ſchlecht angebrachten Humanitätsſport zu treiben. Durch alle möglichen Experimente, als Meetings, Bittſchriften und Zeitungsartikel machte man die unglaublichſten Verſuche, dieſen unſeligen Menſchen dem Galgen zu entreißen und für den Kenner amerikaniſcher Verhältniſſe konnte das Gelingen dieſer Beſtrebungen keineswegs als außerhalb des Bereichs der Möglichkeit liegend erſcheinen. Jedoch der Alles egaliſierende Strick hat dieſe faulen Beſtrebungen zu Nichte gemacht, und die amerikaniſche Nation hat wenigſtens zu der endloſen Reihe von Lächer⸗ lichkeiten, die der Prozeß gegen Guiteau gezeitigt hat, ihren Gerechtigkeitsſinn nicht nochmals dem Ausland gegenüber in Frage geſtellt. 55 Verſchiedenes. — Ladenburg, 4. Juli. Am Samstag n. 1. d. Mts. hielt der hieſige Turnverein im Gaſthaus zum Schwanen ſeine alljährliche ordenk⸗ liche Generalverſammlung ab, die von Turnern und Turnfreunden zahlreichſt beſucht war. Der Borſtand legte ein beredes Zeugnis von einer erfreulichen Thätigkeit und Wachstum des Vereins ab, trotz der vielen Anfeindungen, mit denen derſelbe letztes Jahr zu kämpfen hatte. Die Rechnungsablage zeigte ein beträchtliches Blus, was lediglich dem bewährten und umſichtigen Haushalt des Turnrats zu danken iſt. Die ſeit⸗ herigen Vorſtandsmitglieder wurden, in Anbetracht ihrer beſten Leitung des Vereins, wiedergewählt. Somit ſchloß die Verſammlung. Zur Feier des V. Stiftungsfeſtes hielt der Verein an der Bergſtraße bei Leutershauſen am 2. d. Mts. ein Waldfeſt ab, das von Turnern, Turn⸗ freunden und Turnſchweſtern äußerſt zahlreich beſucht war. — Wie gewöhnlich entwickelte ſich ein reges Leben und jeder Einzelne amüſierte ſich in dem reizenden Waldesgrün vortrefflich. Abends 8 Uhr kehrten ſämtliche Feſtteilnehmer hierher zurück und verbrachten bei den Klängen der Abel'ſchen Kapelle den Reſt des Tages in den Gartenlokalitäten „zum Schiff“. Es iſt nicht zu verkennen, daß der Verein Außerordentliches leiſtet und wir rufen ihm auch ferner zu ſeinem ſteten Gedeihen ein kräftiges drei⸗ faches „Gut Heil“ zu. — Ladenburg, 4. Juni. Im Juni 1880 hielt die Geſellſchaft „Gemütlichkeit“ ihr letztes Stiftungsfeſt ab und verſank bald darauf in totes⸗ ähnlichen Schlaf. — Anfangs dieſes Jahres ver⸗ einigten ſich wieder die noch treu gebliebenen Mit⸗ glieder, um im Stillen zu wirken. Die Mühe wurde auch reichlich belohnt; denn der Stand der Mit⸗ glieder iſt von 9 auf 21 geſtiegen, auch haben ſich 5 Perſonen in die Geſellſchaft vorſchlagen laſſen. Jemehr Mitglieder die Geſellſchaft erhält, deſto mehr kann ſie leiſten, da das Hauptbeſtreben derſelben iſt, Zeitſchriften zu halten und belletriſtiſche Bücher den Mitgliedern zukommen zu laſſen. Die Biblio⸗ thek zählt bis jetzt 40 Bände. a Das am verfloſſenen Freitag abgehaltene Stift⸗ ungsfeſt vereinigte den größten Teil der Mitglieder zu einem gemütlichen abend und einem ſolenen Nachteſſen. * Ladenburg, 4. Juli. Die Anmeldung der Tabalpflanzungen. Nach § 3 und 24 des Ge⸗ ſetzes, betreffend die Beſteuerung des Tabaks, iſt jeder Inhaber eines mit Tabak bepflanzten Grund⸗ ſtückes, auch wenn er den Tabak gegen einen be⸗ ſtimmten Anteil oder unter