dru or. — nenen u 9 5 50 K lgemeiner Aenzeiger für Jadenburg und Schriesheim. 9 115 17 Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 M. 20 Pf. mit illuſtrirtem Anuterhaltungsblatt 1 Mk. 70 Pf. excl. Poſtproviſion. Juſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ ſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local⸗Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirt Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inferate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen nehmen Inſerate für uns an. Mittwoch, den 21. Zuni 1882. Nr. 49. 0 Holitiſches. Katlstuhe, 18. Juni. Die ungünſiig⸗ Witterung der letzten Woche hat keinen vorteilhaften Einfluß auf das Befinden des Großherzogs ausge⸗ übt; doch iſt durchaus keine Wendung zum Schlim⸗ meren eingetreten. Der Großherzog bedarf eben noch der Ruhe, deswegen findet auf der Mainau weder Empfang noch Hoftafel ſtatt. Die Frage, ob nicht doch ein längerer Aufenthalt in einem ſüd⸗ lichen Klima wünſchenswert ſei, iſt wieder in den Vordergrund getreten; doch wünſcht der Fürſt, die völlige Herſtellung auf der Mainau abzuwarten. Ems, 18. Juni. Der Kaiſer kam heute nachmittag 3 Uhr mit großem Gefolge hier an, zwölfhundert Schüler bildeten Spalier. Am Bahn⸗ hof war die Generalität aus Koblenz und die Be⸗ hörden, wie die fürſtlichen Kurgäſte verſammelt, Der Kaiſer ſah ſehr wohl aus. Berlin, 19. Juni. Finanzmintſtet Bitter hat ſeine Demiſſion eingereicht und ſchon dem geſt⸗ rigen Miniſterrate nicht beigewohnt. Berlin, 17. Juni. (Vertretung der deutſchen Marine.) Die kürzlich erfolgte Abkommandirung eines kaiſerlichen Korvettenkapitäns als Militär⸗ attache bei der Botſchaft in London dürfte noch weitere ähnliche Anordnungen zur Folge haben. Man wünſcht durch ſolche Kommandos die Ver⸗ tretung der deutſchen Marine bei den größeren See⸗ mächten, um in derſelben Weiſe wie über die fremd⸗ ländiſchen Armeen auch über den Stand der Ma⸗ tine fremder Müchte auf dem Laufenden erhalten zu werden. England, Rußland, Spanien und Bra⸗ ſilien haben Marine⸗Attaches in Berlin, während Deutſchland nur in New⸗Hork einen Marinebevoll⸗ mächtigten beglaubigt hat. Berlin, 18. Juni. Die „Norddeutſche Allg. Ztg.“ ſchreibt: Wie wir hören, iſt mit Genehmig⸗ ung der kaiſerlichen Regierung auf den Antrag des kaiſerlichen Generalkonſuls für Egypten in Konſtan⸗ tinopel ein Lloyddampfer gemietet worden, um den Reichsangehörigen, welche unter den obwaltenden Verhältniſſen Egypten zu verlaſſen beabſichtigen, hierzu die Möglichkeit zu gewähren, da das kaiſer⸗ liche Kanonenboot „Habicht“, welches ſich augen⸗ blicklich auf dem Wege von Malta nach Alexandrien befindet, nur beſchränkte Räumlichkeiten bietet. Der Lloyddampfer iſt am 16. d. M. von Konſtantinopel in See gegangen und ſoll mit Anwendung größter Fahrgeſchwindigkeit Montag abend in Alexandrien eintreffen. Aus ebenſo authentiſcher Quelle erfahren wir, daß der Reichsangehörige, welcher leider bei den Exceſſen in Alexandrien um das Leben kam, ein biſchen Battes „Taif“, Namens Mahmud⸗Neddim. aus Straßburg gebürtigter Herr Scheuter geweſen iſt. Andere Verluſte an Menſchenleben oder Eigen⸗ tum ſind deutſcherſeits nicht zu beklagen. London, 17. Juni. Die Polizei beſchlag⸗ nahmte heute in London für Irland beſtimmte 400 Gewehre, 25 Kiſten mit Revolvern und ca. 9000 Patronen. In