burg men, 4 meiger Poſtproviſion. nehmen Inſerate für uns an. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 . 20 Pf. mit illuſtrirtem Auterhaltungsblatt 1 Mk. 70 Pf. excl. a Iunſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ ſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local-Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirt Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Nr. 53. Mittwoch, den 5. Juli 1882. dae Die Kriſts in Aegypten. aſſer, Immer und immer wieder taucht die orienta⸗ und liche Frage auf und Europa ſcheint nicht zur Ruhe kommen zu ſollen, bis ſie auf die eine oder andere r Weiſe gelöst wird. Kaum war der türkiſch⸗ruſſiſche Krieg zu Ende, der in den Grenzſtreitigkeiten ſein Velcker. langes Nachſpiel hatte, ſo loderte es in Tunis auf, — ä und laum hatte dieſe Frage an brennendem Inte⸗ M. 1reſſe verloren, richteten ſich die Blicke nach Aegypten, 1. wo ſich ſo verſchiedene Intereſſen begegnen, daß es A jelbſt dem gewiegten Politiker ſchwer wird, den ro⸗ 8 35 Faden in der Hand zu behalten. Der Urſprung terz. dieſer Bewegung iſt in der üägyptiſchen National- — ͤ—— partei zu ſuchen, welche in jüngſter Zeit eine her⸗ enten vorragende Rolle zu ſpielen begonnen. Dieſe Partei ſiucht nicht allein die Fremdherrſchaft in den Nil⸗ Ule. landen abzuwerfen und namentlich dem Einfluß entgegenzuarbeiten, welchen die Franzoſen und Eng⸗ länder durch die finanzielle Mißwirtſchaft gewonnen, ſondern moͤchte ſich auch von der Obervormundſchaft der Pforte befreien. „Aegypten für die Aegypter!“ iſt die politiſche Parole dieſer Partei. An der Spitze derſelben ſteht Arabi Paſcha, ein Mann von ungefähr fünfundvierzig Jahren. Er iſt in der Provinz Charkira in Unterägypten geboren und hat die in wohlhabenden ägyptiſchen Familien übliche Erziehung genoſſen. Leute, die mit ihm in Be⸗ mit dem Koran und ſeine Beredſamkeit. Neunzehn in den ſubalternen Offiziersgraden zu. Khedive, Ismail Paſcha, lernte ihn als einen kriti⸗ ſierenden Offizier kennen, der moͤglicherweiſe unbe⸗ rührung gekommen ſind, rühmen ſeine Vertrautheit Jahre alt wurde er Soldat und brachte viele Jahre Der frühere länder und Franzoſen, wie gegen die Beſtrebungen der Pforte, als ſouveräne Macht ſich in die inneren Angelegenheiten Aegyptens zu miſchen, trat er mit rückſichtsloſer Energie auf. Und dadurch kam er auch als Miniſterpräſident in ein geſpanntes Ver⸗ hältnis zum Khedive. Eine Anzahl tſcherkeſſiſcher Offiziere, welche im ägyptiſchen Heere dienten und mit ihren Kameraden nicht auf ſonderlich gutem Fuß ſtanden, waren wegen einer ihnen ſchuldgege⸗ benen Verſchwörung gegen Arabi's Leben zum Tode verurteilt worden. Die Sache ſchien jedoch Tewfik Paſcha nicht ganz ſauber und er verweigerte ſeme Zuſtimmung zu dem Urteil, indem er die Frage dem Sultan vorlegte, der das Todesurteil in eine Verweiſung aus Aegypten verwandelte. Arabi und ſeine Partei erklärten dadurch die Würde des Khe⸗ dive und des Landes verletzt, da die Entſcheidung einzig dem Erſteren zukomme. Auf den Rat Arabi? beſchloß das Miniſterium, den Khedive für abgeſetzt zu erklären. Die nationale Partei ſah aber bald ein, daß ſie zu weit gegangen und damit nicht bloß die Pforte, ſondern auch die europäiſchen Mächte herausgefordert habe. Da die Truppen überdieß keine Miene machten, Arabi zu folgen, und die Weſtmächte mit einer kombinierten Flotte zur Be⸗ ſchützung der Europäer drohten, ſo machte das Mi⸗ niſterium Kehrt und bat den Khedive um Vergebung, um im Amte zu bleiben. wußte es durchzuſetzen, indem ſie durch Demonſtra⸗ tionen und Deputationen eine immer mächtigere Preſſion auf den Khedive ausübte, daß Arabi wie⸗ der als Kriegsminiſter eingeſetzt wurde trotz Sultan und Weſtmächten. Der Sultan aber ſchickte eine türkiſche Kommiſſion nach Aegypten, und damit war eine iſolierte türkiſche Operation in Szene geſetzt, welche wiederum nicht im Sinne der Weſtmächte war. Dieß iſt in Kurzem der Urſprung des Kon⸗ flicktes, der in der Mitte Juni zu einem Zuſammen⸗ ſtoß in Alexandrien führte. Auf Drängen der Weſtmächte Frankreich und England iſt nach langen Unterhandlungen mit den Oſtmächten eine europäiſche Botſchafter⸗Konferenz“ Die nationale Partei zur Beilegung der ägyptiſchen Kriſis in Konſtan⸗ tinopel am 23. Juni zuſammengetreten; die Pforte hat die Einladung hiezu nicht angenommen. Die Konferenz⸗Verhandlungen ſind geheim. Mittler⸗ weile macht England große Kriegsrüſtungen, ſowie auch Frankreich, Italien und Griechenland, um auf alle Überraſchungen vorgeſehen zu ſein. Volitiſches. Berlin, 1. Juii. Der Staatsſekretär des Schatzamtes Scholz hat geſtern ſein Patent als Finanzminiſter erhalten, und die Ernennung des Direktors Burchard zum Staatsſekretär ſteht bevor. Herr Burchard, vor einigen Jahren noch Steuerrat in Danzig, hat, wie viele ſtrebſame Beamte, über⸗ aus ſchnell Karriere gemacht, nachdem er in bekann⸗ ter Weiſe die neue Schutzzollpolitik Names der Re⸗ gierung lebhaft vertreten hat. Wien, 1. Juli. Die „Politiſche Korreſpon⸗ denz“ ſchreibt: Zwiſchen Abteilungen des 71. Re⸗ giments und Bewaffneten fand bei Bjelina am 25. Juni ein Zuſammenſtoß ſtatt. Die Truppen erbeuteten 66 Pferde. Petersburg, 2. Juni. Durch einen Bauer wurden angeblich vor 14 Tagen der Polizei die Mitteilung gemacht, daß die Revolutionspartei einen neuen Anſchlag auf das Leben des Zaren und zwar auf dem Wege zwiſchen Peterhof und Kraßnoje Sſeld geplant babe, wohin ſich der Kaiſer bei dem Beſuch des Lagers zu Wagen zu begeben pflegt. Sofortige Nachforſchungen ſollen die Angaben des Bauern beſtätigt haben. Wafhington, 30. Juni. Der Präſiden⸗ tenmörder Guiteau wurde heute mittag 12 ½ Uhr hingerichtet. Der Tod erfolgte ſofort. Washington, 29. Juni. Die letzte Szene der Komödie, die während der letzten Monate mit dem Präſidentenmörder Guitegu in Amerika ge⸗ chen geſübnt. Noch in den letzten Tagen beliebte einer gewiſſen Sorte von Yankees mit dem Helden der Komödie einen recht eigentümlichen, jedenfalls : dend quem werden konnte, und ließ ihn deßhalb nicht E10 5 avancieren. Erſt als Tewfik Paſcha zur Regierung ilfe durch kam, wurde Arabi Oberſt und kommandierte das nach ſih 4. Garderegiment bis zum 2. Februar vorigen Behandluh, Jahrs, an welchem Tage die von ihm hervorgeru⸗ heilt. fenen Unruhen ausbrachen. Obgleich ſtrenger Js⸗ Albert, lamite, verſäumte er doch keine Gelegenheit, als de Wag aufgeklärter und toleranter Mann aufzutreten. Nur — die Ausbeutung des Landes durch die Eng⸗ — 8 h über die 5 2 lun e Verſöhnt. 1 1 Novelle von Richard Kettnacker. — 5. Fortſetzung.) Unzversta „Ich beobachtete ſie oft und mehr als einmal bless, Kön, habe ich eine heimliche Thräne in ihrem Auge er⸗ un, geferte“ blickt, wenn die geizige Alte ihr zumutete, zuvor⸗ kommender gegen die ſplendiden Gäſte zu ſein. Eines Morgens war das Wirtsſchild von dem Hauſe entfernt. Durch einen Schlaganfall war dem Leben der Frau Dörte eine Ende gemacht worden und das „ſchöne Tonerl“, hatte das Wirtſchaften ſatt. Einige Tage nachher wurde das Anweſen verkauft und ich ſah und hörte von dem Mädchen nichts mehr, bis ich es hier zu meiner nicht geringen Überraſchung als Samariterin fand.