ſonſtigen Bedingungen durch einen anderen anpflanzen oder behandeln läßt, verpflichtet, der Steuerbehörde des Bezirks bis zum Ablaufe des 15. Juli die bepflanzten Grundſtücke einzeln nach ihrer Lage und Größe genau und wahr⸗ haftig ſchriftlich anzugeben. Derſelbe erhält darüber von der gedachten Behörde eine Beſcheinigung. In Betreff der erſt nach dem 15. Juli bepflanzten Grundſtücke muß die Anmeldung ſpäteſtens am 3. Tage nach dem Beginn der Bepflanzung bewirkt werden. — Konſtanz, 28. Juni. Se. Majeſtät der deutſche Kaiſer wird auf 13. Juli auf der Mainau erwartet; von hier begibt ſich der Kaiſer nach Bad Gaſtein. — Dem unglücklichen Dorfe Elm in der Schweiz drohte von Neuem eine Kataſtrophe. Der Regen der letzten Zeit hat die Gefahr von Neuem erhöht, und die Kanton⸗Regierung hat in Folge deſſen angeordnet, daß das Dorf ſofort gänzlich von den Emwohnern geräumt werde. Experten ſind der Meinung, daß ein neuer Erdrutſch unmittelbar be⸗ vorſteht. — Einer der verwegenſten und gefährlichſten Verbrecher ſetzt augenblicklich die geſamten Polizei⸗ organe des Kontinents in Thätigkeit. Ein Schläch⸗ tergeſelle Wilhelm Hoffmann aus Kölleda, gegen den die Staatsanwaltſchaft zu Naumburg a. S. wegen eines ſchweren, zweier einfachen Diebſtählen Unterſchlagung, verſuchter Notzucht und verſuchte, Mordes einen Steckbrief erlaſſen hatte, wurde in der Schweiz ergriffen und ſollte nach Naumburg transportiert werden. Auf dem Transport dorthin wurde er für eine Nacht in dem Gerichtsgefängnis zu Heidelberg untergebracht. Dort hat er aber Ge⸗ legenheit gefunden, auszubrechen, und ſeitdem ſehlt jede Spur von ihm. Hoffmann iſt erſt 28 Jahre alt, groß und hellblond, an der linken Hand fehlt ihm der Goldfinger. — Waſhington, 29. Juni. Ein Eiſen⸗ bahnzug von Longbranch nach New⸗-York enthleiſte auf einer Brücke über einen Strom. Vier Waggons ſtürzten in das 4 Fuß tiefe Waſſer, infolge deſſen vier Perſonen auf der Stelle getötet und eine be⸗ trächtliche Anzahl anderer verletzt wurden, einige darunter lebensgefährlich. Unter den Paſſagſe befand ſich auch General Grant, der aber underleh aus dem im Waſſer liegenden Waggon gezogen wurde. Die Reiſenden waren größtenteils New. Porker Geſchäftsleute, die den Sommer in Long, branch zubringen. — Wertvolle Kutſche. Vor einigen u gen wurde in Como von der dortigen Finanzwache eine ſoeben über die ſchweizeriſche Grenze hexüßberge, kommene Kutſche angehalten, da man den Verdacht hegte, daß ſich in dem Gefährte geſchmuggelte Waren verborgen befänden. Man durchſuchte den Wagen und fand dieſe Mühe eeichlich belohnt, denn in den Rückteile des Wagenkaſtens waren gegen 500 gol⸗ dene Uhren, dann verſchiedene Schmuckſachen im Werte von 20,000 Lire verborgen, die nun ſofor konfisciert wurden. — Kollekte für einen Räuberhauß⸗ mann. Jüngſt ſtand in der an der Donau ge⸗ legenen ruſſiſchen Handelsſtadt Ismail vor dem dortigen Schwurgerichte der gefürchtete Räuberhaup⸗ mann Goresko, dem die ſchwerſten Verbrechen zu Laſt gelegt wurden. Der Gerichtsſaal war zune von Damen gefüllt, welche nicht nur durch die Kunde von Gräuelthaten des Böſeswichtes, ſonderg auch durch ſeine imponierende