Dublin werden angeblich militäriſche Vorbereitungen gegen einen Aufſtand getroffen. London, 17. Juai. (Von den Wirren in Egypten.) Die Zahl der am letzten Sonntag in Alexandrien ermordeten Europäer wächſt noch immer. Während anfangs nur bon 20 bis 40 Verwunde⸗ ten und Toten die Rede war, iſt die Zahl in⸗ zwiſchen ſchon auf 250 Tode allein, die Zahl der waſſerkanal abſperren, wodurch der Aufenthalt in Verwundeten ſcheint nicht mehr feſtzuſteklen, ange⸗ wachſen, und die neueſten Berichte ſagen, daß eine große Menge Leichen in's Meer geworfen worden, das dieſelben nun an das Ufer wirft. (Von den Wirren in Irland.) Wieder⸗ um iſt ein Mann verhaftet, der beſchuldigt wird, am Phönix⸗Park⸗Mord beteiligt zu ſein. Nachdem er ſich vor dem Magiſtrat, der ſeine erſte Vernehm⸗ ung zu leiten hatte, nicht genügend auszuweiſen wußte, ward er unter Eskorte nach Dublin geſchafft, wo er vorläufig im Zentralgefängnis interniert iſt. — Nicht wenig erſtaunt ſoll Karl Spencer, Ir⸗ lands Vicekönig geweſen ſein, als ihm, der von einem Spazieritte nach Dublin Caſtle zurücklehrte, eine Dame entgegentrat, ſeinem Pferde in die Zü⸗ gel griff und es mit feſtem Druck zum Stehen bringend, dem vizeköniglichen Reiter in längerer Rede ihre Meinung über die Erricktung von Land⸗ liga⸗Hütten und deren Niederreißen durch die Or⸗ gane der Regierung ſagte. Der Graf bat die Dame höflich, fich mit ihrer Klage ins Schloß, d. h. an die Regierung, zu wenden, die kühne Mahnende aber war — Miß Parnell. Neapel, 18. Juni. Europäer, die aus Alexandrien hier eingetroffen find, verſichern ein⸗ ſtimmig, daß das Blutbad von Emiſſären Arabis angeſtiftet worden iſt. Dieſe Emiſſäre ſind bekannt. Man nennt insbeſondere einen Redakteur des ara⸗ Mehreren von den Soldaten aufgeleſenen Verwun⸗ deten wurde auf dem Poſten der Garaus gemacht. Unter den Opfern befinden ſich mehrere Kinder, welche gevierteilt worden ſind. Die Mitſchuld der Armee unterliegt keinem Zweifel. Der griechiſche Konſul, Herr Ranghabe, wurde von einem Offizier der egyptiſchen Marine verwundet, während er vom Wagen ſtieg, um den Europäern beizuſtehen. Von den Soldaten wurde er geſchlogen. Viele Flücht⸗ linge gehen nach Syrien oder nach Port⸗Said, welches zu drei Vierteln von Europäern bewohnt iſt und ſich vermöge ſeiner Lage leicht verteidigen kann; aber man fürchtet, daß die Araber den Süß⸗ der Stadt unmöglich würde. Man ſchätzt das Effektiv der in Alexandrien vereinigten Truppen auf mindeſtens 10,000 Mann. Verſchiedenes. * Ladenburg, 20. Juni. Am verfloſſenen Sonntag war eine großere Anzahl hieſige Landwehr⸗ leute, welche zu 10tägiger Übung einberufen ſind, hier auf Beſuch. Einer derſelben Namens Link geriet in einer Wirtſchaft nachts mit dem Tag⸗ löhner Braun in Streit und brachte im einen Stich mit dem Säbel in den Leib bei, welcher zum Glück nicht lebensgefährlich ſein ſoll. Der Thäter wurde verhaftet und ſtellte ſich dazu noch recht wie⸗ derſpenſtig gegen die Gendarmerie. — Geſtern mittag wurde ein jugendlicher Dieb en 1 i 1 7 V 4 1 0 n 1 Novelle von Richard Kettnacker. (Fortſetzung.) Die Verwirrung Antoniens war noch größer 1. geworden, ſie brachte keine Silbe hervor; auch Adolf fſtad einige Sekunden lang da und wußte ſich nicht nien in eine Niſche. allmählich zu erholen begann, kam ſeiner Frage zu⸗ zu faſſen; dann aber ergriff er den Zudringlichen