“ 1 Mit wachſendem Gefühl und immer lebhafterer Stimme hatte Albert erzählt, ohne zu bemerken, welche Veränderung während ſeines Berichts mit Adolf vorging. Dieſer hatte wiederholt die Farbe gewechſelt und eine peinliche Unruhe prägte ſich auf ſeinem Geſichte aus. Mit bebender Stimme fragte er, als Albert ſchwieg, „Tonerk“ ſagſt Du wurde das Mädchen von den Studenten genannt?“ Sole bons, änrt, neun „Ja,“ erwiederte der Baron, „das ſchöne Tonerl, und ſie hat dieſen Namen wirklich in Be⸗ ziehung auf Leib und Seele verdient.“ Adolf ſtand auf. „Ich muß heim,“ ſagte er mit einer Stimme, deren eigentümlicher Klang dem Baron nicht entging. Beunruhigt ſchaute er dem Freund in's Geſicht. „Du biſt ſo bleich,“ ſagte er, „fühlſt Du Dich unwohl?“ „Mache Dir keine Sorgen.“ antwortete dieſer jedoch nach einer Pauſe. „Es iſt nichts, ich bedarf nur der Ruhe, dann iſt morgen wieder Alles vorbei.“ Albert drang vergeblich in Adolf, die Nacht über auf dem Schloſſe zu bleiben. Der Aſſeſſor beharrte auf ſeinem Entſchluß, ſo daß jener ihn ſchließlich nicht mehr aufhielt. Er ließ anſpannen und der Wagen rollte mit dem Freunde, nachdem dieſer eine baldige Wieder⸗ holung des Beſuchs auf Felseck verſprochen, zum Schloſſe hinaus. Ein Meer von Gedanken wogte durch Adolfs Gemüt, während er in der ſtillen Frühlingsnacht dem Städtchen zufuhr. Jener Auftritt, wo ſeine Braut von dem Studenten „ſchönes Tonerl“ ge⸗ nannt worden war, ſtellte ſich wieder lebhaft vor ihn. Er hatte ja den verhängnisvollen Verdacht in ſeiner Seele geweckt und zu der traurigen Ka⸗ taſtraphe Veranlaſſung gegeben. Die Beſchreibung des Außeren und alles andere, was ihm Albert ge⸗ ſagt, paßte genau; er konnte kaum zweifeln, daß das ſchöne Tonerl, ſeine Braut und Schweſter An⸗ tonie ein und dieſelbe Perſon ſei. Nun fühlte er ſich durch das Bewußtſein, daß er ſie ungehört ver⸗ dammt hatte, doppelt peinlich berührt. Allein wa⸗ rum war ſie ſo plötzlich geflohen; warum hatte ſie, da ſie ſich doch ſo glänzend rechtfertigen konnte, ſeiner begreiflichen Aufregung an jenem Abend Rech⸗ verſucht? Sollte die Schweſter Antonie, trotz der auffallenden Übereinſtimmung in Perſönlichkeit und Verhältniſſen, dennoch eine Andere ſein! Darüber beſchloß Adolf ſich vor Allem Gewißheit zu ver⸗ ſchaffen. Trotz der ſpäten Abendſtunde begab er ſich nach der Ankunft in der Stadt auf ſein Bureau. Er ſtöberte alle Akten durch und fand das Verzeich⸗ nis derjenigen, welche ſich für das Liebeswerk in Schleſien zur Verfügung geſtellt hatten. In fieber⸗ hafter Aufregung heftete er ſeine Augen auf das Papier, da begannen ſie plotzlich zu leuchten — ſeine Ahnung hatte ihn nicht getäuſcht, — Schweſter Antonie war die verſchwundene Braut. Der Aſſeſſor erhob ſich und durchmaß längere Die innige Liebe, welche er einſt für Antonie ge⸗ Herzen hervor. Aber durſte er denn hoffen? Hatte ſeines Lebens verſcherzt? Er ſann hin und her, ſpielt wurde, iſt nunmehr vorüber und das Verbre⸗ nung tragend, nachher eine Verſtändigung gar nicht N Zeit in unbeſchreiblicher Stimmung den Raum. ſühlt hatte, brach mit erneuter Glut aus ſeinem er nicht in rückſichtsloſer Verblendung das Glück * 1 * e ee eee