheimrat Ni⸗ kolaus Friedreich, Profeſſor der Medizin an der hieſigen Univerſität, iſt geſtern mittag nach längerem Leiden geſtorben f — Aus Konſtanz wird berichtet: Am Mitt⸗ woch nachmittag machten ſich drei Handwerksburſchen vom Schlag der Bruder Leipziger das Vergnügen, den Leuchtthurm und Umgebung per Gondel zu be⸗ ſichtigen, in welchem Beginnen ſie ſich auch durch das Nahen des bayeriſchen Schiffes trotz verſchiedener Verſöhnt. Novelle von Richard Kettnacker. 10 (Fortſetzung.) 1 80 A „Eine leere Ausflucht,“ murmelte er, „ein Vorwand, unter dem ſie ihre Untreue verſteckt. Sie hat Albert ſchon früher gekannt, ſie hat ihn geliebt und alles ſpricht dafür, daß ihre rätſelhafte Flucht in dieſe Gegend mit jenem Verhältnis im Zuſam⸗ menhang ſteht.“ 11 Abgeſpannt und niedergeſchlagen ſaß er am . folgenden Morgen an ſeinem Pult und ſtützte das — müde Haupt auf die Hand. Er hörte nicht das fröhliche Zwitſchern und Pfeifen der Vögel, die draußen vor dem offenen Fenſter auf den blüten⸗ eder * duftenden Bäumen von Zweig zu Zweig hüßpften, mei und wurde erſt durch ein wiederholtes Klopfen an der Thüre aus ſeinem Brüten geweckt. Zu ſeiner . nicht geringen Überraſchung erſchien auf ſein „Herein“ Albert von Felseck. Adolf ſprang empor und eine 1 peinliche Verlegenheit ſpiegelte ſich auf dem Ange⸗ 5 N ſicht ab. Auch Alberts Augen leuchteten nicht ſo 16 heiter wie ſonſt uud es entging dem Aſſeſſor, trotz ick mu ſeiner eigenen Aufregung nicht, daß deſſen ganze Haltung eine unverkennbare Trauer ausſprach. „ Da Du Deinen zugeſagten Beſuch nicht aus⸗ r geführt haſt,“ ſagte der Baron, „komme ich zu Dir, Du haſt doch Zeit, mit mir ein wenig zu plaudern?“ „Gewiß,“ erwiderte Adolf, deſſen Mienenſpiel eine ungewöhnliche Spannung verriet. Albert nahm auf einem Stuhl Platz. „Ich will Dir ein Geheimnis vertrauen,“ nahm er nach einer kleinen Pauſe das Wort, „das die heißeſte Hoffnung meines Lebens in ſeinem Schooß barg. Die Dame, welche auf dem See das ſchöne Lied ſang, ſpielt eine bedeutungsvolle Rolle dabei. Du haſt vielleicht bemerkt, daß ſie mir nicht gleichgiltig iſt. Doch was ſage ich gleichgültig. Nein, nicht nur nicht gleichgiltig, ſondern viel, viel mehr. Schon in T. habe ich ſie mit allen Faſern meines Herzens geliebt, aber damals war ich zu arm, um dem teuren Mädchen eine Zukunft bieten zu können. Ich ſchwieg. Da mußte ich ſie hier wiederfinden. Die Liebe flammte aufs Neue empor uud nach der erſten Begegnung ſchon ſaßte ich den Entſchluß, ſie als Herrin nach Felseck zu führen. In meiner Zaghaftigkeit ſprach ich jedoch das entſcheidende Wort nicht. Da bot ſich mir geſtern eine günſtige Gelegenheit dar. Ich hatte einen längeren Spazier⸗ gang gemacht und ſtand im Begriff heimzukehren. Ich wollte über den See. Doch nirgends ſah ich ein Boot. Sie waren alle auf der andern Seite. Ich ging den Fahrweg entlang und ſah plötzlich einen Nachen vor mir in dem ſich Schweſter Anto⸗ nie befand. Sie bemerkte meine Verlegenheit und lud mich ein, mit ihr nach dem Dorfe zu fahren, von wo der Weg auf der andern Seite zu meinem Schloſſe hinaufführt. Mit begreiflicher Freude machte ich von dieſer Erlaubnis Gebrauch. Wäh⸗ rend Antonie vor mir auf der Bank Platz nahm, führte ich die Ruder. Das teure Mädchen war mir noch nie ſo lieblich wie an dieſem Abend er⸗ ſchienen, obgleich in den blauen Augen ein gewiſſes Etwas lag, das auch in meinem Gemüt ein eigen⸗ tümlich wehmütig ernſtes Gefühl hervorrief. Deß⸗ halb brachte ich es auch nicht über mich, ihr mein Herz auszuſchütten. Wir erreichten das Ufer und ich verabſchiedete mich mit der feſten Abſicht, am folgenden Morgen offen mit meiner Bitte um Herz und Hand vor ſie zu treten. Der verhängnisvolle Schritt iſt gethan, doch Antoniens Antwort hat mich aus all meinen Himmeln geſtürtzt; wies mei⸗ nen Antrag zurück.“ In wachsender Spannung batte Adolf die Mitteilungen des Freundes gehört. „Sie wies Dich zurück,“ fiel er ihm nunmehr mit bebender Stimme ins Wort. „Antonie wies Dich zurück?“ „Ja,“ erwiderte Albert, mit einem verwun⸗ derten Blick auf den Freund, deſſen gewaltige Auf⸗ regung er nicht begriff; „meine Freundin,“ ſagte ſie, „wolle ſie bleiben ihr Leben lang, mein Weib aber werden könne ſie nicht.“ Adolf ſtand auf. Er trat an ſein Schreibpult und entnahm einem Fache den Brief, welchen er 255