von dem erſteren erſucht worden war, an ſeiner Statt die Weiche zu beaufſichtigen, da er, der ver⸗ witwete Ph. B, ſich während des Tages in Schwetzingen zum Zwecke ſeiner Verlobung aufge⸗ balten hatte und in ſeiner Hütte ſich ausruhen wollte. Sebaſtian Berger, welcher ebenfalls Weichen⸗ wärter iſt und gleichzeitig an dem Unglückstage Vorgeſetzter ſeines Bruders war, hatte dieſen Auf⸗ trag unglückſeligerweiſe verſäumt; d. h. er ſoll zwar bei dem Paſſiren einer vor dem Mannheimer Zug die Weiche überſchreitenden Maſchine die Weiche um⸗ gelegt, jedoch vergeſſen haben, dieſelbe wieder in die richtige Stellung zu bringen. Die bahnpolizei⸗ liche Unterſuchung führt Reg.⸗Aſſeſor Ruoff von Karlsruhe. Rechtsanwalt Baſſermann in Mann⸗ heim hat die Vertheidigung für Ph. Berger über⸗ nommen. — Am Samstag zwiſchen 4 und 5 brannte in Großſachſen das Wohnhaus und die Scheune des Landwirts Bletzer nieder. Ein Nachbarskind, das mit Zündhütchen ſpielte und ſolche in unmittel⸗ barer Nähe eines Streuhaufens aufſchlug, verur⸗ ſachte das Unglück. Obgleich zwar anfangs wenig Leute bei der Hand waren, gelang es doch den Anſtrengungen der Dorfbewohner und der des be⸗ nachbarten Leutershauſen, des Feuers Herr zu werden und es auf ſeinen Herd zu beſchränken. — Aus Neckargemünd wird unterm 2. Juni berichtet: Heute nachmittag wurde durch den um 3 UÜhr von Eberbach kommenden Schnellzug ein ca. 17jähriges Frauenzimmer, das ſich zuvor auf das Schienengeleiſe gelegt hatte, überfahren und ſofort getötet. über die Perſonalien der Unglück⸗ lichen konnte bis jetzt nichts ermittelt werden. Doch ſoll ſich dieſelbe heute früh ſchon in der Umgebung des Bahngebiets aufgehalten und ſich auch bei Vo⸗ rübergehenden, ihre Not vorſchützend, um Arbeit erkundigt haben. Effekten fanden ſich keine bei ihr vor; die Kleidung derſelben war höchſt einfach und dürftig. Die Leiche wurde dieſen abend nach Klein⸗ gemünd verbracht. — Sſeit einigen Tagen iſt eine Telegraphen⸗ leitung zwiſchen dem Poſtbureau in Wiesloch und der Poſtagentur in dem 1 Stunde von dort entfernten Rauenberg ins Leben getreten. — Die Generaldirektion der großherzoglichen Staatsbahnen hat die Abſicht, auf dem Hauptbahn⸗ hofe Karlsruhe die elektriſche Beleucht⸗ ung einzuführen. Mit der Einrichtung dazu iſt die bekannte Berliner Firma Siemens betraut. Karlsruher Blätter beklagen ſich darüber, daß die betreffenden Arbeiten nicht der leiſtungsfähigen Firma Schwerd übergeben wurden. — Freiburg. 2. Juni. Die gegenwärtige Verduftungsmanie hat dieſer Tage auch den Aus⸗ läufer einer hieſigen Anſtalt befallen, als er mehrere hundert Mark, die ihm anvertraut waren, in der Hand hatte. Der Telegraph eilte dem Reiſeluſtigen aber ſofort nach und ſo wurde ſeine Feſtnahme geſtern in ſeinem Geburtsorte Burg vorgenommen. — Von einem eigenartigen Unglücksfall wird aus Wittiekofen, Amt Bonndorf, berichtet. Daſelbſt ging ein Bürger allein in den Wald, um an der nach der Steinach abfallenden Holde, Sägklötze zu „riſen“. Durch eine unvorhergeſehene Wendung eines Klotzes wurde ein Arm des Mannes erfaßt und gegen vorſtehende Baumwurzeln derart ange drückt, daß er ſich nicht wieder freimachen konnte und der Mann die ganze Nacht in kniender Stellung im Walde