männliche Geſtalt herbeigezogen worden waren. Gleich nach der Ber, kündigung des Urteiles, das auf lebens längliche Kerker lautete, bildete ſich im Gerichtsſagle ein Damen-Komitee, das auf der Stelle eine Kollekte für den Unglücklichen eröffnete, die ihm auch eie ſchöne Summe einbrachte. Eine Dame ging gi ſo weit, daß ſie dem Räuber ihre mit koſthareg Edelſteinen beſetzte Buſennadel zum Andenken üer; reichte und ihn dabei zugleich aufmunterte, nut ech heiter zu ſein, da der gute Zar ihm ſeine Sich gewiß mildern werde. — Ein keckes Stückchen aus dem kuhn reichen Jahre 1870 teilt die T. R. mit., Musketier Thunes vom 8. Weſtphäliſchen Infanzerse Regiment Nr. 57 ſah (wenn wir recht berichlet fin bei Beaune la Rolande) während des Gefechts au einem zerſchoſſenen Stalle eine Kuh in der Richtung auf die Franzoſen fortlaufen. Da ſeine Kamergen kurz vorher über einen großen Durſt geklagt Halen, ſprang er aus ſeiner Deckung hervor, lief der Kuh nach, band ſie an einen Baum und begann e i heftigſten Kugelregen zu melken. Als ſein Kochge⸗ ſchirr beinahe voll war, kehrte er in die Poffch zurück, ging bei den am meiſten erſchöpften Beit herum und ließ ſie trinken. Man denke ſich die Gruppe: Ein Soldat, der zwiſchen den beiden ff lichen Schlachtreihen ſich hinſetzt, um ſo recht in Angeſicht des Feindes eine Kuh zu melken. 17 e er vergegenwärtigte ſich das Bild der vertrauensvoll liebenden Braut und immer ſtärker regte ſich der Gedanke in ihm, daß durch ſeine Schroffheit allein der unheilvolle Bruch nicht herbeigeführt worden ſei. Etwas Anderes mußte ſich zwiſchen ihn und ſie gedrängt haben. Er ſah in dem unerwarteten Zuſammentreffen eine Fügung der Vorſehung, welche die Hoffnung in ſeiner Seele wachrief, nach der ſchweren Prüfung doch noch glücklich zu ſein. Nach längerer Erwägung kam er zu dem Ent⸗ ſchluß, ſich brieflich an Antonie zu wenden und er führte dieſen Vorſatz unverweilt aus. Erſt ols er Alles, was ſein Herz bewegte, ſeine Reue, Hoff⸗ nung und Liebe dem Papier anvertraut hatte, legte ſich Adolf ins Bett, um auch hier, umgaukelt von verworrenen Traumbildern, keine Ruhe zu finden. Adolf hatte ſeinen Brief durch einen Expreß⸗ boten an Schweſter Antonie geſchickt. Mit klopfen⸗ dem Herzen wartete er auf deſſen Rückkehr. Der Bote kam, aber ohne die erwartete Antwort zu bringen. Antonie war zu Beſorgung verſchiedener Geſchäfte nach der Stadt K. gereist und kam erſt am Abend zurück. Adolf befand ſich in einer pein⸗ lichen Stimmung. In dem Kampf zwiſchen Hoff⸗ nung und Furcht erſchienen ihm die Stunden doppelt ſo lang, und auch durch Arbeit vermochte er ſich nicht zu zerſtreuen. Seine Gedonken richteten ſich immer wieder auf die bevorſtehende Entſcheidung, von welcher ſo vieles für das Glück ſeines Lebens abhing. Nach einer Nacht voll beunruhigender Träume begrüßte er mit erneuter Hoffnung den anbrechenden Tag. Trotz des verlockenden Sonnen⸗ ſcheins beſchloß er, nicht auszugehen, damit die ein⸗ treffende Antwort ſofort in ſeine Hände lam. Der Vormittag ging jedoch vorüber und kein Bote er⸗ ſchien. Adolfs Unruhe ſtieg mit jeder Minute. Die Sonne begann ſich ſchon dem Horizonte zu