beim Arm und riß ihn unſaft zurück. „Fort von hier,“ ſagte er mit vor Aufregung bebender Stimme und drängte die Damen zur Thüre hinaus. Er hörte noch recht gut das Lachen der Studenten und die höhniſche Bemerkung des Zurechtgewieſenen, daß er angeſichts der neuen Rechte gern auf ſeine alten verzichte. Die Paare drehten ſich in einem wilden Ga⸗ lopp, die Muſik durchtönte brauſend den Saal! die Feſtfreude hatte den hoͤchſten Gipfel erreicht. Adolf ſah und hörte nichts mehr. Er zog Anto⸗ Das Mädchen, welches ſich vor. „Adolf,“ flüſterte ſie und ihre Augen hingen mit einem flehenden Ausdruck an ſeinem Geſicht, „verzeih' mir, daß ich Dir ein Geheimnis verſchwieg, ich hätte es nicht thun ſollen, allein wenn Du alles weißt, wirſt Du finden, daß ich unſchuldig bin.“ „Der Student hatte alſo Recht,“ fiel ihr Adolf mit grollender Stimme ins Wort, „Du kennſt ihn aus früherer Zeit?“ f „Ja, ich kenne ihn,“ erwiederte Antonie ge⸗ preßt, „aber ich beſchwöre Dich, denke deßhalb nichts Schlimmes von mir. Die Erinnerungen, welche ſich an jene Zeit knüpfen, find für mich ohnehin ſchmerzlich genug.“ Adolf lachte bitter. „Das glaube ich gern,“ erwiederte er, „namentlich heute, wo ſich der frühere Galan in ſo unbequemer Weiſe vor Dich geſtellt hat.“ „Adolf, um Gotteswillen,“ rief Antonie, „ich bitte Dich, höre mich an.“ „Laß es gut ſein,“ unterbrach er ſie jedoch mit eiſigem Ton, „ich weiß genug. Ein Thor, der auf Weiberſchwüre vertraut. Du haſt Deine Rolle ſehr gut geſpielt, doch wie Du ſiehſt, mißglückt auch dem beſten Spieler manch⸗ mal ein Coup.“ 8 Damit gab er ihr den Arm und führte ſie ſchweigend in's Gaſtzimmer zurück. Dahin hatte ſich Antoniens Mutter gleich nach der peinlichen Bewegung im Büffet begeben. Auch ſie war durch die Szene in große Aufregung ver⸗ ſetzt worden. Mit tiefer Beſorgnis ruhten ihre Augen auf dem bleichen Antlitz der Tochter, als dieſe mit dem Verlobten wieder an ihrer Seite Platz nahm. Das Mienenſpiel des Mädchen ver⸗ riet, daß ihre Seele von einem tiefen Schmerz be⸗ wegt war, den die rauſchende Heiterkeit ringsum noch ſteigern mußte. Eine Viertelſtunde noch kämpfte Antonie ſtand⸗ haft, dann aber vermochte ſie ſich nicht mehr zu halten. Sie erhob ſich und ſprach die Abſicht aus, nach Hauſe zu gehen. Dieſer Entſchluß ſchien dem Aſſeſſor willkommen zu ſein. Er widerſprach nicht, ſondern ſtand ebenfalls auf und verließ nach eini⸗ gen Minuten mit der Braut und ihrer Mutter 8 den Saal. f Er kam bald wieder zurück und zwar mit ei⸗ ner Miene, welcher den tobenden Sturm in ſeinem Innern verriet. wiederholt ihre Unſchuld beteuert und vergeblich ver⸗ ſucht, ihm über den Zuſammenhang Aufklärung zu geben; er ſchnitt ihr in ſeinem eiferſüchtigem Grimm mit ſchroffer Zurückweiſung jedes Wort ab und wollte ebenſo von der Einladung der Mutter, in's Haus zu kommen, nichts wiſſen, wo ſie ihm die beftiedigendſte Löſung des peinlichen Rätſels verſprach. Gar ſeltſame Gedanken kreuzten ſich in ſeinem Gehirn, als er in der kühlen Nachtluft wieder zum Gaſthof ſich begab. Er hatte Ankonien vor zwei Jahren bei einer 2 2 Schlittenpartie kennen gelernt; ſie war ihm als die Tochter eines niederen Militärbeamten, der ſich im 66er Feldzug den Todeskeim geholt hatte, vorge⸗ ſtellt worden. Antonie hatte auf dem Heimweg Der Liebreiz des Mädchens machte gleich bei der erſten Begegnung