verbringen mußte. Erſt morgens wurde er durch Holzfuhrleute aus ſeiner fatalen Lage be⸗ freit. Die Verletzungen ſind nicht ſehr bedeutend. — Dem Bürgermeiſter Grüner in Munden⸗ heim wurde in der Nacht von Sonntag auf Mon⸗ tag von ſeinem in der Nähe des Dorfes gelegenen Acker die ganze Heuernte geſtohlen. Heute früh wurde durch den Polizeiadjunkten und den Flur⸗ ſchützen eine Hausſuchung gehalten, bei welcher das geſtohlene Heu entdeckt wurde. Der Dieb geſtand die That ſofort ein. — Aus Baiern, 29. Mai. Von der Mos⸗ mühle zwiſchen Ansbach und Neuſtadt a A. iſt die Nachricht einetroffen, daß am 25. ds. dortſelbſt ein dreifacher Raubmord mit Brandſtiftung lonſtatiert wurde. Der Beſitzer des fraglichen Anweſens und ſeine Frau nebſt Kind ſind erſchlagen aufgefunden, das Anweſen in Brand geſteckt, aber wieder ge⸗ loͤſcht worden. — München, 1. Juni. Vor der nächſten Münchener Schwurgerichtsſeſſion gelangt eine Mord⸗ that zur Verhandlung, die im Juni 1880 in Tunis von einem Kaufmannsſohn Namens Melzl aus München an ſeinem Freunde Alfred Glas, dem Sohn eines Beamten aus Landshut, verübt worden ſein ſoll. Da nach den einſchlägigen Beſtimmungen der völkerrechtlichen Verträge ein Deutſcher wegen eines an einem Deutſchen verübten Verbrechens in Tunis nicht abgeurteilt werden kann, wird Mezl ausgeliefert und beſtimmungsgemäß an dem Orte ſeines letzten Aufenthaltes verhandelt. Polizeioffi⸗ ziant Fromader hat mit einem Polizeibedienſteten den Mörder aus Tunis abgeholt und denſelben am Dienstag nach München verbracht. Derſelbe will ſeinen Freund gelegentlich eines Jagdausfluges aus Fahrläſſigkeit erſchoſſen haben, welcher Behauptung aber die Thatſache gegenüberſteht, daß Melzl längere Zeit hindurch an die Angehörigen des Getöteten Briefe mit deſſen Unterſchrift ſchrieb, mittelſt welcher er Geld verlangte und auch erhielt. Glas hatte ein Vermögen von 23,000 Mk. Als jedoch die Anforderungen um Geld auffällig wurden, ſchöͤpfte man endlich doch Verdacht und veranlaßte Nach⸗ forſchungen, die denn auch das vorerwähnte Ergeb⸗ nis hatten. — Berlin, 4 Juni. Sämtliche Milglledet b des Reichstags haben jetzt von der Direktion der 95 Oli Gotthardbahn eine Karte zur einmaligen freien Hin⸗ 1 i de und Rückfahrt der Strecke Luzern⸗Rothkreuz⸗Alrolo, 1 55 1 bis zum Ende des Jahres 1882 zu benutzen, er⸗ 1 1 60 en. 5 U 955 — Baſel, 3. Juni. Am 1. Juni wurde a 510 der regelmäßige Güterverkehr via Gotthardbahn Ibn aufgenommen. Der erſte Güterwagen mit 10,000 05 6 Kilo Sammelgüter nach Italien wurde von dem a 150 Hauſe Charles Fiſcher in Baſel und Chiaſſo ab⸗ 10 efertigt. 1 Ein im Glarner Sernfthal iſt neuerdings Nltwo bedroht: die noch ſtehen gebliebenen gelockerten Maſſen 1 am omnibſen Tſchingelberg ſind wieder in Bewegung gude geraten. Die große Spalte am Riſikopf hat ſich ſeſt in dhe der letzten Meſſung um einen ganzen Meter er⸗ Sederburg, weitert. Steine und Schutt rollen alle Augenblick 0 heruuter. Die Glarner Regierung hat die Schulen 0 in dem von der letzten Bergſturzkataſtrophe noch verſchonten Teil des Dorfes Elm ſchließen, das Ge⸗ — meindearchiv in Sicherheit bringen laſſen und die 8 Bewohner zu erneuter Wachſamkeit gemahnt. f — (Der Eſel als — Verbeſſerer der Wein⸗ Jer