näheren und immer hatte ſich ſeine Hoffnung noch nicht er⸗ füllt. Da wurde es ihm im Zimmer zu eng. Er verließ das Haus und ſchlug den Weg nach dem Aufenthaltsort Antoniens ein. Nach einer ſtunden⸗ langen Wanderung kam er an den See, von deſſen hohem Uferrand das von der ſcheinenden Sonne vergoldete Schloß Alberts ſo freundlich einladend ins Thal herabſah. Adolf beſchloß, dem Freunde, trotz der vorgerückten Zeit, einen Beſuch abzuſtatten. Er ſchritt nach dem Hafen, fand jedoch kein einziges Boot. Unſchlüſſig, ob er wieder umkehren, oder den ziemlich weiten Weg zu Land wählen ſolle, ließ er ſeine Augen über die weite Fläche hinſchwei⸗ fen. Er gewahrte in der Mitte des Sees einen Nachen, in welchem ſich ein Herr mit einer Dame befand. Adolf richtete ſein Opernglas auf den Punkt und fixierte die Beiden genau. Da zuckte plötzlich ein heftiger Schrecken über ſein Angeſicht und das Glas fiel ihm faſt aus der Hand. Er hatte in dem Erſteren ſeinen Freund Albert und in der Dame Antonie Wahlmann erkannt. Die peinlichſten Gedanken zerfleiſchten bei dieſer Wahr⸗ nehmung ſein Herz. Nun fand er auf einmal die Erklärung für das begeiſterte Lob, welches Albert der Schweſter Antonie erteilt hatte; nun wußte er auch, warum er von dieſer keine Antwort bekam. Er brauchte ſie nicht mehr. Eine deutlichere, als diejenige, welche er ſich ſelbſt geholt, hätte ſie ihm nicht geben vermocht. Noch einmal ſchaute er mit ſchmerzerfülltem Blicke hinüber, um für immer von ſeiner Hoffnung Abſchied zu nehmen, dann wandte er ſich ab und kehrte wieder in das Städtchen zurück. Beim Betreten ſeiner Wohnung wurde i durch den Wirt ein Brief überreicht. Erwarkungze voll blickte er auf die Adreſſe. Die Schriftzug waren ihm bekannt; ſie ſtammten von Anton zen Hand. Er eilte auf ſein Zimmer und erbrach daß Couvert mit ungeduldiger Haſt — da fiel ſein gener Brief auf den Tiſch. Nur wenige Zeileg waren beigefügt, ſich genügten jedoch, um ſein G müt noch mehr zu verwirren. a „Mein Herr,“ ſchrieb Antonie, „nach den was Sie mir gethan haben, kann von einem Bei kehr keine Rede mehr ſein. Mit grauſamer Nich ſichtsloſigkeit haben Sie mit dem Herzen eines ar men Weſens geſpielt, das felſenfeſt auf Sie verkrall hatte. Ich will nicht ſo taktlos ſein wie Sie; ch leſe Ihren Brief und ſchicke ihn nicht, wie Sie den meinigen, in welchem ich Ihnen am Morgen nach jener entſetzlichen Nacht die ſchuldige Aufklärung gab, uneröffnet zurück. Aber gleichwohl iſt Alles aus. Ich habe lange mit meinem Herzen gekämpfk, doch endlich gab Gott mir den Sieg. Entſchuldigen Sie, wenn meine Worte hart klingen. Das Auf⸗ reißen halb vernarbter Wunden thut weh.“ Adolf ſtand faſſungslos da, er verſtond die in dem Schreiben enthaltene Anklage nicht, Er ſollte einen Brief zurückgeſchickt haben? Unwillfilk⸗ lich drängte ſich das Bild, welches er heute auf dem See geſchaut hatte, vor ihn und ein häßlichen Gedanke ſtieg in ſeiner Seele empor. * zn if 1 Johne eh te ble 1 Jh l 1 Autun, 1 Hh be 1 den! Auer L Inlet g A ind 1 n J. Al. Machen * becuen ihn we Vadhüte W wf Schönau, Gr ſhgereit (Fortſezung folgt. Redaktion, Druck und Verlag von Kark Molitor, Ladenburg. i