Kultur!) Wohl wenig Leſern dürfte bekannt ſein, Inn d. daß eine dem Altertum entſtammende Sage „Freund 800 ui Langohr“ zu demjenigen ſtempelt, welcher der Ur⸗ wie 10 heber des Schnittes der Reben geweſen ſein ſoll. Lese Es wird erzählt: Als die Menſchen im grauen t Altertume geſehen hätten, daß diejenigen Weinſtöcke, ll an denen durch Eſel die Nach⸗ und Seitentrieb nac abgefreſſen worden ſeien, eine beſſere Ernte gobe after. als die unbeanſtandet wachſenden, ſeien ſie auf die Hedelber Einführung des Rebenſchnittes und ſonſtige Abän Gt. derungen, die einen weſentlichen Fortſchritt bedingten verfalleu. Dieſer Umſtand ſoll ſogar Urſache ge weſen ſein, daß das ſpätere Griechenland in der Stadt Nauplia ein — Eſelsdenkmal errichtele. 1 Richter: Ich werde ihm jetzt die Eides . de o auf eine große Summe an einen Herrn unſerer Geſandtſchaft ſchickte, der ihm bekannt war. Der machte dann reinen Tiſch und ſpedierte uns ſamt und ſonders ſelbſt zur Poſt. Da mußten wir nun freilich fort. „Hier hatte ſich unterdeß doch mancherlei ver⸗ ändert. Der Herr Graf war kränklich und übel⸗ launig geworden und mochte die jungen Herren eben nicht aufs freundlichſte empfangen haben, dazu hatte er ja allen Grund. Schlimm wars aber, daß er nicht Rühmens genug von dem jungen Elbau machen konnte, der freilich ſeine Zeit beſſer benützt und ſeine Studien nahezu beendet hatte. Für Graf Stanislaus war jedes ſolche Lob ſeines früheren Lerngenoſſen das reine Gift. Und als gar Comteß Hedwig, die nun völlig erwachſen und ſehr ſchön geworden war, in dies Lob einſtimmte und es da⸗ bei zur Sprache kam, daß ſie den Ernſt Elbau nicht nur mehrmals hier während ſeiner Ferien, ſondern auch letzten Winter in B., wo ſie mit der Franzöſin einen Beſuch bei Verwandten gemacht, wiedergeſehen hatte, da war dem Faß gänzlich der Boden ausgeſchlagen. Graf Stanislaus wütete und tobte förmlich, und Herr von Wilmopsky nicht min⸗ der, wenn er auch äußerlich an ſich hielt und mehr im Stillen hetzte und ſchürte. Daß er das that und warum, entging mir am wenigſten; wußte ich doch beſſer als irgend ein Anderer, daß er längſt mit ſeinem Vetter einig war, dereinſt ſein Schwager zu werden, d. h. Comteß Hedwig zu heiraten und durch ihre reiche Mitgift ſeine verſchuldeten polniſchen Güter frei zu machen. Er fühlte aber ſehr gut, daß ſeine Couſine ſich wenig aus ihm mache, und war eiferſüchtig auf jeden Blick, den ſie einem An⸗ dern gönnte. Als Bewerber um ihte Hand konnte der junge Elbau ihm freilich nicht gefährlich werden, aber daß er ihr gefiel und ſie gut von ihm dachte, war ja ſchon ſchlimm genug und ein Kapitalver⸗ brechen. „Das ging noch eine Zeit ſo fort, dann kam der Ernſt von B. zurück, er wurde ſchon Doktor tituliert, und brachte ein paar Wochen hier bei den Seinen zu, ehe er drüben in W. beim Gericht ein⸗ trat. Da konnte nun ein Blinder merken, wie's zwiſchen ihm und der Comteß ſtand; lieber Gott, ſie waren Beide jung und unbedacht und der neue Herr Doktor ein bischen heißblütig und, wie eben junge Männer ſind, wenn ihnen das eigene Wiſſen und Können zu Kopfe ſteigt und ſie nichts mehr für unerreichbar halten. Genug, es gab da Unvor⸗ ſichtigkeiten die Menge und man munkelte im Schloß davon, aber der alte Graf hatte für ſo was keine Augen, die Fränzöſin drückte, wie ſchon geſagt, die ihren zu, und wer ſonſt hätte ein Wort darüber verlieren dürfen? Höchſtens Herr Stanislaus, der aber brütete über ſeinen Grimm in der Stille und ging überhaupt niemals gerade Wege, wo er krumme zu finden wußte. „Auch wie der Doktor dann längſt in W. drüben war, horte das Gerede im Schloß nicht auf; man wollte ihn ſpät abends im Park geſehen haben, während er am Tage gar nicht nach Cherzowa kam, tief zwiſchen den Bäumen an der Brücke ſtände dann ſein Pferd angebunden, und was denn ſo mehr war. Herr v. Wilmovsky war wieder auf lange Zeit hier und die jungen Herren ſpionierten und ſteckten die Köpfe zuſammen, wie niemals früher. Und eines abends, es war ſchon tief im Herbſt, rief mich Graf Stanislaus, befahl mir, die Reitpeitſche zu nehmen und ihm zu folgen. Drau⸗ formel vorleſen und Er wird mir jedes Wort nach nulert ſagen. (Zum Altuar): Herr Aktuar, ſchreiben Sie N. 19 Bauer: Herr Aktuar, ſchreiben Sie — nung de Richter: Halt' Er Sein Maul, Er Schafs abe des kopf — 1807 und Bauer: Halt' Er Sein Maul, Er Schafs 15. Mai kopf — in Sg Richter (zornig): Ihr bleibt ein Rhinozeros — 0 Bauer: Ihr bleibt ein Rhinozeros — u Richter: In Ewigkeit, Amen! — f Bauer: In Ewigkeit, Amen! (Macht das in Nec Kreuzzeichen): Gott ſei Dank, daß i den ſakeiſchen g Eid gleibeſt übertaucht hab'! Jeder — Maler: Ich kann ſie nicht malen, Fräu⸗ alten Hun lein, ich bin Tiermaler. Mädchen: So malen Sit Agskbnn mich als Backfiſch. „ee ee wih r mit ulend⸗ ßen ſchloß ſich ihm der Vetter an und nun gings Aſen no in großer Eile, aber ſo ſtill wie moglich, es wurde lt we kein Wort geſprochen, durch Garten und Park, im fit ett mer neben den Wegen, auf weichem Boden, damit n be der Kies nicht knirſche, bis zur Eremitage, einem dir je kleinen Rindenhäuschen, es iſt nachher niedergerſſſen fun worden. Dort hörte man ſprechen, ganz leiſe, und Auf ſah auch im ſchwachen Mondlicht, das mitunter A, w durch den Nebel brach, auf der Bank vor den g nd Häuschen zwei Menſchen ſitzen. Aden il „Wir ſtanden im Gebüſch, von großen Baum 1 ſtämmen gedeckt, mir wurde aber ſo angſt und un Ut 9 heimlich, als hätte ich eine große Sünde begangen, An 9 oder wollte eine begehen. Endlich regte ſich drüben, wic die beiden Perſonen ſtanden auf und kamen lang Ae g ſam über die kleine Wieſe herüber, Hand in Hand Wag und immer noch leiſe ſprechend, wer ſie waren, enden wußte ich nur zu gut. Und auf eiumal brechen Nam meine zwei Herren hinter ihren Bäumen vor, Com: teß Hedwig kreiſcht laut auf und huſcht davon, ins Buſchwerk hinein, der Doktor Elbau aber bleibt feſt 7 wie eine Mauer ſtehen und fragt nur: was gibts hier? ] „Hiebe für Dich, Du Schurke! — Stephan, herbei!“ ſchreit Graf Stanislaus wütend und im * Augenblick ſauſen auch die Reitpeitſchen der Beſden fur g durch die Luft. Der Doktor war gewandt ausge⸗ 109 wichen und hatte zugleich ein Piſtol in der Hand: ile „Noch einen Schlag, und ich ſchieße!“ rief er, de der gt traf ihn der Schlag ſchlag ſchon übers Geſicht und Ain der Schuß ging los, Graf Stanislaus taumelte zu⸗ Naben rück an den nächſten Baum. ee (Fortſeßung folgt.) 10 f Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg.